Medusa00

Medusa00

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11 - 15 von 802
Medusa00 vor 5 Monaten 28 12
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Na bitte, geht doch!

Eigentlich bin ich mit Üsel schon lange durch. Warum?... weil sie der allgemeinen Verflankerung anheim gefallen sind. Besonders was die ganze Opiumnitis betrifft. Die ist noch ansteckender als die Windpocken. Eine bakterielle Variante ist die Parfuminflationitis, die aber nicht nur Üsel betrifft, sondern von Arden bis XerJoff um sich gegriffen hat. Da helfen auch keine Antibiotika oder Einläufe mit warmen Salzwasser.
Wie entsteht ein Flanker? Man nehme seinen bekanntesten Duft, in diesem Falle das Opium von 1977 und hofft, daß die Trägerinnen, welche es damals trugen gestorben, senil, anosmisch oder anderwertig unterbelichtet sind. Dann nimmt man das Gerüst, zieht dem Duft alle Zähne und rührt Toffifee rein, weil das Jungvolk grade auf dem Gourmandtrip ist. Und, weil Toffifee sehr fruchtbar macht, bekommt die Mama jedes Jahr Mehrlinge.
Trotzdem hat mich die Zutatenliste von Libre neugierig gemacht, schon wegen dem Lavendel. Ich LIEBE Lavendel. Außerdem hatte ja Üsel mal so tolle Düfte wie „Nu“, „Calandre“, „Paris“, „Rive Gauche“, „Y“, „Yvresse“.
Medüse gib ihm eine Chance! Na sieh mal einer an! Mir fallen nicht gleich die Zähne raus, weil er zu süß ist. Es kullern ein paar in Bergamottenöl eingelegte, aber nicht zu süße Mandarinen durch. Lavendel kämpft ein bißchen, reißt aber dann den Vorhang auf.
Schopflavendel (siehe oben) ist lange nicht so krautig wie der urspüngliche, bekannte Lavendel und ein bißchen milder. Aber immerhin.
Blütenabsolues die ich mag.
Was mich im „Abgang“ etwas stört ist die mehlige Puddingsüße der Tonkabohne. Ich hätte mir ein wenig holzige Kante von Sandel und, daß der Lavendel mehr Krautigkeit bringt, gewünscht. Aber frau kann ja nicht alles haben. Auf jeden Fall ist Libre ein Lichtblick und durchaus tragbar.
Danke 0815abc für´s Kennenlernen.
12 Antworten
Medusa00 vor 5 Monaten 24 13
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Es ist an der Zeit...

...mal ein bißchen über mein Leben nachzudenken. Sie schnieft, streicht die Decke auf ihren Beinen zurecht. Sie hat sich in ihren alten Schaukelstuhl gesetzt und ärgert sich im gleichen Moment über sich selber, weil sie da so schlecht wieder raus kommt. „Na ja“ denkt sie „ wenn ich richtig Schwung hole, dann wirft er mich sowieso ab.“ Sie kichert ein bißchen. Für ihren Galgenhumor ist sie bekannt. Auf dem Beistelltischchen steht ein (großes) Glas Sherry und ein Flakon „Shalimar“, das reine Parfum. „Dazu sagen die heute Extrait. So ein Blödsinn, da bespuckt man sich ja bei der Aussprache.“ Sie nippt an ihrem Sherry und betröpfelt sich mit Shalimar. „Ja, die barsche Alte. Jicky spielt hier mit rein und die haben den Lavendel nicht entfernt, da wette ich.“
Sie legt eine LP auf den alten Plattenspieler. Old blue eyes singt:

„When I was 17, it was a very good year
It was a very good year for small town girls
And soft summer nights
We'd hide from the lights
On the village green
When I was 17“

Ja, so ein Girl hätte sie sein können. Die verrückten 1950er! Tante Ava war mit ihr und Eddi, ihrem Bruder, nach Amerika gereist. Mutti hatte ihr ein purpurfarbenes Petticoatkleid aus Atlasseide genäht. Unter dem Rock steckten gefühlte 85 m Tüll. UND Tante Ava schenkte ihr Shalimar. Damals schon ein berühmtes Parfüm und es unterschied sich deutlich von den Parfums die sie kannte. Kratzig, pudrig, Vanille unsüß und irgendwie geröstet.
Sie sahen den verrückten Jerry Lee Lewis. Der seinen blonden Lockenkopf schüttelte, mit irrem Blick Boogie Woogie spielte und sein Klavier anzündete. Da mußte dann manchmal sogar der Saal geräumt werden, weil das Publikum an den Kronleuchtern schaukelte.
Elvis hätten sie auch gerne gesehen. Aber Tante Ava hatte damals schon einen Fernseher und so erlebten sie seinen berühmten Hüftschwung im TV. Elvis the pelvis, ja ja.
Als sie zurück waren, hatte natürlich die Rock´n´Roll Welle schon um sich gegriffen. An der Gastwirtschaft war ein Tanzsaal, wo sie sich austoben konnten. Eddi spielte Klavier und mimte Jerry Lee. Als er es anzünden wollte, wurde er ausgebremst. Willi tanzte mit ihr wie wild, mit Schulterüberschlag und durch die Beine ziehen. Shalimar war immer mit dabei, ob es nun grade paßte oder nicht. Aber dafür sprach schon die raumgreifende Sillage.
Willi gab auf der Bühne den Hüftschwung von Elvis, wobei er aber aussah wie ein hüftkranker Kater, der versucht rückwärts einen Baum runter zu klettern. Eddi hatte sich einen Schnauzbart wachsen lassen mit dem er aussah, als hätte er grade eine Maus gefressen.
Vorne im Gastraum saßen die Eisbeinesser und regten sich über das unanständige Affengehopse auf.
Anfang der 60er flog sie mit Tante Ava nach Las Vegas, um das Rat Pack zu sehen, welches in the Sands Hotel auftrat. Sie trug ein cremefarbenes, perlenbesetztes Etuikleid. Die blonden Haare hochgesteckt. Fast sah sie aus wie Doris Day. Obwohl sie nun auch schon viele andere Düfte hatte, war ihr treuer Begleiter Shalimar. Dean Martin hätte sie nicht von der Bettkante geschubst.
Sie schnupperte an ihrer Hand. Jetzt ist sie schon Uroma.Sie und Shalimar sind immernoch da.
Ja und manchmal war es ein very good year.
13 Antworten
Medusa00 vor 5 Monaten 29 28
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Aimés großer Wurf

Pierre-Francois Guerlain war ein junger Chemiker und Arzt, als er 1828 ein kleines Geschäft in Paris eröffnete. Er interessiert sich vor allem für die Welt der Schönheit und Parfums. Das stellte in jener Zeit noch keine Industrie dar.
Er kreierte sein ersten Düfte wie „Esprit de fleurs“ und „Senteur des Champs“. Ab 1830 besteht er darauf für eine einzigartige Frau einen einzigartigen Duft zu schaffen. Sein Erfolg wuchs ständig und er erreichte, daß er Hofparfumeur aller europäischen Höfe wurde. Guerlain expandierte weiter und wurde zum Familienunternehmen.
Wenn ich hier die Geschichte von Guerlain aufschreiben würde, dann würde es Seiten füllen, aber es geht ja hier um Jicky.
Als die Söhne Gabriel und Aimé 1864 ihrem Vater folgten, übernahm Gabriel die Geschäfte und Aimé die Kreation. Nachdem Aimé mit „Fleurs d ´Italie“ und „Excellence“ erfolgreich wurde, beschloß er mit einem neuen, innovativen Duft mit dem ständigen Blumenparfumreigen zu brechen. Außerdem hatte er sich gerade in eine junge Engländerin verliebt, die ihn wahrscheinlich zu Jicky inspirierte. Er experimentierte mit synthetischen Produkten wie Vanillin (ein Aldehyd aus Vanille) und Kumarin. Jicky wurde zu einem völlig neuartigem Duft und startete schon mit zirisch-bergamottig, kräuterigen Noten. Ganze Lavendelfelder wurden abgerntet, welche durch weitere grüne Ingredenzien bestärkt wurden. Ein paar Blumen sind nur Statisten und zu vernachlässigen.
Holzige Animalik, rauchig angehaucht und in Wildleder getaucht.
Kurzum Jicky, eigentlich als Damenduft konzipiert, wurde nach seinem Erscheinen zum Skandal. Dandys und Lebemänner trugen ihn. Meistens in Club´s oder Salons. André liebte Yves, aber das nur hinter vorgehaltener Hand. Es war natürlich nicht erlaubt. Beide führten Alibiehen mit kleinen Frauchen, die brav zu Hause saßen und den Kindern beibrachten die Serviette richtig auf den Schoß zu legen, grade zu sitzen und das Besteck in der richtigen Reihenfolge zu benutzen, während der Papi im Separé mit einem kuschligen Freund schmuste. Die Zeiten haben sich zum Glück geändert und heute kann jeder schmusen mit wem er will.
Ab den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts und mit voranschreitender Emanzipation entdeckten auch Frauen Jicky für sich. Die Korsetts waren passé, die Kleider und die Haare wurden kürzer. Frau rauchte mit langen Zigarettenspitzen und dachten über das Gelaber von Sigmund Freud nach.
Jicky ist noch immer einer der großen Guerlain Klassiker, obwohl ihm ab 1925 Shalimar ein bißchen den Rang ablief.
Jicky entbehrt jeglicher Süße und ist nichts für Gourmandinen und – dinos. Die brave Hausfrau ,welche sich abends Lockenwickler reinschraubt und dem Jogginghosenpatriarchen die Latschen und die Bratkaroffeln mit Sülze bringt, wird Jicky auch nicht tragen.
Jicky ist ein Statement. Elegant, etwas unnahbar und eigentlich unerreicht.
Nur für Erwachsene oder die, die es werden wollen.
15.11.2023 Nachtrag: Ich Halbgebildete habe den Vornamen von Freud berichtigt. Die Herren André und Yves sind frei erfunden und dienen nur zur Untermalung der Story. Ich hätte sie auch Tim und Struppi nennen können.
28 Antworten
Medusa00 vor 6 Monaten 45 26
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Ihr mögt mich nicht? Na und, es kratzt mich nicht...


Über mich ist schon vieles geschrieben worden hier auf parfumo. Positives und Negatives. Viele mußten einfach nur ihren Senf dazu geben. Manche haben kein gutes Haar an mir gelassen. Doch, was scherts die alte Eiche, wenn ein Schwein sich an ihr schubbert. Über das Positive freue ich mich und das Negative.... va te faire foutre. Hallo, ich bin das berühmteste Parfum der Welt! Ich stehe seit 1959 in New York, im Museum of Modern Art.
Das muß erstmal einer nachmachen. Auf der Weltrangliste ganz oben. Die Anderen kommen und gehen. Keins wird es schaffen zur Legende zu werden. Da beißt die Maus keinen Faden ab, da kann sie knabbern soviel sie will.
102 Jahre! Ich bin ne rüstige Oma, das kann ich Euch aber sagen und rüstige Omas lieben mich auch meistens. 102 Jahre ist es her, daß Gabrielle Chanel den Ernest Beaux beauftrage einen Duft zu erschaffen für Frauen, das wie eine Frau riecht. Coco Chanel wurde damals von Jean Cocteau der „Todesengel der Mode“ genannt. Na klar, sie hatte die Frauen aus dem Korsett befreit und sie bestärkt sich die Haare abzuschneiden.
Sie wollte kein niedliches Blümchenparfum. Als Beaux so vor sich hin experimentierte – er sollt ja ein innovatives Parfum kreieren, was die Welt so noch nicht gerochen hatte - eine abstrakte Kreation sollte geschaffen werden und so schuf Beaux mit Hilfe von Aldehyden einen synthetischen Duft, der in keiner Weise die Natur nachahmen sollte. Die Aldehyde bremsten die schweren Blütenessenzen aus und verliehen ihnen eine seifige, berauschende Frische. So ein bißchen riechen Aldehyde auch wie ein heißes Bügeleisen auf nassem Leinen. Natürlich bestehe ich nicht nur aus Aldehyden. Ich habe auch noch Maiglocken, Rosen, pudrige Ires etc. und in der Basis Holz und grünen Vetiver zu bieten, Aus den ganzen Experimenten fischte Mademoiselle Chanel die 5. Probe heraus. So nannten sie mich dann Chanel No 5.
Ich weiß jetzt auch gar nicht, ob Coco damals bewußt war, welche Lawine sie auslöste. Ob sie geahnt hat, daß ich mal das berühmteste Parfum der Welt werden sollte? 1944 standen amerikanische GIs im befreiten Paris vor den Parfümerien Schlange, um ihren Frauen oder Freundinnen zu Hause einen Flakon No 5 mitzbringen.
Marilyn Monroe (die angeblich nachts nur No 5 und sonst gar nichts trug) machte mich in den 1950ern weltweit zum Star.
Da guckt Ihr! Und wißt Ihr was? Keiner wird mich vom Thron schubsen. Nicht heute und nicht in 102 Jahren.
Mädels von 16 bis 86, wenn Ihr mich liebt und Euer Lebensabschnittsgefährte nicht, dann schickt ihn zu seiner Mami, dann kann er mit ihr und Tante Irma „Mensch ärger´Dich nicht“ spielen.
26 Antworten
Medusa00 vor 6 Monaten 19 17
3
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Weckt das Vollweib in Dir!

Zuerst mal danke Can, daß ich diesen tollen Duft kennen lernen durfte.
Tja, Marieposa und Can haben ihn schon poetisch, erotisch in schöne Worte gepackt. Das möchte ich auch nicht toppen.
Trotzdem, dieser Diego weckt das Vollweib in Dir. Wie nun soll man sich Vollweiber vorstellen? Wie eine Kugelstoßerin aus der Olympiamannschaft? Nein. Wie eine dieser Aufblaspuppen von einer Inseldatingshow? Mit Atomsilikonbusen, aufgepumpten Lippen und dem IQ einer Quietschente. Die selber nicht mehr weiß welche Teile von ihr natürlichen Ursprungs waren. Nee! Oder diese Filzträgerinnen mit Augenbrauen wie Schulzes Riesenschnauzer, die glauben ein BH ist eine Steinschleuder und ein Mascara eine japanische Automarke? Ganz bestimmt nicht.
Die Bezeichnung „Weib“ soll hier nicht negativ behaftet sein. Auch „Kerle“ dürfen ihn tragen.
Vollweiber stehen mit beiden Beinen im Leben, tragen einen Arbeitsanzug mit derselben Grandezza wie ein Abendkleid, haben eine eigene Meinung, tun diese kund, wissen aber auch wenn frau mal den Schnarch halten soll.
Diego kann man nicht halbherzig auftragen und dann mal so einen Kommi dahinschludern. Hier schmilzt frau eher dahin. Und glaubt mir, ich bin nicht mehr so leicht zu beeindrucken.
Eigentlich kann ich dieses Kunstwerk gar nicht aufdruseln, so komplex und facettenreich ist es.
Es kullern reife Zitrusfrüchte vorbei, aber nur als Sorbet. Schaum, mit leichter Süße. Ein Meer oder mehr von Blüten und alle die ich mag! Irispuder, Veilchensüße und nein, ich kann sie nicht alle einordnen. Betörend, berauschend. Irgendwie überirdisch!
Creme, Moschus, angekokelte Späne von Sandel. Und immer zieht ein Hauch von dezenter Süße vorbei. Puder!
Was nun? Ein Negligee muß her. Spitze aus Plauen! Nicht schwarz, nicht weiß! Purpur, smaragdgrün oder nachtblau. Da wird der Pantoffelheld im Flanellpyjama aber Augen machen. Euer aller14 Tage Tralalus wird wieder munter!
Eingestellt! Leider sterben die Schönen manchmal früh. Aber Diego erinnert mich an andere Schöne, die sogar ein bißchen ähnlich sind. Der "Anonimo Veneziano"
von Nobile 1942 oder "Love, the Kay to Live". Ein Hauch von Poison, ohne Wumms. Etwas surrealistische, animalische Zerfließung der 80er Düfte von Dali.
Der Flakon. Ich frage mich welcher Art Umnachtung der Flakondesigner anheim gefallen ist? So ein schöner Duft in einem Flakon, der aussieht wie eine WC Ente auf der Flucht. Vielleicht wollte er auch, daß den Diego niemand kauft um mehr für sich selber zu haben. Wir werden es nie erfahren.

17 Antworten
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