Melony

Interessanterweise erkenne ich keine einzige Note im Duft wieder, die gelistet ist. Ich habe ihn getestet, ohne auf die Komposition zu achten. Im Opening hatte ich direkt eine Schwarz/Weiß-Film-Assoziation. Ich dachte, ich habe DEN Puderduft gefunden, den ich mit dieser Vorstellung verbinden möchte. In der ersten Stunde war er direkt ein Kaufkandidat. Im weiteren Verlauf nehme ich etwas Würziges wahr, das mir immer weniger und weniger gefällt. Ich fühle mich nicht mehr zu 100 Prozent wohl mit dem Duft, als ob eine Distanz zwischen uns ist. Im Nachhinein denke ich, dass Patchouli das Puder weggeblasen hat und dem Duft den düsteren Auftritt verleiht. Ein Duft mit Verlauf, ohne Fokus auf eine bestimmte Note. Von Puder zu düsterer Würze.

Ein Gourmand, wie ich ihn mir in der perfekten Dosis vorstelle. Nicht essbar, authentisch, nicht synthetisch und nicht linear. Und ich habe schon viele Gourmands getestet, wobei mir alle immer zu essbar oder künstlich waren. Ich reihe Bianco Latte von der Gourmandintensität in die Richtung "Love Don't Be Shy (Perfume) | Kilian" ein, den ich auch liebe.

Auf den ersten Sprüher überrascht mich eine pudrige Karamellnote. Es erinnert mich an ein Gebäck. Ich muss sofort an Süditalien denken. Alsbald das Pudrige verfliegt, umgibt mich eine wunderschöne Vanillenote, die mich durch den ganzen Duftverlauf begleitet. Ein Ganzjahres-Gourmand, dessen Drydown abends im Bett ein Wohlfühlgefühl auslöst.

Ja, Bianco Latte ist süß und es ist ein Gourmand. Obwohl die Duftkomposition mich an ein italienisches Gebäck erinnert, verleitet der Duft nicht zum Reinbeißen. Schwierig zu beschreiben, aber für mich hat hier Giardini di Toscana eine wunderbare Balance aus Parfüm und Gourmand hingekriegt. Ich habe mit Bianco Latte meine Traumvanille und meinen idealen Gourmand gefunden. Natürlich geht die Parfümreise weiter und ich werde noch vieles entdecken, aber diese Kreation erfüllt gerade jetzt genau das, was ich mir vorgestellt habe.

Passend zum Valentinstag erreichte mich ein Päckchen. Ungeahnt befand sich dieser schmucke Flakon darin und wartete darauf, die nächste Trägerin damit zu umhüllen. Mich. Obwohl ich weitestgehend mit fruchtig-süssen Düften abgeschlossen habe, bekehrte mich diese Duftkomposition. Üblicherweise hinterlassen Düfte mit dominanten Früchten eine metallische Note auf meiner Haut - bei diesem soll es nicht so sein. Der Auftakt beginnt wuchtig-fruchtig ohne stechende oder alkoholische Beigabe. Die Himbeere und die Zitrusfrüchte sind eindeutig erkennbar. Kurz später gesellt sich die tiefere Süsse der Johannisbeere dazu, die in einer feinen Vanilleschote eingebettet wird. So nehme ich das Parfüm die nächsten Stunden wahr und wenn ich Lust auf den fruchtigen Frischekick der Kopfnote habe, sprühe ich nach. Mein Valentinstagsgeschenk hat für mich den Frühling eingeläutet. I wanna be YOUR girl of now, forever

Ich habe Casmir schon bei sovielen Parfumas in der Sammlung gesehen. Vorallem in Sammlungen von über 100 Düften. Ich dachte mir immer, was das wohl für ein altbackener Duft ist vom Jahr 1991. Dazu noch das Flakonfoto auf Parfumo, das für mich den Duft nicht attraktiver machte. Und ja zugegeben, ich habe Vorurteile und finde bereits 90er Düfte automatisch altbacken. Aber wie hier bewiesen eimmal mehr zu Unrecht.

Nun war ich in der Drogerie und vor mir stand Casmir. Ich konnte es mir nicht verkneifen, griff danach und sprühte vorsichtig, ängstlich auf den Teststreifen in der Hoffnung ich erwische meine Finger dabei nicht, damit ich nicht den restlichen Tag altbacken rieche. Da kam die Kehrtwende. Was ein toller Duft! Die Kopfnote steigt sofort in die Nase, der Alkohol sofort verflüchtigt. So mag ich ein Opening. Einzelne Akkorde sind erkennbar. Im weiteren Verlauf nehme ich eine tiefgründige, aber schwere Vanille wahr. Ausgezeichnete Haltbarkeit. Ein schwerer Orientale, aber so gefällt mir die Richtung. Casmir, ich mag dich!

Nasomatto's Narcotic Venus verspricht ein "...unwiderstehliches und extrem anziehendes Elixier, das die überwältigende Kraft weiblicher Verführung heraufbeschwört". Meine Erwartungen habe ich dementsprechend hoch angesetzt.

Kurz nach dem Aufsprühen werde ich von Jasmin und Tuberose erschlagen. Den Auftakt empfinde ich als stechend und altbacken. Ich habe einen Abwaschdrang und gebe nach. Dann google ich nach der Parfumbeschreibung. "Es handelt sich um einen Zaubertrank, von dem ein betörender Duft ausgeht. Narcotic V. lässt die Göttin der Liebe wiederauferstehen und zelebriert ultimative Weiblichkeit und Sinnlichkeit". Also ich zelebriere gar nichts ausser den Moment, in dem ich den Duft nicht mehr riechen muss, denke ich mir. Ich spüre auch keine Göttin in mir, die wiederaufsteht. Wo ist denn jetzt meine ultimative Weiblichkeit? Frage ich mich. Ich warte, liebe Venus.

Geknickt und ohne weitere Hoffnungen vergesse ich den Duft wieder und widme mich dem Alltäglichen. Und dann nach ungefähr 30 Minuten strömt mir eine Welle aus einem Blumenbouquet entgegen. Angenehm, frisch. Obwohl ich ihn vermeintlich abgewaschen hatte, muss ich immer wieder an meinem Handgelenk riechen. Die versprochene Erotik bleibt zwar aus, aber ich bekomme einen gut komponierten Frühlingsduft.

Ich sehe den Duft bei jeder Frau jeden Alters. Trotzdem ist Narcotic V. für mich kein Kaufkandidat, weil mir das Opening überhaupt nicht zusagt.