Mikri

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1 - 5 von 9
Mikri vor 11 Jahren 6 6
Orangenauftakt mit würzig-holzigem Agrumenfinale
Leider sagte mir mein Händler, dass dieses tolle Wässerchen nicht mehr hergestellt wird. Ich habe mir das After Shave und die Rasiercreme (die übrigens eine Diva ist) zugelegt.

Eine Kopf-, Basis- und Herznote heraus zu kristallisieren ist sehr schwierig.

Beim ersten Auftragen erscheint eine sehr florale Orangennote, die richtig unverfälscht wahrnehmbar ist, so gar nicht künstlich - eher wie beim Auspressen von reifen Orangen.
Weiter verändert sich der Duft nicht sehr, ausser dass mit zunehmender Dauer des Verweilens auf der Haut die Holznoten sanft und lieblich die Nase streicheln und dann in einen würzigen Agrumencocktail übergehen, der vom Duft her so stehen bleibt, um sich langsam nach und nach abzuschwächen.

Ich konnte nicht herausfinden, wann dieser schöne Duft entwickelt wurde. Ich zähle ihn jedoch zu den "Alten" Düften. Ich vergleiche den Duftcharakter mit dem des Wellington von Geo.F. Trumper. Diese Art Düfte gehören so gar nicht mehr in unsere Zeit, wirken aber im künstlichen Dufterleben unserer Gegenwart sehr erfrischend und erregen Aufsehen - gerade weil sie in dieser Art nicht mehr "Saison" haben.

Ein galanter Duft für den gepflegten Herrn, der sich gerne mit einem Hauch Romantik oder Art Deco umgibt. Schade, dass ich ihn zu spät kennen lernen durfte.

Edith meint: Mittlerweile habe ich mich auch mit dem EdC und weiteren Flaschen des AS für einige Zeit eindecken können. Ich mag diesen Duft wirklich. Ich denke, was noch erhältlich ist, ist Abverkauf. (13.01.14)
6 Antworten
Mikri vor 12 Jahren 8 5
Zarter Fougère
Ich habe dieses EdC in der 250 ml Flasche von einem Forumskollegen (gut-rasiert) aus Deutschlands Norden bekommen, der immer wieder einmal nach Tschechien fährt. Dort deckt er sich mit allem Möglichen an Rasurzubehör ein und lässt uns daran teilhaben.

Alpa eau de Cologne Fougère... hmm, dachte ich beim ersten Erschnuppern am soeben entdeckelten Flakon. Ein richtiger Fougère ist es meines Erachtens, da die Duftkomposition Fougère genau mein Duft ist. Hält es aber auch auf der Haut, was es in der Flasche verspricht?
Heute war es soweit. Nach einer Top-Rasur gestern Abend, natürlich mit dem Messer, wurde dieses Wässerchen grosszügig verteilt. Grosszügig darum, weil die Öffnung keine andere Dosierung zulässt.

Bei einer Duftkomposition wie einem reinen Fougère kann ich weder über Kopf- noch über Herz- und schon gar nicht von Basisnote sprechen. Es ist alles eins, sofern nichts anderes mit hineingebaut wurde.

Fougère von Alpa duftet im ersten Anflug sehr frisch, ein wenig nach frischem Heu. Sofort danach nehme ich aber den typische Bitterduft wahr, der ein Fougère ausmachen sollte. Alpas Fougère hat auch eine süssliche Komponente, ohne jedoch zu "kleben". Lavendel, dessen Duft ich sehr mag und der bei mir im Garten im Überfluss wuchert, kann ich fast gar nicht wahrnehmen.

Was übrig bleibt ist nach etwa einer Stunde ein schlichter, frischer Geruch, der sehr zurückhaltend und gepflegt wirkt. Ein Duft, frischem, sonnengetrocknetem Heu ähnlich.
Für einen Herrn, der zu einem Vorstellungsgespräch geladen ist, kann ich mir diesen Duft gut vorstellen. Fougère wirkt zeitlos, aber doch elegant und lässt den Träger dezent, unaufdringlich aber gepflegt duften.

Das Fougère ist für mich absolut Alltagstauglich. Man zieht keine Fahne hinter sich ehr, die Sillage ist eher schwach, ebenfalls die Haltbarkeit. Über die Art des Flakons kann man sich wie üblich streiten.

Schwachpunkt ist wie eingangs erwähnt die grosszügige Öffnung des Flakons und die eingeschränkte Verfügbarkeit in der westlichen Hemisphäre. Doch das tut dem Duft glücklicherweise keine Abbruch.

Von mir erhält der Duft die Note gut - kaufe ich wieder, sofern die Möglichkeit besteht.
5 Antworten
Mikri vor 12 Jahren 2 1
Das Meiste ist gesagt
Nachdem ich jüngst über Wellington von Geo. F. Trumper geschrieben habe (hier: http://www.parfumo.de/Parfums/Geo_F_Trumper/Wellington_Cologne), musste der Vergleich her.

Ich habe heute Abend den Direktvergleich zwischen Penhaligon's Blenheim Bouquet und Wellington gemacht. Wellington auf das rechte Handgelenk, Blenheim Bouquet auf das linke.

Blenheim Bouquet ist von Beginn an in der Kopfnote von agrumenreichem Duft, für mich ein wenig zu aufdringlich zitrisch, wenn auch nicht negativ.

Nach etwa zwei Stunden sind die Düfte in etwa dieselben wobei, für meine Nase, Wellington eben zur Zurückhaltung neigt, während Blenheim Bouquet sich immer noch stark in den Vordergrund drängt.

Ich persönlich komme erneut zum Fazit: Ich mag die Zurückhaltung mehr als das Prahlerische.
1 Antwort
Mikri vor 12 Jahren 13 2
10
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Sir Arthur Conan Doyle und meine Emanzipation vom Mainstream
Es ist über diesen Duft von den drei unten stehenden Rezensenten bereits soviel und so gut geschrieben worden, dass ich hier lediglich noch einbringen kann, was meine Empfindungswelt mit diesem Duft verbindet.

Ich habe an Spanish Leather erstmals im letzten November, als mich mein Weg auf der Suche nach der perfekten Rasur immer wieder einmal an die Kramgasse 25 zum Verkäufer edlen Rasurzubehörs meines Vertrauens führte, geschnuppert. Man darf sich den Laden, der sich gegenüber des Münsters hinter einem modern daherkommenden Optikergeschäft befindet, so vorstellen wie Geo. F. Trumper an der Curzon Street oder Taylors an der Jermyn Street in London. Dunkle Eiche dominiert den Raum, und obwohl er klein ist wird er dadurch nicht erschlagen. Da stehen die Düfte Geo. F. Trumpers zwischen den Düften Taylors of Old Bond Street und Castle Forbes. Dort stehen edle Rasierpinsel in einer Vitrine und hier liegen handwerklich perfekte Rasiermesser unter Glas, alles wohlfeil, alles mit Herzblut.

Ich befand mich also in diesem Ambiente und schnupperte an diesem Duft - Paff!! Wo bin ich hier?
In meinem Kopf erscheinen Bilder von Arthur Conan Doyle, Sherlock Holmes, Baker Street. Von dunklem Bier und Märkten, verruchten Pubs in Soho. All diese Assoziationen auf einmal knallen in mein Innerstes hinein, berühren meine Seele. Das dreckige des Patchouli lässt erahnen, wie die Strassen Londons Ende des vorletzten, zu Anfang des letzten Jahrhunderts gerochen haben müssen. Moschus und Rose gehen wieder diese unglaubliche Verbindung miteinander ein, die ich bereits von Wellington her kenne und liebe. Der Duft wirft mich aus der Bahn, ich muss mich in den mit braunem Leder edel bezogenen Stuhl setzen, der mitten im Raum steht. Ich brauche eine kurze Zeit der Erholung und luge hastig in meine Geldbörse. Glücklicherweise, denke ich, habe ich mit Bargeld unausgerüstet diesen Laden betreten. Wer weiss, wie das geendet hätte. Nein, diesen Duft musst du sich entwickeln lassen, dachte ich. Ich habe ihn also auf meine Haut gesprüht und bin davonflaniert. Den ganzen Weg zu Fuss von der Berner Altstadt bis zum Bahnhof. Ständig an meinen Handgelenken schnüffelnd. Ich muss auf Passanten gewirkt haben wie ein Süchtiger, wenn es überbaupt jemand wahrgenommen haben sollte, was ich für eher unwahrscheinlich halte.

Je mehr Weg ich zurücklegte, desto wärmer wurde dieser Duft, bis wirklich dieser an Leder erinnernde Geruch sich zeigte. Hintergründig aber deutlich wahrzunehmen, war da dieser Geruch aus meiner Kindheit, den ich so gerne hatte. Genau in diesem Moment als ich diesen Duft wahrnahm - Paff! zum Zweiten. Innerhalb einer halben Stunde zweimal emotional entmachtet - meine Güte! Ich hätte die Welt umarmen können in diesem Moment.

Ich danke wem auch immer, dass ich keinen Grossvater hatte, dem ich diese Essenz des Duftes an den Körper erinnern müsste.
Nein, ich habe einen Grossvater gehabt, in dessen Sattlerei ich diesen wunderbaren Duft beheimaten kann. Wenn ich Spanish Leather trage, schwebe ich an der Decke der kleinen Sattlerei im Grenzland des Berner Oberlandes und des Emmentals. Sehe dabei meinem Grossvater zu, wie er das Leder zu kunstvollen Geschirren für Pferde oder Glockenriemen für Kühe verarbeitet. Er war einer der letzten seines Standes. Er hatte sich zeitlebens keinen Duft geleistet ausser den nach Leder, Schweiss und Arbeit - und - seinem Pfeifentabak. Als 1899 in ärmsten Verhältnissen als Sohn eines Korbmachers geborenem Handwerker wäre ihm ein anderer Duft auch nicht zugestanden. Ich mochte ihn, obwohl eher wortkarg, sehr.

Dieser Duft ist für mich definitiv eine Komposition, die es verdient hat sie zu tragen, mit Stolz und Würde, den Kopf aufrecht, den Rücken gerade - genau wie Watson ihn an der Seite von Sherlock Holmes getragen haben muss. Dazu eine stilvolle Kopfbedeckung.

Nein, noch bin ich kein Grossvater und dieser Duft trägt sicherlich nicht dazu bei, einer zu werden. Dazu müssen andere beitragen. Aber dieser Duft hat meine Emanzipation vom Mainstream eingeleitet.

Ja; ich habe mir diesen Duft gekauft und zwar bei Geo. F. Trumper an der Curzon Street in London. Ich habe ihn einem wahren Gentleman abgekauft, der mit geradem Rücken und aufrechter Körperhaltung hinter seinem Ladentisch stand.

Spanish Leather hebt sich würdevoll von den all zu vielen Modedüften in unseren Städten ab. Bravo.

Schön, dass ihr bis hierher mitgelesen habt.
2 Antworten
Mikri vor 12 Jahren 16 5
Wellington - oder Blenheim Bouquet von Geo.F. Trumper
Ich werde versuchen, meine grenzenlose Begeisterung etwas zu zügeln.
Diesen Duft habe ich erstmals im November 2011 erschnüffelt, als ich an einem Kurs für die Nassrasur mit Rasiermesser und Rasierhobel teilgenommen hatte.
Dieser Duft ist der Gentleman Duft des englischen Herrn. Er verkörpert für mich 3 englische Tugenden (Ich bitte um Nachsicht, wenn ich jetzt in ein Stereotyp verfalle).

-Höflichkeit, Wellington drängt sich nicht schrill auf.
-Fair Play, Wellington ist ein ehrlicher Duft aus natürlichen Ingredienzien
-Zurückhaltung, Wellington ist ein zurückhaltender Duft, der dem Stil verleiht, der ihn trägt.

Ich habe dann Trumpers Wellington im Regal stehen lassen und mir Taylors Sandalwood gekauft.
Ich werte das nicht als Fehler - nein - eher als ein Versäumnis.
Am 21. Februar 2012 hatte ich die Gelegenheit zu einem Kurztripp nach London. Mein direkter Weg vom Flughafen Heathrow führte zwangsweise ins Hotel in Soho, aber dann konnte ich es kaum erwarten nach Mayfair zu gelangen. Ich bekenne kleinlaut, dass ich erst Taylors aufsuchte und erst, sozusagen als Sahnehäubchen, zuletzt bei Geo. F. Trumper vorbeischaute. Nun durfte er endlich zu mir kommen dieser grossartige Gentleman Duft.

Ich gebe zu, ich habe Blenheim Bouquet von Penhaligon's ebenfalls getestet, ich habe mir umgehend die Rasiercreme dazu gekauft - aber - das Wellington Cologne von Trumpers ist eine Spur analoger, echter, feiner, obwohl diese Blenheim-Bouquet-Düfte nahezu identisch sind.

Die Kopfnote explodiert förmlich in einer Agrumen-Orgie aus Orange, Bergamotte und Zitrone (diese jedoch nur ganz leicht und unaufdringlich). Gleich darauf erscheint ein würziger Rosmarin Duft.
Die Herznote ist leicht zu erahnen, vor allem die Rose. Sie verbindet sich harmonisch mit dem sehr leichtfüssig daherkommenden Moschus der Basisnote.

Wellington duftet insgesamt warm, würzig und leicht blumig - aber ein männliches Blumig - im Unterschied zu floral, dem ich eher ein weibliches Attribut zuschreibe. Zurück bleibt ein frisch zitrischer Duft mit ganz wenig Moschus.

Was mich an diesem Duft aufs Äusserste fasziniert, ist die Geburtsstunde. Ein Jahr nach Geschäftsgründung von Geo.F. Trumper in London, Leute; 1876. Stellt euch das einmal vor. Diesen Duft, der nach Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington, Militärführer, Stratege, Sieger über Napoleon bei der Schlacht von Waterloo und Premierminister Englands benannt ist, haben bereits Staatsmänner und Könige getragen. Ich weiss, ich oute mich hier gerade als absoluten Nostalgiker. Aber sind sie nicht schön und wertvoll diese "alten" Dinge? Wie oft haben wir uns alle über Dinge der Neuzeit geärgert? Über Wellington werde ich mich nie ärgern müssen.

Das Flakon ist aus geätztem Glas, matt, sehr wertig und mit der Krone des Hoflieferanten aus Messing versehen. Schraubt man die Krone ab erscheint ein Splasher. Also nicht sparsam die Flüssigkeit in die hohle Hand splashen und grosszügig überall dort applizieren, wo man mag, dann sollte einer langanhaltenden Beduftung nichts im Weg stehen.

Ein Duft wie Wellington von Geo.F. Trumper ist zwar uralt, aber nicht altbacken - ganz im Gegenteil. Na, neugierig geworden? Schön, dass ihr bis hierher mitgelesen habt.

Watch this: http://www.youtube.com/watch?v=LsK5MoJZ75M

Nachtrag vom 14.03.12
Ich habe heute Abend den Direktvergleich zwischen Penhaligon's Blenheim Bouquet und Wellington gemacht. Blenheim Bouquet ist von Beginn an in der Kopfnote von agrumenreichem Duft, für mich ein wenig zu aufdringlich zitrisch, wenn auch nicht negativ. Nach etwa zwei Stunden sind die Düfte in etwa dieselben wobei, für meine Nase, Wellington eben zur Zurückhaltung neigt, während Blenheim Bouquet sich immer noch stark in den Vordergrund drängt.
Ich persönlich komme erneut zum Fazit: Ich mag die Zurückhaltung mehr als das Prahlerische.
5 Antworten
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