Moreno

...minus gezuckertem Rhabarber;
plus undefinierbare Gewürzmischung;
minus Kakao;
plus Leder.

Sicherlich keine Duftzwillinge, aber sie sind sich hin und wieder über den Weg gelaufen und konnten sich sogar über das ein oder Thema recht gut austauschen.
Sobald sich die Nacht über den Tag legt, zieht er mit seinem etwas schicker gekleideten Kumpel "Bleu de Chanel" durch die Bars der Stadt und genießt das Interesse, das ihm allerseits entgegen gebracht wird; wobei niemand wirklich sicher sagen kann, ob er Freund oder Feind ist.
Komisches Kerlchen, manchmal etwas anstrengend, aber irgendwie mag man ihn.

So weit mein Eindruck, als ich Issey Miyake's "Nuit d'Issey" das erste Mal getestet habe.

Würde Coca Cola eine "Coke Zimt" oder "Coke Christmas" auf den Markt bringen, würde diese so schmecken, wie YSL's Opium riecht.

Der Auftakt ist brachial – extrem trockene Noten Überschatten in den ersten Minuten Alles.
Ob man es animalisch, modrig, Peferdestall oder alter Holzschrank nennt, ist persönliche Interpretationssache.
Ich tendiere zu letzterem (kann aber auch die anderen Interpretationen nachvollziehen).

Danach wird's rauchig und erdig.

Nach etwa einer Stunde wird's angenehm hölzern, es bleibt etwas bitter, und eine eingeschränkte süß-rauchige Note schwingt mit.
Nachdem sich der Duft "abreagiert" hat und wirklich wohlriechend wird, lässt er auf meiner Haut allerdings schon wieder sehr schnell nach.

Finde Oud Assam nicht schlecht, er ist besonders, aber für mich kommt nach dem gewöhnungsbedürftigen Start nicht mehr genug.

Als ich gestern meine Abfüllung vom L'Homme Idéal bekam, hatte ich noch gar keine Ahnung, was mich erwartet. Nicht einmal die (theoretische) Duftpyramide war mir bekannt.
Beim ersten Aufsprühen war ich dann doch überrascht – positiv. Der Name des Duftes ist auf jeden Fall nicht Programm – nicht im herkömmlichen Sinne.

Nach den ersten Minuten begann ich zu rätseln, woher mir der Duft bekannt vorkam. Handelt es sich um Kindheitserinnerungen? ...Weihnachten, Marzipan? ...nein! 1 Million!
Aber kann das sein? 2009 habe ich dem Duft nach zwei Monaten den Rücken gekehrt, weil er mir einfach nicht mehr gefiel.
Außerdem findet auch meine Freundin 1 Million ziemlich unangenehm. Mit L'Homme Idéal hat sie allerdings gar kein Problem – im Gegenteil.

Ich bin etwas verwundert, dass mir der Idéal so gut gefällt – auch, weil er sehr "weich" ist.
Wird wahrscheinlich nicht "mein Duft" werden, aber ein kleines Fläschchen für zwischendurch hätte ich doch schon gerne.

Wer also in der Vergangenheit eine gute Beziehung zum Million hatte und nun nach einer erwachseneren, (vor allem) sinnlicheren, schwereren Variante sucht, die wirklich sehr gut in den Winter passt, sollte den Ideál mal antesten.
Man sollte als Mann bei diesem Duft übrigens keine Scheu vor der eigenen weiblichen Seite haben – aber vielleicht macht gerade DAS den idéalen Mann aus und der Name des Duftes ist DOCH Programm ;-)

Wie bereits hier in einer Kommentar-Headline beschrieben wurde – ich zitiere:
"Kreativer, gourmandiger Gewürz-Schokokuchen, den man "erlernen" muss"
– verändert sich die Wahrnehmung der Nase gegenüber des Duftes bereits am zweiten Tag des Tragens. Er riecht weniger "hart" und man beginnt, die anderen Zutaten zu schätzen und zu lieben. Nachdem der Duft den Träger / Tester vorerst stark überfordern kann, muss man dem Duft einfach die nötige Zeit und Gelegenheit geben, sich von seiner anderen Seite zu zeigen. Beim ersten Auftragen, kann man all seine Facetten unmöglich erfassen.
Es lohnt sich also, den Duft zu behalten, wenn man einen Blindkauf gestartet hat und zuerst unzufrieden mit dieser Entscheidung war.

Gerade jetzt, in der kalten "dunklen Jahreszeit", lohnt es sich, zuzugreifen.
Wenn's jedoch am dritten Tag nicht "besser wird" oder man einen "Allrounder" (wie Le Mâle) gesucht hat... am Besten weiterschenken /-verkaufen.