Moschusochse

... mögen sich die Schöpfer dieses Produkts gedacht haben. Auftakt und mittlerer Verlauf erinnern deutlich an DHS 2008. Was ja nicht schlecht ist, persönlich gefällt mir der "08er"-Dior sogar am besten von all seinen Versionen.

Nun, geahnt habe ich das nicht, es war ein Blindkauf: sehr günstiger Preis, sehr wahrschenlich ein Sommer-Freshie einer mir sehr sympathishen Marke.

Also: Auftakt parfüm-agrumig, kaum süß. Dann dominant besagte DHS-Note (ohne Iris). Irgendwie rosmarinig, aber grundsätzlich finde ich ist diese Note eine samtig-transparente Würze. Cashmeran in Mini-Dosis, so empfinde ich das, gespickt mit allerhand üblicher Luft-Kräuter-Salz-Zeitgenössigkeit. Durchaus kein Duschgel oder billig, das nicht. Ein angenehmer Duft nach Parfüm-Qualität.

Ein nennenswerten Drydown entwickelt sich nicht. Der Dufteindruck bleibt bis zum Verfliegen recht gleichförmig, es kommt ein etwas zu süßlicher Saubermoschus zum Vorschein, zum Glück nur sehr dezent.

Also, wer den Iris-freien Dior Homme Sport von 2008 vermisst, darf hier zuschlagen. Was dem Tacchini leider abgeht ist die elegante Weihrauch-Note im frühen Drydown und auch die knackig-trockene Holzigkeit fehlt. Vielleicht doch mehr ein DHS/Cologne-Mix. Ein simplifizierter Sommer-Homme-Sport, trotzdem kein Cologne-Klon.

Den Flakon finde ich schlicht-funktional-schick. 30ml kompakte Koffergröße.

Das mithin "klassisch" zu nennende "Agua Fresca" von Adolfo Dominguez hat auf Parfumo viele Sympathisanten, einer davon bin ich. Ein kernig-spanischer Barbershop mit Kiefer, natürlicher Anmutung und eingebautem Spanien-Nachgefühl.
"Citrus Cedro" hat, trotz des Namens, nicht viel mit diesem "Agua Fresca" gemin. Es ist für meine Nase sehr deutlich an Dior's "Homme Cologne" angelehnt, könnte fast als angewürztere, "spanischere" Interpretation des Franzosen-Freshie gelten.
"Homme Cologne" habe ich im Sommer 2013 zuert gerne getragen, hatte es dann schnell über. Doch etwas zu künstlich und mit einem zu simplen Duftverlauf.
"Citrus Cedro" ist das bessere "Homme Cologne": Sein Auftakt ist praktisch identisch mit Dior. Blau-zitrisch-plasti-pampelmusig. Eine transparente Zitrusnote mit zuviel Laborgeschmack.
Die Herznote wird dann blümelant wie beim Dior - riecht ebenfalls praktisch identisch - und ist mir doch eine Spur angenehmer. Denn Dominguez hat noch Würze und Markanz beigemischt. Pfeffer und Ingwer steht's, ist aber eher eine abstrakte würzige Holzigkeit. Parfüm-Ingwer eben. Es mindert aber geschickt die "Grapefruitblütige"-Kunstsüße die ich beim Dior Cologne mittlerweile verabscheue. "Citrus Cedro" ist hier auch deutlich maskuliner aals das androgyne Dior.
Basis: Leichter Moschus, frisch-abstrakte Zeder, die ih sonst trotz des Namens kaum wahrnehme und wie der Vorkommentar auch feststellt, etwas Weihrauch. Auch hier etwas paradox: Irgendwie derselbe Drydwon wie beim Cologne. Aber mit Geschick noch eine spanisch-maskuline Ebene hinzugefügt.
Preislich deutlich vorteilhafter als Dior, Dominguez wird in-house bei Puig komponiert und produziert und man merkt das hier absolute Profis mit der gesamten Palette and Duftstoffen am Werk sind. Der Preis sagt hier nichts über die Qualität aus, es geht ihm schlicht die Werbung und die Dior-Prämie ab.
Wer das Homme Cologne mag, sollte nicht zögern diese Alternative, die insgesamt etwas runder, natürlicher anmutet, einmal auszuprobieren. Und wer "Agua Fresca" mag, wird vlt. auch die kleinen Reminiszenzen daran in diesem deutlich "moderneren" Duft zu schätzen wissen.

Das scheint den Duftnoten nach zu urteilen eine Neuauflage des Braukmann "Classic" zu sein. Und damit ein preisgünstiger, mit überwiegend natürlichen Ölen angesetzter Herrenduft der Richtung "gepflegte Unaufdringlichkeit, dennoch kernig". Kommentare hier zum Vorgänger "Classic" sehen große Ähnlichkeit zum "Man Classic" von Bogner.

Alles, wo sich Minze und Zitrone in der Kopfnote tummeln, versuche ich auf kurz oder lang unter den Rüssel zu bekommen. Egal ob Nische, Mainstream, Drogerie.
Wenn, wie hier bei "PSG", auch noch Farn, Estragon und Veilchen auf ein zusätzlich frisch-grünes Potpourri hoffen lassen, nötige ich auch schomal den nächstbesten Freund oder Kollegen beim Frankreich-Aufenthalt irgendwo eine Probe aufzutun. Hat geklappt, Pröbchen schon ausgeschnüffelt.

Das "PSG" konzeptionell und preislich eher dem Drogeriesegment zugerechnet werden muss und das auch wohl antizipierte Publikum nicht eben nischenaffin sein dürfte, ist klar aber mir egal. Der Verein Paris St. Germain ist spätestens seit der Übernahme durch korrupte Kataris und Platinis sicher kein Kaufgrund. Ich gucke lieber Union Berlin gegen Dynamo Dresden oder Braunschweig vs. Hannover.

Der Duft erinnert aber nicht an eine schweißige Umkleide und auch nur entfernt and Gras und Erde eines gut gewässerten Fußballplatzes, sondern er ist wunderbar frisch-grün und herbal - nicht wie ein Annick Goutal, aber weit entfernt von penetranter süßlichen Synthetik wie "Code Sport" und was heute alles als kräuterig und zitronig, minzig -grün durchgehen will und mich regelmäßig fragen lässt, ob ich oder "die" noch alle Rezeptoren am Epithelium habe.
Schön und interessant ist beim "PSG", dass man fast alle angegebenen Noten auch herausriecht. Die Minze ist die gefürchtete Kaugummi-Krause, und sie bleibt den ganzen Duft über präsent. Finde ich ziemlich geil. Zitrone ist die im Segment übliche Fruchtbonbon-artige, Salbei dagegen riecht natürlich und herb-würzig, Estragon anisig und Farn ist vlt. das allgemein grüne Duftgefühl. Holz und Moos im Drydown sind ebenfalls so simpel und klar erkennbar, dass das fast schon wieder nischig wirkt. Dazu noch das Veilchenblatt, das der Minze bis zum Drydown auf den Fersen bleibt, und das hier so simpel wie gekonnt Holzig, Grün und Fruchtig miteinander verbindet, wie es Jononen eben so an sich haben.

Simpel aber gekonnt lautet dann auch das Fazit. Leichtes, frisch-süßes "Grün" der Minze/Zitrone mit Würzig Herbalem ausbalanciert, Veilchenblatt sorgt als Vermittler dafür, das trotz der erkennbaren einzelnen Noten ein harmoisches Ganzes entsteht und die holzige Basis ist erfrischend frei von aller Vanille- oder Moschussüße, rundet den Wald- und Wiesencharakter des Parfums ab. Leckere Geschichte für Frühling und Sommer oder um in den vier Wänden gute Freiluft-Laune herbeizuzaubern. Schöne Geschichte!

Der Träger, mit so einem belanglosen Plastikzitrönchen (...bzw. Grapefruit u. Bergamotte) aufzutreten. Und Dior, für so etwas seinen Namen herzugeben und solche Mondpreise aufzurufen.

Die hier schon mehrmals erwähnte Limonaden-Assoziation teile ich nur bedingt und auch nur für die ersten Sekunden oder Minuten - das ist bedauerlicherweise auch schon der beste Teil des Duftverlaufs - danach wabert`s in meiner Nase nur plastik-zitrisch-transparent um recht zügig in einen Allerweltsmoschus überzugleiten.
Dabei bleibt das Gebräu immer künstlich, die puderige Dior-Signatur wurde dabei auch noch mit dem Holzhammer integriert (und passt hier gar nicht) und führt dazu, dass ich den Duft eher auf der femininen oder androgynen Seite verorte.

2013 einen Flakon besessen, der sich unter relativer Begeisterung zügig leerte - denn so ein Cologne verträgt bekanntlich auch eine sozialdemo...äh, liberale Anwendung (falsches Neudeutsch für "großzügig"). Dann dieser Tage zufällig einen "Klon" getestet und zum Vergleich nochmals eine Kleinstabfüllung des Diors geordert (Danke StefanU!). Führte zu zwei Erkenntnisen: 1.) die für ein Drittel des Dior-Preises zu habende Imitation gefällt mir besser, und 2.) scheint sich mein Parfüm-Geschmack seit 2013 geändert zu haben, denn reformuliert o.ä. wird das Cologne ja nicht sein.
Für mich ein belangloses, dünnes Wässerchen, dessen blümelig-zitrische Süße in Dutzenden Düften schon überzeugender umgesetzt wurde