MrGaunt

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6 - 10 von 30
MrGaunt vor 4 Jahren 27 4
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
9.5
Duft
Mitten ins Herz
Der Schwesterduft ist hier bekannt wie ein bunter Hund, daher werde ich nicht den klassischen Kommentar schreiben, sondern auf die Besonderheiten dieses Duftes im Vergleich zum Original eingehen.

Der Duft kommt im gleichen Metallkästchen wie Andy Tauers Miniaturen, also alles im Tauer-Style. Es scheint nur eine Art zusätzliche Beschichtung dabei zu sein. Schiebt man den Deckel weg, lacht einen eine gelbe, relativ harte Masse an und ein - zumindest den meisten - bekannter Duft strömt heraus. Diese Masse kann man nun auftragen und fertig ist die Applikation des Duftes.

Die Basis besteht aus Jojobaöl und Bienenwachs. Auch Jojobaöl ist kein klassisches Fett (Triglycerid) wie die meisten natürlichen Öle, es ist chemisch eigentlich ein Wachs (Fettalkoholester von Fettsäuren). Durch diese beiden Wachs-Hauptkomponenten fühlt sich die Basis daher für mich sehr angenehm an und weniger schmierig-fettig. Wer Bienenwachs-Lippenpflege nutzt oder Jojobaöl als Massageöl kennt, der weiss vermutlich wovon ich rede. Trotz einer leichten Schmiereigenschaft ist es auch ein irgendwie trockenes Gefühl. Finde ich sehr angenehm. Jojobaöl ist als hochwertig zu betrachten.

Nun zum Duft. Ich bin nicht gerade erfahren mit Attars, aber die Duftentwicklung scheint mir sehr ähnlich. Im Gegensatz zum Original-LDDM fehlt etwas die Entwicklung, dafür ist aber der etwas harsche Effekt am Anfang weg. Der Duft steigt also quasi im Herz ein und blendet nahtlos in die Basis über. Das liegt natürlich an den Eigenschaften der Grundlage. Ohne Alkohol ist das logischerweise eine ganz andere Entwicklung.
Wenn nicht überdosiert finde ich das Original-LDDM als sehr angenehmen, fast schon kuscheligen Duft. Das werden verschiedene Parfumos, aber ganz sicher sehr viele Nicht-Parfumos auch anders sehen, daher ist das Solid-LDDM evtl. von der Potenz her schnell unterschätzt. Coronabedingt entfällt ein Feldtest, also vorsicht wenn ihr vorhabt euch damit den Körper zu pflegen weil die Ingredientien hochwertig und angenehm sind.
Mit meiner Einordnung der Sillage bin ich vorsichtig und habe ihn in Kenntnis des Duftes etwas höher geschraubt, eigentlich empfinde ich ihn persönlich etwas gedämmter als den Original.

Für mich ist der Duft eine klasse Ergänzung zur Wüstenlinie. Ich nutze ihn gerade jeden zweiten Tag abends, weil ich damit den "nervösen" Teil überspringe und direkt in die Kuschelzone einsteige. Genau das richtig um ihn z.B. eine halbe Stunden vor dem Zubettgehen aufzutragen und dann angenehm umschmeichelt wegzudämmern. Damit füllt er eine Lücke, denn ich habe das Original zuletzt eher wenig aufgetragen.
Wer LDDM im Original kennt, der wird ihn im Solid-LDDM sofort wiederfinden. Ich nehme mal an, dass die Duftbasis von Andy Tauer nicht verändert wurde. Die sanftere Freisetzung übernehmen dann statt Alkohol Jojoba und Bienenwachs. Klasse Zeug.
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MrGaunt vor 5 Jahren 3 1
9
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Sillage
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Haltbarkeit
8
Duft
Havanna Teil 5 (der letzte) - Hemingways Blumengarten und unerfüllte Liebe
Dieser Duft der Havanna-Serie von Jacques Zolty hat natürlich auch eine Hintergrundgeschichte, und zwar fast einen traurige:
"The Hotel Ambos Mundos, in Havana, has been home to Ernest Hemingway’s secrets and dreams. He spent a lot of time in his room 511 observing someone, who greeted him from the street before getting into a convertible and driving off, leaving behind a trail of scent and charm. That girl was an aspiring actress named Leonella. The only woman who denied the attention of the famous writer and who remained forever in his heart."

Während die anderen Düfte sich mehr auf das kubanische Leben beziehen, gibt es also hier eine konkrete persönliche Hintergrundstory. Damit setzt sich der Duft schon ein wenig ab. Noch mehr ab setzt er sich durch die Duftnoten. Während bei den anderen Düften besonders in der Basis mehr Leder, Rauch oder Kaffee dominieren (also eher etwas dunklere Noten), ist dieser Duft sehr blumig und dürfte in erster Linie die weibliche Bevölkerung anziehen.

Nun muss ich sagen, das ist ein Territorium in dem ich kaum zu Hause bin. Mein einziger doch sehr femininer blumiger Duft ist "Pure Extreme" von Micallef (auch toll), der Rest ist sehr gemischt aber fast immer unisex oder maskulin orientiert. Daher habe ich überlegt vielleicht nichts zu schreiben, aber nach vier Duftkommentaren zu dieser fünfteiligen Serie würde etwas fehlen und meinem inneren Monk (oder wahlweise Sheldon) würde der Abschluß fehlen.

Nach dem Aufsprühen gleich der erste Schock: Hubba Bubba! Ja genau, DAS Hubba Bubba, das rosa Kaugummi was früher alle Kinder haben wollten und die Eltern gehasst haben weil man damit sehr gut Kaugummiblasen machen konnte. Jasmin und Ylang-Ylang in Zusammenarbeit mit Früchten und wahrscheinlich dem braunen Zucker spielen ziemlich laut auf.
Aber keine Angst, nach ein paar Minuten ziehen sich die Früchte doch recht schnell zurück und die Blütenkomponenten mit dem Amber übernehmen die Regie. Die recht starke Süsse bleibt noch ein Weilchen, reiht sich dann aber ein.
Was bleibt ist ein sehr angenehmer Duft von Jasmin und Ylang-Ylang, abgefangen mit leichter Cremigkeit des Amber und weiter einer deutlichen aber gut ausbalancierten Süsse. Die Entwicklung ist abgesehen vom anfänglichen Kaugummishock nicht mehr allzu extrem.
Ein schöner Duft für bereits junge Frauen. Wenn Hemingway's Leonella so geduftet hat, dann kann ich mir gut vorstellen dass das ihn ein Stück der Anziehung zu ihr ausgemacht hat. Also auch hier: Thema getroffen.
Man muss aber helle und etwas süsse Blüten mögen, Jasmin und Ylang-Ylang sind ganz klar die Stars in der Manege.

Die gesamte Serie ist wirklich super gelungen, mit schönen Hintergrundgeschichten und Duftkomponenten die einen durchaus an Kuba denken lassen. Als Parfumo gesprochen finde ich, dass die Düfte zur Geschichte aeinem parfumkünstlerischen Anspruch genügen. Da steckt jeweils eine sorgfältige Komposition hinter, die Düfte sind gut ausbalanciert. Auch die Aufmachung ein wenig in Richtung Apothekenflaschen gefällt mir. Alles in allem aus meiner Sicht ein sehr rundes gelungenes Werk, danke Jacques Zolty!

Drei der Düfte ("Severo", "Cubata" und "Havana Rain") sind inzwischen bei mir eingezogen. Der Severo wird sicher den ein oder anderen Einsatz im Tagesbetrieb hinter sich bringen.
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MrGaunt vor 5 Jahren 7 1
9
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Sillage
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Haltbarkeit
8
Duft
Havanna Teil 4 - Käffchen? Gefällt mir!
"Me gustas" bedeutet "Du gefällst mir".

Beim Duft geht es aber nicht um Beziehungsthemen, sondern um den kubanischen Kaffee der die kubanische Seele widerspiegeln soll. Jacques Zolty gibt ihm folgende Geschichte mit:
"The Cubans’ spirit is like the Havana coffee: intense, sweet, enveloping and unique. There is no other coffee like this one: you drink it slowly to savor its aroma and creaminess, while tuning into everything that surrounds you!"

Ein Spritzer Zitrusfrüchte startet den Duft, die verziehen sich schnell.
Schnell machen sich Röstaromen breit. Kein reiner Kaffee, aber erst recht keine Starbucks-Komposition mit Tonnen von Zucker und Sirup, vielleicht ist es tatsächlich wie Jazzbob schreibt ein Malzkaffee. Die Kubaner sind ja nicht mit der besten Versorgungssituation gesegnet, da kann das schon sein dass da etwas Malzkaffee untergemischt ist.
Ich denke die Gartennelkensamen haben hier ihren Anteil. Das Ganze ist leicht würzig und malzig, es könnte auch ein mit Kardamom angereicherter Kaffee sein. Aber machen das nicht eher die Araber? Egal.
Blumen zeigen sich auch dezent, die Hauptrolle Spielt aber der würzige (Malz)Kaffee. Nicht magenunfreundlich, durchaus weich. Da werden wohl die leisen Mitspieler Vanille, Amber und Co. unterstützen.
Wenn der Kaffee etwas aufgetrunken ist, dann kommt auch das Holz. Mit der Zeit ziehen sich die Röstaromen etwas zurück, der Würzanteil der Gartennelkensamen bleibt stark und das Holz wird etwas stärker.
Die Entwicklung ist leise und unspektakulär, macht also keine starken Wendungen.

So könnte sich tatsächlich ein Stündchen in einem Hinterhofcafe von Havanna abspielen. Man setzt sich auch alte Holzsessel, bekommt einen schönen kubanischen Kaffee serviert, die blumige Vegetation trägt ihren olfaktorischen Anteil bei. Bei einem schönen Gespräch wenn der Kaffee längst aufgetrunken ist bekommt man eher von den Nachbartischen noch einen Hauch Kaffee mit.

Gefällt er mir? Ja. Hat er das Thema getroffen? Auch das. Ein Flakon wird aber bei mir nicht einziehen, die Noten treffen nicht ganz meinen Geschmack. Spannend aus Parfumo-Sicht, tragen würde ich ihn eher nicht.
Eine kleine Warnung: Die Würzigkeit kommt aus meiner Sicht wirklich dominierend aus der Samenrichtung. Nun habe ich keine Ahnung wie Gartennelkensamen riechen, aber z.B. "gentle Fluidity" (silber) hat auch diese Noten. Ich finde die interessant, aber eher speziell. Aber man sollte ja ohnehin erst testen.

Von der Serie fehlt mir noch "Leonella", von dem ich mir zuerst keine Probe bestellt hatte da er von der Beschreibung her doch eher feminin wirkte. Aber morgen trifft zur Vervollständigung dieser interessanten Serie dann nun doch auch eine Probe ein. Zusammen mit Flakons von "Cubata" und "Havana Rain". :-)

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MrGaunt vor 5 Jahren 11 4
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Haltbarkeit
8.5
Duft
Havanna Teil 3 - Regen und Leder in Havanna, Thema getroffen
Thema dieses Duftes aus der interessanten Reihe von Jacques Zolty ist der Moment wo das Wetter an einem heissen Sommertag kippt und von der schwül-heissen Luft in Regen wechselt:
"In Cuba, during summer, there’s a specific point in time when the scorching heat of the day is about to break. The clouds suddenly thicken, the light darkens and people come out in the street to look up at the sky. The air is filled with the smell of very hot asphalt, but within minutes the rain takes over."

Den namensgebenden Regen in Havanna kann man tatsächlich riechen.
Die Strasse ist aufgeheizt und innnerhalb von Minuten regnet es ab. Kein kalter Regen, warmer karibischer Sommerregen. Der von den Strassen aufsteigende Dampf reisst den Asphaltgeruch mit und bildet diese spezielle Duftkombination die man in unseren Breitengrade seltenst antrifft. Das schafft der Duft tatsächlich so ein Ereignis nachzustellen. Richtig kühlt es nicht ab, aber es bleibt eine Weile sehr angenehm in der Luft bevor die Schwüle üblicherweise wieder übernimmt. Es sollen Fruchtanteile dabei sein, die rieche ich nur minimal und kann keine konkreten Früchte ausmachen. Es riecht auch ein wenig so wie Gebäude im Rohbau in denen der Beton noch nicht ganz ausgetrocknet ist, auch ein sehr spezieller Geruch.

Nach ca. 10 Minuten ist dieser sehr spezielle Geruchsteil vorbei, es bleibt rauchig und Leder übernimmt eine wichtige Rolle. Mit dem Teer zusammen riecht man eine gute coole Lederjacke. Nicht das allerfeinste Nappaleder für den BWLer, auch nicht die 30 Jahre alte Jacke von Opa, sondern mehr der Biker- oder Jeansstyle. Erinnert ein wenig an die Dark Rebel Düfte von John Varvatos.

Ich vermissen ein wenig die würzigen Noten im Herz, aber wie in den von mir anderen zwei kommentierten Düften der Reihe verschiebt sich auch hier - jedenfalls in meiner Wahrnehmung - ein wenig die Abfolge. Für mich ist das Herz recht klar Leder+sanfter Rauch.
Die Gewürze kommen erst nach einiger Zeit in der Basisnote. Hier gesellt sich zu dem etwas sanfter gewordenen aber weiter den Ton angebenden Leder noch ein bisschen was an Gewürzen. Etwas Pfeffer rieche ich, dazu eher herbe Gewürze, keine aus der Weihnachtsbäckerei. Kreuzkümmel könnte hinkommen, aber ich meine da noch anderes zu riechen. Kann aber auch gut sein dass diesen Eindruck die Kombi Labdanum + Amber unterstützt und es eigentlich eher Harzkomponenten sind. Sehr harzig riecht er aber nicht, Amber bringt auch nur einen ganz leichten Hauch von Süsse mit die nur hinten mitspielt.

Ingesamt auch ein schöner Duft mit einem spannenden Effekt in der Kopfnote, es riecht wirklich nach Karibikregen. Aus der Reihe der dunkelste Duft (auch wenn Leonella mir noch fehlt), eher maskulin und gut ausbalanciert. Von der Entwicklung gefallen mir Cubata und Severo etwas besser, das Herz und die Basis von Havana Rain ist nicht ganz so eigenständig und die Duftentwicklung geringfügig weniger spannend. Trotzdem ein wirklich sehr gut komponierter Duft. Auch im Alltag tragbar wer etwas mehr in die cool-ledrige Richtung gehen möchte.
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MrGaunt vor 5 Jahren 19 6
9
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8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Havanna Teil 2 - auch hier Thema getroffen
Nachdem ich gestern schon den Severo beschnuppert und kommentiert hatte, jetzt der nächste Duft der Havanna-Pentalogie von Jacques Zolty.

Ein "Cubata" ist eigentlich ein Longdrink und der grosse Bruder vom Cuba Libre, quasi wie ein Cuba Libre nur mit einem richtig guten dunklen gereiften Rum. Der bringt noch eine deutlich andere Mengen an Geschmacksnuancen mit ins Spiel. Kein Vergleich zum einfachen weissen Standardrum. Aber eigentlich geht es bei dem Duft nicht um den Drink Cubata, sondern er soll den Geruch einer Zigarrenfabrik darstellen, der Tabakblätter aber auch der dort arbeitenden Menschen.

Der Duft startet recht rauchig und süss, leicht alkoholisch, etwas kratzig aber nicht zu unangenehm. Das passt zur Pyramide, ich finde aber den Honig und den Rum aus der Herznote schon am Anfang sehr präsent. Man kann sich auch wirklich einen würzigen guten Rum in seiner Cola vorstellen, der Rauch und der Tabak sind aber deutlich stärker dabei.
Ein wenig ist der Duft anfänglich nichts für schwache Nerven denn er dreht gut auf.

Nachdem sich die Aufregung etwas gelegt hat geht der Rauch etwas zurück. Ich rieche etwas nicht in der Pyramide genanntes Blumiges. Langsam nimmt sich auch die Rumnote etwas zurück und die Szene entspannt sich.
In der Basis nehme ich hauptsächlich eine schöne Leder-Tabak-Note wahr, gestützt von mit der Zeit eher zurückhaltender leichter Süsse die nur noch einen sanften Honigton hat. Eine gewisse durchaus angenehme Herbe bleibt, da vermute ich ist das Guajakholz wohl mitschuldig. Und ein ganz klein wenig dreckig-rauchig bleibt er dann doch noch.
Insgesamt eine schöne und spannende Entwicklung. Recht viel Krawall am Anfang, deutliche Entspannung in der Basis.

Cubata stellt das Leben in der Tabakfabrik passend dar, deshalb wieder: Thema getroffen. Auch dort wird geraucht und vielleicht auch der ein oder andere Cola/Rum Longdrink verputzt. Tabakblätter haben eine hohe Geruchskomplexität und riechen nach vielen Dingen wie Honig oder Kaffee und nicht nur nach "Tabak", das wird hier gut eingefangen. Jeder der mal an wirklich guten kubanischen Zigarren geschnuppert hat wird das bestätigen.

Mir drängen sich zwei Vergleiche auf: "Tobacco Vanille" und "Gold Knight". Cubata ist fast ein gutes Layerexperiment aus beiden Düften. Vom Tom Ford natürlich der Tabak und die Süsse, der Kilian steuert die deutliche Honignote und die holzige Basis dazu. Lediglich die Rauchigkeit die leicht noch in der Basis vorhanden ist fehlt.
Im Vergleich zum Severo aus der gleichen Reihe der Cuba Libra als Teilthema hat und auch am Ende mit Tabak/Leder mischt, muss man deutliche Unterschiede erkennen. Beim Cubata passiert mehr, er ist mit dem Rauch und der starken Entwicklung für das Nicht-Parfumo-Mitglied vielleicht eine Nummer zu viel. Der Severo bleibt gefälliger und smoother (wenn man Leder mag), der Cubata ist aufgeregter und etwas dreckiger. Beide sind toll.

Wirklich feine Sache, kommt auf die Wunschliste.
6 Antworten
6 - 10 von 30