MrGaunt

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26 - 30 von 30
MrGaunt vor 8 Jahren 29 13
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Die Überraschung - Keine extreme Version der Wüstenluft sondern eine schöne Variante
Als einer der vielen Fans von Tauer's "No. 02 - L'Air du Désert Marocain" wurde ich ganz aufgeregt, als über Twitter erst eine Andeutung eines neuen Tauer-Duftes kam und dann von der Pitti Fragranze das Bild des Neulings "Au Coeur Du Desert", offenbar einer Extraktversion seines Klassikers.
Geht das überhaupt? Schliesslich ist die Wüstenluft alles andere als zurückhaltend wenn man sie aufsprüht und lange halten tut sie auch. Ich fand sie immer weich und harmonisch und nicht aggressiv trotz der Kraft, aber sie ist schon präsent. Und das dann noch in stärker? No way...

Voller Neugier landete dann "Au Coeur Du Desert" als Blind Buy im elektronischen Warenkorb und die bekannten Bruchsaler Duftliebhaber verschickten das Elixir noch am gleichen Tag der Bestellung, passend als Selbstgeschenk zum Wochenende.

Und dann landeten das Original und der Nachzügler beide auf dem Handgelenk, einer Links einer Rechts. Zuerst das bekannte... Wusch!!! Eine Duftorgie liegt in der Luft. Es raucht und würzt wie man es so kennt. Dann den Neuling in zitternder Erwartung auf das andere Handgelenk. Muss ich gleich den Notarzt rufen? Wird er zu stark sein? Werde ich mehrere Tage danach riechen? Und es passiert...Nichts. Also jedenfalls im Vergleich zur Erwartung.

Das ist mal eine Überraschung. Nein, das Extrait ist nicht einfach stärker. Es bringt andere Facetten. Unverkennbar die Abstammung, aber es ist nicht einfach nur "Mehr". Direkt nach dem Aufsprühen ist er im Gegensatz zum Original fast schon zurückhaltend und nicht "in your face". Der florale Anteil ist anfänglich deutlich erkennbarer, auch die Zistrose ist wie im Original sehr klar vorhanden.
Den Duft muss man eigentlich nicht sehr beschreiben, denn er ist sehr nahe am Original. Mir kommt er weniger würzig vor und mehr floral, die weiche Basis ist ebenfalls viel präsenter. Ich meine sogar einen Hauch Süsse herauszuriechen. Direkt auf der Haut ist er dann doch nach einiger Zeit interessanterweise stärker als die No.2, aber er bleibt weich und fast schon zurückhaltend.

Fazit: Es ist eine sehr spannende Variante der "No. 02 - L'Air du Désert Marocain" geworden, die eigene Akzente setzt. Weicher und floraler, aber nicht weniger präsent. Das gefällt mir sehr gut.

Nachtrag: Nach ca. 20 Stunden ist er immer noch leicht riechbar, das Original hat aufgegeben.
13 Antworten
MrGaunt vor 8 Jahren 3 1
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Trockenes Holz mit weicher Basis
Die Düfte von Accendis finden hier leider wenig Beachtung. Es gibt jeweils nur eine Bewertung und mit dem Besitz eines Accendis-Duftes bin ich derzeit ganz allein.
Vielleicht sind Sie noch ein wenig zu neu? Dabei bedienen Sie durchaus mit Oud-Anteilen derzeit angesagte Duftrichtungen und sind gut gestaltet. Meine Haus- und Hofparfümerie hat alle drei Düfte da und musste sie mir natürlich sofort vorführen. Aclus hat mir am besten gefallen, die anderen beiden waren auch sehr schön, aber danach suchte ich gerade nicht. Ich werde aber sicher bei Accendis 0.1 und 0.2 mal wieder vorbeischnuppern.

Aclus startet wie so viele Ouddüfte nicht sehr zurückhaltend, aber das sind wir ja gewöhnt. Nach wenigen Sekunden ist die chemische Wolke verzogen und man riecht alles ein wenig was sich so im Duft verbirgt. Die zitrischen Elemente sind auch in der Kopfnote für meine Nase eher schwach ausgeprägt, dafür kommt ein Schwall Blumen hervor und natürlich eine ganze Menge Holz. Ein wenig unausgewogen auf den ersten Schnüffler, aber das täuscht.
Diese Vielfalt legt sich dann schnell und macht einer sehr ausgewogenen Mischung mit viel Holz und etwas Iris Platz. Diese Note bestimmt eine ganze Weile da Duftgeschehen und entwickelt sich nur allmählich weiter. Ich empfinde den Duft als sehr trocken.
Besonders an Aclus: Man merkt die balsamische Basis. Sogar ein wenig Süsse wenn man genau hinriecht. Diese bleiben aber lange Zeit im Hintergrund und bestimmen den Duft nicht, das macht das trockene Holz und ein wenig auch der florale Anteil. Der balsamische Anteil gibt aber eine tolle Weichheit und trotzdem wirkt Aclus sehr trocken. Sonst bieten
Der Duft bleibt wirklich lange konstant, mit der Zeit gewinnen dann doch die balsamischen Anteile ein wenig an Raum und der Duft wird immer weicher.

Im ALZD-Blog ist noch die Rede von Birnennoten und Ledrigkeit. Die Birnen merke ich nicht, das Leder kann man durchaus hineininterpretieren. Es ist aber dann eine edle Handtasche und kein Pferdesattel ;-)
Ein wenig erinnert mich der Duft in seiner trockenen Holzigkeit an "Nisean" von Parfums de Marly. Der ist staubtrocken-holzig und hat zwar auch harzig-balsamische Anteile, die aber ebenfalls sehr trocken daherkommen. Aclus hat hier die deutlich weichere Basis ohne dass es in die oft so kombinierte balsamisch-würzige Richtung rutscht. Gewürze finde ich hier überhaupt keine und das ist auch gut so.

Aclus ist ein spannender Duft, der für mich ab Spätsommer auch gut alltagstauglich ist weil er trotz Oud kein lauter Duft ist. Die Kombination trocken + weich-balsamische Basis ist sehr gut gelungen und macht seine Charakteristik aus.
Mich würde die Meinung der Community interessieren, ich kann mir gut vorstellen dass er sehr unterschiedliche Meinungen auslöst. Bei ALZD ist er erhältlich, also test fleissig!
1 Antwort
MrGaunt vor 8 Jahren 7 7
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Die marokkanische Wüstenluft in dezenter?
Nachdem mir Tiziana Terenzi's "Orion" es doch sehr angetan hatte, wanderte ein Pröbchen dieses bei den Bewertungen aus diesem Hause ganz oben stehenden Duftes mit in das ALZD-Paket.

Eigentlich wollte ich abends nichts mehr gross testen aber etwas Abwechselung war notwendig und kurz nachdem er auf meiner Haut war, war auch klar: Da habe ich was Besonderes.
Der Auftakt ist rauchig und hat ein paar sehr frische Noten, die aber nicht zitrisch wirken. Die frischen Noten treten schnell zurück und der Weihrauch dominiert. Dann wird es plötzlich extrem spannend und langsam aber sicher kommen sehr unterschiedliche Noten zum Vorschein. Da ist viel Gewürz, und auch Süsse zeigt sich nach nicht allzu langer Zeit, auch Blumen, immer untermalt von einer rauchigen Grundlage, die später auf mich leicht ledrig-weich wirkt. Es passiert sehr viel.
Nachdem der Duft sich etwas beruhigt hat, dominiert eine pfeffrig-würzige Note auf weichem sanftem Rauch. Und das alles sehr harmonisch.

Der Duft ist unglaublich schwer zu beschreiben und die Menge an Duftnoten sollte ihn eigentlich nervös und unentschieden wirken lassen, aber das ist er nicht. Er heisst Chimära, ist also ein Mischwesen. Das passt sehr gut, aber für mich ist er fast ein Chamäleon. Man kann mehrfach schnuppern und er riecht immer etwas anders. Für mich machen solche Düfte einen grossen Reiz aus.
Wenn man ihn vergleichen müsste, dann erinnert er mich an Tauer's "No. 02 - L'Air du Désert Marocain". Von ihm hat er den Rauch und die Gewürze. Er ist aber weniger laut und nicht so kompromisslos. Auch der Tauer hat florale Noten und eine leichte Süsse, die kommen aber beim ihm sehr spät. Hier sind sie schneller präsent.
Der Duft, der den zweiten Kopf der Chimäre bildet, ist "Orion" aus gleichem Haus. Der Rauch von Orion ist aber etwas sanfter und dort stehen neben dem Rauch mehr die fruchtige Noten und die helleren Holznoten im Vordergrund, bei der Chimäre sind die Gewürze präsenter.
Kann ich mir das Geld also sparen und einfach Orion mit Tauer's Wüstenluft layern? Ein Versuch wäre es wert ;-)

Ich empfinde ihn als sehr komplex und muss mich noch ein wenig mit ihm beschäftigen, aber er überrascht, ja fasziniert fast schon von Anfang an wie in letzter Zeit nur ganz wenige Düfte (u.a. Tauer's Marokkaner).
7 Antworten
MrGaunt vor 8 Jahren 26 14
Untragbar?
Eigentlich auf der Suche nach Parfumerie Générale Düften, die meine Dortmunder Lieblingsparfümerie leider nicht führt, gelangte ich nach Bochum zu Prott. Klein aber durchaus fein. Nachdem der PG Muss-Duft lokalisiert ist, guckt man sich beim Erstbesuch natürlich so um und schnüffelt sich wie immer ein wenig durch das Sortiment.

Da fällt ein komischer Flakon ins Auge. Sieht aus wie ein überdimensionaler Stift. "Rundholz". Aha, da habe ich doch mal was von gelesen.

Ich - "Kann ich den mal riechen?"
Sie - "Der ist allerdings sehr speziell"
Ich - "Ja, ist mir bekannt"
Pffft, ab auf's Tuch.
Ich - Hust, röchel, ach du Sch...., Meister Proper meets Aschenbecher
Sie - "Warten Sie einen Moment"
Ich - "Puuh, der ist aber wirklich rauchig, irgendwie untragbar"
Sie - "Ja, der ist wirklich etwas Besonderes"

Da liegt das Tuch auf dem Tresen und räuchert so vor sich hin. Wer soll sowas kaufen?
Pffft!!!
Nanu, warum ist der jetzt an meinem Handgelenk?
Ich - Hust, röchel
Andere Kundin im Vorbeigehen - "Puuh, hust"
Nachdem die Meister Proper Litschi-Zitrone Sonderedition verflogen ist, bleibt Rauch. Viel Rauch. Nur Rauch. Lagerfeuerrauch. Bin nicht katholisch und kein Hippie, daher habe ich den Messevergleich nicht und mein Zimmer wird auch nicht beräuchert. Daher für mich: Lagerfeuer. Nicht der Weihrauch wie er in anderen Düften wirkt.

Ich - "Hust. Der ist schon wirklich sehr speziell"
Sie - "...."
Ich - "Der ist völlig untragbar"
Sie - "Ja, das ist schon eher etwas für Fortgeschritteneim Bereich der Düfte"
Ich - "Puuh, für den gibt es echt keine Gelegenkeit den zu tragen"
(Nebenbemerkung: Ich trage auch ab und zu mal Tauer's Räucherwerk zur Arbeit)
Sie - "Etwas für Kenner"

So verlasse ich nun die Parfümerie mit meinen Einkäufen und ziehe eine Räucherfahne hinter mir her. Was soll man denn mit so einem Duft anfangen? Ein reiner Konzeptduft. Extrem und eigen. Dazu fast eindimensional, nach dem kurzen Auftakt nur Rauch und keine Entwicklung.
Von Bochum geht es also auf die Autobahn Richtung Heimat, ganz in Gedanken, immer mal wieder die Nase am Handgelenk. Ach was war das schön damals in der Jugendfreizeit im Sauerland in Schmallenberg am Lagerfeuer. Wie es wohl der Tante Heidi geht die eigentlich keine echte Tante war und nun in der Schweiz lebt nachdem ihr Mann verstorben ist. Die hatten damals immer den schönen Kamin an wenn wir sie Weihnachten besucht haben. Hach, der Geburtstag von der Freundin vor ein paar Jahren in Hamburg an der Hamburger Strandperle direkt an der Elbe mit dem Schwedenfeuer. Was waren wir alle ziemlich besoffen aber sehr zufrieden vor der schönen Kulisse des beleuchteten Containerterminals in der Nacht.

Nanu? Der Duft macht was. Ungewöhnlich.
Er ist untragbar.
Er riecht nur nach Lagerfeuer.
Aber er ist etwas Besonderes.
Ich muss wohl nicht erwähnen dass ich dort nicht ohne einen Flakon Rundholz 03. Apr. 1968 aus dem Geschäft gegangen war. Sowas muss in die Sammlung. Auf der Rückfahrt habe ich mich über diese unsinnige Entscheidung umso mehr gefreut. Ich werden ihn tragen. Alle paar Monate oder Jahre, wenn ich mich an bestimmte Momente erinnern will. Oder vielleicht auch mal um auf einem überfüllten Konzert Platz zu schaffen, aber dafür ist er eigentlich zu schade.
14 Antworten
MrGaunt vor 8 Jahren 11 3
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Aussergewöhnlich
Nachdem ich nun aus Versehen statt eines Statements einen Kommentar geschrieben habe, muss ich wohl etwas ausführlicher werden.

Angezogen wurde ich von dem tollen Flakon in meiner Lieblingsparfümerie, so dass natürlich ein Schnuppern direkt sein musste. Was dann kam ist aktuell einer der ungewöhnlichsten und eigenständigsten Düfte die ich in letzter Zeit gerochen habe.

Der erste Eindruck auf dem Papier war komisch. Akowa passt einfach nicht in die vielen Schubladen die man sich so mit der Zeit erstellt hat. Das verwirrte und war auf den ersten Blick sogar leicht aggressiv, wurde daher erst einmal zurückgestellt. Es gibt ja noch soviel anderes zu entdecken...
Aber auf unerklärliche Weise zog es mich dann wieder zurück. Der tolle Flakon mag seinen Teil dazu beigetragen haben. Also ab auf die Haut. Hmm, seltsam, verwirrend. Kein Griff zur Packung, ich verliess die Parfümerie mit einer Tasche, aber ohne Akowa. Auf der Nachhausefahrt dann immer wieder die Nase am Handgelenk. Eine Woche später dann der Weg zur Parfümerie: Weg war er. Also online bestellt.

Aber wie ist er denn nun?
Für mich ganz anders als die Duftpyramide erscheinen lässt. Ich habe vieles gerochen bin aber nicht der Kenner im Herausfinden der Einzelnoten, für mich ist auch eher der Gesamteindruck wichtig.

Akowa start für mich sehr frisch, ohne zitrisch zu sein. Oder besser gesagt sogar kühl. Die genannte Bergamotte und Orangenblüte kann man vielleicht später erahnen, bei mir startet der Duft aber ganz anders. Er wirkt auf sehr ungewöhnliche Weise trocken-grün-kalt, fast sogar leicht mineralisch. Ob es das Feigenblatt ist? Ich vermute an dieser speziellen Note hat auch Vetiver seinen Anteil, aber nicht extrem dominant denn das mag ich eigentlich nicht so. Ich würde auch auf etwas leicht minzige tippen mehr in Richtung Spearmint, aber das findet sich nichts in der Pyramide.
Nachdem die erste leichte Aggressivität verpflogen ist, wird er sanfter. Behält aber seinen Grundton bei, der sich im Verlauf auf recht wenig ändert. Es tritt noch mehr helles Holz in den Vordergrund und der Duft wird weicher. Da tut wohl der Moschus seine Arbeit.

Dieser schwer zu beschreibende Gesamteindruck macht das Besondere an Akowa aus. Es dominiert ein sehr trockener holziger Eindruck, der sich aber von anderen holzigen Düften unterscheidet. Nur zu gerne würde ich wissen welche Komponente diesen besonderen Touch verursacht. Obwohl der Duft nach dem Start keine sehr grosse Entwicklung hinlegt, was ja mitunter das Tolle an vielen Düften ist, finde ich ihn unglaublich spannend und kaum vergleichbar. Wahrscheinlich ist er aber nicht jedermanns Sache, wie andere Kommentare vermuten lassen (gnihihi, "fettiger Klostein"...)

Er hält erstaunlich lange. Am Ende eines langen Arbeitstages ist er immer noch auf der Haut zu finden. Die Sillage ist nach einiger Zeit eher mittel. Ich finde ihn gut tragbar, da er kein lauter Duft wie ein Dampfhammer ist, trotzdem aber präsent.

So, die Textmenge ist nun hoffentlich einigermassen Kommentar-würdig.
3 Antworten
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