26.10.2017 - 14:31 Uhr
Meggi
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Meggi
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37
Eingekreist
Akowa war einer meiner bislang anspruchsvollsten Test-Kandidaten. Ein ruhiges und unspektakuläres – im Sinne von: un-spektakelhaftes - Parfüm, das im Gegenzug enorme Tiefe und seelenvolle Würde offenbart. Zudem ein singulärer Auftritt. Ich bin sehr angetan. Nicht von jeder Phase des Duftes gleichermaßen, deshalb zögere ich mit einer Vergabe der obersten Punktzahlen. Er ist jedoch verdammt nahe dran.
Gleichzeitig fand (und finde) ich es sehr schwer, mich dem Duft zu nähern, ihn gar in Worte zu fassen. Schließlich habe ich ihm die Fluchtwege versperrt, ihn vermittels Platzierung anderer Düfte geradezu eingekreist. Keine Duftzwillinge, das sei betont. Aber welche, von denen ich mir vage Erkenntnisse erhoffte, die mir beim Verständnis helfen sollten.
Der erste: Monsieur. von Frederic Malle. Trägertypen-verwandt in seiner dunklen Ruhe, obwohl die beiden neben dem Patchouli sonst wenig eint.
Der zweite: APOM von Francis Kurkdjian. Hatte ich bis dato außer „mal schnell im Laden“ noch überhaupt nicht richtig getestet, erinnerte mich an eine holzig-harzig umrahmte, mithin im Ansatz domestizierte Orangenblüte, die mir vielleicht würde helfen können, der Kollegin in Akowa besser auf die Spur zu kommen. Folglich war rasch ein vernünftiger Test von APOM vorzuschalten. Doch in APOM steht die Orangenblüte im Mittelpunkt, für Akowa ist sie Werkzeug.
Der dritte: Reflection Man von Amouage. Wegen der temporären Wäsche-Frische, die Akowa am späten Vormittag bietet – siehe unten. Dafür ist ebenfalls die Weißblüher-Fraktion zuständig.
Leider machen es all diese Annäherungen letztlich nicht einfacher, Akowa zu beschreiben. Ich könnte es nun sachlich versuchen:
Nach kurzem aquatisch-metallischem Auftakt (ein erster Gruß der Orangenblüte; sogar ein Hauch Lavendel-Metall scheint mir denkbar) eine Melange aus unschokoladigem Kakao, Tipp-Ex-Weihrauch und frisch gepflegtem Edel-Leder aus der Patchouli-Ecke. Binnen einer halben Stunde erweist sich das Metallische – wie angedeutet - als Orangenblüte. Grün und Holz werden im Verlauf stärker, aber nie dominant, jede andere erwähnte Zutat bleibt in veränderlichem und allmählich schwindendem Gewichtsanteil an Bord. Am Nachmittag liefert Vanille zunehmend Süße.
Na, läuft Euch das Wasser im Mund zusammen? Natürlich nicht. Derart nüchterne Worte sind völlig ungeeignet, die Wirkung des Duftes ahnen zu lassen.
Probiere ich es lyrischer:
Es eröffnet ein kurz-frischer Auftakt, den Kakao-Patchouli bereits durchdringt. Nix bergamotte-bitter oder -rau kommt er daher, stattdessen mild. Im Stil ähnlicher einer reiferen Mandarine. Der Kakao hält sich diesseits des Schokoladigen und wird von einem klerikal-weißen Weihrauch-Eindruck à la Cardinal umschwebt.
Im Untergrund rühren sich Leder und etwas Grünes. Ganz zartes Blattgrün, das sich zu dieser frühen Zeit erst beim wiederholten Testen des Duftes zeigt. Es zieht sich im Fortgang durch den gesamten Duft, oft mehr als Ahnung denn als Gewissheit. Ich finde den Duft nicht grün, ich finde ihn braun. Beruhigendes Naturbraun, eine karge Landschaft in der Dämmerung. Die letzten rot-goldenen Sonnenstrahlen fließen, wabernd entweicht der Erde die Wärme des Tages.
Schon nach einer halben Stunde ein Anflug von ernsthaft-unsüßer Vanille. Ich könnte versinken. Absolute Ruhe. Keine träge, schläfrige Ruhe, vielmehr eine kraftvoll-selbstbewusste Gelassenheit. Das ist großartig.
In der zweiten Stunde erfährt Akowa einen Stich ins Süßliche. Doch erdend weiterhin jene an’s Schokoladige grenzende, es freilich nie erreichende Patchouli-Note. Bald fühle ich mich von Ferne an Reflection Man erinnert, und zwar in dieser Kombination aus cremigem Holz und Floralem, gemeinsam ergab das dort eine Art Wäsche-Frische „in echt“, will heißen, nicht den Geruch, den uns die Marketing-Abteilung von Henkel suggerieren möchte, sondern denjenigen, der einer frisch geöffneten Waschmaschinen-Trommel entspringt, wenn das Waschmittel womöglich ein bisschen überdosiert war. In gewisser Weise verspüre ich hier Ähnliches, nur süßer, inniger, schmeichelnder gehalten. Und vor allem weniger aufdringlich.
Nein. Der komplette Absatz trifft es nicht richtig. Der Weg zu Reflection Man ist – buchstäblich – ein Holzweg. Gegen Akowa wirkt der Amouage regelrecht…primitiv. Vergessen wir diese Spur. Sinngemäß: „Denken Sie jetzt auf keinen Fall an einen rosafarbenen Elefanten!“ Derlei klappt natürlich nicht. Gut, ein zurückgedrängt-ferner Gedanke an Reflection Man darf nämlich verweilen. Mehr nicht.
Just, als mir der Duft an Spannung zu verlieren scheint, befreit er sich aus der Wäsche-Trommel. In der vierten Stunde werden die dunkel-ansatzerdigen Teile abermals stärker, ohne indes ganz zu alter Art und Form zurückzufinden. Es bleibt heller und freundlicher. Eine luftige Zedern-Note ab der Mittagszeit, umspielt von besagter braun-grüner Anmutung, die (jedenfalls für mich) die Einmaligkeit von Akowa ausmacht.
In der achten Stunde ist Akowa seeeeeehr still. In der Tat ist die Haltbarkeit ein kleiner Wermutstropfen, wenngleich rund sechs Stunden keinen Anlass zu größerer Klage geben. Das Gesamtbild vermag das ohnehin nicht ernstlich zu schmälern. Ausprobieren!
Ich bedanke mich bei DaveGahan101 für die Probe.
Gleichzeitig fand (und finde) ich es sehr schwer, mich dem Duft zu nähern, ihn gar in Worte zu fassen. Schließlich habe ich ihm die Fluchtwege versperrt, ihn vermittels Platzierung anderer Düfte geradezu eingekreist. Keine Duftzwillinge, das sei betont. Aber welche, von denen ich mir vage Erkenntnisse erhoffte, die mir beim Verständnis helfen sollten.
Der erste: Monsieur. von Frederic Malle. Trägertypen-verwandt in seiner dunklen Ruhe, obwohl die beiden neben dem Patchouli sonst wenig eint.
Der zweite: APOM von Francis Kurkdjian. Hatte ich bis dato außer „mal schnell im Laden“ noch überhaupt nicht richtig getestet, erinnerte mich an eine holzig-harzig umrahmte, mithin im Ansatz domestizierte Orangenblüte, die mir vielleicht würde helfen können, der Kollegin in Akowa besser auf die Spur zu kommen. Folglich war rasch ein vernünftiger Test von APOM vorzuschalten. Doch in APOM steht die Orangenblüte im Mittelpunkt, für Akowa ist sie Werkzeug.
Der dritte: Reflection Man von Amouage. Wegen der temporären Wäsche-Frische, die Akowa am späten Vormittag bietet – siehe unten. Dafür ist ebenfalls die Weißblüher-Fraktion zuständig.
Leider machen es all diese Annäherungen letztlich nicht einfacher, Akowa zu beschreiben. Ich könnte es nun sachlich versuchen:
Nach kurzem aquatisch-metallischem Auftakt (ein erster Gruß der Orangenblüte; sogar ein Hauch Lavendel-Metall scheint mir denkbar) eine Melange aus unschokoladigem Kakao, Tipp-Ex-Weihrauch und frisch gepflegtem Edel-Leder aus der Patchouli-Ecke. Binnen einer halben Stunde erweist sich das Metallische – wie angedeutet - als Orangenblüte. Grün und Holz werden im Verlauf stärker, aber nie dominant, jede andere erwähnte Zutat bleibt in veränderlichem und allmählich schwindendem Gewichtsanteil an Bord. Am Nachmittag liefert Vanille zunehmend Süße.
Na, läuft Euch das Wasser im Mund zusammen? Natürlich nicht. Derart nüchterne Worte sind völlig ungeeignet, die Wirkung des Duftes ahnen zu lassen.
Probiere ich es lyrischer:
Es eröffnet ein kurz-frischer Auftakt, den Kakao-Patchouli bereits durchdringt. Nix bergamotte-bitter oder -rau kommt er daher, stattdessen mild. Im Stil ähnlicher einer reiferen Mandarine. Der Kakao hält sich diesseits des Schokoladigen und wird von einem klerikal-weißen Weihrauch-Eindruck à la Cardinal umschwebt.
Im Untergrund rühren sich Leder und etwas Grünes. Ganz zartes Blattgrün, das sich zu dieser frühen Zeit erst beim wiederholten Testen des Duftes zeigt. Es zieht sich im Fortgang durch den gesamten Duft, oft mehr als Ahnung denn als Gewissheit. Ich finde den Duft nicht grün, ich finde ihn braun. Beruhigendes Naturbraun, eine karge Landschaft in der Dämmerung. Die letzten rot-goldenen Sonnenstrahlen fließen, wabernd entweicht der Erde die Wärme des Tages.
Schon nach einer halben Stunde ein Anflug von ernsthaft-unsüßer Vanille. Ich könnte versinken. Absolute Ruhe. Keine träge, schläfrige Ruhe, vielmehr eine kraftvoll-selbstbewusste Gelassenheit. Das ist großartig.
In der zweiten Stunde erfährt Akowa einen Stich ins Süßliche. Doch erdend weiterhin jene an’s Schokoladige grenzende, es freilich nie erreichende Patchouli-Note. Bald fühle ich mich von Ferne an Reflection Man erinnert, und zwar in dieser Kombination aus cremigem Holz und Floralem, gemeinsam ergab das dort eine Art Wäsche-Frische „in echt“, will heißen, nicht den Geruch, den uns die Marketing-Abteilung von Henkel suggerieren möchte, sondern denjenigen, der einer frisch geöffneten Waschmaschinen-Trommel entspringt, wenn das Waschmittel womöglich ein bisschen überdosiert war. In gewisser Weise verspüre ich hier Ähnliches, nur süßer, inniger, schmeichelnder gehalten. Und vor allem weniger aufdringlich.
Nein. Der komplette Absatz trifft es nicht richtig. Der Weg zu Reflection Man ist – buchstäblich – ein Holzweg. Gegen Akowa wirkt der Amouage regelrecht…primitiv. Vergessen wir diese Spur. Sinngemäß: „Denken Sie jetzt auf keinen Fall an einen rosafarbenen Elefanten!“ Derlei klappt natürlich nicht. Gut, ein zurückgedrängt-ferner Gedanke an Reflection Man darf nämlich verweilen. Mehr nicht.
Just, als mir der Duft an Spannung zu verlieren scheint, befreit er sich aus der Wäsche-Trommel. In der vierten Stunde werden die dunkel-ansatzerdigen Teile abermals stärker, ohne indes ganz zu alter Art und Form zurückzufinden. Es bleibt heller und freundlicher. Eine luftige Zedern-Note ab der Mittagszeit, umspielt von besagter braun-grüner Anmutung, die (jedenfalls für mich) die Einmaligkeit von Akowa ausmacht.
In der achten Stunde ist Akowa seeeeeehr still. In der Tat ist die Haltbarkeit ein kleiner Wermutstropfen, wenngleich rund sechs Stunden keinen Anlass zu größerer Klage geben. Das Gesamtbild vermag das ohnehin nicht ernstlich zu schmälern. Ausprobieren!
Ich bedanke mich bei DaveGahan101 für die Probe.
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