NARCOTIQUE
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Die Masquerade aus 1001 Nacht
„Ich schämte mich, als ich bemerkte, dass das Leben ein Maskenball ist, und ich mit meinem wahren Gesicht teilgenommen habe.“
— Franz Kafka
Gedimmtes Licht flackert in der Abenddämmerung Venedigs, während ich auf meine Rückfahrt aufs Festland warte.
Plötzlich wird die Stille durch ein wildes Gemurmel durchbrochen. Ein stilbewusster italienischer Herr erklärt einer ebenfalls wartenden Dame etwas und gestikuliert dabei stark. Er trägt ein marineblaues Sakko, eine weiße Hose und dazu braune Lederschuhe. Seinen Hals ziert ein rotes Satintuch. Mit jedem Windzug weht ein warmer Duft aus Tabak & und Zimt in meine Nase.
Die Dame, die mit dem Herren sprach, wendet sich zu den Wartenden und beginnt zu sprechen. Sie blickt in die Masse und sieht dabei direkt zu mir, weshalb ich meine Kopfhörer aus dem Ohr ziehe, um zu lauschen. Sie erklärt in einem sehr gebrochenen Englisch, dass alle öffentlichen Verkehrsmittel inklusive unserer Fähre aufgrund eines Streiks ausfallen und wir die Insel somit nicht verlassen können.
Ihre Worte mischen sich mit der noch laufenden Musik meiner Kopfhörer. Eine melancholische Melodie mit arabischen Klängen umschmeichelt die Dramatik ihrer Worte und dem Gefühl, dass ich wahllos ausgesetzt bin.
Alle Wartenden strömen seufzend in das Innere der Stadt. In der Ferne erkenne ich noch den adretten Herren von vorhin und steuere auf ihn zu, als wäre er ein Kompass oder Wegführer. Die Melodien in meinem Ohr begleiten mich und versetzen mich Gasse für Gasse in eine tiefere Ungewissheit.
Ich folge dem Herren Schritt für Schritt, Brücke für Brücke durch die Fußgängerzonen Venedigs, bis er in eine dunkle Gasse abbiegt, kurz Halt macht und anschließend durch eine Tür hineintritt. Als diese aufgeht, erstrahlt die dunkle Gasse in einem warmem Licht und der Lautstärke von Instrumenten, die denen meiner laufenden Playlist gleichen.
Eine Anziehungskraft und ein undefinierbares Urvertrauen überkamen mich. Ich folge dem Unbekannten; unwissend, was mich gleich erwarten wird.
Die große schwere Tür war eigentlich eine riesige Pforte, die sich kaum öffnen ließ. Meine Mühen, das Innere dieses mysteriösen Ortes zu erblicken, wurden aber belohnt. Das, was ich erblicken durfte, als ich letztendlich hineintrete und die dichten Samtvorhänge passiere, gleicht den farbenfrohen Märchen aus meiner Kindheit - nicht irgendwelchen Märchen - nein, jenen aus 1001 Nacht.
Ein Orchester, das aus Männern mittleren Alters besteht, spielt arabeske Musik. Rhythmisch und sinnlich bewegt sich eine Bauchtänzerin, gekleidet in einem dunkelblauen Kostüm, geziert von goldenen Ornamenten. Bei jeder Bewegung klimpern die angenähten Münzen und unterstreichen die instrumentellen Klänge. Ihr tadelloser Körper lenkt mich derart von ihrem Gesicht ab, dass ich erst Augenblicke später bemerke, dass sie eine venezianische Karnevalsmaske trägt. Mein Blick schweift in den Raum: Moment mal, alle tragen eine.
Die nächtliche Magie riecht nach Pflaumenwein und Gewürzen - war das Zimt? Eine sanfte Hand unterbricht meine Gedanken: mein Kompass - äh, der Herr. Ich erkenne in seinen Augen, dass er mich identifiziert hat. Er lächelt und reicht mir eine Maske, als hätte er mich bereits erwartet. Mit einer Handbewegung lässt er das Orchester erkennen, dass sie ein anderes Lied aus ihrem Repertoire einstimmen sollen. Hallender Gesang ertönt im Saal.
Er begleitet mich an einen Tisch, nein, an eine Tafel, die üppig gedeckt ist und einem Stillleben gleicht. Feinstes Porzellan, befüllt mit Vorspeisen - „Mezze“ - die bereits von Zuhause familiär sind, exotische Obstarrangements und frische Blumenbouquets in stiller Begleitung des betörend süßlichen Duftes vom frisch eingeschenkten Pflaumenwein.
Die Masquerade im
Arabesque war ein Fest der Sinne, das trotz sprachlicher Barrieren, eine unvergessliche Nacht bescherte, zwar ohne den fliegenden Teppich, dafür aber mit jeder Menge Magie. Wir aßen, tranken, tanzten und lachten - ohne Sprache zu verwenden und ohne den rationalen Versuch, uns mit weltlichen Attributen beschreiben und kennenlernen zu müssen.
Hier war jeder gleich:
ein fremder Willkommener, durch eine Maske anonymisiert - jedoch gleichzeitig ein Freund, der dein eigentlich unmaskiertes Ich erblicken durfte.
— Franz Kafka
Gedimmtes Licht flackert in der Abenddämmerung Venedigs, während ich auf meine Rückfahrt aufs Festland warte.
Plötzlich wird die Stille durch ein wildes Gemurmel durchbrochen. Ein stilbewusster italienischer Herr erklärt einer ebenfalls wartenden Dame etwas und gestikuliert dabei stark. Er trägt ein marineblaues Sakko, eine weiße Hose und dazu braune Lederschuhe. Seinen Hals ziert ein rotes Satintuch. Mit jedem Windzug weht ein warmer Duft aus Tabak & und Zimt in meine Nase.
Die Dame, die mit dem Herren sprach, wendet sich zu den Wartenden und beginnt zu sprechen. Sie blickt in die Masse und sieht dabei direkt zu mir, weshalb ich meine Kopfhörer aus dem Ohr ziehe, um zu lauschen. Sie erklärt in einem sehr gebrochenen Englisch, dass alle öffentlichen Verkehrsmittel inklusive unserer Fähre aufgrund eines Streiks ausfallen und wir die Insel somit nicht verlassen können.
Ihre Worte mischen sich mit der noch laufenden Musik meiner Kopfhörer. Eine melancholische Melodie mit arabischen Klängen umschmeichelt die Dramatik ihrer Worte und dem Gefühl, dass ich wahllos ausgesetzt bin.
Alle Wartenden strömen seufzend in das Innere der Stadt. In der Ferne erkenne ich noch den adretten Herren von vorhin und steuere auf ihn zu, als wäre er ein Kompass oder Wegführer. Die Melodien in meinem Ohr begleiten mich und versetzen mich Gasse für Gasse in eine tiefere Ungewissheit.
Ich folge dem Herren Schritt für Schritt, Brücke für Brücke durch die Fußgängerzonen Venedigs, bis er in eine dunkle Gasse abbiegt, kurz Halt macht und anschließend durch eine Tür hineintritt. Als diese aufgeht, erstrahlt die dunkle Gasse in einem warmem Licht und der Lautstärke von Instrumenten, die denen meiner laufenden Playlist gleichen.
Eine Anziehungskraft und ein undefinierbares Urvertrauen überkamen mich. Ich folge dem Unbekannten; unwissend, was mich gleich erwarten wird.
Die große schwere Tür war eigentlich eine riesige Pforte, die sich kaum öffnen ließ. Meine Mühen, das Innere dieses mysteriösen Ortes zu erblicken, wurden aber belohnt. Das, was ich erblicken durfte, als ich letztendlich hineintrete und die dichten Samtvorhänge passiere, gleicht den farbenfrohen Märchen aus meiner Kindheit - nicht irgendwelchen Märchen - nein, jenen aus 1001 Nacht.
Ein Orchester, das aus Männern mittleren Alters besteht, spielt arabeske Musik. Rhythmisch und sinnlich bewegt sich eine Bauchtänzerin, gekleidet in einem dunkelblauen Kostüm, geziert von goldenen Ornamenten. Bei jeder Bewegung klimpern die angenähten Münzen und unterstreichen die instrumentellen Klänge. Ihr tadelloser Körper lenkt mich derart von ihrem Gesicht ab, dass ich erst Augenblicke später bemerke, dass sie eine venezianische Karnevalsmaske trägt. Mein Blick schweift in den Raum: Moment mal, alle tragen eine.
Die nächtliche Magie riecht nach Pflaumenwein und Gewürzen - war das Zimt? Eine sanfte Hand unterbricht meine Gedanken: mein Kompass - äh, der Herr. Ich erkenne in seinen Augen, dass er mich identifiziert hat. Er lächelt und reicht mir eine Maske, als hätte er mich bereits erwartet. Mit einer Handbewegung lässt er das Orchester erkennen, dass sie ein anderes Lied aus ihrem Repertoire einstimmen sollen. Hallender Gesang ertönt im Saal.
Er begleitet mich an einen Tisch, nein, an eine Tafel, die üppig gedeckt ist und einem Stillleben gleicht. Feinstes Porzellan, befüllt mit Vorspeisen - „Mezze“ - die bereits von Zuhause familiär sind, exotische Obstarrangements und frische Blumenbouquets in stiller Begleitung des betörend süßlichen Duftes vom frisch eingeschenkten Pflaumenwein.
Die Masquerade im
Arabesque war ein Fest der Sinne, das trotz sprachlicher Barrieren, eine unvergessliche Nacht bescherte, zwar ohne den fliegenden Teppich, dafür aber mit jeder Menge Magie. Wir aßen, tranken, tanzten und lachten - ohne Sprache zu verwenden und ohne den rationalen Versuch, uns mit weltlichen Attributen beschreiben und kennenlernen zu müssen. Hier war jeder gleich:
ein fremder Willkommener, durch eine Maske anonymisiert - jedoch gleichzeitig ein Freund, der dein eigentlich unmaskiertes Ich erblicken durfte.
6 Antworten
Bis zum Mond und zurück
„Wer suchet, der findet.“
- so steht es in der Bibel.
Dieser Vers hat sich längst in unseren Sprachgebrauch etabliert, losgelöst von Religion oder Philosophie.
Was jedoch, wenn man nichts sucht & dennoch findet? Diese kosmische Energie ist jene, die nicht mit Vokabular oder gesundem Menschenverstand zu erklären ist.
Meine Duftreise gleicht einer Achterbahnfahrt der Sinne und Emotionen und ich habe keinerlei Zweifel daran, dass es nicht nur mir so geht.
Die Evolution vom ersten Duftwasser bis hin zum Signaturduft gleicht irgendwie dem Leben, mit all seinen Höhen und Tiefen und dem unermüdlichen Ziel, den/die/das Eine zu finden - was auch immer es für uns als Individuum sein mag.
Nichtsahnend begab ich mich in die wohl bekannteste Parfümerie in der Münchner Innenstadt, um meinen Dufthorizont zu erweitern. Es war ein Sommertag, der in einer Nacht aus Sternschnuppen-Regen und Vollmondschimmer ausklingen sollte. Zwischen lauten, glitzernden Flakons und auffälligen Labels, die zig Marketingstufen durchlaufen, stand ein Aufsteller, bei dem meine bereits müden Augen ruhen konnten.
Meine Sinneseindrücke fanden Ruhe & Zuflucht bei Frédéric Malle - dem Parfümeur, der Düften den Vorrang lässt und Äußerlichkeiten in den Hintergrund rückt, um Ablenkungen vom Wesentlichen zu vermeiden. So unscheinbar und dennoch so aussagekräftig. Ein olfaktorischer Ruhepol sozusagen.
Die Stimme meiner Begleitung durchbrach die Stille. „Haben Sie auch
The Moon da?“ Die Verkäuferin lächelte, weil sie verstand, dass endlich Kunden vor ihr standen, die fernab von Trends und Hypes auf der Reise nach „Mehr“ waren. Sie nahm den Flakon aus einer schwarzen Samtschatulle heraus und sprühte einen halben Spritzer in unsere Ellbeugen.
Ich erinnere mich daran, wie ich die Augen schloss und die sauren roten Früchte, die honigsüße Litschi sowie der luxuriöse Safran durch meine Nase in meine Lunge strömten. Meine innere Achterbahn ging los und die kleine Nervosität kitzelte meine Nerven, denn ich wusste: das ist erst der Anfang. Wenige Momente später nahm mich die sanfte Kurve einer betörenden Rose ein und katapultierte mich mit voller Geschwindigkeit hoch in eine Wolke aus Weihrauch, bei der die Rose Sanftigkeit in die Turbulenz brachte, wie jener Moment nach einem Looping. Herzrasen. Die Fahrt ist zu Ende und ich schmiege mich an die Lederjacke meiner Begleitung, die einen warmen und dennoch unnahbaren Oud-Duft trägt. Er ist diese Art von Mann, den du nicht gehen lassen willst aber nie zu 100% sicher sein kannst, dass er „der Eine“ ist.
Es ist bereits dunkel geworden und der Vollmond funkelt mit seinen Augen um die Wette. Mit ihm vergesse ich Raum und Zeit, was mit Worten unerklärlich für mich ist.
Alles, was ich nicht erklären kann, möchte ich genauer verstehen. Meine Recherchen ergaben, dass der Mond ein weibliches Symbol ist und den Zyklus der Zeit verkörpert.
Wenn die Mondphasen Unsterblichkeit und Ewigkeit symbolisieren, die Sonne nur unsere Körper, der Mond aber unsere Seelen sieht und ich dich nie gesucht, aber dennoch gefunden habe, ergeben meine Berechnungen,
dass ich dich liebe - bis zum Mond und zurück.
- so steht es in der Bibel.
Dieser Vers hat sich längst in unseren Sprachgebrauch etabliert, losgelöst von Religion oder Philosophie.
Was jedoch, wenn man nichts sucht & dennoch findet? Diese kosmische Energie ist jene, die nicht mit Vokabular oder gesundem Menschenverstand zu erklären ist.
Meine Duftreise gleicht einer Achterbahnfahrt der Sinne und Emotionen und ich habe keinerlei Zweifel daran, dass es nicht nur mir so geht.
Die Evolution vom ersten Duftwasser bis hin zum Signaturduft gleicht irgendwie dem Leben, mit all seinen Höhen und Tiefen und dem unermüdlichen Ziel, den/die/das Eine zu finden - was auch immer es für uns als Individuum sein mag.
Nichtsahnend begab ich mich in die wohl bekannteste Parfümerie in der Münchner Innenstadt, um meinen Dufthorizont zu erweitern. Es war ein Sommertag, der in einer Nacht aus Sternschnuppen-Regen und Vollmondschimmer ausklingen sollte. Zwischen lauten, glitzernden Flakons und auffälligen Labels, die zig Marketingstufen durchlaufen, stand ein Aufsteller, bei dem meine bereits müden Augen ruhen konnten.
Meine Sinneseindrücke fanden Ruhe & Zuflucht bei Frédéric Malle - dem Parfümeur, der Düften den Vorrang lässt und Äußerlichkeiten in den Hintergrund rückt, um Ablenkungen vom Wesentlichen zu vermeiden. So unscheinbar und dennoch so aussagekräftig. Ein olfaktorischer Ruhepol sozusagen.
Die Stimme meiner Begleitung durchbrach die Stille. „Haben Sie auch
The Moon da?“ Die Verkäuferin lächelte, weil sie verstand, dass endlich Kunden vor ihr standen, die fernab von Trends und Hypes auf der Reise nach „Mehr“ waren. Sie nahm den Flakon aus einer schwarzen Samtschatulle heraus und sprühte einen halben Spritzer in unsere Ellbeugen.Ich erinnere mich daran, wie ich die Augen schloss und die sauren roten Früchte, die honigsüße Litschi sowie der luxuriöse Safran durch meine Nase in meine Lunge strömten. Meine innere Achterbahn ging los und die kleine Nervosität kitzelte meine Nerven, denn ich wusste: das ist erst der Anfang. Wenige Momente später nahm mich die sanfte Kurve einer betörenden Rose ein und katapultierte mich mit voller Geschwindigkeit hoch in eine Wolke aus Weihrauch, bei der die Rose Sanftigkeit in die Turbulenz brachte, wie jener Moment nach einem Looping. Herzrasen. Die Fahrt ist zu Ende und ich schmiege mich an die Lederjacke meiner Begleitung, die einen warmen und dennoch unnahbaren Oud-Duft trägt. Er ist diese Art von Mann, den du nicht gehen lassen willst aber nie zu 100% sicher sein kannst, dass er „der Eine“ ist.
Es ist bereits dunkel geworden und der Vollmond funkelt mit seinen Augen um die Wette. Mit ihm vergesse ich Raum und Zeit, was mit Worten unerklärlich für mich ist.
Alles, was ich nicht erklären kann, möchte ich genauer verstehen. Meine Recherchen ergaben, dass der Mond ein weibliches Symbol ist und den Zyklus der Zeit verkörpert.
Wenn die Mondphasen Unsterblichkeit und Ewigkeit symbolisieren, die Sonne nur unsere Körper, der Mond aber unsere Seelen sieht und ich dich nie gesucht, aber dennoch gefunden habe, ergeben meine Berechnungen,
dass ich dich liebe - bis zum Mond und zurück.
6 Antworten
Unsere Seelen haben miteinander getanzt
"Wonach suchst du in einem Partner?"
- "Eine Person, mit der ich alt werden kann."
Aus dem Brunnen des Ichs sprudeln regelrecht Worte; ohne Bedacht auf Sinnhaftigkeit. Der Kommunikationsfluss ist schon längst zu einem Tsunami aus Worten geformt worden. Wir sprechen viel, aber sagen nichts. Wir sprechen miteinander und lernen nichts voneinander. Wir hören zu, um zu antworten, nicht jedoch, um zu verstehen. Wir äußern uns, deklamieren, diskutieren, debattieren - fast, als würden wir in einer Endlosschleife des Austausches feststecken. Wir bewegen uns sprachlich, kommen jedoch nicht voran. Es scheint mir, als hätte die ständige Kommunikation dazu geführt, dass das Gesagte an Gewicht verloren hat, wie ein routiniertes „Wie geht‘s?“, das auf Routine und nicht auf Interesse basiert.
Wir haben aufgehört, unsere Seelen zu erklären oder es überhaupt zu versuchen.
"Mit meinem Partner möchte ich jung bleiben." Das wäre meine ehrliche Antwort auf meine Einleitung gewesen. Wieso? Ich habe darüber nachgedacht und zur Erkenntnis gekommen, dass ich es meinem inneren Kind schuldig bin. Es soll nicht zu einem der oben beschriebenen Erwachsenen heranwachsen, die in der Endlosschleife des Sich-Erklärens, des substanzlosen Austausches stecken. Fakten. Zahlen. Rationalität. Rahmenbedingungen. Ego.
Nein. Meine Seele ist ein Nomade, auf der Suche nach ihresgleichen. Sie strebt nach sehnsüchtigen Geschichten aus der Vergangenheit, nach Situationskomik aus dem Präsenz und nach gläubigen, hoffnungsvollen Blicken in die Zukunft. Ihr ist gleichgültig, welche Oberflächlichkeiten getratscht werden und auf welche Attribute sich andere festklemmen, nur, um sich zu fügen. Sie will sich verständigen, ohne Sprache zu verwenden. Sie ist ein Freigeist, losgelöst von weltlichen Normen.
Meine Seele will deinen innersten Kern erkunden.
Sie möchte wissen, woher die Narbe in deinem Gesicht stammt.
Sie möchte wissen, was dein Lächeln und Grübchen hervorruft.
Sie möchte wissen, was als Kind dein sehnlichster Wunsch war, der bis heute nicht erfüllt wurde.
Sie möchte wissen, wieviel Zuckerwürfel du für deinen Tee verwendest.
Sie möchte wissen, weshalb du den Käsekuchen allen anderen Kuchen vorziehst.
Sie möchte wissen, ob du dich auch am lebendigsten fühlst, wenn der Wind dich umtanzt.
Ihr Wissensdurst ist unermüdlich, wenn es um dich geht, weil du keiner dieser dressierten Erwachsenen bist.
Du bist ein Spaziergang durch die Akazienallee im Sommerregen.
Du bist die bittere Ernüchterung aus Rum, die zuckersüße Schokopralinen ungenießbar macht.
Du bist der Balsam, der sich um meine Wunden schmiegt.
Du bist der Rauch, den ich inhaliere, wenn das Knistern des Lagerfeuers unser Schweigen bricht.
Du bist ein Blütenmeer aus Zistrosen in einer Welt voller verwelkten Rosen.
Du bist die warme Milch mit Honig, die mich nach einem kalten Tag von innen wärmt.
Du bist der Geruch aus zarter Vanille und Tonkabohne, meine Sinne betört, wenn meine Mutter wieder ihren berühmten Kuchen backt.
Und wenn wir - irgendwann - nach all dem gemeinsamen Jungsein einmal bemerken, dass uns doch das Alter eingeholt hat, können wir rückblickend sagen, dass nicht die Sprache Fundament unserer Beziehung war.
Auf der Veranda eines andalusischen Dorfes werde ich stillschweigend in deine vertrauten Augen blicken und du wirst lächeln, weil du verstehst, was durch meine Gedanken strömt.
"Unsere Seelen haben miteinander getanzt."
- "Eine Person, mit der ich alt werden kann."
Aus dem Brunnen des Ichs sprudeln regelrecht Worte; ohne Bedacht auf Sinnhaftigkeit. Der Kommunikationsfluss ist schon längst zu einem Tsunami aus Worten geformt worden. Wir sprechen viel, aber sagen nichts. Wir sprechen miteinander und lernen nichts voneinander. Wir hören zu, um zu antworten, nicht jedoch, um zu verstehen. Wir äußern uns, deklamieren, diskutieren, debattieren - fast, als würden wir in einer Endlosschleife des Austausches feststecken. Wir bewegen uns sprachlich, kommen jedoch nicht voran. Es scheint mir, als hätte die ständige Kommunikation dazu geführt, dass das Gesagte an Gewicht verloren hat, wie ein routiniertes „Wie geht‘s?“, das auf Routine und nicht auf Interesse basiert.
Wir haben aufgehört, unsere Seelen zu erklären oder es überhaupt zu versuchen.
"Mit meinem Partner möchte ich jung bleiben." Das wäre meine ehrliche Antwort auf meine Einleitung gewesen. Wieso? Ich habe darüber nachgedacht und zur Erkenntnis gekommen, dass ich es meinem inneren Kind schuldig bin. Es soll nicht zu einem der oben beschriebenen Erwachsenen heranwachsen, die in der Endlosschleife des Sich-Erklärens, des substanzlosen Austausches stecken. Fakten. Zahlen. Rationalität. Rahmenbedingungen. Ego.
Nein. Meine Seele ist ein Nomade, auf der Suche nach ihresgleichen. Sie strebt nach sehnsüchtigen Geschichten aus der Vergangenheit, nach Situationskomik aus dem Präsenz und nach gläubigen, hoffnungsvollen Blicken in die Zukunft. Ihr ist gleichgültig, welche Oberflächlichkeiten getratscht werden und auf welche Attribute sich andere festklemmen, nur, um sich zu fügen. Sie will sich verständigen, ohne Sprache zu verwenden. Sie ist ein Freigeist, losgelöst von weltlichen Normen.
Meine Seele will deinen innersten Kern erkunden.
Sie möchte wissen, woher die Narbe in deinem Gesicht stammt.
Sie möchte wissen, was dein Lächeln und Grübchen hervorruft.
Sie möchte wissen, was als Kind dein sehnlichster Wunsch war, der bis heute nicht erfüllt wurde.
Sie möchte wissen, wieviel Zuckerwürfel du für deinen Tee verwendest.
Sie möchte wissen, weshalb du den Käsekuchen allen anderen Kuchen vorziehst.
Sie möchte wissen, ob du dich auch am lebendigsten fühlst, wenn der Wind dich umtanzt.
Ihr Wissensdurst ist unermüdlich, wenn es um dich geht, weil du keiner dieser dressierten Erwachsenen bist.
Du bist ein Spaziergang durch die Akazienallee im Sommerregen.
Du bist die bittere Ernüchterung aus Rum, die zuckersüße Schokopralinen ungenießbar macht.
Du bist der Balsam, der sich um meine Wunden schmiegt.
Du bist der Rauch, den ich inhaliere, wenn das Knistern des Lagerfeuers unser Schweigen bricht.
Du bist ein Blütenmeer aus Zistrosen in einer Welt voller verwelkten Rosen.
Du bist die warme Milch mit Honig, die mich nach einem kalten Tag von innen wärmt.
Du bist der Geruch aus zarter Vanille und Tonkabohne, meine Sinne betört, wenn meine Mutter wieder ihren berühmten Kuchen backt.
Und wenn wir - irgendwann - nach all dem gemeinsamen Jungsein einmal bemerken, dass uns doch das Alter eingeholt hat, können wir rückblickend sagen, dass nicht die Sprache Fundament unserer Beziehung war.
Auf der Veranda eines andalusischen Dorfes werde ich stillschweigend in deine vertrauten Augen blicken und du wirst lächeln, weil du verstehst, was durch meine Gedanken strömt.
"Unsere Seelen haben miteinander getanzt."
5 Antworten
Nicht aus jeder Asche fliegt ein Phönix auf
"Der Phönix (griechisch Φοῖνιξ Phoînix, von altägyptisch Benu: ‚Der Wiedergeborene / Der neugeborene Sohn‘; lateinisch Phoenix) ist ein mythischer Vogel, der am Ende seines Lebenszyklus verbrennt oder stirbt, um aus dem verwesenden Leib oder aus seiner Asche wieder neu zu erstehen.
Diese Vorstellung findet sich heute noch in der Redewendung „Wie Phönix aus der Asche“ für etwas, das schon verloren geglaubt war, aber in neuem Glanz wieder erscheint."
Auf der Suche nach
Arabesque - dem Duft, der in aller Munde oder Nasen zu sein scheint - stieß mir dieser perlmuttschimmernde Flakon auf. Ein goldener Phönix hing am schmalen Hals der unbekannten Schönheit.
Bereits der erste Sprüher versetzte mich in eine tiefe Sehnsucht, aber wonach? Woran erinnerst du mich? In meinen Gedanken schwirrten lauter Erinnerungsfetzen, während die ersten Akkorde aus Weißdorn & Mandarine meine Sinne betörten. Ja, der Weißdorn katapultierte mich in eine Zeit zurück, in der meine Oma auf mich aufpasste. Vor ihrem Haus ragte ein üppiger Weißdornblütenregen über mich hinab, als ich im Innenhof mit den Nachbarskindern spielte.
Aus dem offenen Fenster meiner Oma strömte der Duft von frischgebackenem Kuchen - leider kann ich mich an die Details nicht erinnern. Es war entweder ein Bienenstich oder eine Torta della Nonna. Woran ich mich aber durchaus erinnere, ist das Gefühl von Geborgenheit & Sicherheit.
La Fenice - der Phönix, der in Form meiner Kindheit aus der Asche des Erwachsenseins erwachte.
Diese Vorstellung findet sich heute noch in der Redewendung „Wie Phönix aus der Asche“ für etwas, das schon verloren geglaubt war, aber in neuem Glanz wieder erscheint."
Auf der Suche nach
Arabesque - dem Duft, der in aller Munde oder Nasen zu sein scheint - stieß mir dieser perlmuttschimmernde Flakon auf. Ein goldener Phönix hing am schmalen Hals der unbekannten Schönheit.Bereits der erste Sprüher versetzte mich in eine tiefe Sehnsucht, aber wonach? Woran erinnerst du mich? In meinen Gedanken schwirrten lauter Erinnerungsfetzen, während die ersten Akkorde aus Weißdorn & Mandarine meine Sinne betörten. Ja, der Weißdorn katapultierte mich in eine Zeit zurück, in der meine Oma auf mich aufpasste. Vor ihrem Haus ragte ein üppiger Weißdornblütenregen über mich hinab, als ich im Innenhof mit den Nachbarskindern spielte.
Aus dem offenen Fenster meiner Oma strömte der Duft von frischgebackenem Kuchen - leider kann ich mich an die Details nicht erinnern. Es war entweder ein Bienenstich oder eine Torta della Nonna. Woran ich mich aber durchaus erinnere, ist das Gefühl von Geborgenheit & Sicherheit.
La Fenice - der Phönix, der in Form meiner Kindheit aus der Asche des Erwachsenseins erwachte.
Cornetto Buttermilch-Zitrone im Flakon
Wer erinnert sich an die sorglosen Sommertage in der Kindheit, die im Freibad verbracht wurden? An jenes türkisblaue Wasser, das damals so groß erscheinende Poolbecken, die Springschanzen, die Rutschen, deren Wendeltreppen mit anstehenden Kindern & Jugendlichen geziert wurden.
Diese damals so selbstverständlichen Tage haben sich nun als Kernerinnerung in unsere Herzen gebrannt. Jeder von uns hatte einen Favoritmoment an solch einem Tag. Meiner war die abendliche Krönung mit einer Portion Pommes & einem Eis als Nachtisch.
Von Solero, zu Bumbum & zu Calippo, ein jeder von uns hatte seine Lieblingssorte. Meine war Cornetto Buttermilch-Zitrone. Fragt mich nicht warum, aber es gab Dinge, die ich damals mit dem Erwachsensein assoziierte & unbedingt nachahmen wollte - dieses Eis war eines dieser Dinge.
Die cremige Süße der Buttermilch umschmeichelte die Säure der Zitrone - so komplementär & doch so wunderbar harmonisch. Beim Erreichen der Waffel erscheint eine karamellige, leicht zimtige Note - "Casamorati - Lira (Eau de Parfum) | XerJoff" hat dieses Szenario perfekt in einem Duft umgesetzt & mir meine Kindheitserinnerung in einem Flakon beschert.
Diese damals so selbstverständlichen Tage haben sich nun als Kernerinnerung in unsere Herzen gebrannt. Jeder von uns hatte einen Favoritmoment an solch einem Tag. Meiner war die abendliche Krönung mit einer Portion Pommes & einem Eis als Nachtisch.
Von Solero, zu Bumbum & zu Calippo, ein jeder von uns hatte seine Lieblingssorte. Meine war Cornetto Buttermilch-Zitrone. Fragt mich nicht warum, aber es gab Dinge, die ich damals mit dem Erwachsensein assoziierte & unbedingt nachahmen wollte - dieses Eis war eines dieser Dinge.
Die cremige Süße der Buttermilch umschmeichelte die Säure der Zitrone - so komplementär & doch so wunderbar harmonisch. Beim Erreichen der Waffel erscheint eine karamellige, leicht zimtige Note - "Casamorati - Lira (Eau de Parfum) | XerJoff" hat dieses Szenario perfekt in einem Duft umgesetzt & mir meine Kindheitserinnerung in einem Flakon beschert.
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