Naaase

Naaase

Rezensionen
Filtern & sortieren
16 - 20 von 109
Naaase vor 10 Jahren 6
7
Duft
Charlie in der Schokoladenfabrik
Charlie in der Schokoladenfabrik

1.
"Charlie und die Schokoladenfabrik" ist ein Film des Resigeurs Tim Burton aus dem Jahr 2005 nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Roald Dahl. In einer der Hauptrollen spielt dabei -wir erinnern uns- der unvergleichliche Johnny Depp, der uns schon Jahre zuvor (nämlich 1990) als Titelheld von "Edward mit den Scherenhänden" so eindrucksvoll zeigte, dass man -gerade bei diesen sommerlichen Temperaturen- Grillgut auch auf einfachere Art und Weise zerlegen könnte.

Aber nun zurück zu unserer Schokoladenfabrik: Und dort -genauer gesagt- zu Willy Wonka. Dieser ist nämlich nicht nur mit einer Überdosis schwarzem Humor ausgestattet. Nein, er betreibt nämlich auch noch diese Schokoladenfabrik. Und das ist auch nicht irgendeine Schokoladenfabrik. Nein, es ist die größte und absatzstärkste der Welt. Doch wie überall auf der Welt ist da, wo Erfolg ist, der Neid nicht weit. Und so schleust die Konkurrenz bei Mister Wonka Spione ein. Ganz schön fies, oder ? Denen geht es um eine geheime Rezeptur, die es ist, die Wonka's Erzeugnisse so einzigartig macht. Es kommt letztlich, wie es kommen muss: Die Fabrik muss schießen und der Film ist zu Ende. Nein, das ist er natürlich nicht, denn der Titel der Geschichte hat uns ja noch einen "Charlie" versprochen und aufmerksamen Lesern wird zweifelsohne aufgefallen sein, dass ich diesen bei meiner Schilderung bislang noch mit keinem einzigen Wort erwähnt hatte. Dafür jetzt: Dieser Charlie wohnt nämlich mit seinen Eltern in unmittelbarer Nähe dieser Fabrik in sehr ärmlichen Verhältnissen. Mit Hilfe eines verlosten Tickets erhält Charlie nach Wiedereröffnung die Chance zu einer Besichtigung, die er dann auch prompt (mit seinem Opa) -und weiteren Gewinnern dieser Verlosung- wahrnimmt. Dort findet er eine Art "Süßigkeiten-Paradies" vor: Flüsse und ein Wasserfall aus Schokolade, essbares Gras – eine Landschaft ganz aus Süßigkeiten. Nachdem die übrigen Gewinner Opfer ihrer Eitelkeiten werden erklärt Wonka Charlie zum Gewinner des Sonderpreises. Dieser besteht darin, dass Charlie die Fabrik übernehmen und somit Wonkas Erbe antreten soll. Dafür müsste er allerdings seine Familie verlassen. Dies lehnt Charlie aber ab. In der Folgezeit läuft Wonka's Schokoladenfabrik immer schlechter, so dass sich Charlie entschließt, ihm zu helfen. Wonka erlaubt Charlie nun, beim Einlösen des Preises seine Familie nicht verlassen zu müssen. Und der Film endet damit, dass das Haus von Charlies Familie in das Süßigkeitenland der Fabrik versetzt wird.

2.
Just dieses Haus -und damit auch die nicht nur in Kinderaugen paradiesische- Schokoladenfabrik des nicht unproblematischen Herrn Wonka betreten wir mit Jean-Paul Gaultier's "Kokorico" aus dem Jahr 2011. Ich kann mich noch gut erinnern, dass Man(n) beim Erwerb dieses originell gehaltenen Flakons zum Verkaufsstart einen Satz Manschettenknöpfe -natürlich in ähnlicher Form gehalten- dazu bekam. Diese, zweifelsohne nicht in einem besonders kostenintensiven Edelmetall gehaltenen Gimmicks, sind bei mir zwischenzeitlich bedauerlicher Weise den unbarmherzigen Fluten einer offensichtlich weder parfüm- noch design-begeisterten Waschmaschine zum Opfer gefallen. Sei's drum ...

3.
Dafür haben wir ja noch den Duft, der von Olivier Cresp und Annick Ménardo kreiert wurde:
In unserer olfaktorischen Schokoladenfabrik kommen wir am Eingang zunächst an einem Feigenbaum vorbei. Keine süße und reife Feige, die wir doch so gerne (in Begleitung von Käse) nach einem ausgiebigen Abendessen verspeisen. Nein, sie ist herb und streng. Und eben nur ein sehr sehr kurzer Hauch. Nun ja, immerhin verspricht uns ja bereits der verspielte Name dieses Duftes keinen Botanischen Garten. Wer sich einen solchen erhofft, sollte eher bei "Florabotanica" zugreifen. Doch bereits nach (sehr !!!) kurzer Zeit sind wir auch schon in dem Herzstück unserer Schokoladenfabrik, nämlich der Produktionshalle, angekommen: Charlie erschnuppert den einzigartigen Duft von würziger Schokolade. Na, also, es geht doch ! In diesem Teil der Unternehmung wird eher die Zartbitter-Schokolade mit einem möglichst hohen Kakao-Anteil hergestellt: Rau und würzig kommt sie uns entgegen. Nichts von diesem semmelblonden Kindergesicht, das uns von den Verpackungen der allseits bekannten "Kinder-Schokolade" entgegen grinst. Es scheint wohl der Milch-Lieferant der Firma bei seiner letzten Rechnungs-Stellung nicht ausreichend auf seine Kosten gekommen zu sein. So dass er sich kurzerhand entschlossen hat, von künftigen Lieferungen zunächst mal Abstand zu nehmen. Diese "Lindt'sche" Zartbitter-Schokolade ist zudem durch erdiges Patchouli würzig angehaucht. Zwar der Grundidee nach ein Gourmand. Jedoch in der Ausführung nicht pappig-süß. Nicht der edle Kakao-Effekt, den wir -zu Recht (wie schon von manchen Vor-Kommentatoren angesprochen)- in Guerlain's "L'Instant de Guerlain Eau Extrême" so lieben. Aber immerhin: Würzige Schokolade - der Zahnarzt unseres Vertrauens wird zweifelsohne im Rahmen der "Gebührenordnung für Zahnärzte" etwas abzurechnen haben. So, wie fraglos Wonka's Vater in dem Film. Aber, das ist wieder eine andere Geschichte...

Damit es nicht zu süß (und damit die Zahnarzt-Rechnung zu hoch) wird betreten wir in der Basis des Duftes den hauseigenen Garten von Wonka's Schokoladenfabrik: Dort befindet sich ein kleiner Teich, an dessen Ufer just jenes Vétiver wächst, das Christopher Kulumbus einst ausschließlich für Creed's "Original Vétiver" entdeckt hatte. Natürlich hier bei "Kokoriko" nicht in dieser natürlichen Ausprägung. Im Gegensatz zu Creed hat man sich hier wohl für eine "Zweite-Wahl-Lieferung" entschieden. Nun ja, immerhin ist Wonka's Schokoladenfabrik auch schon in einer nicht unbeträchtlichen finanziellen Schieflage und der eiligst herbei gerufene Unternehmensberater hatte wohl zu einem derartigen Schritt geraten. Natürlich nur aus betriebswirtschaftlichen Erwägungen. Dafür stehen in unserem "Basis-Garten" noch ein paar Bäumchen rum, die offensichtlich nicht Opfer blutrünstiger Baumfäll-Arbeiten geworden sind: Rauchiges Zedernholz begleitet das erdig-würzige Vétiver-Gras. So lange, bis dann der herbe Schokoladengeschmack an unseren begierigen Gaumen nicht mehr wahrnehmbar ist.

Mein Fazit:
Angesichts des ungebrochenen Trends zu gourmandigen Düften ein schöner Beitrag in Form einer herben Zartbitter-Schokolade. Ich finde: Besser als sein Ruf. Nicht zu süß. Aber auch nicht sehr edel und phantasievoll. Das "(Schokoladen-) Ei des Kolumbus" wurde nicht gefunden. Und auch nicht die Schokoladen-Flüsse aus Wonka's Fabrik. Charlie ist etwas enttäuscht. Da muss noch mal ein Unternehmensberater ran...
6 Antworten
Naaase vor 10 Jahren 9
8
Duft
Erfahrungen in der Selbsthilfegruppe
Erfahrungen in der Selbsthilfegruppe

1.
Da liegt er. Ein Körper. Der Körper eines Mannes. Inmitten dieser Fluten. Braungebrannt. Muskelbepackt. Die wilden Wellen des tief-blauen Meeres tanzen um ihn herum. Aufgewühlt. Liebkosen diesen Körper. Umschmeicheln ihn. Über ihm die strahlenden Sonne. Sie wirft auf ihn ihre zärtlichen Strahlen. Erfühlt mit diesen die kraftvollen Berge an seinen Oberarmen, seine beeindruckenden Schultern, seine zarten Finger. Ein zarter Windhauch umweht seine kräftigen Oberschenkel, die jede Muskelfaser nicht nur erahnen lassen. Er hat den Kopf abgewandt. Man sieht nur sein nasses Haar - wild zerzaust im Wind. Ich möchte ihm zurufen: "Komm', dreh' Dich zu mir ! Zeige mir auch Dein zweifellos makelloses Antlitz." Noch für einen kurzen Moment unendlicher Freude werfe ich einen versonnenen Blick auf die perfekten Rundungen seines geschmeidigen Körpers. Doch da - endlich - dreht er seinen Kopf. Nun endlich nach einer schier unerträglichen Zeit des Wartens, der Begierde, dreht er sich zu mir. Und ich kann endlich sein Gesicht sehen. Und ... und ...: Es ist das Gesicht von Prinz Charles !

Schweißgebadet wachte ich auf. Was hat dieser Traum zu bedeuten ? Das musste ich sogleich am nächsten Tag in meiner "Creed-Selbsthilfegruppe" thematisieren. Ja, es ist so: Ich fühle mich dort wohl. Gut aufgehoben. Wie hier haben wir dort auch Decknamen. Da gibt es ein junges Mädchen, die nennt sich "Spring Flower". Ich habe bis jetzt noch nicht mit ihr sprechen können, denn sie hat die ganze Zeit ihren MP3-Player an und hört Musik von Madonna. Ich glaube, nebenbei schreibt sie auch Kinderbücher. Dann gibt es noch "GIT - GTI". Der hat -selbst bei diesen sommerlichen Temperaturen- immer so einen senf-farbenen Anzug mit einem dicken Stoff an und kommt stets zu spät zu unseren Treffen, weil er vorher noch in seiner "VW Golf-Selbsthilfegruppe" ist. Er gilt gemeinhin als suizid-gefährdet; dabei sagt er, dass er das mit den Pulsadern nur deswegen ab und an mache, um nachzusehen, ob inzwischen schon blaues Blut in seinen Adern fließe. Neben ihm sitzt eine schöne Frau mit dem Namen "Erolfa". Sie wird ständig von der Angst verfolgt, alle ihre Parfüms würden mit so einem großen Schiff untergehen. Den Namen des Schiffes habe ich jedoch vergessen. Neben ihr steht "Aventus". Er hält sich für einen großen Eroberer (in jedweder Hinsicht). Da steht ihm jedoch im Wege, dass er von dem ständigen Ananas-Konsum inzwischen ziemlich viele unschöne Pickel im Gesicht aufzuweisen hat.
Ich erzähle also meinen Traum und die anderen Teilnehmer meiner "Creed-Selbsthilfegruppe" hören mir aufmerksam zu. Keiner sagt was. Der picklige "Aventus" beginnt wieder mal, "Spring Flower" abzubaggern. Sie hört ihn natürlich nicht, da gerade "La Isla Bonita" läuft. Nur "GIT - GTI" kommt in seinem dicken und sehr konservativen Sakko auf mich zu. Beugt sich zu mir runter und flüstert mit so einem irischen Akzent: "Teste noch einmal 'Cool Water' ! Dann verrate ich Dir das nächste Mal ein Geheimnis.

2.
Cool Water von Davidoff wurde 1988 von dem unvergleichlichen Pierre Bourdon kreiert. Mittlerweile hat es viele viele Brüder und Schwestern bekommen. Der Vollständigkeit halber würde ich diese gerne nennen. Geht jedoch nicht, da ich völlig den Überblick verloren habe.

Cool Water beginnt -wie schon der dunkelblaue Flakon und nicht zuletzt auch der Name des Duftes versprechen- aquatisch. Man fühlt sich sogleich an eine salzige Meeresbrise erinnert. Etwas Algen, Seetang und eben auch diese Brise Salz. Dieses Lüftchen umweht uns. Erfrischt uns mit einem sommerlichen Minz-Hauch. Kühl, und vielleicht etwas unnahbar weht dieser vom Festland zu uns herüber. Und er ist nicht alleine gekommen. Er hat Würze mitgebracht: Mediterranen Lavendel, würziges Rosmarin und leicht pfeffrigen Koriander. Sie geben dieser aquatisch-erfrischenden Meeresbrise Tiefe. Lassen sie interessanter erscheinen. Natürlicher.
Es erreichen uns dann ein paar Blümchen zur Auflockerung: Ich vernehme locker-leichten Jasmin. Sanft fügt dieser sich in unseren erfrischenden Windhauch ein und gibt diesem nunmehr noch mehr Leichtigkeit. Er bringt etwas Unbeschwertes, jedoch in gleichem Maße auch Unverbindliches mit sich. So ist der Windhauch ebenso schnell wieder weg, wie er gekommen ist. Und ebenso schnell wieder da, wie er gegangen ist. Leicht fruchtig unterstützt durch das Öl der Orangenblüte spielt er inmitten der tanzenden Wellen ein gar garstiges Spiel mit uns: Nicht greifbar. Stets unberechenbar. Aber, das macht ihn im gleichen Maße auch wieder interessant.
Angenehm holzig klingt unser Ausflug ans Meer aus: Weiches Sandelholz, das von wärmenden Amber und erdigem Eichenmoos getragen wird. Nun jetzt los ! Noch schnell -zur Feier des Tages- einen aromatisch duftenden Zigarillo an der Strandbar geraucht (Tabak und Zedernholz). Vielleicht einen von "Cohiba" oder "Montechristo". Nein, was rede ich da ? Natürlich eine "Davidoff" !

3.
Ungeduldig erwartete ich das nächste Treffen meiner bereits oben schon erwähnten "Creed-Selbsthilfegruppe". Ich konnte es einfach nicht erwarten, den anderen -und insbesondere "GIT - GTI"- von meinen Erfahrungen mit Cool Water zu berichten. Ihnen zu erzählen, wie gut, wie innovativ ich diesen Duft finde. Und auch, wie unendlich ungerecht ich es finde, dass er heutzutage fast nur noch in den einschlägigen Duft-Tempeln in den untersten Regal-Bereichen zu finden ist. Doch, es kam ganz anders. "GIT - GTI" kam natürlich wegen seiner "VW-Golf-Selbsthilfegruppe" zu spät. "Steuerte" dann auch gleich "mit Vollgas" (ohne einen Blinker zu setzen) auf mich zu, um dann kurz vor mir heftigst "abzubremsen". Auch diesmal trug er seinen dicken Anzug. Nur, dass dieser nunmehr dunkelgrün war. Mit seinem irischen Akzent haucht er mir zu: "Na, hast Du's ausprobiert ?" Ich nickte und erhielt von ihm ein kunstvoll gestaltetes Fläschchen mit der Aufschrift "Ich bin Dein Vater". Ich erschrack, da mir in diesem Augenblick durch den Kopf schoss, dies sei womöglich eine Spende der ganz besonderen Art. Einer Art, die ich mir jetzt gar nicht vorstellen will. Doch "GIT - GTI" beruhigte mich: "Versuche 'Green Irish Tweed' ! Dann wirst Du Deinen Traum ergründen und wissen, was das mit dem "Vater" auf sich hat."

4.
Wenn ich etwas aus diesen schmerzlichen Erlebnissen um diesen geheimnisvollen Traum gelernt habe, dann ist es das, dass man bei der Beurteilung von Cool Water (aus dem Jahre 1988) nicht den 3 Jahre älteren Duft (des selben Parfumeurs) "Green Irish Tweed" außer Betracht lassen darf:
Keine Frage, die enge familiäre Verwandtschaft ist unverkennbar. Hier wie dort wird mit würzig-aquatischen Noten gearbeitet. Nur kommen mir die bei "Green Irish Tweed" verwendeten Rohstoffe natürlicher und unverfälschter vor. Sie wirken auf mich sehr rein und klar voneinander isoliert. Nicht so sehr ineinander verwoben wie bei Cool Water. Zudem ist -entsprechend dem jeweils selbst gesetzten Thema- die Grundausrichtung eine andere: Bekommt man (wohl auf Grund der vorherrschenden aquatischen Noten) bei Cool Water eine richtige "Meeres-Dröhnung" ab, so ist "Green Irish Tweed" viel dezenter. Mehr würzig, um das Bild, vom Regen satt-grüner Wiesen zu erzeugen. Es ist hier das Bild einer feuchten und regennassen Landschaft, das durch die strengeren und natürlicheren Gewürze erzeugt wird. Nicht das Bild wilder Fluten des Meeres (Cool Water).

5.
Beim nächsten Treffen unserer "Creed-Selbsthilfegruppe" berichtete ich "GIT - GTI" von meinen Erfahrungen. Er blickt mich weise an und sagt: "Jetzt hast Du des Rätsels Lösung. Cool Water und 'Green Irish Tweed' sind miteinander verwandt. Wenn auch verschieden. Und Prinz Charles trägt ja bekanntlich 'Green Irish Tweed'. Also ist Prinz Charles irgendwie auch verwandt mit Cool Water." Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Deshalb dieser Traum !

Aber jetzt muss ich los. Ich muss noch in meine "Chanel-Selbsthilfegruppe". Muss da hin. Hat ein Gericht angeordnet. Und das nur wegen dieser paar Schädel, die ich da neulich "egoïstisch" aufeinander gestapelt habe. Das Gericht meinte, ich hätte "Allüren". War doch nur für Mutti. Ich nenne mich dort übrigens "Antaeus" und bin Mitglied "No 5"...
9 Antworten
Naaase vor 10 Jahren 6
8
Duft
Aus einer Mademoiselle wird (m)eine Frau
Aus einer Mademoiselle wird (m)eine Frau

Jeder von uns kennt das Problem: Es gibt gewisse Düfte, um die schleicht man herum. Traut sich nicht so richtig an sie ran. Und warum ist das so ? Zumeist sind es die Ikonen der Parfum-Kunst. So etwa bei den Damen "Shalimar" oder "Mitsouko". Oder auch -zumindest nach meiner Meinung- "Chanel No 5". Es handelt sich hierbei gerade in unserer schnell-lebigen Zeit um "in Flakons gefüllte Geschichte". Eine Geschichte, die wesentlich den Duft beeinflusst hat: So ist doch jeder Duft ein "Kind seiner Zeit". Selbst die -zumeist zu recht- so geschmähte Veränderung der Duftstoffe oder deren Zusammensetzung spiegelt doch auch in gewisser Weise den Wandel gesellschaftlicher Entwicklungen und den zumeist damit einher gehenden veränderten Weltanschauungen wider.
Aber das schien (und scheint) mir bei Chanel's "Coco Mademoiselle" (EdP) des von mir so sehr geschätzten Jaques Polge aus dem Jahr 2001 nicht der wahre Grund zu sein. Denn es gibt auch noch andere Gründe, die es einem schwer machen, unbefangen -und damit mit der nötigen Distanz- über einen Duft zu schreiben. Und das sind viel höhere Hürden: Nämlich emotionale Verbindungen mit diesem Duft. Die machen eine unabhängige Bewertung höchst kompliziert. Und so verhält es sich bei mir und "Coco Mademoiselle". Es handelt sich nämlich um denjenigen Duft, als ich meine Frau kennenlernte. Ich meine damit, meine Frau trug diesen Duft. Obwohl, damals war sie noch nicht meine Frau; das sollte sie erst etwas später werden. Aber, seht Ihr ? Es fängt schon an, kompliziert zu werden...

Dabei startet Coco Mademoiselle wenig kompliziert: "Hallo, guten Tag, liebe Frau Bergamotte. Schön, Sie wie so oft bei einer Kopfnote zu sehen und vor allem zu riechen." Wenngleich auch hier in einer schönen reifen Form. Da ist nichts säuerlich Erfrischendes, wie oftmals Bergamotten in klassischen Herrendüften. Dafür sorgen schon im Fall unserer "Mademoiselle" hier eine saftige Orange und -wie ich finde- nur der Hauch einer Mandarine. O.k., bestenfalls ein putziges Mandarinchen. Aber beileibe nicht der Obstsalat, den mir meine Frau als vitaminreichen Nachtisch an Stelle der kalorienintensiveren, jedoch nach meiner Auffassung wohlschmeckenderen Pistazien- und Schoko-Eiscreme unterjubeln möchte. Nein, hier bei unserer "Mademoiselle" ist bereits die Kopfnote fein und unaufdringlich -sozusagen- "zuckerfrei"- aufeinander abgestimmt. In der Herznote wird's dann etwas blumiger: Eine sehr schöne, ebenso zarte wie natürliche, Rose begegnet uns. Eine sanfte rosa Rose, fast ohne Stacheln (was sie wiederum von meiner Frau unterscheidet). Diese wunderschöne (auch da tauchen Gemeinsamkeiten mit meiner Frau auf) rosa Rose wird sanft umweht von einem zarten Jasmin-Hauch, der sie wiederum unterstreicht. Der Duftpyramide entnehme ich noch eine Mimose. Allein dies würde jetzt ein ganzes Spielfeld an mehr oder weniger platten Sprüchen eröffnen. Aber ich lasse lieber die Finger davon: Erstens, weil ich persönlich keine Mimose rieche. Und zweitens, weil ich wohl eher die Mimose von uns beiden bin. Die Kopfnote von "Coco Mademoiselle" erinnert mich an einen ebenso bunten wie fröhlichen Schmetterling, der vergnügt und unbeschwert über eine bunte Sommerwiese fliegt. Etwas tiefgründiger, jedoch keinesfalls schwer, klingt "Coco Mademoiselle" in der Basis aus: Ein zarter Hauch von Vanille. Aber -nach meinem Empfinden- nur ein Hauch. Der Duft gleitet auch jetzt nicht ins Süßliche oder gar Schwere ab. Er bleibt locker, leicht und beschwingt. Wie eben ein junges Mädchen halt. Von Leid und Freud des Lebens noch nicht gezeichnet. Dieser Vanille-Hauch wird durch weichen Patchouli und grasig-erdiges Vétiver sehr schön geerdet und mit Moschus dezent abgerundet. Diese Zutaten dienen jedoch auch in der Basis nur dazu, diesem -auch wenn ich mich jetzt wiederholen sollte- locker-leichten Duft eine angenehme Tiefe in der Basis zu verleihen.

Mein Fazit;
Objektiv ist es ein richtig gut gemachter Duft. Und subjektiv (für mich) ? Jedesmal, wenn meine Frau mit verheißungsvoller Miene an mich herantritt und mich auffordert: "Riech mal !", dann weiß ich, es ist "Coco Mademoiselle".

Unser "Coco Mademoiselle"...
6 Antworten
Naaase vor 10 Jahren 16
9
Duft
Nur für einen besonderen Menschen
Nur für einen besonderen Menschen

Leise betrat sie das Treppenhaus. Es war noch früh am Morgen. Die unnachgiebige griechische Sommer-Sonne stand noch nicht an höchster Stelle, um mit ihren langen Strahlen das ganze Land in ein Meer gold-gelber Farbe versinken zu lassen. Sie spürte etwas. Einen Hauch vom nahen Meer herüber. Ein zarter und unschuldiger Duft von Salz und Algen. Verzweifelt bemüht, den Menschen eine leichte Abkühlung zu verschaffen. Sie blickte durch das kleine, jedoch kunstvoll verzierte, Fenster nach draußen. Nach draußen, zu den anderen Häusern. Häuser, die sich alle glichen: Weiß bemalt, der sommerlichen Hitze trotzend. Mit den typisch blauen -natürlich noch geschlossenen- Fensterläden. Azur-blau wie das Meer, das sie umgab. Stete Wellen schlugen an die Küste. Unentwegt und immerfort. Fröhliche Sonnenstrahlen tanzten auf ihnen, feuerten sie an. Neckten sie.
Sie bemerkte, dass bereits zu diesem frühen Zeitpunkt des noch jungen Tages die unnachgiebige hellenische Sommerhitze versuchte, durch jeden einzelnen Spalt, durch jede Ritze -sei sie auch noch so klein und unbedeutend- ins Haus zu gelangen. Doch sie wusste, dass ihr diese manchmal quälende Sommerhitze heute nichts anhaben konnte. Nicht heute, nicht gestern und wohl auch nicht morgen. Denn sie wusste auch, dass sie sich stets sauber und rein fühlen werde. Und das den ganzen Tag. Langsam und mit einem kaum merklichen Lächeln führte sie mit einer eleganten Bewegung ihren filigranen Unterarm zu ihrem hübschen Gesicht. Ein kurzer Atemzug genügte: Der zarte und unschuldige Duft einer noch vom Morgentau benetzten rosa Rose drang zu ihr vor. Rein und schüchtern. Zart umschmeichelte dieser ihre Nase. Doch diese unschuldige Rose war nicht alleine gekommen. Denn sie wurde selbst umschmeichelt von einem zarten floralen Hauch: Jasmin und etwas Maiglöckchen. Kaum spürbar. Doch sie kannte ihn nur allzu gut. Denn dieser Hauch umgab sie stets, wenn sie "White Linen" von Estée Lauder benutzte. Sie wusste es einfach. Wusste auch, dass ihr dieser Duft stets ein Gefühl der Sauberkeit, ein Gefühl der Reinheit schenkte. Ein Gefühl, dass einfach alles in Ordnung sei. Dass ihr die unbarmherzige Hitze einfach nichts anhaben könne. Mit einem zarten Lächeln auf ihren sanft geschwungenen Lippen dachte sie daran, dass sie sich stets an die kitschige Fernsehwerbung für ein angeblich besonders gründliches Waschmittel erinnern musste: Weiße Seiden-Bettücher, die in rauen Mengen an langen Leinen hingen und im stürmischen Wind wild flatterten. Ja, dieses Bild hatte sie stets vor Augen, wenn sie "White Linen" trug. Und das war oft der Fall. Scherzhaft wurde sie bereits von ihren Freunden aufgezogen: Diese neckten sie stets damit, ihren Geruch und damit den Duft von "White Linen" sogar im geräumigen Treppenhaus oder in einem der vielen Räume des liebevoll eingerichteten Hauses zu bemerken, auch wenn sie es bereits verlassen hatte. Sie konnte über derartige Scherze nur milde lächeln. "Sollen sie doch !" schmunzelte sie fröhlich in sich hinein. Doch da hielt sie inne. Gedankenverloren erinnerte sie sich in diesem Moment an einen Beitrag, den sie vor nicht allzu langer Zeit im griechischen Fernsehen gesehen hatte. Ein Beitrag, den sie mit großem Interesse verfolgt, ja geradezu verschlungen hatte. Dieser Beitrag handelte von Sophia Grojsman, ihrer Lieblingsparfumeurin und -wie könnte es anders sein- der Schöpferin von "White Linen". In diesem Beitrag wurde berichtet, Sophia Grojsman habe einen sehr persönlichen Stil gefunden, der Behaglichkeit und zarte Sinnlichkeit miteinander verbinde. Daher habe sie ihre Karriere ausschließlich dem Komponieren femininer Parfums gewidmet. Die meisten ihrer Werke drehten sich um sogenannte "Bottom-ups", eine von ihr erfundene Spielart von Düften, die Überdosen von Basisnoten beinhalte. Kein Duftkompositeur sei erfolgreicher, keiner habe mehr Spitzenparfüms kreiert, keiner verstehe es besser, das Aroma des Zeitgeistes mit derart ahnungsvoller Zielsicherheit für die Schönen und Reichen einzufangen. So habe Grojsman etwa das pudrig anmutende "Tresor", einer der Weltbestseller unter den Damendüften, ebenso komponiert wie "White Diamonds" und "Champagne", das der französische Designer Yves Saint Laurent bei ihr in Auftrag gegeben habe. "Eternity" und "Eternity for Men" habe sie für Calvin Klein entwickelt, der damit bislang viele Millionen Dollar verdient habe. "Sophias Düfte", war der amerikanische Modemogul in dieser Fernseh-Sendung enthusiastisch zitiert worden, "sind wie sie selbst - sinnlich, aufregend, kurvenreich, einzigartig." Doch dieser Bericht im griechischen Fernsehen hatte auch ein anderes Bild dieser bedeutenden Parfümeurin gezeigt: Sie sei in Lubcha, einem kleinen Ort in Weißrussland, zur Welt gekommen. Spielzeug habe es keines gegeben, dafür Wiesen mit Narzissen, Veilchen und Wildkräutern. Dabei sei es nicht die Schönheit der Natur gewesen, die das damals noch kleine Kind fasziniert habe: "Es waren die Gerüche, die ich mir geradezu bildlich vorstellen konnte." wurde sie zitiert. Als Teenager sei Sophia mit ihren Eltern nach Polen gezogen , woher ihre Mutter stammt. Dort, in Glinice, sei sie in der Schule aufgefallen, weil sie eine besondere mathematische Begabung aufgewiesen habe. Sie habe nach der Schule anorganische Chemie studiert und sei mit ihren Eltern nach New York gegangen. Dort wirke Sophia Grojsman seit vielen Jahren.
Jeden Duft, der ihr vorschwebt, stelle sich Grojsman als Formel vor, aufgrund deren sie sich die Mischung der Zutaten vorstellen, sozusagen rational riechen könne - ähnlich wie der Komponist, der schon wisse, wie eine Melodie klingt, wenn er die Noten vor seinem geistigen Auge sehe. "Wenn ich den Duft dann gemäß der Formel nachbaue, dann kommt fast immer das erwartete Ergebnis heraus" beschrieb sie ihre Arbeitsweise. Dementsprechend seien die von ihr geschaffenen Düfte mit mathematischer Klarheit nur aus wenigen Ingredienzen zusammengemischt. Wenn sie ein Parfüm komponiere, stelle sie sich erst einmal Personen vor. "Dieser Duft erinnert mich zum Beispiel an Carmen", sagte sie und roch an einem Apothekerfläschchen, das sie in ihrem an einen Dschungel erinnernden Labor unter einem Orangenbäumchen hervor kramte. "Genau darin, daß sie Düfte personalisieren kann, liegt Sophias Stärke", wurde in diesem Beitrag einer ihrer Kollegen zitiert, "und darin, daß sie ihre Intuition mit mathematischer Präzision umsetzen kann.". "Jeder Duft", so Sophia Grojsman, "muß exakt zu dem Image dessen passen, der das Parfüm nach außen repräsentiert. Ein Duft etwa, der unter dem Namen Elizabeth Taylor verkauft wird, könnte niemals frisch und fruchtig sein." Drei bis fünf Parfüms entwickle sie im Jahr, manchmal sind es auch nur zwei. In der Schlussphase, wenn sie die Düfte im Labor zusammen mische, erprobe sie das Ergebnis an sich und ihrer Umwelt - bisweilen mit kuriosen Folgen: "Haben Sie keine Angst", habe ihr vor Jahren ein Mann erklärt, der sie im Central Park verfolgte. "Ich gehe nur Ihrem Parfüm nach, es ist wunderbar." Der Duft ("Vanderbilt") wurde ein großer Erfolg. Das Parfüm, das später unter dem Namen "Tresor" berühmt wurde, sollte Grojsmans ganz persönlicher Duft werden. Doch eines Tages habe sie in der Parfümabteilung eines Kaufhauses die Lancome-Werbebilder von Isabella Rossellini gesehen. "Meine Güte," habe sie sich gedacht, "dieser Duft paßt genau zu dieser Frau mit ihrem klaren, leicht orientalischen Gesicht." Kurze Zeit später habe sie erfahren, daß die Kosmetikmarke "Lancome" schon seit Jahren vergeblich ein Image-Parfüm für Rossellini gesucht habe. "Ich ging zu Lancome und sagte, ich habe da ein 'fertiges Parfüm'" - es wurde der erfolgreichste Duft dieses Jahrzehntes. Hat Grojsman ein Parfümprojekt abgeschlossen, könne es ihr allerdings passieren, daß sie ihre Kreation nicht mehr erkenne - ihr Geruchssinn sei nach eigenen Angaben nicht der beste. Wenn ihr Mann Leon koche und "das Essen anbrennt", sagt sie, "dann nehme ich das nicht wahr".

Sie lachte still in sich hinein: "Das könnte mir nicht passieren !" flüsterte sie fröhlich vergnügt vor sich hin. Und fast schon zur Bekräftigung führte sie nochmals mit einer flinken Bewegung ihren Arm unter ihre Nase. "Da ist sie: Die würzige Garten-Nelke, die ich so liebe. Sie ist es, die diesem Bild frisch gewaschener Wäsche einen kleinen Hauch von Würze verleiht. Eine interessante und niemals aufdringliche Würze. Sanft umschmeichelt von pudriger Iris und einem vorlauten Veilchen. Alles fein und gekonnt ineinander verwoben; die Zutaten -geradezu "mathematisch klar und logisch"- aufgereiht. Dennoch seine spielerisch-leichte Wirkung nicht verfehlend. Ein erneuter flüchtiger Blick aus dem schmalen Fenster des geräumigen Treppenhauses genügte, um festzustellen, dass die hellenische Sommersonne nunmehr ihren Zenit erreicht hatte. Sie war wohl offensichtlich einige Zeit in ihre angenehmen Tagträume vertieft gewesen. Unnachgiebig drückten die unbarmherzigen Strahlen nunmehr auf die sommerliche Landschaft. Der bereits am frühen Morgen angekündigte heiße Sommertag konnte ihr nichts anhaben. Das wusste sie. Sie würde sich über viele Stunden hinweg angenehm sauber und rein fühlen. Auch wusste sie, dass dieses zauberhafte Gefühl unendlicher Reinheit kuschelig warm mit einem Hauch von Amber enden würde. Liebevoll begleitet von erdigem Moos und grasigem Vétiver. Diese sie stets zärtlich umschmeichelnde Basis mochte sie ganz besonders. Doch bis dahin musste sie sich noch einige Zeit gedulden. Doch bereits jetzt freute sie sich darauf wie ein kleines Kind auf Weihnachten. Doch zuvor wollte sie noch den fröhlichen Sommertag genießen: Am Strand den heißen Sand unter ihren filigranen Füßen spüren; mit ihrem Körper im Meer spielerisch gegen die tanzenden Wellen aussichtslos ankämpfen. Sich jedoch von Ihnen erfrischen und damit erfreuen zu lassen. Unentwegt und immerfort. Und sie wusste: Dieses angenehm erfrischende Gefühl der Reinheit und Sauberkeit wird sie den ganzen Tag begleiten.

Mit einem zauberhaften Lächeln auf ihren Lippen flüsterte sie: "Danke Sophia !"
16 Antworten
Naaase vor 10 Jahren 24 16
8
Duft
Geküsst von der Muse der Pampel
Geküsst von der Muse der Pampel

Wir haben es heute mit "Aqua Allegoria Pamplelune" aus dem Jahr 1999 des großen Parfum-Hauses "Guerlain" zu tun. Also bereits dem Namen nach mit einem Duft, der sich mit der "Pampelmuse" beschäftigt. Die Pampelmuse (lateinisch Citrus maxima für „größte Zitrone“) bringt die größten Zitrusfrüchte hervor und gehört zu den Rautengewächsen. Sie stammt aus dem tropischen Südostasien. Umgangssprachlich wird meist nicht zwischen Pampelmuse und Grapefruit unterschieden. Bei der Pampelmuse lässt sich die äußere Schale leicht entfernen und auch die einzelnen Segmente lassen sich schälen. In diesen befinden sich sogenannte "Saftschläuche", die bei der Pampelmuse von recht festen Häutchen umgeben sind und beim Zerlegen der Frucht nicht platzen. Es gibt viele pigmentierte Sorten mit rosa- bis rotfleischigen Früchten, hervorgerufen durch das Carotinoid "Lycopin", das sich bei hohen Sommertemperaturen in den Saftschläuchen anreichert. Bei einigen Sorten kann die Frucht bis zu 30 cm im Durchmesser groß werden und ein Gewicht von über zwei Kilogramm erreichen. Die Bezeichnung „Pampelmuse“ ist im 18. Jahrhundert (möglicherweise unter Einfluss des französischen "pamplemousse") aus dem Niederländischen ins Deutsche übernommen worden. Im Niederländischen gibt es diese Bezeichnung als "Pompelmoes" oder "Pampelmoes" seit mehreren Jahrhunderten. Es soll auch das tamilische "pampalim?su" aus dem Niederländischen stammen. Man geht aber auch davon aus, dass das niederländische Wort aus dem Tamil stammt. Dies liegt auf Grund der offensichtlichen Wortbedeutung im Tamilischen ("Große Zitrusfrucht“) nahe. Die niederländische Bezeichnung "Pompelmoes" scheint ein Versuch zu sein, die tamilische Bezeichnung an die niederländische Sprache anzupassen. Der erste Wort-Teil könnte eine Anpassung an "Pompoen", nämlich „Kürbis“, sein. Er hat aber auch Ähnlichkeiten mit dem niederländischen "Pompeus" (das nicht zuletzt Fans von Harald Glöööckler als "pompööös" kennen) oder dem vermutlich gleichbedeutenden "pompel". Der zweite Teil ähnelt dem portugiesischen Wort "limões", „Zitronen“ (Plural von limão). Möglich erscheint daher auch, dass das niederländische Wort "Pompelmoes" auf einem Umweg über das Portugiesische – etwa in Anlehnung an "pomposos limões" („pompöse Zitronen“)- aus dem tamilischen Original abgeleitet wurde. Es werden aber auch die Bezeichnungen „Paradiesapfel“ und „Adamsapfel“ verwendet. Was im Handel und umgangssprachlich als "Pampelmuse" bezeichnet wird, ist zumeist eine Grapefruit, die aus einer Kreuzung der Pampelmuse mit einer Orange entstanden ist. Zunehmend verdrängt der Begriff „Grapefruit“ im deutschen Sprachraum den Namen „Pampelmuse“. Im Englischen wird die Pampelmuse als "pomelo", "pummelo" oder "shaddock" bezeichnet, während im Spanischen und Französischen die Grapefruit unter "pomelo" bekannt ist.

Und dieses "Pampelmusen-Thema" wurde kreiert von Mathilde Laurent. Mathilde Laurent wurde am Institut Supérieur du Parfum des Cosmétiques et des Arômes in Versailles zur Parfumeurin ausgebildet. Nach eigenen Angaben hat für Mathilde Laurent ein Parfum immer auch etwas Ästhetisches. Sie komponiert kurze, klare Formeln aus wenigen Ingredienzen, die sich zu vielfältigen Parfums mit unzähligen Nuancen entfalten. Sie wird wie folgt zitiert: "Die Duftsignatur aus Schlichtheit, Üppigkeit und Wagnis offenbart die Gabe, vergessene Noten wieder aufzugreifen und sich ganz neue Kompositionen vorzustellen." Eine große Blumenfreundin ist sie indes nicht. Liebliche Düfte weiß sie dennoch zu kreieren. Mathilde Laurent liebt natürliche Essenzen und steht der sogenannten "Headspace-Analyse" kritisch gegenüber. Diese ermögliche es zwar, einen molekularen Duftabdruck von den meisten riechenden Substanzen anzufertigen. Ausgehend von dieser Analyse ließen sich auch Gerüche im Labor nachempfinden, die mit herkömmlichen Extraktionsmethoden nicht herstellbar seien. „Aber so etwas ist dann nicht mehr Parfumerie, sondern reines Herumspielen“, wiederholt Mathilde Laurent oftmals mit Nachdruck. „Es ist auch keine große Kunst, ein Rosenparfum unter Verwendung von Rosenessenzen zu kreieren.“ Über diesen Punkt herrscht unter „Berufsnasen“ völlige Einigkeit: Etwas Langweiligeres als ein Parfum, das den Duft von nur einer Blüte durch Verwendung von genau diesem Riechstoff repliziert, gebe es nicht. Spannend werde es erst, wenn ein Duft frei interpretiert werden dürfe: "Das Maiglöckchen zum Beispiel gibt seinen Geruch nicht freiwillig ab; seit jeher sehen sich also Parfumeure gezwungen, in diesem Fall als Interpreten der widerspenstigen Natur aufzutreten. Auch bei dem 'Amber-Akkord', der häufig in den Inhaltslisten von handelsüblichen Parfums auftaucht, handelt es sich um ein frei interpretierbares Konstrukt. Auch die Gardenie der Parfumerie ist keine Gardenie, sondern die Arbeit der Parfumeure." unterstreicht Laurent.
"Ich bin ein großer Fan von Chypre-Düften, auch Klassikern des Gernes wie 'Mitsouko' oder 'Femme de Rochas'. Für ,La Panthère‘, das auch an die Cartier-Muse Jeanne Toussaint angelehnt ist, hätte aber ein pudriger Chypre-Akkord nicht gepasst, darum habe ich ihn mit einer Blumennote etwas leichter gestaltet. Auch wenn ich selbst keine Parfumeurin bin, die üblicherweise gern mit Blumen arbeitet.“ Dass Mathilde Laurent, wenn sie über ihre Arbeit spricht, häufig Klassiker von anderen Dufthäusern erwähnt, ist ebenso bezeichnend für ihr Selbstbewusstsein wie der Hinweis, dass sie keine große Blumennärrin sei: Sie ist zwischenzeitlich Hausparfumeurin von "Cartier", hat offenbar ihren Weg gefunden und sich so die Anerkennung ihrer Kollegen erarbeitet. „Ein Parfumeur hat immer die Möglichkeit, für seine Vision zu kämpfen. Oft wird ein bisschen zu leichtfertig gesagt, dass ein neues Parfum wegen einer allzu dominanten Marketingabteilung belanglos sei“, wischt sie Vergleiche zwischen der Arbeit von "In-House-Parfumeuren" und jenen, die für große "Flavour-and-Fragrance-Konzerne" wie "Givaudan" und "Firmenich" arbeiten, vom Tisch. „So oder so ist nicht alles einfach oder alles kompliziert“, betont sie. Und irgendwie hat man das Gefühl, dass ein von Mathilde Laurent kreiertes Parfum nicht entsteht, ohne dass sie im Vorfeld ihre Position ausreichend verteidigt und klargemacht hat.

Doch, welche Position ist dies bei unserem heutigen Test-Kandidaten ? Entsprechend dem selbst gesetzten Thema beginnt dieser Duft erfrischend zitrisch. Ich entdecke eine Bergamotte. Eine Bergamotte, die ja so gerne bei Düften in der Eröffnung verwendet wird. Sie ist frisch, aber dennoch eine reife Frucht. Erfrischend, jedoch nicht säuerlich. Und was ist da noch zu vernehmen ? Ja, da ist sie auch schon: Unsere Grapefruit, Verzeihung, ich meine natürlich die Pampelmuse. Ebenfalls eine reife Frucht. Ja, fast schon angenehm süß. Aber dennoch ihre Fruchtsäure nicht verleugnend. Stolz begrüßt sie uns bereits in der Kopfnote. Was sonst ? Immerhin ist sie es ja - die Namensgeberin für diesen Duft. Sie bildet mit der sie begleitenden Bergamotte ein famoses Duo, obgleich sie es ist, die bereits zu Beginn klar stellt, dass sie die Hauptdarstellerin ist und sein wird. Ihr leicht süßliches Aroma steht in einem wunderschönen fruchtig-frischen Kontrast zu ihrer erfrischend-sommerlichen Säure.
Auch in der Herznote bleibt sie uns erhalten. Nun ändert sich jedoch der Duftverlauf: Unsere Pampelmuse bekommt eine andere Begleitung. Es bleibt zwar zitrisch, wird aber weniger säuerlich. Ein Hauch von Neroli und Petitgrain umweht unsere Namensgeberin. Nur leicht und fast schon unmerklich. Alles sommerlich leicht und wunderschön ineinander verwoben. Aber die Pampelmuse bleibt nicht alleine: Sie erhält einen beerigen Widerpart: Cassis ! Sehr interessant. Sie muss sich nun gegenüber einer reifen schwarzen Johannisbeere erwehren. Ebenfalls eine reife Frucht. Diese betört uns nämlich mit ihrem dunklen und geheimnisvollen Aroma. Nein, das ist nicht nur ein "Cassis-Hauch" ! Sie ist durchaus präsent. Und dieses Duo begleitet uns an einem heißen Sommertag beschwingt locker-leicht über die eine oder andere Stunde. Dann klingt dieser Duft mit einem leicht erdig-süßlichen Hauch von Patchouli und Vanille aus. Es bleibt jedoch nur ein Hauch. Der Grundcharakter ist nach wie vor sommerlich-erfrischend-leicht.

Ein "Gute-Laune-Duft" für den Sommer aus hochwertigsten Zutaten. Leicht fruchtig-beschwingt. Zudem mit Zutaten wie Pampelmuse und Schwarze Johannisbeere, die man in Düften zumindest nicht jeden Tag antrifft. Alles sehr fein und gekonnt verwoben.
16 Antworten
16 - 20 von 109