NannyPlum

NannyPlum

Rezensionen
Filtern & sortieren
1 - 5 von 11
NannyPlum vor 11 Jahren 26 12
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Wenn einfach einfach gut ist.
Nuances. Heute fragte ich mich, warum es hier noch keinen Kommentar zu Nuances gibt, so exotisch ist der Duft gar nicht.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Diskrepanz zwischen Preis und Einfachheit im Aufbau so manchen Verwender verwirrt. In der Tat habe auch ich eine wahre Sinfonie von der Größenordnung eines ChanelNo.5-Extraits erwartet. Was tatsächlich auf der Haut-Nasen-Achse geschieht, ist aber schnell erzählt. Die ersten Sekunden werden dominiert von angenehm scharfem Vetiver mit Bergamotte. Es ist so gut wie kein alkoholischer Aspekt vorhanden. Und dann ist sehr schnell alles auf einmal da, angeführt von einer wunderbar dickbutterigen Iriswurzel. Wenn ich „butterig“ schreibe meine ich „butterig“, nicht kristallen oder schwebend.
Zimt kann ich nicht erahnen, jeden dritten Tag versuche ich ihm auf die Schliche zu kommen. Aber nein, kein Zimt.

Nuances ist Harmonie in Perfektion. Er dürfte nach meiner Einschätzung kaum polarisieren, ist für Männer ebenso tragbar wie für Frauen und absolut omnijahreszeitenkompatibel. An Ecken und Kanten fehlt es ihm gänzlich, er wirkt einfach nur ..... weich und hochwertig mit gutem Durchhaltevermögen. Hübsch aufgeräumt, Mary Janes zur blickdichten Strumpfhose und Kaschmirstrickkleid, dazu Nuances. So geht das bei mir. Menschen, denen aber genau das zu langweilig ist, die aber auf diesen besonders exklusiven Irisbutterakkord nicht verzichten möchten, sollten eher zu Bois d’Iris von The Different Company greifen.

Der Preis ist nichts für kühle Rechner. Letztendlich hätte sich für mich die Anschaffung eines 100 ml-Flakons gelohnt, so viele Abfüllungen wie ich mir schon von anderen Usern hier und dort ersoukt habe. Ich versuche einfach zu vergessen, dass die Macher von Nuances ganz gewiss ein absurd hohes Return on Investment erzielt haben, Mondpreise für Irisbutter hin oder her. Zum in’s Fäustchen lachen sozusagen, sei es ihnen vergönnt.
12 Antworten
NannyPlum vor 11 Jahren 24 11
2.5
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
2
Duft
Neugier tötete die Katze
Wer wild darauf ist, echten Moschus zu riechen, sollte mal eine Bootsfahrt auf dem Adelaide River im Northern Territory machen. Und zwar dann, wenn die Leistenkrokodile in der Brunst sind. Die Moschusdrüse der Männchen ist nicht von schlechten Eltern. Man braucht ein wenig Phantasie und/oder Vertrauen in die Parfumeurskunst um sich vorzustellen, dass normale Menschen diese absonderliche Absonderung in Cremes, Seifen und Parfums mischen, diese mit Freude auf der eigenen Haut verreiben und das Zeug auch noch wie verrückt verkaufen. Der Geruch ist nicht schön, allein ich muss bekennen: Ich bin angefixt von Moschus. Wenn „Musk“ auf der Flasche steht, greife ich reflexartig zum Tester, ungezählte Enttäuschungen konnten diesen Pawlowschen Reflex nicht löschen. Irrwitzig, was so alles als Moschusduft angepriesen wird, vom Moschusblümelweichspülerduft bis hin zur Hippiebrause.
Jetzt sind also auch die von Bond auf die Idee gekommen, diese geheimnisvolle Substanz supernatürlich in Szene zu setzen. Auf der Bond-Homepage wird angedeutet, dass in „Musk“ synthetischer Moschus als Schlüsselakkord eingebaut ist. Das ist keine Selbstverständlichkeit mehr, zumal vor allem in arabischen Parfums echter Moschus wieder sehr populär sein soll. Wie auch immer, die Hand greift zum Tester. Obwohl mir für einen ausgiebigen Testnachmittag nur ca. 2 Quadratmeter Haut zur Verfügung stehen und ein bestimmter Teil davon auch nur bedingt, beginne ich gleich mit ein paar beherzten Sprühern in die Armbeuge. Hui, was ist denn da so prickelnd grün? Wenn ich raten darf, würde ich sagen, dass ich Vetiver, schön erdig, wenngleich erst für die Basisnote angegeben, mit ganz, ganz herber Grapefruit rieche – obwohl da ja Grapefruitblüte steht? Das ist eine sehr verwirrende Mischung und so geht es auch weiter. Der ganz besonders interessante Schweppes-Effekt lässt nach und weicht etwas Süßerem. Ich kann keine einzige Note benennen, ausgeschlossen, auch bei größter Konzentration nicht. Ich habe terra incognita betreten, für mich zumindest.
Während ich noch dastehe und die Bond-Broschüre zu Rate ziehe sind fünf Minuten vergangen und plötzlich, aus dem Hinterhalt, greift ein ausgewachsenes Leistenkrokodilmännchen an. Es muss gerade eine ganze Palette Sécrétions Magnifiques verschlungen haben. Mir wird ganz azuronschwummerig und der Daseinszweck von Teststreifen erschließt sich mir mit Wucht. Wer die SM kennt, kann sich „Musk“ von Bond wie eine grün-erdige und körpernahe Version der berühmten milchig-fettigen Sekrete vorstellen. Auf meiner Haut stinkt der EldO-Duft zehn Meter gegen den Wind, bei „Musk“ muss man näher ran, etwa einen halben Meter. Das ist ein wichtiger Faktor. Wie wichtig, das merkt man erst, wenn man es ausprobiert hat und noch beabsichtigt ein öffentliches Verkehrsmittel zu benutzen.
Sobald das Azuron seine volle Wirkung entfaltet hat, ist es schwierig noch etwas anderes wahrzunehmen. Zum einen, weil es so offensichtlich überdosiert ist, dass es alle anderen Nuancen förmlich zubetoniert. Zudem ist es in dieser Menge so abstoßend, dass ich es nur mit Überwindung und dann auch nur sehr kurz geschafft habe, an meiner Armbeuge zu schnuppern. Zu „Musk“ im Azuronstadium ließe sich noch viel schreiben, leider nur Unappetitliches, daher kann ich nur jeden auffordern, diesen Duft mal zu testen. Eine interessante Erfahrung macht man mit ihm auf jeden Fall. Was wohl die New Yorker zu „Musk“ gesagt haben, soll er doch eine weitere Liebeserklärung an die Stadt und ihre Bewohner sein?
Ach ja, mit dem Geruch liebestoller Krokodile hat er übrigens nicht viel gemeinsam.
11 Antworten
NannyPlum vor 11 Jahren 27 16
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Wuthering Heights - der Duft zum Buch
Irish Leather ist kein Mann, ist keine Frau. Ich spreche von einer Landschaft.
Die Handlung meines Lieblingsbuches spielt nicht in Irland sondern im wilden Hochmoor Yorkshires. Es ist eine wahre Sturmhöhe und auf Wacholderbeeren trifft man dort allenthalben.
Das unbedingte Verwobensein zweier Kinder in einer rauhen Natur, schicksalhafte Liebe, erbitterte Rache und Wiedervereinigung im Tod. Alle Facetten kann ich im Duft wiederfinden.
http://www.youtube.com/watch?v=4clztbOrFps

Irish Leather ist sehr wechselhaft. Mal tritt die Wacholderbeere bitter, dann wieder süß in Erscheinung. Ausgeglichen werden diese Widersprüche von einer hier leider etwas seichten Mate-Teenote. Sie ist schon deutlich wahrnehmbar, hier fehlt mir aber der recht angenehme adstringierende Effekt der Mate, auch das rauchige Aroma könnte viel ausgeprägter sein. Gut, dann soll sie eben die Rolle des blass-lieben Edgar Linton spielen.

Nach etwa zwei Stunden wird der Duft bei mir schwerer, erdiger. Tonkabohne, Amber und Leder bilden eine solide und herrlich kuschelige Basis. Der Duft beruhigt sich spürbar. Der Sturm legt sich.

Fazit: Ich hätte mir Irish Leather im Auftakt noch einen Ticken wilder und unbändiger gewünscht, ein wenig weniger tragbar. Das gibt 10 % Abzug, alles andere ist in sich wunderbar stimmig.
Der Flakon gefällt mir sehr gut, der Duftverlauf ist spannend komponiert und die Haltbarkeit von etwa 10 Stunden läßt keine Wünsche offen. Eine klare Empfehlung von mir für die Zeit der ersten Herbststürme.
16 Antworten
NannyPlum vor 11 Jahren 23 13
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
...since you came along, you sexy thing, you!
Corinne Cachen sagt über ihren Duft, dass sie sich bei seiner Erschaffung von den Landschaften der nordkalifornischen Küste inspirieren ließ. Es ist schon eine Weile her dass ich dort war, aber aus der Erinnerung heraus würde ich sagen – ja, das kommt hin.
Bevor ich das nachlesen konnte war mir Tanoke schon unter die Nase gekommen und meine erste Assoziation bezog sich auf die nordamerikanischen Ureinwohner, ihre geheimnisvollen Rituale und den damit verbundenen Naturalismus, was sicherlich mit der Namensgebung zu tun hat. Tanoke ist ein männlicher Vorname der Seminolen, möglicherweise findet man ihn auch bei anderen Stämmen. Er wird ein paar Mal im Komplex „500 Nations“ erwähnt, über seine Bedeutung weiß ich nichts (mehr).

Ein Vorredner schreibt, dass dieser Duft an einer Frau nicht geht. Solche Aussagen führen hier mitunter zu heftigen Trotzreaktionen und auch in mir rührt sich Widerstand.
Allein, ich muss es zugeben: Wenn es je einen maskulinen Duft gab, dann ist es Tanoke. Er hat für mich einfach alles und vor allem hat er Sexappeal.

Der erste Moment ist wie das Öffnen einer Saunatür unmittelbar nach dem letzten Aufguss. Sehr schnell wird der Duft leicht zitrisch, dennoch steht über allem durchgehend das warm-rauchig-holzig-balsamische Thema. Ausnahmsweise sind alle drei angegebenen Kopfnoten, Bitterorange, Ingwer und Pfeffer, auch für mich leicht zu identifizieren. Muskat kann ich nicht wahrnehmen, denn die Herznote wird dominiert von geräucherten Harzen in ihrer allerschönsten Form. Ich schwelge, es ist wunderbar. Da hinein webt sich nun der Duft von frisch geschlagenem Laub- und Nadelgehölz. Umgab Tanoke bis jetzt eine Aura von Spiritualität und Mystik wird er jetzt körperlicher je länger der Duft auf der Haut bleibt. Keine Angst vor diesem Patchouli, hier müffelt nichts. Ich meine auch Leder wahrzunehmen, möchte mich aber nicht darauf festlegen.
Aus Versehen habe ich ihn mit „Vanille“ von Molinard gelayert. Eine ganz leckere Angelegenheit, die den Duft gleich viel femininer wirken lässt. Doch die Klarheit, die mich bei Tanoke von Anfang an fasziniert, etwas das mich augenblicklich beruhigt, fokussiert und wieder ausrichtet, geht damit verloren.

Das Flakon-Design verzichtet auf Chichi, der Kubus liegt gut in der Hand.
In den Disziplinen „Sillage“ und „Haltbarkeit“ könnte es Tanoke mit Amouage aufnehmen.
Ich bin kein Maitre wie Herr Haas, noch nicht mal eine „Nase“, aber für mich wird Tanoke DAS Meisterwerk auf meiner bescheidenen Kommode sein.
13 Antworten
NannyPlum vor 11 Jahren 19 14
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
3
Duft
Wo sehen Sie sich selbst in 5 Jahren?
Vorstellungsgespräch in der Sparkassenfiliale Sinzing im Jahr 2000.
Du bist die Bewerberin und trägst einen dunkelblauen Hosenanzug, weiße Bluse mit kleinem Elastananteil, schwarze Pumps mit 3 cm Absatz. Du duftest nach Manifesto.
Du bist wie Dein Duft:
nicht zu stark, nicht zu schwach. Du bist reinlich aber nicht auf diese neurotische Art. Du willst nicht anecken, Du bist nie laut. Alle, wirklich alle kommen mit Dir klar. Bei Dir weiß man einfach, woran man ist, und wie man an den Bewertungen erkennen kann:
Du bist bei Deiner Freundin zu Hause und dann vergisst Sie, dass Du da bist. Jahrelang. Obwohl Du ihr kleiner Schatz bist (Caliope).
Du bist sehr angenehm (Schnuffi).
Ich habe das schon tausendmal gerochen, diese Standard-Zitrusmischung, etwas Sportif-Aquatisches, das sich, ich würde drauf wetten, auch im Biotherm Eau Pure findet.
Süße Erbse klingt frech und macht neugierig. Wer weiß, wie süße Erbse riecht? Ich bitte um Handmeldungen. Na also, beweise mal, dass das nicht drin ist.
Ich finde, Du riechst wie die brave kleine Schwester von Acqua di Gio. Und der ist schon recht gefällig.

Natürlich hast Du damals den Job bekommen. Du warst schließlich universell einsetzbar. Mit Dir gab's keinen Ärger. Aber als Du plötzlich weg warst, ist es nicht so doll aufgefallen.
14 Antworten
1 - 5 von 11