Nazafarina

Der August neigt sich dem Ende zu, es war ein wahrlich großer Sommer, und im Garten blüht immer noch Einiges. Besonders der Flox hat es mir angetan und so freue ich mich immer noch jeden Tag an diesem Mix zwischen ihm und den Rosen.
Trotzdem wird herumgedaddelt.... tztztz... und bin nun bei Parfums wieder einmal bei Givenchy gelandet. Ein 6 ml Flacon Extrait zog bei mir ein... eine wahre Explosion an Duft, an Blüte, an Sommer, an einer Melange, die ihresgleichen sucht. Natürlich 6 ml... sind für eine Perfumista wie mich ein Anreiz, weiter auf die Suche zu gehen, denn Sommer im Glas, den liebe ich immer!
Das Extrait ist ein Schatz seinesgleichen, aber hier bewerte ich das EDT, denn das reine Parfum lässt sich schwer finden. Und Düfte in den Himmel zu loben, die nicht mehr erhältlich sind, oder nur sehr schwer erhältlich sind, macht wenig Sinn für eine Gemeinschaft, die die Sinneseindrücke auch teilen will.
Das EDT besitzt eine ordentliche Sillage, handwerklich ein Meisterwerk,denn keine Ingredienz sticht besonders hervor, es gibt keine Ecken und Kanten, es gleitet wie Seide durch meine Nase. Kein Beginn mit Zitrus, nein, im Nu ist der Sommer da mit all seinen Blüten, mit all seiner Vielfalt. Es legt sich zart auf meine Haut, ist aber dennoch kräftig genug, um seine Trägerin bei Laune zu halten. Der Sommer steigert sich zu einem Hochsommer, jetzt sind alle Moleküle erwacht, jetzt duftet es nach Garten, nach Frühling, der schon lange vorbei ist, nach Frühsommer, wo die Maiglöckchen anmutig unterm Hasel blühen, nach Sommer, wo die Freesie, der Flox, die Rosen, die Nelken, und die vielen kleinen duftintensiven Blüten ihren Teil dazu beitragen, das Erlebnis Garten zu unterstreichen.
Im weiteren Verlauf intensiviert sich der Duft, herrlich komponiert, die Festigkeit und die Ausdauer durch teils animalische, teils hölzerne Bestandteile aufs Feinste austariert. Nicht zu viel Amber, nicht zu viel Zibet, und nur ein Hauch von Patchouli, diese Bestandteile bringen die Cremigkeit und die Anmut, ebenso die Haltbarkeit, ohne nach einzelnen Bestandteilen zu riechen. Einfach großartig und bewundernswert.
Ysatis hält auch als EDT sehr lange, ist von hoher Qualität und lässt den Ausblick auf graue Novembertage strahlend und gemütlich werden.
Es mag an die 80ger oder 90ger Jahre erinnern, ich finde jedoch, ein gutes Parfum ist absolut zeitlos und dieses gehört in diese Kategorie.
Als Dame ist man damit immer gut gekleidet, es verbindet sich mit der Trägerin zu einem individuellen charmanten, anmutigem liebevollen Kleid.

Eine schöne Einladung flattert ins Haus. Einladung bei Mrs. Columbo, ihr Gatte ist in Downtown LA. zu Ermittlungsarbeiten, und ich darf den ganzen Tag mit ihr im kleinen Holzhaus über dem Strand verbringen. Zwinkernd über einer riesengroßen Sonnenbrille begrüßt sie mich, ihr dunkles Haar mit einem bunten Tuch bedeckt, volle rote Lippen mit schönen Zähnen und einem wahrhaft lustigen Lachen im Gesicht. Sie umarmt mich liebevoll und zärtlich erfasst meine Nase einen Hauch von Gewürzen, ein Dunst von Nelke und Geranie. Es ist Sommer, und golden steht die Sonne über dem Pazifik. Sie dreht sich um, wir stehen in ihrer rustikalen Küche, der Espresso dampft schon in den Tassen. Sie geht vor, nach draußen auf die Veranda, ich folge der duftenden Kaffeespur, gemischt mit dem noblen, aristokratischen Duft ihrer Aura. Wir lachen, wir sind ausgelassen, fröhlich, die Hitze ist mit dem frischen Luftzug des Meeres vermischt, dazwischen die Hölzer ihres wunderbaren Parfums in Verbindung mit den trockenen Dielen der Veranda. Sie schlägt vor, hinunterzugehen ans Meer, man sei dort im Besitz eines kleinen Katamaranes und wolle eine Ausfahrt machen. Ob ich einverstanden sei? Keine Frage! Ihre weite bunte Tunika, passend zum Haartuch, flattert im sonnigen Wind vor mir, ich bin eigehüllt in eine herrlich warme, streng anmutende, aber doch sehr weiche Duftillusion, die jede Sekunde zum Träumen einlädt. Wir springen hinunter, nehmen die Stufen, wie zwei junge Mädchen und unten wartet schon der Bootsmann. Die eiskalten Wellen treffen uns, erfrischend bei diesen Außentemperaturen, und nach einer ganzen Weile Bootsfahrt treffen wir auf eine Buckelwalmama mit ihrem Jungen. Sie wälzen sich, sie springen herum, wie zwei junge Hunde und es ist eine große innige Freude, den beiden zuzusehen. Im gleichen Augenblick offenbart sich die tiefe, liebevolle Basis von Aromatics Elixir, Mrs. Columbo freut sich und dreht sich im Wind im Kreise. MMMhhhhh, ein gehaltvoller Duft voller Kraft und Würze, balsamisch fast eines Grals würdig. Ich bin sehr glücklich ob dieser Momente. Als wir wieder zurückgefahren sind, uns wieder in der Veranda finden, höre ich, wie blechern der Motor von Monsieur die Serpentinen hochächzt. Schnell verabschiede ich mich, denn Mrs. Columbo hat schon das Feuer angeschürt, denn nach den vielen Stunden, in denen sich der Hausherr mit Arbeit, Toastbrot und Rosinen über Wasser gehalten hat, freut er sich nun auf ein schönes T-Bone vom Rost. Ich fahre die Strecke hinab und sehe gleissend die Sonne über dem Meer untergehen. Es war ein träumerischer Sommertag....

Nach einem Winter, der eigentlich gar kein Winter war, zieht plötzlich und stark der Frühling übers Land. Die Sonne wärmt schon sehr stark, die Vögel zwitschern schon in der Früh und beim Rundgang mit dem Hund fallen mir sofort die Veilchen im Gebüsch ins Auge. Natürlich, in den Gärten zeigen sich schon lange die Schneeglöckchen und Narzissen, fast schon sind die Krokusse verblüht. An Tagen wie diesen gehe ich meine Sammlung in Gedanken durch und habe das Verlangen nach DIOR. Wohlgemerkt, nach den alten Dior-Düften, welche diese Grundstimmung des Hauses Dior vermitteln. Lieblich, diese Grundnote des alten Monsieur Dior. Sie vermittelt Erinnerung an die Zeit, als 7.5 ml Extrait eine Kostbarkeit waren, als Dior neben Chanel etwas ganz Besonderes war, zu Weihnachten oder Ostern etwa im Nestchen zu finden. Der Geruch von Miss Dior ist mir im Gedächtnis, doch als jetzt ein 7.5 ml Vintage Flakon Einzug hält, nehme ich eine kleine Prise. Ach!!!!! Wie ist das schön, Frühling im Glas! Frühling überall in meinem Kopf. Das Extrait kommt an den zitrischen Komponenten vorbei, gleich zur Sache, sprich zur entzückenden Herznote, welche Erinnerungen an die sonnenüberflutenden, brütenden Macchien in Südfrankreich weckt. Grillen zirpen, überall wächst Rosmarin, sprießen wohlriechende Kräuter, der Boden ist karg und der schönste Duft hier ist der der Zistrose. So heiß, so intensiv, so schmeichelnd, und so unvergessen. Das ist das Herz von Miss Dior. Der Geruch wird nur leicht unterstrichen mit Nelke und wie ich finde, auch Narzisse. Diese Melange läßt mich fröhlich werden, mich an die 70 ger Jahre erinnern, als man mit der 2CV Ente durch sämtliche Kreisverkehre in Nimes fuhr, als man auf der Croisette in Cannes noch einen Parkplatz fand und einen Espresso zwischen Platanen und Meer nippte. Träumereien, schöner als ein Kinofilm. Das Meer, tiefblau, in Sichtweite und ein leichter Hauch von Sommer in der Luft.
Ich werde den Duft diesen Sommer tragen, ich werde ihn erneut aufsaugen, abschnüffeln und mich daran freuen. Wunderbar, daß es ihn noch gibt.

Alien gehört zu der neuen Duftgeneration, welche keinen olfaktorischen Verlauf mehr zu bieten hat, dh es kam, sah....und siegte, möchte allzugerne auf Dauer die Haut pflügen, die Haare in Beschlag nehmen, die Achseln bezwingen, kurz, das ganze Material an Zellen durchsetzen. Keine zärtlichen Kosebewegungen der Hesperiden, anschmiegsames Röslein, oder zart anmutiger Jasmin, nein, die ganze Komplexität kommt gepanzert mit Kettenrasseln auf das jeweilige Objekt. Alien besticht durch seine extreme Haltbarkeit, durch seine möderische Sillage, hier wurde nicht gespart an Ingredienzien, an Molekülen, die wie Pattex kleben, welche die Sillage noch mit 100 Kilojoule auf den letzten Duftmolekülen beschleunigen. Die angepeilte Kundin soll etwas haben für ihre Euro, sie soll riechfest gemacht werden.
Mir offenbarte sich der Duft in der FAZ als kleines Briefchen mit den Worten Tirez moi, poussez sur le flacon.... ich tat, wie angeben... und mein Hund, der zwar immer doch andere Duftvorlieben als ich hat, manchmal sich jedoch in meine treuen Chanel 19 Arme legt, geht doch ein kleines bisschen auf Abstand, so meinte ich, zu spüren.
Kein Vergleich zu französicher Parfumeurskunst, wie es dem Polge Clan, oder Roudnitzka eigen ist, d.h. die Ausarbeitung des Duftes, die Pointierung gewisser Nuancen, das Verbinden der Bestandteile mit der eigenen Haut, mit dem Schweiss, mit der persönlichen Aura der Trägerin, welche z.B. das Haus Chanel auf das Schönste beherrscht. Selbst zarte Düfte wie Chanel Nr. 5 L'Eau bestechen durch hervorragende Handwerkskunst, durch sehr subtile und zärtliche Nüsternbewegungen, durch inneres Lächeln. Bei Alien rockt hier eine ganze Bärenfamilie oder besser gesagt, eine Krokodilspopulation, denn besagte Modelle können schlecht riechen.... aber mit Sicherheit Alien wahrnehmen.
Nun, ein Duft, oder ein Geruch für junge Mädchen, der in Massen konsumiert werden möchte, den man oft in den Zügen oder Strassenbahnen wahrnimmt, der in Discotheken eventuell aufgetragen wird, oder zu Musicevents der gleichen Kategorie, hier: Hauptsache laut, Bassdröhnen auf 190 dB. Weniger ein Duft für menschliche Hundenasen, die einen Duft abschnuppern, die ihn innerlich einziehen, in Bestandteile zerlegen, sich an der Kopfnote freuen, die Herznote mit einem Lächeln quittieren und die schließlich die Basisnote einfach abknutschen möchten. So gibt es für jede Nase, möchte man meinen, ein Deckelchen und so ist es auch in Ordnung. Der Außerirdische polarisiert, wie das eben so ist mit Extraterralen, der Preis ist in Ordnung, weil man hier Parfum bekommt in hoher Konzentration, mit Aussage "Bahn frei, hier wehe ich vorbei" und mit einem schlüssigen Geruchserlebnis. Die Jahrtausendwende hat hier ganz neue Dimensionen der Wahrnehmung eröffnet. Zum Glück gibt es da Häuser wie, fast würde ich sagen Guerlain.... aber ich sage lieber Roja Dove... welche sich auf Nasenabenteuer spezialisiert haben.

Misia wehte die Freundschaft und der Wind in mein Haus... und natürlich wurde sie mit freudestrahlenden Augen und offener Nase empfangen.
Misia! Ohne mich am Namen festzuhalten, ohne Vorurteil, einfach nur mit allergrößter Neugierde unter die Nase gerieben.... und ? Für mich ein Traum schlechthin!
An der Kopfnote halte ich mich garnicht lange auf, auch die Herznote geht sogleich in die tiefe, verführerische Basis über! Aber in welch schöne, herzergreifend zarte, subtile, elegante, zärtliche, anschmiegsame, weiche Note, welche sich so lieblich mit meiner eigenen Haut vermischt.
Ohne hier die Ingredienzien aufzuzählen, die Chanel Iris zeigt sich sehr präsent, pudrig, schmeichelnd.
Die anderen Zutaten ergeben eine sehr zurückhaltende Untermalung der Iris, wobei selbst die Iris nicht als Wuchtbrumme zu bezeichnen ist, sondern sich wirklich vornehm zurückhält. Der Duft wandelt auf Seitenpfaden. Keine vorrangige Duftexplosion ist hier zu verzeichnen, keine immerwährende Wiederkehr wie beim "Murmeltiertag", sondern eine fortlaufende olfaktorische Anpassung an mich selbst. Diese Art von Riecherlebnis läßt mich aufhorchen, wachwerden, schnüffeln, denn z.B. an Poison von Dior braucht man keine Nasenzüge zu nehmen, der Express steht schon da! Obwohl natürlich Poison ein Traum von einem Duft ist, das braucht man hier nicht extra zu erwähnen.
Assozationen finden sich in meinem Kopf mit Danger (Basis) und Chanel 5 premiere (Basis) . Unglaublich weiblich, zurückhaltend, sophisticated.
In meinem Kopf kommen so Ideen...." ich wußte garnicht, meine Liebe, daß Du soviel Frau bist ;-))" und "Weiblichkeit zum Auftupfen"
Natürlich kommt Misia zu meinen bevorzugten Kaufkandidatinnen, wenn sich wieder ein Feiertag nähert.
Misia fügt sich ideal zwischen 1932 und Beige in die Reihe der weltbesten Düfte ein.