21.03.2015 - 11:27 Uhr

Turandot
835 Rezensionen

Turandot
Top Rezension
53
Mit heisser Nadel gestrickt?
Wenn von meinen Lieblingslabels ein neuer Duft avisiert wird, ist die Neugier natürlich groß. Erst recht, wenn es sich um eine Exclusif-Serie handelt, von denen ich jeweils einen roten Faden, eine Aura, eine bestimmte Vorstellung im Kopf habe. Das geht mir bei den Privè-Düften von Dior so, bei Guerlain, zumindest bei den älteren Parfums und natürlich auch bei Chanel.
Es gibt bisher keinen Duft des Hauses, den ich gar nicht mag. Wenn auch N°19 und Cristalle für immer als Grundausstattung von Chanel bei mir gelten, so liebe ich als besondere Highlights meiner Sammlung die Exclusif-Parfums, die mit Ausnahme von Jersey und Beige, die mir zu leicht sind, immer mal wieder meine Begleiter sein werden. Selbst Chance oder Coco Mademoiselle entsprechen zwar nicht meiner Vorliebe, aber ich würde sie durchaus tragen, bekäme ich sie geschenkt. N°5 nimmt sowieso eine Sonderstellung ein.
Die Vorstellung eines Chanel-Duftes generell beginnt für mich immer mit einer zwar ausdrucksstarken, aber sauberen und transparenten Kopfnote. Würde das bei Misia auch so sein?
Aber das ist schon die erste Überraschung. Ich rieche nicht die seidig pudrige Kopfnote, die ich erwartet hatte, und ich sehe mich auch nicht in die Theatergarderobe versetzt, sondern es geht mir mit Misia annähernd wie mit Teint de Neige von Villoresi: Ich habe das Gefühl, zu heftig in einen Waschmittelkarton gepustet zu haben. Der Duft reizt mich zum Niesen und ich spüre ihn auf der Zunge. Es ist, als ob Misia nicht meinen Geruchssinn, sondern meinen Trigeminusnerv aktiviert. Das duftet nicht, sondern piekst, so wie ich scharfes Essen nicht als Geschmack, sondern als Schmerz empfinde. Ähnlich geht es mir mit diversen Iso-E-Super-Düften. Sie nehmen mir die Luft zum Atmen.
Ich muss eine ganze Weile durchhalten, bis ich das Thema von Misia erkennen kann. Dann zeigt sich mir ein sehr pudriger, femininer, ein bisschen nostalgischer Duft. Auch das sympathisch altmodisch anmutende Veilchen erhebt sich aus der anfänglichen grellen Staubwolke und wenn das auch nicht meine bevorzugte Richtung ist, so will ich Misia in diesem Stadium seine Schönheit nicht absprechen.
Das wars aber auch schon. Mehr passiert auf meiner Haut nicht und das ist die zweite Überraschung. Mir fehlt Raffinesse, mir fehlt Volumen, mir fehlt ein wie immer gearteter Ablauf und mir fehlt das Gefühl, einen Chanelduft vor mir zu haben. Ich denke immer, da muss doch noch was kommen, doch Fehlanzeige. Von einer sich harmonisch anschließenden Basis, die den Duft abrundet, ist nichts zu erkennen.
Über die Haltbarkeit kann ich nicht klagen. Abends vor dem Schlafengehen aufgetragen liegt noch morgens ein feiner, blumigpudriger Schleier auf meiner Haut. Wohlgemerkt auf der Haut, denn Sillage ist abgesehen von der Explosion im Auftakt nicht der Rede wert.
Vielleicht bin ja voreingenommen, aber so wie es mir bei Guerlain geht, habe ich auch das Gefühl, bei diesem Duft mit dem Wechsel des Parfumeurs eine andere Handschrift zu erkennen. Das mag Einbildung sein, aber es beeinflusst meine Empfindung und damit natürlich meine Bewertung. Misia Sert war wohl eine sehr interessante und kreative Frau, das Thema hätte mit Sicherheit dramatischer, zumindest aussagekräftiger ausfallen müssen. Mich stört deshalb nicht so sehr, dass mir der Duft nicht gefällt. Ich akzeptiere auch, das Chanel mit Misia eine völlig andere Klientel anspricht. Man muss ja nicht immer alten Wein in neue Schläuche füllen. Es ist nicht schlimm, dass damit nicht die Coromandel- Sycomore- oder Gardenia-Liebhaber/Innen bedient werden. Sondern ich finde es enttäuschend, dass aus dem reizvollen Thema nicht mehr gemacht worden ist. Tolle Kopfnote und enttäuschender Verlauf, das hatten wir ja auch schon bei Coco Noir.
Es gibt bisher keinen Duft des Hauses, den ich gar nicht mag. Wenn auch N°19 und Cristalle für immer als Grundausstattung von Chanel bei mir gelten, so liebe ich als besondere Highlights meiner Sammlung die Exclusif-Parfums, die mit Ausnahme von Jersey und Beige, die mir zu leicht sind, immer mal wieder meine Begleiter sein werden. Selbst Chance oder Coco Mademoiselle entsprechen zwar nicht meiner Vorliebe, aber ich würde sie durchaus tragen, bekäme ich sie geschenkt. N°5 nimmt sowieso eine Sonderstellung ein.
Die Vorstellung eines Chanel-Duftes generell beginnt für mich immer mit einer zwar ausdrucksstarken, aber sauberen und transparenten Kopfnote. Würde das bei Misia auch so sein?
Aber das ist schon die erste Überraschung. Ich rieche nicht die seidig pudrige Kopfnote, die ich erwartet hatte, und ich sehe mich auch nicht in die Theatergarderobe versetzt, sondern es geht mir mit Misia annähernd wie mit Teint de Neige von Villoresi: Ich habe das Gefühl, zu heftig in einen Waschmittelkarton gepustet zu haben. Der Duft reizt mich zum Niesen und ich spüre ihn auf der Zunge. Es ist, als ob Misia nicht meinen Geruchssinn, sondern meinen Trigeminusnerv aktiviert. Das duftet nicht, sondern piekst, so wie ich scharfes Essen nicht als Geschmack, sondern als Schmerz empfinde. Ähnlich geht es mir mit diversen Iso-E-Super-Düften. Sie nehmen mir die Luft zum Atmen.
Ich muss eine ganze Weile durchhalten, bis ich das Thema von Misia erkennen kann. Dann zeigt sich mir ein sehr pudriger, femininer, ein bisschen nostalgischer Duft. Auch das sympathisch altmodisch anmutende Veilchen erhebt sich aus der anfänglichen grellen Staubwolke und wenn das auch nicht meine bevorzugte Richtung ist, so will ich Misia in diesem Stadium seine Schönheit nicht absprechen.
Das wars aber auch schon. Mehr passiert auf meiner Haut nicht und das ist die zweite Überraschung. Mir fehlt Raffinesse, mir fehlt Volumen, mir fehlt ein wie immer gearteter Ablauf und mir fehlt das Gefühl, einen Chanelduft vor mir zu haben. Ich denke immer, da muss doch noch was kommen, doch Fehlanzeige. Von einer sich harmonisch anschließenden Basis, die den Duft abrundet, ist nichts zu erkennen.
Über die Haltbarkeit kann ich nicht klagen. Abends vor dem Schlafengehen aufgetragen liegt noch morgens ein feiner, blumigpudriger Schleier auf meiner Haut. Wohlgemerkt auf der Haut, denn Sillage ist abgesehen von der Explosion im Auftakt nicht der Rede wert.
Vielleicht bin ja voreingenommen, aber so wie es mir bei Guerlain geht, habe ich auch das Gefühl, bei diesem Duft mit dem Wechsel des Parfumeurs eine andere Handschrift zu erkennen. Das mag Einbildung sein, aber es beeinflusst meine Empfindung und damit natürlich meine Bewertung. Misia Sert war wohl eine sehr interessante und kreative Frau, das Thema hätte mit Sicherheit dramatischer, zumindest aussagekräftiger ausfallen müssen. Mich stört deshalb nicht so sehr, dass mir der Duft nicht gefällt. Ich akzeptiere auch, das Chanel mit Misia eine völlig andere Klientel anspricht. Man muss ja nicht immer alten Wein in neue Schläuche füllen. Es ist nicht schlimm, dass damit nicht die Coromandel- Sycomore- oder Gardenia-Liebhaber/Innen bedient werden. Sondern ich finde es enttäuschend, dass aus dem reizvollen Thema nicht mehr gemacht worden ist. Tolle Kopfnote und enttäuschender Verlauf, das hatten wir ja auch schon bei Coco Noir.
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