Nofretete

Nofretete

Rezensionen
Filtern & sortieren
11 - 15 von 42
Nofretete vor 5 Jahren 26 15
7
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Blaue Blumen & Ming Bling-Bling
Sattblau blumig eröffnet das Parfum mit kräftigem Lavendel und samtigem Veilchen. Dieser liebliche Duft wird von der zitrischen Frische des aus der japanischen Küche bekannten Shisoblatts belebt. Bald tritt die Iris hinzu, deren Pudrigkeit von der Shiso-Frische aufgelockert wird. Lavendel, Veilchen und Iris, das ist geballte Flowerpower. Wo bleibt der Tee, das eigentliche Thema des Parfüms?

Der als Zutat genannte Oolong-Tee, tanninärmer und aromatischer als schwarzer Tee, stellt die Königsklasse des chinesischen Tees dar. Bei der Teezeremonie wird er hochkonzentriert aus Näpfchen geschlürft, um - ähnlich wie bei Rotwein - den langen Abgang zu genießen. Thé bleu enthält allerdings nur einen dünnen Aufguß nach westlicher Art, zartblumig und kaum als eigene Note wahrnehmbar. So wird er zum gefälligen mattbraunen, durch Moschus aufgehellten Hintergrund, der die floralen Noten verbindet und dem Ganzen einen cremigen Touch verleiht.

Thé bleu ist ein ziemlich einfacher Duft, der sich binnen weniger Minuten in seiner Gesamtheit entfaltet und dann fast unverändert bleibt. Indes, gerade diese schwebende Klarheit ist es, die ihn besonders macht. Ein gelungenes Parfum mit Wellnessfeeling also.

Darüber hinaus wird gekonnt mit mannigfaltigen Assoziationen zu Blau gespielt. Lavendel als Relaxfaktor schlechthin, die blaue Blume als Symbol der Sehnsucht aus der Romantik, endloses Himmelblau, reines Wasserblau und eierschalenzartes Teegeschirr mit fernöstlichen Motiven in chinesischem Ming-Blau.

Zen. Ruhe. Schönheit. Vergänglichkeit. Ewigkeit. Entspannung.

Darauf einen Tee.
15 Antworten
Nofretete vor 5 Jahren 11 7
6
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Der unbekannte Grünquarz
Der Name aus dem Reich der Mineralien paßt gut zu diesem komplexen Parfum. Ein rohes Stück Quarz, beispielsweise Bergkristall, auf Stein gewachsen, sieht chaotisch aus. Große und kleine Prismen zeigen in verschiedene Richtungen, oben sind sie überwiegend glasklar, unten opak. Erst eine längere Betrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln offenbart die Schönheit des Quarzes, weil sich immer neue Strukturen zeigen.

In der Tat beginnt der Duft ziemlich verworren. Der kurze unspezifisch zitrische Auftakt geht gleich in eine herbfrische Cidre-Note über, die ebenfalls schnell endet. Nun folgt ein eigenartiges Intermezzo, das weder zum Auftakt noch zum weiteren Verlauf paßt. Es ist ein in sich widersprüchliches Gemenge, das zugleich stechend und dumpf-schwül ist, als hätte man weißen Pfeffer mit Muskatnuß zerstoßen und unter frisch geschnittene Blätter von Koriander und schwarzer Johannisbeere gemischt. Erfreulicherweise ist das bald verflogen und vergessen!

Jetzt wird es angenehm. Galbanum macht den Duft grün, und Vetiver verleiht ihm Würze, die durch Kardamom eine ätherische Note erhält. Darüber liegt ein feiner floraler Akkord. Das narkotisch süßliche Aroma von Jasmin und etwas wie Flieder oder Ginster verleiht dem Parfum das gewisse Etwas und macht es äußerst anziehend.

Nach vielen Stunden, in denen hier und da ein Apfel hervorlugt, zeigt der Duft nochmals neue Facetten. Schwerer Amber, pudriges Sandelholz und irisierender Moschus ergeben einen Unterton, der den grün-würzigen Charakter des Parfums spannungsreich begleitet.

Quartz ist durch seine anfängliche Holprigkeit kein leicht zugängliches Parfum. Erst hat es mir mißfallen, doch nach einigen Testläufen finde ich es, auch wegen seiner ausdauernden dezenten Sillage, angenehm und sogar recht verführerisch.
7 Antworten
Nofretete vor 5 Jahren 14 9
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Wiesen-Glück
Wie, einfach nur Grapefruit, der übliche zitrische Auftakt? Nein, es duftet gleich deutlich grün und fruchtig-frisch, eher wie Galbanum mit einer feinen Pomelo, die kaum süß, gar nicht sauer und nur wenig zitrisch ist. Und es bleibt grün.

Durch eine Streuobstwiese mit Äpfeln und Birnen geht es weiter zu einer Blumenwiese mit einer Vielzahl von Blüten. Es sind keine hochgezüchteten Schönheiten aus dem Floristikatelier, die mit ihren besonderen Noten kokettieren, sondern unscheinbare Blütchen, die wild wachsen. Ein paar Veilchen und Röschen mögen schon darunter sein.

Der Duft bleibt aber nicht harmlos blümelig, denn im Hintergrund erscheint eine interessante Note wie herber Matetee, würziges Heu und stahliger Mosel-Elbling. Das erzeugt Spannung und verleiht dem Duft Temperament. Das Blumige und Herbe bleibt bis zum Schluß, Patchouli und Sandelholz sind nur mit einer weichen Würze angedeutet. Der Duft hält länger als 8 Stunden bei guter Sillage.

"Natural & Pure" bietet doch mehr, als der abgenutzte Name und der wenig bekannte Hersteller vermuten lassen. Es ist keine fade besänftigende Wellnessbrise, die wie ein Zimmerbrunnen brav vor sich hin plätschert, sondern ein lebendiger Duft, der munter und vielleicht sogar ein wenig glücklich macht.
9 Antworten
Nofretete vor 5 Jahren 18 15
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6
Duft
Reise ins Land der Bäcker-Blume
Bois Farine beginnt überraschend, ja überwältigend. Es riecht durchdringend nach feuchtem Mehl, etwas später nach Popcorn, fettfrei und leicht gesalzen, mit einer mineralisch-erdigen Note von nassen Tonscherben. Originell ist das zweifelsohne, aber tragbar oder angenehm?

Mit der Zeit wird die Mehlnote streng und schal, drückend liegt sie auf dem zentralen Blumenakkord. Zartbittere Iriswurzel wird von marzipanigem Heliotrop begleitet, zugleich blumig leicht und pudrig schwer. Allmählich weicht der Zerealien-Muff, läßt endlich die schöne Blumigkeit hervortreten. Als Kontrast zur heftigen Eröffnung klingt der Duft sanft und schmeichelnd aus. Über der samtigen, süßlichen Benzoe-Guajakholz-Mischung schwebt bis zum Schluß ein Hauch von hellen Blüten.

Wer schwelgt nicht gerne in Reiseerinnerungen! Herr Ellena schuf aus seinen Impressionen vom Inselstaat La Réunion mit seiner exotischen Vegetation und der französisch geprägten Kreol-Kultur ein Parfum. Mit Bois Farine hat er dem zur Milleniumswende beinahe ausgestorbenen endemischen Mehlblütenbaum ein Denkmal gesetzt und ein ausgefallenes Duftkunstwerk geschaffen.

Dennoch würde ich lieber Fotos von La Réunion anschauen und dazu eine Mehlspeis essen statt mich mehlstaubblumig zu parfümieren. Oder besser: selbst dorthin reisen und im Botanischen Garten an diesen außergewöhnlichen Baumblüten riechen.
15 Antworten
Nofretete vor 5 Jahren 10 8
6
Flakon
5
Sillage
4
Haltbarkeit
4
Duft
Die Leichtigkeit der Libellen
Der Duft beginnt frisch, fruchtig, aquatisch, auch süßlich und ganz leicht pudrig. Mandarine? Ja, Mandarine, eine von den ganz kleinen mit dünner, wässriger Schale. So bleibt der Duft, bis er nach drei Stunden verschwindet. Von der Liste der Ingredienzien rieche ich nichts, und das Iris-Thema kann ich erst recht nicht erkennen.

Also versuche ich, die Intention der Macher des "Iris-Traums" zu verstehen. Der Name und die gelisteten Zutaten des Parfums erzeugen das Bild eines Teichs, an dessen Rand Iris und Wasserlilien blühen. Libellen tänzeln über dem Wasser, ein leichter Wind schickt den Blütenduft zur Wiese hin. Dort spazieren junge Mädchen in pastellfarbenen Spitzenkleidern mit Bändern und Blumen im Haar zwischen Bäumen.

Kitschig? Nein, traumhaft! Das Parfüm evoziert den romantischen Landhausstil von Laura Ashley der 1970er. Heile Welt im Streublümchen-Look. Wem das gefällt, dem sagt dieser Duft sicherlich zu.

Normalerweise sind meine olfaktorischen Wahrnehmungen der Ausgangspunkt meiner Kommentare. Bei diesem Parfum war die Basis dürftig. Ohne die Zusatzinformationen hätte ich gar nichts sagen können außer dem ersten Satz und daß der Duft angenehm und freundlich ist. Das ist doch noch ganz nett.
8 Antworten
11 - 15 von 42