Sünden abbüßen mit Goutal. Heute: Hochmut.
Bei Düften hüpft mir manchmal sehr spontan das Vögelchen aus der Mütze.
So geschehen mit Ambre Fetiche von Annick Goutal. Weit und breit kein Amber und kein Fetisch, dafür Weihrauch und Harze wie beim Ostergottesdienst der Dorfkirche Hinterschrotzbach wenn Sorcinelli dort der Pfarrer wäre. Wundervoll.
Zufällig beim schlendern-nicht-kaufen entdeckt, sofort nach Hause geschleppt, glücklich ins Regal gestellt und ... vergessen.
Ungefähr ein Jahr später suchte ich gestresst einen Duft, da ich Konzerkarten hatte und wie üblich viel zu spät dran war. Meinen Schwarm Dörte, genannt die Tulpe des Gäu, konnte ich nicht warten lassen. Ooooha der Goutal, uuupsasa ja da war doch was. Also wie immer frenetisch gesprüht, den hatte ich ja schon für gut befunden. Weihrauch und Harze, ich werde der Star des Abends sein. Das Publikum wird nicht Händels Messiah huldigen sondern mir. Während ich in Gedanken schon von begeisterten Mitmenschen auf den Schultern aus der Kirche getragen wurde, eröffnete der Ambre Fetiche spektakulär mit .....
Odol Mundspüllösung ??
Wenn ich in diesem Moment aussah wie ich mich fühlte, dann sehr entgeistert. Mir wurde gleichzeitig klar das der Duft gekippt war, ich keine Zeit mehr hatte zu duschen und dringend an der Dosierung meiner Düfte arbeiten musste.
Als ich gerade meine Schlüssel schnappte und dachte egal, die Goutals haben alle eine miese Performance, wird schon keiner bemerken .....
Jauche ?!
Nicht die teure Oud Jauche, eher so die Brise durchs offene Autofenster wenn Bauer Schalupke seine Felder düngt. Und die Sillage, die Sillage ... der einzige Goutal mit mörderischer Sillage.
Half ja alles nichts. Erhobenen Hauptes stolzierte ich also würdevoll in die Kirche. Zumindest fand ich mich selbst würdevoll. Die Dame an der Kasse riss die Augen auf und verzog das Gesicht als habe sie gerade in eine Zitrone gebissen. Ja okay, sie fand es vielleicht nicht.
Die gute Nachricht: Ich schnitt passend zum Thema eine Kerbe in die Menge wie weiland Mose ins rote Meer. Als ich mich auf die Kirchenbank setzte rutschten die bereits sitzenden vier Personen so weit an die Ränder das sie fast von der Bank gekippt wären.
Die schlechte: Es wollte auch sonst niemand neben mir sitzen. Dafür durchbohrten mich von allen Seiten strafende Blicke, ein Mann hinter mir bekam einen Hustenanfall und stöhnte etwas wie "was zur Hölle ist das ...
Dörte hatte etwas wie "dafür ist das Leben zu kurz" gemurmelt und war verschwunden, das Gesicht mit ihrer Handtasche bedeckend als sei sie die Taylor Swift der Provinz.
Genau im richtigen Moment ging das Licht aus und das Konzert begann. Wie wir ja alle wissen sind unangenehme Düfte im Dunkeln nicht wahrnehmbar. Da hatte ich jetzt aber auch Glück.
Nur sicherheitshalber schlich ich mich hinaus bevor das Licht wieder anging. Vielleicht hatten die ja Forken und Fackeln dabei, man muss es nicht darauf ankommen lassen.
Wie lustig und mitleidserregend kann eine Geschichte sein?
Nutmeg: JA!!!
Habe herzlich gelacht und bin froh, dass du überöebt hast ;)
Minuspunkt aber für Goutal.
Das ist gut zu wissen 👍🤣
Sehr unterhaltsam geschrieben. Hab herzlich gelacht
Ich habe mich sehr amüsiert beim Lesen und kann nicht aufhören zu kichern!! Hoffentlich passiert das mir niemals!
Mir ist das übrigens auch schon mal passiert. Anfang der 90iger, als ich meine Düfte unwissend noch im Bad gelagert habe, hatte ich mich für eine Fete schick gemacht, bei der ich jemandem zu gefallen hoffte. Alles war gelungen: Klamotten, Frisur, Make-up ... und dann kam - natürlich auch gleich in mehreren Sprühstößen - gekipptes Opium 😱😖😭 Alles ruiniert! Auch bei mir half kein abwaschen. Und mir blieb auch nix erspart, denn ausgerechnet der, um dessentwillen ich den ganzen Aufwand betrieben hatte, rümpfte angewidert die Nase und erkundigte sich angeekelt, was ich bitte für ein Parfum tragen würde, es röche ja furchtbar 😪
Das Vintage-Opium mag ich aber bis heute noch sehr gerne! Ungekippt versteht sich 😉
🫢💔