Odeur23

Letzte Woche hatte ich beruflich in Wiesbaden zu tun. Auf dem Rückweg zum Parkhaus trieb mich eine unsichtbare Macht in eine Parfümerie, welche von außen völlig unscheinbar wirkte. Etwas verwirrt stand ich in dem Geschäft und ließ erstmal alles auf mich wirken. Ich glaube, ich hatte noch nie zu vor eine Parfümerie gesehen, welche mehr Flakons zum Anfassen hatte, als Verpackungen in den Regalen.

Nach einer kurzen Zeit trat eine ältere Dame auf mich zu. Wie sich herausstellte die Inhaberin, welche dieses Geschäft seit 40 Jahren betrieb. Wir kamen step by step ins Plaudern und währenddessen holte sie immer wieder neue Kostbarkeiten der letzten 20 bis 40 Jahre hervor, wo sie zu jedem Duft etwas erzählen konnte. Teilweise mußte ich schmunzeln, da ich das Gefühl hatte, sie spricht manchmal mehr zu sich als zu mir..“nein der ist zu üppig für sie“..oder ..ja der ist traumhaft schön, aber vielleicht in 10 Jahren“.
Immer wieder schaute sie mich intensiv an und dann beschrieb sie mich in einer Art und Weise, die mich doch in Erstaunen versetzte. Es war nicht nur die Beschreibung meines Auftretens, sondern auch die Beschreibung meines Charakters. Ich fühlte mich auf eine gewisse Weise nackt. Aber es war nicht unangenehm, obwohl ich das Gefühl hatte sie schaut mir tief in meine Seele.

Wir haben dann zwei Düfte gefunden, die wir beide für mich als perfekt befanden. Einer davon war „Boucheron“. Nichts für jeden Tag, sondern für die besonderen Auftritte im Business. Nicht zu viel und dennoch klar präsent. Nach einer guten Stunde bin ich, von ihr nochmal großzügig im Nacken besprüht, nein nicht älter, aber in meinen Augen erwachsener aus diesem Geschäft geschwebt…..

Duft:
Nun zum Duft und es fällt mir wirklich schwer diesen perfekten Duft im Detail zu beschreiben. Ich empfinde Boucheron als einen sehr sinnlichen und zugleich strahlenden Duft. Der Start ist recht fruchtig durch die Mandarine und Orangenblüten. Hier ist aber nichts fruchtig süß, sondern eher prickelnd. Stellt Euch ein eiskaltes Glas Champagner vor mit Früchten versehen. Dieses Gefühl vermittelt mir von Beginn an dieser Duft.
Im Herzen nehme ich das bezaubernde Blumenbouquet war, Jasmin ganz besonders. Verführerisch wird es dann durch die warmen und holzigen Noten, gepaart mit einem Hauch Vanille.

Fazit:
Boucheron könnte meine Signatur werden, derzeit erstmal nur für den beruflichen Auftritt. Aber ja wer weiß, schließlich werden wir ja auch nicht an einem Tag erwachsen……

Hintergrund:
2010 präsentierte Parfümeur Pierre Guilaume zum 8. Geburtstag seiner Manufaktur Parfumerie Generale die Reihe ”Huitième Art”, darunter Vohina.

Der Duft:
Ich kann dem u.a. Zitat bei Chipsy von Pierre Guilaume nur zustimmen. Vohina ist ein Duft der zum Träumen einlädt, der uns für eine gewisse Zeit alles um uns herum vergessen läßt und mir ein Lächeln in mein Gesicht zaubert…

Zum Auftakt kann man sofort die zarten Pfirsichblüten erkennen, dicht gefolgt von der Süße leckeren Honigs. Es ist eine liebliche Süße, keinesfalls wie zum Bsp. bei „Back to Black“. Ganz zart gesellen sich zum Duft frisches Heu und ein Hauch von Lavendel. Beides bleibt jedoch immer im Hintergrund und gibt der Gesamtnote einen dezent frisch-krautigen Akzent.

Bei Vohina gibt es keine gewohnte Duftpyramide. Das ist aber auch nicht nötig, denn im Vordergrund stehen Natürlichkeit und eine gewisse Raffinesse.

Der Flakon in einer undurchlässigen Spezialkeramik wurde in mattem Weiß gehalten und hat die Form eines Amulettes. Mittig präsentiert das Design ein sogenanntes „magisches Auge“, welches in die Zukunft blicken soll und uns den eigenen Weg zeigt.

Fazit:
Vohina ist wie ein schöner Sommertag und lässt meine Seele frohlocken unter strahlendem Himmel, luftig, leicht ... einfach lecker. Und ja genau das ist es, was ich an manchen Tagen einfach will…..

Nachtrag: Die Haltbarkeit erhält von mir volle 120%

Hintergrund:
Die bewegte Geschichte Russlands bescherte Mademoiselle Chanel einen adeligen Liebhaber, den Großherzog Dimitri. Dieser machte sie mit einem hochbegabten Parfümeur bekannt: dem in Moskau geborenen und ausgebildeten Ernest Beaux. 1927 kreierte sie mit Beaux CUIR DE RUSSIE, eine von eigenwilligen und rauchigen, lang anhaltenden Noten geprägte Komposition.

Der Duft erinnert an das ebenso elegante wie ungezügelte Leben der feinen Gesellschaft von damals, an die mit Birkenrinde gegerbten Lederstiefel und den Geruch von hellem Tabak.

Der Duft:
Ich hatte zu Beginn eine leichte Vorstellung von dem, was mich eventuell erwarten könnte und eigentlich sind dort viele Duftnoten enthalten, die ich sonst so gar nicht an mir tragen möchte.

Beschrieben wird er als wahrhaft kaiserlicher Duft, warm, sinnlich und umschmeichelnd, mit geheimnisvollen Anklängen von Tabak, Heu und rauchigen Holznoten. Ich kann diesen, bis auf die Heunote nur zustimmen. Ein leichtes Knurren macht sich auf meiner Haut breit, wie die Anwesenheit einer Zibetkatze. Zärtlich und dennoch animalisch zieht mich dieser Duft in seinen Bann. Ich werde gestreichelt, doch nur so viel, wie die Katze bereit ist zu geben. Gekonnt zieht sie sich wieder zurück und hinterläßt bei mir das Verlangen mehr zu wollen.

Cuir de Russie ist kein typischer weiblicher Duft, dafür sorgen schon die rauchigen Tabaknoten. Und dennoch fühle ich mich gerade mit diesem Duft extrem als „Weib“ und die bis dato verborgene dunkle Seite in mir kommt als Lichtstrahl zum Vorschein.

Die Noten für Cuir de Russie sind Orangenblüten, Bergamotte, Mandarine, Salbei, Iris, Jasmin, Rose, Ylang-ylang, Zeder, Vetiver, Storax, Leder, Bernstein und Vanille. Für solch eine komplizierte Reihe von Duftnoten finde ich, dass es auf meiner Haut mit einer weichen, fast samtigen Leder-Notiz geöffnet wird. Ich kann direkt keine zitrischen Noten wie Orangenblüten und Bergamotte erkennen, aber vielleicht kommen sie nur als Tupfer daher und bleiben eher im Hintergrund.

Es gibt ein auch keinen klar erkennbaren floralen Unterton, ja vielleicht die Iris, etwas Jasmin und Ylang-Ylang. Für einen kurzen Moment hat dieser Duft auch etwas sattes, was aber schnell wieder in seiner Gesamtheit verfliegt. Immer wieder erscheinen die Leder-Noten, nie aggressiv, eher glatt und trocken. Ich würde fast sagen Cuir de Russie entwickelt sich zu einem Hautduft. Aber nicht wie ein Duft den man gerne Abends auf dem Sofa zum Entspannen trägt. Nein dieser Duft setzt Signale, aber eben nicht mit „Peng“ hier bin ich und nun nimm mich.
Dieser Duft will erobert werden, sofern wir es dann zulassen.

Fazit:
Die Haltbarkeit ist sehr gut, die Sillage ist wie gesagt eher gedämpft. Ich mag Cuir de Russie und bin völlig überrascht davon, hat es doch so wenig gemeinsam mit meinem Liebling Beige, Gardenia oder 31 rue Cambon.

Ob ich ihn derzeit kaufen würde, ich bin hin und her gerissen. Aber überzeugt und begeistert hat er mich zu 100%.

Vorab möchte ich erwähnen, daß ich schon seit Monaten um die Marke Micallef herumschwänzle. Nun habe ich mich endlich jungfräulich damit befasst. Von den bisher getesteten Proben war alles dabei..."Oh gott geht garnicht", "schön aber nichts für mich", "jaaa ich bin verliebt" und "Vanille Aoud.

Ich mußte etwas schmunzeln über den Kommentar von Onlinehexchen und die unterschiedlichen Wahrnehmnungen zu einem Duft. Letztlich finden wir uns aber doch wieder zusammen.

Der Duft startet mit einer gewaltigen Ladung Oud. Peng, nach Luft schnappend dachte ich, ok und wann kommt die liebliche Vanille? Nach einer guten 3/4 Stunde, wo ich tapfer dem Oud entgegen getreten bin, da kam sie endlich. Ja, lieblich süß und in dieser Kombination fand für mich die perfekte Verschmelzung statt. Aber, was war los, wo war diese Komplexität hin. Nach 15 Minuten war dieser Traum eines perfekten Duftes vorbei. Puff und weg war sie.....

Was zurück blieb war ein Hauch von Vanille, süß ja, aber nicht klebrig, eben nur ein Hauch. Vom Oud weit und breit keine Spur mehr zu sehen, zu hören, geschweige denn zu riechen. Ja Onlinehexchen hatte recht und es war vergebens ihn zu rufen.

Ich fühle mich hintergangen von diesem Duft und deswegen kann er wirklich in seinem Versteck bleiben. Dennoch diese 15 Minuten der Perfektion waren wunderschön....

Wie ihr Euch sicher denken könnt, sind 15 Minuten Glückseligkeit nicht ausreichend für einen Kaufwunsch..schade....

Nach dem wir unseren Urlaub in Südtirol verbracht haben, dachte ich, jetzt ist die Zeit, um sich mit der Marke „Bergduft“ auseinander zu setzen. Und mit ALPENROSE möchte ich gerne anfangen.

Es gibt hier schon sehr schöne Kommentare zu diesem Duft, dennoch möchte ich Euch meine Eindrücke nicht vorenthalten.

Alpenrose, ja es gibt unzählige Arten die man hoch auf den Bergen entdecken kann. Mein Favorit war die „Rostblättrige Alpenrose“, welche in 2.000m Höhe ihre wahre Pracht zeigte. Sie ist nie alleine, sondern wächst als Strauch in der wunderschönen Farbe Fuchsia oder Pink.

Nun zum Duft. Nachdem ich mit gebührenden Abstand den Duft geschnuppert habe, mußte ich lächeln. Ja, der Start begann etwas kratzig und leicht stechend. So als wollte mir die Rose sagen, schauen darfst Du, aber fasse mich bloß nicht an!! Nachdem ich sie beruhigen konnte und sie merkte, ich möchte mich nur an ihrer Schönheit laben, da verschwand das Kratzige und eine sanfte würzige Note blieb zurück.

Im Herzen erlebe ich dann die Rose in ihrer vollen Pracht, rund und satt. Der Duft gewinnt an Wärme, was wahrscheinlich durch die Vanille harmonisch umgesetzt wird. Aber hier wird nichts süß, nein es ist eine würzige Wärme, die mein Herz frohlocken läßt.

Den letzten Schliff für diesen wunderbaren Duft bekommt er durch das Sandelholz. Alles zusammen habe ich den Eindruck es verschmilzt mit meiner Haut und läßt uns gemeinsam kuscheln. Es ist wie das Gefühl oben auf dem Berg, wo ich in 2.100m Höhe eine Wiese entdeckt habe, die so wunderschön war und man nur noch den Wunsch verspürte sich in diese satte blumige Wiese zu legen und hoch über den Wolken zu entschweben.

Dieser Duft ist sehr feminin und doch kann ich ihn mir an Männern auch traumhaft vorstellen. Auch über die Haltbarkeit kann ich nur Positives berichten. Der Duft ist über Stunden präsent und läßt keine Wünsche offen.

Er wird bei unserem nächsten Urlaub mein Begleiter werden. Dann muß ich nicht jedesmal die Berge hochkraxeln, wenn ich der Welt entfliehen möchte……