Olli9

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Rezensionen
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1 - 5 von 9
Olli9 vor 3 Jahren 2 3
4
Sillage
4
Haltbarkeit
5.5
Duft
Sommernachtstraum, der schnell in Vergessenheit gerät
Der Herrn Ford hab ich mittlerweile gewiss schon die eine oder andere Botoxinjektion mitfinanziert. Trotz der teilweise irren Preise haben einige seiner Düfte extremes Suchtpotenzial und müssen dann als 250ml nachbestellt werden. Bei Sole di Poistano Acqua habe ich mich deshalb ausnahmsweise zum Blindkauf hinreißen lassen, ihn nun einige Monate immer wieder testgeschnuppert und komme deshalb nun zu meinem Fazit, das meiner Meinung nach alles Wissenswerte zu dem Duft auf den Punkt bringt: Meh.

Etwas ausführlicher? "Zitrisch-frisch" passt ganz gut, der Name ist Programm. Sillage und Haltbarkeit am unteren Ende, selbst für Zitrus eher enttäuschend. Was aber komplett fehlt, ist das gewisse Etwas, das viele von Fords Düften sonst auszeichnet. Da ist kein Wumms, kein Rumms und sonst auch schon gar nichts bemerkenswertes mit dabei.

Als Gesamtpaket geht das Ding einfach komplett unter, oder meine olfaktorischen Windungen sind immun gegen die gewissen Feinheiten, die andere Tester so erschnuppert haben. Aber wenngleich ich sowohl zitrischen als auch frischen Düfte wirklich äußerst wohlgewogen bin, kommt beim Positano Acqua keine Freude auf - schade. Man kann ihn tragen, er riecht auch kurzfristig ganz OK. Aber bei dem Haus (und bei dem Preis!) hatte ich einfach andere Erwartungen. Sorry, Tom Ford - man kann nicht alles richtig machen.

Beim nächsten Italienurlaub kommt dann also doch lieber wieder der bewährte Acqua di Parma Colonia Essenza mit ins Gepäck: Hält deutlich länger, bietet eine vergleichsweise überragende Sillage, ist frisch und froh, zitrisch und frisch - und: Schenkt das Dolce Vita Gefühl, das ich mir vom Positano Acqua so sehr gewünscht hätte.
3 Antworten
Olli9 vor 3 Jahren 10 5
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9.5
Duft
Schmeichelduft zum Wohlfühlen
OK, den hat Tom Ford (wieder) mal wirklich gut abgenickt: Lavender Extrême bietet eine überaus vorteilhafte Lavendelnote, die süß und ausgewogen daherkommt. Nicht recht viel mehr, aber auch nicht weniger, und mit minimaler Entwicklung im zeitlichen Verlauf (am Anfang meine ich noch, den Gruß der Bergamotte zu vernehmen) - die man bei dem Duft auch vermutlich überhaupt nicht braucht. Ein durch und durch zauberhafter Duft, der seinen Punch vermutlich der Tonka als Basis verdankt. Überraschende Haltbarkeit und vernünftige Sillage.

Ich habe mit dem kriminell teuren 50ml Flacon begonnen, und mir dann recht fix die (nur noch unverschämt teuren) 250ml nachbestellt. Absurder Preis, keine Frage - aber der Duft ist echt speziell und taugt als Wohlfühl-, als Kuschel-, als Büro- genauso wie als Date Night Duft. Geht im Sommer wie im Winter, zieht die Mundwinkel nach oben an grauen Tagen und macht einfach riesengroßen Spaß. Ist laut genug, um angenehm wahrgenommen zu werden (selbst nach Stunden noch vom Träger selbst) - und tritt dennoch sanft genug, um nun wirklich niemandem auf den Nerv gehen zu können.

Und überhaupt: Hab ich eigentlich schon geschrieben, dass ich Lavendel aus Duftöl-Lampen, in Körpercremes oder sonstigen Kosmetikprodukten auf den Tod nicht ausstehen kann? Einer der wenigen Blindkäufe, die ich nun wirklich nicht bereut habe ...
5 Antworten
Olli9 vor 5 Jahren 40 9
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
So riecht Tom Ford!
Ich stelle mir gerade lebhaft vor, wie Beau de Jour entstanden ist:

Ein lauer Sommerabend in New York, 2017. Tom Ford lässt sich mit seinem Richard tief in die heimische Ledercouch sinken, es ist eine dieser seltenen Zeiten, die nicht mit Arbeit, sondern mit Genuss verbracht werden. Und was könnte dem Meister in seiner Freizeit mehr Freude bereiten als sich alten, cineastischen Klassikern hinzugeben?

Dass Ford ein Faible für alte Filme hat, dürfte aus dem einen oder anderen Interview hinlänglich bekannt sein; und dass ihn das Metier Bewegtbild genauso liegt wie Mode und Duft, hat er als Regisseur ja mittlerweile hinlänglich bewiesen.

Die Chips und der Gin Tonic stehen bereit. Fehlt nur noch der passende Filmtitel für den wohlverdienten Entspannungsabend. Zufällig ist drei Tage vorher gerade einer der großen Klassiker des Kinos neu aufgelegt werden: Belle de Jour des spanischen Regisseurs Luis Buñuel - eine surreal anmutende Geschichte von Dominanz und Unterwerfung, Erotik und Verzweiflung, ein Film, der 50 Shades zu recht in den Schatten stellen würde. Zum 50. Jubiläum des Klassikers (der 1967 erstmals gespielt wurde) wurde das gesamte Material aufwändigst nachgebessert, so dass er in völlig neuer Qualität über den Flatscreen läuft. Tom und Richard geben sich also dem Filmgenuss hin ... und bewundern die herrliche Mode, die komplett von Yves Saint Laurent geschneidert wurde.

Plötzlich schießen Blitze durchs Tom Synapsen ... und neue Assoziationen bilden sich. Yves Saint Laurent ... Klassiker ... Belle de Jour ... und noch bevor der Abspann zu Ende geht, springt er wie von der Tarantel gestochen auf und führt ein hektisches Telefonat mit seinem Duft-Entwicklungsteam (die seine späten Anrufe mittlerweile gewohnt sind).

Fast Forward zweieinhalb Jahre: Fords neue Privat Blend "Beau de Jour" erreicht die Boutiquen, ein Duft, der stark an den legendären Rive Gauche (von Yves Saint Laurent) erinnert ... und dessen Name eine eindeutige Anspielung an den Film ist.

Ich bin mir ZIEMLICH sicher, dass sich die Entstehungsgeschichte von Beau de Jour genauso abgespielt haben dürfte (mit der Ausnahme, dass wohl keine Chips auf dem Tisch standen, sondern Selleriesticks mit Low Fat Dip). Wenn ich Ford mal treffen sollte, werde ich ihn natürlich fragen - und bin mir gewiss, dass ein wissendes Lächeln über seine Lippen huschen wird, welches jede weitere Antwort überflüssig macht.

Zum Duft selbst: Ich habe mir letzte Woche die 50ml Variante bei Beck in München besorgt. Der Flacon ist schicker als die 100ml Portion, und den 250ml Refill-Schwenker werde ich mir irgendwann mal in Heathrow mitnehmen. Nach einigen Tagen mit dem Duft kann ich nur sagen: Ganz große Klasse! Absolut en par mit Tuscan Leather und Tobacco Vanille, was auch bedeutet: Relativ linear und wenig Entwicklung (wenn man von dem sehr kühlen, hochwertig anmutenden Lavendel in der Kopfnote mal absieht), was bei dem Duft allerdings richtig gut kommt. Die Ähnlichkeit zu Rive Gauche ist frappant, Beau de Jour ist ein wenig sanfter, kühler und weniger schwulstig - allerdings haben die beiden das Prädikat Duftzwillinge mehr als verdient. Rive Gauche liebe ich und habe mir (in Furcht vor einer Reformulierung) damals sogar noch einen zusätzlichen Flacon gegönnt, der immer noch originalverpackt ist. Beau de Jour bietet mir das gleiche Dufterlebnis wie Rive Gauche, bringt allerdings ein wenig Abwechslung ins Spiel. Muss man beide haben? Muss man nicht - kann man aber ...

Ein herrlicher Sauberduft, der beruhigt, besänftigt, unglaublich elegant anmutet und dennoch aphrodisierend wirkt. Großartige Sillage und Haltbarkeit! Das ist mir persönlich bei einem Duft immer sehr wichtig, da meine Schwammhaut so manchen Duft innerhalb einer halben Stunde geradezu verschluckt.

Trotz seiner klassischen Anmutung riecht er keinesfalls alt. Eine gewisse Reife des Trägers setze ich jedoch voraus, da er eher tradiert und "angekommen" als jugendlich riecht. Tendenziell eher ein Herrenduft, an einer Dame könnte er funktionieren, was ich mir jedoch nur schlecht vorstellen kann.

Wer Tom Fords Private Line mag, oder wer Rive Gauche sympathisch findet, sollte den Beau de Jour definitiv mal ausprobieren! Könnte Liebe aufs erste Schnuppern werden.

Übrigens: Beau de Jour dürfte DER Duft aus der Private Blend Reihe sein, der am besten zu Tom Ford selbst passt. Daher auch meine Überschrift "So riecht Tom Ford", womit nicht die Marke - sondern der Mann - gemeint ist.
9 Antworten
Olli9 vor 8 Jahren 14 5
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Aus der Nische, für die große Bühne gemacht: Sexy und (fast) immer gut tragbar!
Großgeworden bin ich mit den lautstarken Krachern der 80er/90er: Als Teenie hätte ich mich im roten Joop, Muglers A*Men und Gaultiers Le Male geradezu baden können! Die schlagkräftige Sillage kam meiner duftverschlingenden Haut ganz recht. Da hat man auch ein paar Stunden später noch was davon gehabt.

Man wird älter, der Geschmack ändert sich. Der geniale Bois du Portugal von Creed hat mich dann schlussendlich auf den Geschmack der Nische gebracht: Schnell sind die Designerdüfte ans hinter Schrankende gewandert und nebst Creed haben Lutens, Amouage und Co Einzug gehalten.

Mit dem wachsenden Faible für Nischendüfte kam jedoch das nächste Problem: Entweder waren diese nur zu besonderen Anlässen tragbar (einen Oudkracher möchte man nicht unbedingt zum Geschäftsmeeting tragen), oder die Sillage ließ zu wünschen übrig - zumindest auf meiner Haut. Den Interlude von Amouage z.B. finde ich göttlich - allerdings ist es sicherlich kein Alltagsduft, sondern will zum Anlass entsprechend ausgewählt und getragen werden.

Von Amouage habe ich dann irgendwann den Reflection Man als Nischen-Alltagsduft genutzt. Unaufdringlich, lecker-süß, und mit (wiederum auf meiner Haut) durchschnittlicher Sillage. Der rechte Kick hat jedoch gefehlt.

Den Sunshine Man habe ich jetzt ein paar Monate lang über ein Sharing genutzt, mir mittlerweile aber die 100ml Flasche nachbestellt. Zu Beginn fand ich ihn nett, mehr aber auch nicht. Seine wahren Qualitäten haben sich erst im Verlauf der weiteren Wochen so richtig herausgestellt.

Was ich am Sunshine liebe? Für mich ist er ähnlich gefällig wie der Aventus von Creed, jedoch mit einer deutlich längeren Haltbarkeit und Sillage. (Dass die beiden Düfte sonst wenig Ähnlichkeit haben, ist mir durchaus bewusst - habe mittlerweile meine dritte Flasche Aventus durch und die Hoffnung aufgegeben, ihn auf meiner Haut haltbar zu machen ;) ).

Die Lavendel-Vanille-Orangencognac-Mischung kommt leicht gourmandig daher, ohne gleich zu erschlagen. Das leicht synthetisch anmutendes Bett, in dem die Duftnoten daherkommen, mag nicht jedermanns Geschmack entsprechen - für mich jedoch eine perfekte Hommage an die oben genannten Düfte, ohne jedoch dass man größere Gefahr laufen würde, einem anderen Träger des gleichen Dufts irgendwo über den Weg zu laufen.

Die Sillage und die Haltbarkeit: Ein Traum! Und, im Gegensatz zu meinen anderen Amouages, endlich mal ein Duft mit dem gewissen Sex-Appeal. Der Sunshine verbindet Frische mit Erotik, er kommt eigentlich in jedem Kontext gut an und erzeugt kein Naserümpfen bei olfaktorisch weniger begeistertem Publikum.

Für mich also eine perfekte Mischung aus Frische, Gefälligkeit und Sexappeal. Die bislang geäußerte Kritik am Sunshine kann ich dementsprechend sogar zu 100% nachvollziehen: Er riecht eher nach klassischem Designerduft und könnte ebenso von Joop oder Gaultier sein - das typisch nischige Etwas fehlt. Gerade das reizt mich aber auch am Sunshine: So kann ich etwas Gefälliges tragen, das aber trotzdem relativ einzigartig ist.

Der Preis ist natürlich unverschämt - andererseits habe ich jetzt endlich mal einen Nischenduft, den auch andere toll finden! Düfte trägt man natürlich in erster Linie mal für sich selbst, klar. Dennoch macht's aber auch Spaß, im Umfeld mal etwas Begeisterung zu schüren.
5 Antworten
Olli9 vor 8 Jahren 21 10
5
Flakon
3
Sillage
4
Haltbarkeit
4
Duft
Danke, setzen, sechs!
Mann, was habe ich mich auf das Nivea-Parfum gefreut! Schon als Teenager war ich geradezu süchtig nach dem typischen Duft Nivea-gecremter Haut. Nur leider ist dieser immer allzu schnell verflogen, sodass ich jetzt voller Vorfreude auf das Parfum war, das exakt diesen Duft originalgetreu verfügbar machen soll.

Nach einigen Wochen intensiven Austestens bleibt jedoch nur Ernüchterung zurück. Stimmt schon – das Parfüm riecht in der Tat nach Nivea. Aber die Assoziation frisch gecremt, weich, warm, Haut - die fehlt völlig. Meine olfaktorischen Rezeptoren melden da irgendwas Kaltes, Anonymes zurück, die Seele fehlt völlig. Wie klassische Musik, die an Bahnhöfen gelegentlich über die Lautsprecher eingespielt wird - das mögen schöne Stücke sein, und man kann auch den Klang identifizieren, jedoch löst die Musik nichts weiter aus. Höchstens dann, wenn man eben ganz persönliche Erinnerungen an ein schönes Stück hat, und diese entsprechend geweckt werden ... Und ich denke, das ist das Phänomen Nivea-Parfum: Man wünscht sich so sehr, dass es "the real deal" ist, dass man über die Leblosigkeit dieses Dufts hinwegsieht.

Sehr, sehr schade ... ein Spritzer Zitrone oder auch ein wenig Grünes hätten da wieder was tolles entstehen lassen, so dass man Nivea zwar als dominante Note zweifelsfrei erkennen hätte können, aber der Duft auch ein Eigenleben geschenkt bekommen hätte. (Layering klappt übrigens auch nicht wirklich ... gibt komische Ergebnisse, ruhig mal z.B. mit AdP Colonia Assoluta ausprobieren).
10 Antworten
1 - 5 von 9