Black Aoud 2006

Black Aoud von Montale
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7.4 / 10 736 Bewertungen
Ein Parfum von Montale für Herren, erschienen im Jahr 2006. Der Duft ist blumig-orientalisch. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich. Es wird noch produziert.
Gut kombinierbar mit Black Phantom Memento Mori
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Duftrichtung

Blumig
Orientalisch
Holzig
Würzig
Harzig

Duftnoten

RoseRose kambodschanisches Oudkambodschanisches Oud indonesisches Patchouliindonesisches Patchouli LabdanumLabdanum SandelholzSandelholz MandarineMandarine MoschusMoschus
Bewertungen
Duft
7.4736 Bewertungen
Haltbarkeit
9.2623 Bewertungen
Sillage
9.1613 Bewertungen
Flakon
7.2567 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.9233 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 04.04.2024.

Rezensionen

55 ausführliche Duftbeschreibungen
2.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
DuftJunkie

31 Rezensionen
DuftJunkie
DuftJunkie
Top Rezension 43  
"Die Zähmung Einer Rose"
Zur richtigen Benutzung von "Black Aoud" bedarf es eigentlich einer Anleitung. Weil Montale aber keine den Packungen beilegt, habe ich für alle "Betroffenen" selbst einen "Beipackzettel" verfasst:

Dosierungshinweis:
Am ersten Tag 1 Sprühstoß (Hält den ganzen Tag!)
Am zweiten Tag 2 Sprühstöße (Hält über's Wochenende, wirklich!)
Am dritten Tag 3 Sprühstöße (Annäherung an die Höchstdosis!)
Am vierten Tag 4 Sprühstöße (Die Höchstdosis ist erreicht!)
Achtung! (Weitere Sprühstöße auf eigene Gefahr :-)

Anwendungsart:
Ich empfehle die Anwendung nach dem Duftwolkenprinzip. Dabei sprüht man die Flüssigkeit über den Kopf und wartet einige Sekunden, bis die herabfallenden Duftpartikel den Körper benetzen. Als erfahrener Benutzer kann man auch Halspartien oder Handgelenk besprühen. Vom "Eindieseln" wird aber auf jeden Fall abgeraten! (Es sei denn, man will in einem Rosenfeld in Sparta ersticken).

Verhalten bei Überdosierung:
Man dusche sich möglichst mit Odex (Deo-Wirkstoff) gründlich ab. (Viel Erfolg).

Mögliche Nebenwirkungen:
Bei sachgemäßer Anwendung kann es zu Aah- und Ooh-Reaktionen aus der Umwelt kommen. Bei unsachgemäßer Anwendung könnte es jedoch zu Bäh- und Ööh-Reaktionen seitens der Umwelt kommen.

Bei riesigen Nebenwirkungen fragt Euren Arzt oder Apotheker. (Nur nicht mich ;-)
---

Genug der Scherze. Doch nun zum Duft.
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Rose:
Wie aus dem "Beipackzettel" hervorgeht, hat man es hier mit einem Parfum zu tun, bei dem Rose eine zentrale Rolle spielt. Ferner liegt die Vermutung nahe, daß es sich hier um eine hohe Portion Sparta-Rose aus der Türkei handelt. Das kann ich guten Gewissens sagen, weil ich in der Türkei geboren und aufgewachsen bin, und sehr mit der Sparta-Rose vertraut bin. Die Assoziationen, die ich beim Riechen von Black Aoud habe, bestätigen das:
Da war z.B. die Sache mit der Rosen-Handcreme von meiner Schwiegermutter, die "höllisch echt" nach Sparta-Rosen duftete. Als ich sie verwundert nach der Herkunft fragte, sagte sie nur: "Von einem Freund in Sparta, der Rosenfabrikant ist." Und als hätte sie meine nächste Frage geahnt, fügte sie hinzu: "Der arbeitet nicht nach Gramm! Wieviele Liter brauchst Du?" Womit das kurze Gespräch auch jäh endete :-( . Da war noch die Durchreise mit dem Reisebus durch Sparta. Den Geruch dieser Rose über der ganzen Stadt werde ich so schnell nicht vergessen. In Black Aoud rieche ich eben genau diese Rose. Vorher kannte ich diese satte Rosennote (bei Herrendüften) von "Aramis 900". Auch wenn diese dort mit reichlich Geranium angereichert wurde, ist eine Nähe zur Sparta-Rose für mich unverkennbar.
Zu erwähnen wäre noch, daß hier Rosenöl (Absolue) verwendet wurde, das "100% naturrein" und "genuin und authentisch" ist. Nur diese Begriffe sind geschützt, wenn es um die Qualität der verwendeten Duftrohstoffe geht. Begriffe wie 'echt' oder 'natürlich' beschreiben nur 'gewisse' Dufteindrücke. Hinweis für die Authentizität der hier verwendeten Rose ist auch der dumpfe Eindruck, den viele nach dem Aufsprühen haben. Es wird als krautig, grün oder herb beschrieben. Das ist in Wirklichkeit ein Merkmal, das die meisten ätherischen Öle oder Absolues haben. Das legt sich aber schon in wenigen Sekunden. Bei Black Aoud bedarf es eventuell ein paar Sekunden mehr, so scheint es. Den Grund dafür liefert schon die nächste Hauptzutat.

Aoud:
Auch beim Oud wurde nicht gespart. Vielleicht an der Menge, ja, aber nicht an der Authentizität.
Hierzu vielleicht eine neutrale Quelle, Wikipedia:
"Adlerholz gibt es in einer sehr großen Geruchspalette zwischen balsamisch-süß, würzig-bitter und holzig-animalisch. Das essentielle Öl, welches aus Adlerholz gewonnen wird, ist ein komplexes Gemisch verschiedener Sesquiterpene und deren Derivate (meist Epoxide). Hochwertiges Adlerholzöl hat sowohl eine holzig-animalische, würzig-bittere als auch eine balsamisch-süße Geruchskomponente und kommt als Güteklasse A in den Handel. Fehlen eine oder mehrere Geruchskomponenten oder sind ausgeprägte Fremdnoten zugegen, erfolgt eine Abstufung in Güteklasse B, C oder D. Es gibt verschiedene Qualitäten, alle in gehobenen Preisklassen."
Aus diesen Worten geht hervor, daß es bei Oud nun mal keine Sonderpreise gibt. Auf dem Weltmarkt erreicht Oud sogar Preise, die die besten Rosenöle (Absolues) um ein mehrfaches übertreffen. Also mußte man bei Black Aoud sparsam, aber dennoch effektiv mit Oud umgehen. Synthetisch nachhelfen hätte nicht viel gebracht. Die Oudnote wäre zwar stärker zur Geltung gekommen, aber die Gesamtkomposition hätte sicher darunter gelitten. Sie wäre 'gewöhnlich' ausgefallen, weil auch die Rose ihre 'naturreine' Schönheit nicht so gut hätte entfalten können. Dadurch erklärt sich auch die etwas länger als wenige Sekunden anhaltende Verwirbelung zu Beginn, die eben als krautig, grün und herb empfunden wird.
Aus bester Rose und bestem sich der Rose gegenüber zurückhaltendem Oud allein, wird noch lange kein "geiles" Parfum komponiert, wie viele Benutzer von Black Aoud gern den Duft beschreiben. Dazu bedarf es einiger Zutaten mehr, die die Harmonie zwischen der "Diva" und dem "König" gewährleisten. Im nächsten Teil mehr dazu.

Base:
Mandarine hat sich bisher bei Oud-Düften als fruchtig-süße Kopfnote bewährt, die mit Oud auch lange Zeit überlebt. Hier bildet sie eine recht schöne Brücke zur Rose. Als eigenständige Note fällt sie aber nicht auf. So harmonisierend verhalten sich auch Patchouli und Cistrose, fallen aber auch nicht weiter auf. Nur Patchouli geht zeitweise mit Oud eine Synergie ein. Moschus letztlich zögert das Ende dieses ohnehin sehr anhaltenden Duftes noch ein bißchen weiter hinaus. Insgesamt entwickelt sich der Duft eher changierend als stufenweise. Die Intensität gibt dabei jedem Benutzer Anlass, sich peu à peu an den Duft zu nähern. Man muß diese Rose regelrecht zähmen, sich mit ihr vertraut machen, um sie zu verstehen. Ist dies nach einiger Zeit geschehen, fühlt man sich ihr gegenüber verantwortlich und zugeneigt.
Eine ähnliche Erfahrung macht „Der Kleine Prinz" in Antoine de Saint-Exupéry's gleichnamigem Roman. Er verlässt 'seine' einzige Rose auf seinem Heimatplaneten. Auf der Erde erklärt ihm ein Fuchs, was es mit der Zähmung auf sich hat (Zähmung bedeutet, sich vertraut machen. Darauf folgen Verantwortung und Zuneigung). Der Fuchs rät dem Prinzen sich die vielen Rosen auf der Erde anzuschauen, danach würde er dem Prinzen zum Ende ein Geheimnis preisgeben. Als der Prinz bei seiner 'Rosenbesichtigung' erkennt, daß keine Rose auf der Erde 'seiner Rose' gleicht, kommt er zum Fuchs zurück um sich zu verabschieden und sein 'Geheimnis' abzuholen.

Ende:
Und er kam zum Fuchs zurück:
„Adieu", sagte er ...
„Adieu", sagte der Fuchs. „Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."
„Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar", wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.
„Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig."
„Die Zeit, die ich für meine Rose verloren habe ...", sagte der kleine Prinz, um es sich zu merken.
„Die Menschen haben diese Wahrheit vergessen", sagte der Fuchs. „Aber du darfst sie nicht vergessen. Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich ..."
„Ich bin für meine Rose verantwortlich ...", wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.
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In diesem Sinne:

„Zähmet Eure Parfums"
13 Antworten
7
Flakon
8
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 38  
Nische versus Mainstream
Wer sich einmal von den Pfaden der sogenannten Mainstream-Parfümerie wegbewegt, gelockt von den Lobpreisungen und Versprechungen derer, die jenseits des Gängigen wahre Wunder entdeckt zu haben glauben, um sich im recht unübersichtlichen Nischenbereich umzusehen, der wird geneigt sein, fast jedes Werk dessen er dort ansichtig wird für ein wahres Kunstwerk zu halten, zumindest aber für eines, dass in irgendeiner Weise dem so leicht Zugänglichen überlegen sein muss, da es schließlich ja nur in einer ‚Nische’ zu haben ist. Und da ‚Nische’ ein mehr an Exklusivität verspricht, und ein mehr an Exklusivität wiederum ein mehr an Qualität, so geschieht es häufig, dass mittelmäßige bis schlechte Werke irrtümlicherweise und unverdientermaßen die Weihen des Besonderen erhalten, während wirklich besondere mit dem Makel des Ungenügenden und Billigen versehen werden, nur weil sie im Bereich vermeintlichem Mainstreams zu finden sind.
Ich will mich da nicht ausnehmen: mir erging es ebenso. Als ich mich das erste Mal vor dem riesigen Regal einer mir bis dato nur von außen bekannten Parfümerie befand, die im Ruf stand die erste am Platze zu sein, da war ich sprachlos. Erst recht nach der energisch vorgetragenen Bitte, ich möge doch sagen, wonach ich suche – ich wusste es nicht. Angesichts der kaum zu übersehenden Anzahl mir unbekannter Marken, samt deren unzähliger Flakons, entfiel mir gänzlich, was ich eigentlich begehrte.
Oder doch: da ich schon mal hier war, wollte ich natürlich das Parfum aller Parfums für einen jungen Herren wie mich, welches es auch immer sei - die Dame würde es schon wissen. Der Preis sollte keine Rolle spielen, wenn schon, denn schon.
So gab sie mir dieses und jenes zum probieren, und nachdem ich immer unschlüssiger wurde, fragte ich sie, welches sie mir denn empfehlen würde. Mit einigem Nachdruck wies sie auf eines, das ich auch brav kaufte – es war ‚Bois du Portugal’ von Creed.
Keine schlechte Empfehlung, und für eine geraume Zeit hielt ich den Duft tatsächlich für die Krone aller Duftschöpfungen.

Aber ich war angefixt, wollte mehr.

Nachdem ich einige Creeds im Laufe einer gewissen Zeit mein eigen nannte, fiel mir eines Tages eine Reihe gleich aussehender, goldener und schwarzer Flakons auf, die neuerdings das Regal unterhalb der an prominenter Stelle in Szene gesetzten Firma Creed zierten, und die den Schriftzug ‚Montale’ trugen. Da ich den Einschätzungen der Verkäuferinnen schon nicht mehr recht traute, recherchierte ich zunächst im Internet und war beeindruckt von den vielen, mitunter hymnischen Beschreibungen der neuen Duftlinie. Soundsoviele Jahre habe der Mann in arabischen Ländern verbracht und unter Verwendung der alleredelsten Materialien nur für den höchsten Adel kreiert, so wurde kolportiert. Aber nun, da der Meister nach Paris zurückgekehrt sei und sein erstes Geschäft eröffnet habe, geruhe er die Allgemeinheit an seinen so überaus exklusiven Werken teilhaben zu lassen etc. pp.
Ehrfürchtig ließ ich mir das ein oder andere Werk aufsprühen, doch anders als bei Creed, dessen Adels- und Exklusivitäts-Gedöns mich nachhaltig beeindruckte, verfing diese Masche im Falle Montales nicht wirklich – ich hatte gelernt misstrauisch zu sein.
Allerdings war unter den neuen Düften zunächst auch keiner der mir so richtig gefiel, wobei ich die neuartigen Aouds zwar interessant fand, aber doch auch arg süß, und süße Rosen-Aouds waren nicht wirklich das, was ich mir an mir vorstellen konnte.
Einige Zeit später tauchten dann eine ganze Reihe neuer Montales auf, unter anderen auch einer der sich ‚Black Aoud’ nannte und der in der Internet-Gemeinde auf große Resonanz stieß. Ich war mir ziemlich sicher, dass mir dieser Duft gefallen könnte, und tatsächlich: ‚Black Aoud’ wurde mein erster Montale-Duft, und ist mir bis heute, neben ‚Boisé Vanillé’, der liebste.
Anders als die ersten Montales, hatte ‚Black Aoud’ glücklicherweise nicht mehr jene durchdringende, fast scharfe Süße, aber immer noch eine kräftig aufblühende Rose im Herzen. Allerdings kein lieblich duftendes, altrosanes und damenhaftes Röschen mehr, sondern eine kräftige, dunkelrote, stolze Rose mit starkem, holzigen Stil und festen Blättern. Auch ihr Umfeld hatte sich gehörig gewandelt: keine rosa Zuckerwatte-Bäuschchen umtanzten sie mehr, stattdessen dunkle, erdige und holzige Töne: angeführt von rauchig-ledrigem, Adlerholz mit seinen leicht medizinischen Nuancen, begleitet von rohem, unpoliertem Sandelholz und unterstützt von einer nicht gerade dezenten Spur Patchouli.
Dreh- und Angelpunkt des Duftes aber ist der Doppelakkord von Rose (angereichert mit ordentlich Geranium) und Aoud. Der nunmehr trockenere, dunklere Charakter des Duftes machte ihn für mich endlich zu jenem besonderen Erlebnis, das ich mir von Anfang an erhoffte.
Und tatsächlich mag ich ‚Black Aoud’ bis heute, obwohl er alles andere als komplex, sondern eher einfach und mit kurzer Formel konstruiert ist, kaum Entwicklungspotential besitzt und sich auch folglich eher linear entwickelt. Dennoch handelt es sich bei ‚Black Aoud’ um einen, vor allem seiner Eigenwilligkeit wegen, interessanten Duft. Diese Eigenwilligkeit besteht nun nicht alleine in seinem zwischen strahlend-hell und dunkel-erdig changierenden, charakteristischen Rose-Aoud Doppelakkord, sondern darüber hinaus in einer enormen Lautstärke und Exaltiertheit – dieser Duft ist ein bisschen wie jene Schauspieler, die auch im normalen Leben immerzu auf einer imaginären Bühne stehen und unentwegt übertrieben theatralisch agieren. Einen ähnlichen Gestus vermittelt auch ‚Black Aoud’. Wer diesen Duft trägt, fällt auf - das sollte man wissen. Derjenige aber, der einen stillen Begleiter sucht, lasse tunlichst die Finger von ihm. Wer hingegen einen kraftvollen, durchdringenden, dabei stilvollen und dank des Aouds auch modernen Duft sucht, wer florale Noten ebenso wie holzige schätzt und schwere Süße meiden möchte, der ist mit diesem Duft bestens bedient (ein anderer - noch frischer und strahlender - wäre ‚Aoud Lime’).

Im Montale´schen Oeuvre, nachdem es zuletzt gewaltig angewachsen ist, sticht ‚Black Aoud’ noch immer als ein vehement aufblühender und eleganter Gentleman-Duft heraus (der Rest besteht leider aus zumeist hektisch zusammengebrauten Klonen, die mitunter jeder Beschreibung spotten).

So einzigartig aber, wie so mancher gerne glauben macht, ist ‚Black Aoud’ nicht – auch dieser Duft hat jede Menge Vorfahren. Er folgt einer bis in das 19. Jahrhundert zurückreichenden Reihe vor allem in England sehr beliebter Rosendüfte mit holzigem, manchmal auch seifigem Touch, die den eleganten und vielleicht etwas dandyhaften Gentleman ansprechen sollten: beginnend mit Penhaligon´s ‚Hammam Bouquet’ über Floris ‚No 89’, bis hin zu Czech & Speaks ‚No 88’, um nur einige zu nennen. Allesamt großartige, um einen zentralen Rosenakkord herum komponierte Düfte, die freilich nicht mit bitter-rauchigem Aoud aufwarten – diese neuartige Allianz blieb ‚Black Aoud’ vorbehalten, nachdem Yves-Saint Laurents spektakuläres wie erfolgloses ‚M7’ das sperrige Material zum ersten Mal in aller Deutlichkeit herausstellte. Insofern bestand zur Zeit der Einführung von ‚Black Aoud’ also doch eine gewisse Einzigartigkeit, bzw. Neuartigkeit, die allerdings längst egalisiert wurde, da man den Duft zwischenzeitlich mehrfach kopiert hat.

Wie gesagt: ein schöner Duft seines Genres, aber kein Meisterwerk.
Wer ein solches kennenlernen möchte, der verlasse die vermeintlich so exklusive und vor genialen Werken nur so strotzende Welt der Nischendüfte, kehre zurück zum schnöden Mainstream und greife nach einem nun schon seit 40 Jahren mehr oder weniger unbeachtet in den Regalen stehendem Werk – nach ‚Aramis 900’, dem kleinen aber feinen Bruder von Cliniques ‚Aromatic Elixir’: ein maskulines Rosen-Chypre ‚par excellence’!
Wem aber die ‚Nische’ am Herzen liegt, bitteschön: ‚Black Aoud’ ist definitiv eines der besseren Werke jener so eitel sich spreizenden Welt.
Es hat wenigstens die Federn um ein Rad zu schlagen (und schöne noch dazu), während andere sie nicht haben und es trotzdem tun...
5 Antworten
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
6
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 26  
In die Mitte!
Einige meiner Mitschüler waren und sind begnadete Musiker. Erst vor ein paar Jahren, als ich auf einem Konzert „normale“ Kinder (zum Beispiel meine) und Jugendliche habe Klavier spielen hören, ist mir klar geworden, auf welchem Niveau manche Klassen- bzw. später Jahrgangskameraden bereits in sehr jungen Jahren ihr Instrument beherrschten. Einer von ihnen wurde gelegentlich herangezogen, die Klasse zu dirigieren; warum, weiß ich nicht mehr. Wahrscheinlich haben wahre Musiklehrer schlichtweg unheimlich Spaß an brillantem Nachwuchs. Als jener verlegen grinsend dort stand und die Hände hob, weit ausgebreitet, meinte der Lehrer: „Nimm die Hände vorne zusammen. In die Mitte! Das konzentriert die Aufmerksamkeit.“ Und so war es.

Gleichermaßen wird Black Aoud von zwei Seiten zusammengeführt und konzentriert dann die Aufmerksamkeit auf einen Punkt. Aus der einen Ecke kommt eine zunächst wässrige Rose. Nein, nicht allein wässrig. Es ist „Die mit dem General tanzt“. Konkret: General-Fußbodenreiniger. Ab der zweiten Stunde verliert sich das, aber nur allmählich und auch nie völlig. Deshalb bleibt die Rose durchweg distanziert und charakterlich (nicht in puncto Lautstärke!) den Edelrosen enger verwandt als den volleren, natürlicheren Aromen der älteren Sorten.

Das säuerliche, beinahe scharfe Auftakt-Oud aus der anderen Ecke ist regelrecht ledrig. Die montale-erfahrenen Kolleginnen und Kollegen hier haben sich an diese Grund-DNA sicherlich längst gewöhnt; ich nicht, denn dies ist meine Haut-Test-Premiere eines Montale. Ich finde diese Note einerseits spannend, andererseits leicht penetrant. Womöglich ist sie – dies mein vorsichtig-boshafter Gedanke - angesichts ihres Einsatzes auf offenbar breiter Front der Masche näher als dem Stil.

Ich hatte einst einen Ledergürtel, Mitbringsel aus einem Levante-Urlaub, der einen ähnlich streng-säuerlichen Geruch verströmte (eventuell war das Ding nur halb gegerbt). Da man ja zumindest formell mal erwachsen wird, wurde er eines Tages wegen unüberbrückbarer Differenzen hinsichtlich des angebrachten Erscheinungsbildes vom Kleidungsstück zum Schlafsackrolle-Zuschnürer degradiert. Er ist inzwischen weg. Keine Ahnung, wohin, es scheint mir allerdings ohne weiteres denkbar, dass er einfach verschwunden ist. Was derart enervierend und ausdauernd seine stinkenden Moleküle in die Umgebung bläst, muss sich halt schließlich zwingend irgendwann auflösen.

Dieses Gegenüber von Levante-Ledergürtel-ich-mache-auf-Oud-Note mit der Rose ist gewiss nicht ohne Reiz, gerade für mich, der ich bislang zumeist eher von Beginn an dichter verwobene Kreationen dieser Art unter der Nase hatte. Irritierend im Kontrast. Kräftig-markant in der und trotz der Zusammenführung.

Nach rund drei Stunden bilde ich mir ein, schon Patchouli-Besuch zu bekommen. Könnte auch ein bisschen Ambra dabei sein, eingesetzt wie ein Weichzeichner. Wahlweise ein Vorbote des Moschus, ohne Ansage hätte ich aber zu diesem Zeitpunkt auf Ambra getippt. Ruhiger, luftiger ist der Duft geworden, was mich im Lichte der bisherigen Beschreibungen sehr überrascht. Ich habe daher meine Kollegin zu Rate gezogen. Sie meinte, dass die Sillage unverändert stark sei („Das hängt immer noch im Flur vor meinem Büro.“) und mein Eindruck von relativer Leichtigkeit ein, na ja, eben relativer sein müsse, entstanden vor dem Hintergrund des anstrengenden Auftakts. Mich verblüfft das dennoch und unterstreicht zudem meinen oben geschilderten Edelrosen-Eindruck (lieber DuftJunkie: Ich war nie ein Wanderer, der nach Sparta kam – jedenfalls nicht besagtes.).

Die Duftentwicklung nimmt nun einige Stunden Auszeit, die Kombi ballert mit to(u)d-ernstem Gesicht endlos vor sich hin, wenngleich ich sie als nicht annähernd so laut oder dunkel oder mystisch oder gar zwingend wahrnehme wie vielfach geschildert.

Ab dem späten Nachmittag, zehnte, elfte, Stunde legt sich ein Moschus-Schleier über die zurückweichenden Noten von Oud und Rose. Das gefällt mir jetzt weniger; ich finde, dass es zum zuvor Gebotenen nicht gut passt. Schade. Möglicherweise wäre eine stärker patchouli-betonte Basis besser geeignet gewesen. Hätte nicht gedacht, dass ich das je sagen würde. Doch das vorliegende Patchouli ist allemal angemessenen gruftig-finster gehalten und schließt sich mithin prima dem Charakter des Duftes an.

Und nun? Gänzlich überzeugt bin ich nicht. Black Aoud scheint mir hingegen geradezu ideal für jemanden, der nicht vorrangig ein Duft-Statement, sondern vielmehr via Duft ein sehr bewusstes Persönlichkeits-Statement in eine bestimmte Richtung setzen möchte; das ist vielleicht ein feiner Unterschied.

Vielen Dank an MisterE, dass ich Black Aoud testen durfte!
16 Antworten
7
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
DaveGahan101

535 Rezensionen
DaveGahan101
DaveGahan101
Top Rezension 16  
"Rose, warum hast Du denn so einen großen Mund...
...damit ich Dich besser fressen kann Oud!" So oder so ähnlich waren meine ersten Eindücke von Black Aoud. Als "Killer", als Dampfwalze und Nasenverbieger angekündigt, kennt man ja so oft von Montale, das was sich aber dann auf meiner Haut zeigt, ist dann doch recht harmlos..der einzige "böse Wolf" ist die Rose, die das Oud gleich zur Vorspeise "verhaftet".
Soll heißen, das milde und nur anfangs leicht stechende Oud, hat nur einen kurzen Gastauftritt, bevor die Diva Rose die Bühne betritt und für den weiteren Verlauf keine weiteren Mitstreiter neben sich duldet. Eine satte, ölige Rose, glattgebügelt und zurechtgestutzt, weich, sanft. Wirkt so als wäre eine natürliche Rose mit etwas Synthetik aufgepimpt worden, damit sie noch prachtvoller leuchtet und strahlt. Synthetik ist bei mir überhaupt nicht negativ belegt, zumindest nicht bei Rosen, eine meiner absoluten Lieblingsnoten. Natürliche Noten wären mir bei Zitrus- und Wald/Holzdüfte viel wichtiger. Ist hier auch mehr eine Vermutung als Fakt von mir.
Vom Oud sind nur noch die Gräten übrig..mehr Hauch als entscheidender Bestandteil des Duftes. Black Aoud verharrt so für weitere 3-4 Stunden, erst jenseits der 5 Stunden wird der Duft herber, maskuliner, würziger..diese Phase gefällt mit besonders gut..aber da sind wir halt schon tief in der Basis drinn..cremig, weich und seeeehr mild! Arg viel mehr passiert bei Black Aoud nicht. Extrem ist an dem Duft nix, ja Sillage und Haltbarkeit sind gigantisch, aber erschlägt mich jetzt nicht unbedingt. Vor 3 Jahren in meiner Parfumo-Anfangszeit wäre ich vermutlich noch tot vom Stuhl gefallen, aber nach unzähligen Rosen-Oud-Düften, hat sich meine Nase wohl gut daran gewöhnt. Aber genau da liegt das Problem...Black Aoud unterscheidet sich nicht großartig von zig anderen, schon zu oft gerochen, alles schön, nett..heididei..aber einer von vielen, höchstens seine Intensität ragt ein wenig heraus..aber selbst die gibts von anderen Marken auch, wenn ich da an Marken wie Armani Prive, Eutopie oder Ex Idolo denke. Für mich bleibt der Rosen-Oud-König immer noch Silk Mood von MFK, dicht gefolgt von Rose d'Arabie.
Fazit: Bei dem Parfumos, wo sich dieses spezielle Duftthema noch nicht abgenutzt hat, lohnt sich auf jeden Fall ein Test! Unisex-Duft mit super Performance! Für die damalige Zeit(2006) bestimmt ein Ober-Hit gewesen!
3 Antworten
7.5
Flakon
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8
Duft
Cravache

64 Rezensionen
Cravache
Cravache
Top Rezension 0  
Von diabolischem Oud und mephistophelischen Brüsten (Teil 2) – Lass die Oud-Sau raus!
Black Aoud, das ist Herkules mit gezücktem Schwert, Samantha Fox im aufreizenden Lederdress. Ein wilder Stier mit steifem Horn, jederzeit bereit zum Angriff. Black Aoud ist wie U-Bahn Surfen oder Base Jumping. Nicht ganz legal, eher illegitim, wohl rücksichtslos. Durchaus süchtig machend.

Trägt man Black Aoud zu offensiv auf: Absturz. Man zerschellt an der Wand, das Umfeld dämmert im komatösen Zustand. Richtig dosiert ist Black Aoud hot. Wie ein Sprung von der Klippe ins Meer – oder sonst was Illegales. Schon fast sexuell – nein, wirklich sexuell.

Oud und Rose. Trotz exhibitionistischer dunkelroter Rose, Black Aoud ist maskulin genug für ein liederliches Macholeben. Oud, hier weniger Kuhstall, nur latent animalisch (Black Aoud ist ein europäisches Reagenzglas-Oud), mehr Frau Doktor. Lasziv in engen Lederhosen und mit Knackarsch. Dafür verzeiht man ihr den medizinischen Geruch in ihrer Praxis und den erdig-feuchten Topf mit den Geranien. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn Frau Doktor von verruchterem Fetisch beseelt gewesen wäre.

Black Aoud ist intensiv wie die Liebe. Leidenschaftlich wie Berührungen nach langer Trennung. Gleichzeitig ist Black Aoud ein cholerisches Büro-Alphatier, das Mephistophelische im Bürotiger zum Erwachen bringend. Black Aoud ist eine tiefschwarze Dampfwalze.

Die Rose und das Oud (in Kombination mit Patschuli) walzen alles platt. Und das mit der Ausdauer von Herkules. Black Aoud ist freilich kein sensibles Meisterwerk. Etwas klischeehaft, ein mit der Axt aus einem derben Block gehauenes Werk. Black Aoud ist hart wie Heavy Metal nachts in Über-Lautstärke. Wuchtig wie eine Diva in ihren besten Jahren. Ein dunkler, erotischer Traum.

Black Aoud gehört ins sommerheiße Großraumbüro. Zum One Night Stand. Black Aoud ist ein Egoist, sexuell wie emotional. Der Duft hält ewig, starke Sillage. Je heißer die Temperaturen, desto tragbarer Black Aoud. Ein olfaktorischer Rammpanzer und Firewall zugleich.

Ein Appell ans Mephistophelische in mir.
7 Antworten
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PinseltownPinseltown vor 1 Jahr
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Schwarzrose kommt
Umrankt mich liebevoll mit ihren oudig Dornen
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Paint it black
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GoldGold vor 1 Jahr
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Fing 2006 mit dem hier alles an? 1000 x kopiert, nie übertroffen? DER Rose-Oud-Duft? Auf jeden Fall sollte man ihn kennen. Er hat was...
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SchatzSucherSchatzSucher vor 5 Jahren
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Riesiger Rose-Oud-Knüppel, mit Labdanum verstärkt. Herrisch, fordernd, anstrengend und mit Vorsicht zu genießen. Der will nicht nur spielen.
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BerkantistBerkantist vor 9 Jahren
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Duft
Mãnnlichste Rose der Welt. Dunkler Rose, dunkler Hõlzer,dunkler geht nicht. Gefãllt mir. Haltbarkeit und Sillage 100%. Besseres gibts nicht.
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StromausfallStromausfall vor 7 Jahren
Für Tage an denen einem egal ist was andere über einen denken. Massiver Duft! Hulk mit Parfüm.
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LugglLuggl vor 10 Jahren
Herren-Parfum
Wahrnehmung von Aoud stark variierend?
Für mich riecht der Reminescense nach Guajak. Aber ich kann deinen Eindruck verstehen. Er geht schon sehr in die Richtung von den bekannten, günstigeren Ouddüften. Die von The Different Company (vor allem "Collection...
Indigo12Indigo12 vor 11 Jahren
Parfum allgemein
Montale jetzt auch mit Online-Shop
Gerrit:Avelus:So wie es aussieht leider nicht mehr. :cry:Und jetzt? :cry:Mh vielleicht ne andere...

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