14.02.2015 - 14:30 Uhr

Meggi
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Meggi
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31
Die große große und die kleine große Frage
Zufällig hat sich bei mir jüngst eine kleine Lederduft-Testreihe ergeben. Der Yuqawam und dessen Zileri-Cousin Cuoio auf der einen, der glattledernen Seite, die beiden Herren-Jourquins auf der anderen, der rauledernen Seite und nun dieser Evody. Weitere stehen aus. Da geschieht es wohl ganz unwillkürlich, dass man nach Ähnlichkeiten und Unterschieden sucht und selbige wenig überraschenderweise ab und zu findet. Und zwar im vorliegenden Fall zu der intensiver bearbeiteten Fraktion: Cuir Blanc präsentiert zweifelsfrei ein glattes Leder.
Das war es dann aber schon mit den Gemeinsamkeiten. Während La Yuqawam im Verlauf zum Auf-dicke-Hose-Machen eine möchtegern-verruchte Hinterhof-Kaschemme zum Beispiel in Klein Offenseth-Sparrieshoop aufsucht und Herr Zileri beiläufig die Sonnenbrille hochschiebt, um einer ‚bella ragazza bionda‘ einen routiniert-lässig-verwegenen Blick zuzuwerfen, schlägt Frau Nicolas nach einer kurzen, frisch-botanischen Eröffnung eine völlig andere Richtung ein.
Zunächst steuern wir Lübeck an: ein kleiner Abstecher in die Marzipan-Stadt schlechthin. Die ersten gut zwei Stunden lang schwingt nämlich ein deutlicher Bittermandel-Eindruck mit. Von wegen Thymian (welchen der Hersteller übrigens nicht erwähnt); meine Assoziation ist eindeutig. Allerdings geht dieses Marzipan – kaum unerwartet - in Richtung Lederpflegemittel. Ich erinnere mich aus meiner Kindheit an eine Schuhcreme, die stark nach Marzipan roch, wenngleich nicht die feine, in der Süße ausgewogene niederegger-mäßige Machart, sondern die süßlich-öligere Variante, wie sie gelegentlich auf Torten zu finden ist.
Selbstverständlich bietet Cuir Blanc ohnehin keine Marzipan-Kampf-Portion wie etwa der Auftakt von Mahon Leather von Floris (für Fans eine echte Empfehlung!), hier geht es gesittet zu. Ich vermute, dass Amber dafür verantwortlich ist, obwohl ich ohne Ansage auf den vermutlich nicht gekommen wäre. Das Ganze erhält dadurch einen sanften, geradezu milchigen Charakter, der im Laufe der dritten Stunde die Regentschaft übernimmt.
Bedauerlicherweise tritt bald eine süßlich-synthetische Note hinzu, die ich vergleichbar bereits aus Evodys Bois Secret kenne und die mir eben jenen auch verleidet hat. Im vorliegenden Fall wirkt sie weniger wie billiges Vanille-Aroma; mir kommt am ehesten der Geschmack von purem Süßstoff in den Sinn. Als hätte jemand einen Lederstreifen mit massiv künstlich versüßter H-Milch getränkt und ich soll jetzt darauf herumkauen.
Diese Synthetik-Süße macht sich auf der Haut zwar wesentlich stärker bemerkbar als in der Projektion, stört mich aber dennoch. Ein bisschen hilft mir die gegen Ende der vierten Stunde hervortretende Iris-Kühle, doch leider bringt die wiederum einen leicht seifigen Einschlag mit sich, der mich rätseln lässt, wohin die Parfümeurin eigentlich steuert. Mir stellt sich (zugegebenermaßen mit profanerem Hintergrund und in sinnverdrehender Weise auf eine Einzelperson zugespitzt) dieselbe große Frage, auf die Siegmund Freud angeblich laut eigenem Bekunden trotz dreißig Jahren Erforschung der weiblichen Seele keine Antwort gefunden habe: „Was will die Frau?“
Ab der sechsten Stunde will sie – ich meine natürlich konkret Frau Nicolas - offenbar wieder in die ätherisch-ledrige Richtung. Die penetrante Süße ist etwas zurückgedrängt, helles, tatsächlich sogar zedernduft-ähnliches Leder und dezent seifige, zart-bittere Iris sind die Protagonisten, behutsam unterlegt mit einem Rest von synthetischer Süße. In dieser Weise zieht sich der Duft im Fortgang allmählich auf die Haut zurück und verblasst zum Ende der achten Stunde hin zu einer Anmutung, wie sie vielleicht eine edle Seife hinterlassen würde. Das ist dann schön.
Fazit: Der Start und die Schluss-Phase gefallen mir ziemlich gut, der Mittelteil entspricht überhaupt nicht meinem Gusto. Mithin insgesamt für mich nicht das Richtige. Die Fans mögen mir einen Individual-Malus bei der Bewertung daher nachsehen.
Vielen Dank an MisterE, dass ich Cuir Blanc testen durfte!
Das war es dann aber schon mit den Gemeinsamkeiten. Während La Yuqawam im Verlauf zum Auf-dicke-Hose-Machen eine möchtegern-verruchte Hinterhof-Kaschemme zum Beispiel in Klein Offenseth-Sparrieshoop aufsucht und Herr Zileri beiläufig die Sonnenbrille hochschiebt, um einer ‚bella ragazza bionda‘ einen routiniert-lässig-verwegenen Blick zuzuwerfen, schlägt Frau Nicolas nach einer kurzen, frisch-botanischen Eröffnung eine völlig andere Richtung ein.
Zunächst steuern wir Lübeck an: ein kleiner Abstecher in die Marzipan-Stadt schlechthin. Die ersten gut zwei Stunden lang schwingt nämlich ein deutlicher Bittermandel-Eindruck mit. Von wegen Thymian (welchen der Hersteller übrigens nicht erwähnt); meine Assoziation ist eindeutig. Allerdings geht dieses Marzipan – kaum unerwartet - in Richtung Lederpflegemittel. Ich erinnere mich aus meiner Kindheit an eine Schuhcreme, die stark nach Marzipan roch, wenngleich nicht die feine, in der Süße ausgewogene niederegger-mäßige Machart, sondern die süßlich-öligere Variante, wie sie gelegentlich auf Torten zu finden ist.
Selbstverständlich bietet Cuir Blanc ohnehin keine Marzipan-Kampf-Portion wie etwa der Auftakt von Mahon Leather von Floris (für Fans eine echte Empfehlung!), hier geht es gesittet zu. Ich vermute, dass Amber dafür verantwortlich ist, obwohl ich ohne Ansage auf den vermutlich nicht gekommen wäre. Das Ganze erhält dadurch einen sanften, geradezu milchigen Charakter, der im Laufe der dritten Stunde die Regentschaft übernimmt.
Bedauerlicherweise tritt bald eine süßlich-synthetische Note hinzu, die ich vergleichbar bereits aus Evodys Bois Secret kenne und die mir eben jenen auch verleidet hat. Im vorliegenden Fall wirkt sie weniger wie billiges Vanille-Aroma; mir kommt am ehesten der Geschmack von purem Süßstoff in den Sinn. Als hätte jemand einen Lederstreifen mit massiv künstlich versüßter H-Milch getränkt und ich soll jetzt darauf herumkauen.
Diese Synthetik-Süße macht sich auf der Haut zwar wesentlich stärker bemerkbar als in der Projektion, stört mich aber dennoch. Ein bisschen hilft mir die gegen Ende der vierten Stunde hervortretende Iris-Kühle, doch leider bringt die wiederum einen leicht seifigen Einschlag mit sich, der mich rätseln lässt, wohin die Parfümeurin eigentlich steuert. Mir stellt sich (zugegebenermaßen mit profanerem Hintergrund und in sinnverdrehender Weise auf eine Einzelperson zugespitzt) dieselbe große Frage, auf die Siegmund Freud angeblich laut eigenem Bekunden trotz dreißig Jahren Erforschung der weiblichen Seele keine Antwort gefunden habe: „Was will die Frau?“
Ab der sechsten Stunde will sie – ich meine natürlich konkret Frau Nicolas - offenbar wieder in die ätherisch-ledrige Richtung. Die penetrante Süße ist etwas zurückgedrängt, helles, tatsächlich sogar zedernduft-ähnliches Leder und dezent seifige, zart-bittere Iris sind die Protagonisten, behutsam unterlegt mit einem Rest von synthetischer Süße. In dieser Weise zieht sich der Duft im Fortgang allmählich auf die Haut zurück und verblasst zum Ende der achten Stunde hin zu einer Anmutung, wie sie vielleicht eine edle Seife hinterlassen würde. Das ist dann schön.
Fazit: Der Start und die Schluss-Phase gefallen mir ziemlich gut, der Mittelteil entspricht überhaupt nicht meinem Gusto. Mithin insgesamt für mich nicht das Richtige. Die Fans mögen mir einen Individual-Malus bei der Bewertung daher nachsehen.
Vielen Dank an MisterE, dass ich Cuir Blanc testen durfte!
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