PallasCC

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PallasCC vor 1 Jahr 21 9
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Duft
Dr Bengals Suche nach Schätzen der Natur
Amir Kumar ist in einer der größten Städte in Jammu und Kashmir aufgewachsen. Srinagar war seine Heimat. Als Kind verbrachte er viel Zeit an Jhelam Fluss. In dieser Zeit hat Amir sein Interesse für verschiedenen Pflanzen entwickelt. Oft kam er heim mit Taschen voller Blätter, die er sorgfältig zwischen den Seiten der Bücher seines Vaters aufbewahrt hat. Doch anstatt weiterhin die Natur zu erkunden, wurde er von seinen Eltern nach Bangalore geschickt, um dort Medizin zu studieren, wie es so üblich war. Das Studium machte Amir Spaß, doch er wollte seinem Hobby nachgehen. Und so hat Amir angefangen, sich für natürliche Stoffe für seine Rezepte zu interessieren. Noch im Studium würde er seine Heilkunde unter dem Pseudonym „Dr Bengal“ praktizieren.

Eines Tages war Dr Bengal auf der Suche nach neuen Ingredienzien für seine Mixturen. Diese konnte er sehr schwer in Bangalore beziehen, was dazu führte, dass er sich für eine längere Reise entschieden hatte. Es gab nämlich eine kleine Insel in der Nähe von Ceylon (Sri Lanka). Diese wurde Rajapurna genannt, obwohl keiner wusste, der Name stamm.

Auf dem Boot fing Dr Bengal an, sich Notizen zu machen, was er alles zurückbringen wollte: Baumharze, Baumblätter, Hölzer, exotische Blumenblätter, Gräser und einiges mehr. Und nun, nach einer anstrengenden Reise, kam er endlich ans Ufer von Rajapurna. Der Sand war heiß und roch einzigartig. So etwas hat Dr Bengal noch nie erlebt. Er roch nach Feuer. Er drehte sich kurz um, um dem Kapitän sein „ok“ zu geben und machte sich auf die Reise in die Tiefe des Dschungels. Obwohl die Bäume sehr dicht waren, war der Pfad auf dem sich Dr Bengal befand, trocken und weich. Laut seiner Wahrnehmung war die Erde unter seinen Füßen dunkel, fast schokoladig. Er blieb stehen und atmete tief ein. Was für ein Duft, dachte er und musste schmunzeln. Hat er dies laut gesagt oder nur gedacht? Er war sich nicht sicher, aber es war auch egal, denn keiner könnte ihn hören. Plötzlich bemerkte Dr Bengal sehr raffiniert-geformte, dunkelbraune Blätter an der Seite seines Pfades. „Oha! Die muss ich mitnehmen!“. Er bückte sich und nahm einige in seine Hand. „Kurios! So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Er roch daran und das Aroma war unbeschreiblich. Ihm wurde es schwindlig! Die Gewürze… man könnte meinen, dass diese Blätter ein ganzes Gewürzregal beinhalteten. Zimt, Ingwer, Zitronengras, Kardamom…aber in einem Blatt. „Ich muss unbedingt in die Bibliothek,“ dachte Dr Bengal. Er musste den Namen dieser magischen Pflanze herausfinden. Nachdem er „seine Beute“ in seinem Rucksack sicher verstaut hatte, ging er langsam weiter. Mit jedem Schritt wurde der Duft der Harze immer stärker. Aber es waren nicht die üblichen Harze…sie rochen tief, holzig, balsamisch. „Die muss ich mir auch schnappen. Sowas kriege ich in Indien nicht. Und ich könnte ja welche sogar pur benutzen! Das hier ist eine wahre Schatztruhe!“ Vorsichtig nahm er etwas von dem dunkelroten, klebrigen Harz in seinen Glasbehälter auf. Auf seinem Weg tiefer in den Dschungel war Dr Bengal auf die Bäume fokussiert. Diese Harze waren ebenfalls eine ungewöhnliche Kostbarkeit, weswegen er, soviel es ging, mitnehmen wollte.

Nach einigen Stunden…
Nun nährte sich Dr Bengal einem Tempel aus grauem Stein. Sehr bescheiden von außen, aber vom Eingang kamen Rauchfäden heraus; dessen Duft was sehr filigran. Es war kein üblicher Weihrauch. Dr Bengal erkannte die Gewürze, aber es war viel mehr als das. Er ging hinein. Der Innenraum war dunkel, beleichtet nur durch Kerzen und etwas Sonnenlicht, was durch die kleinen Fenster durchdringen musste. In der Mitte saß ein Buddha dekoriert mit frischem Champaka und seltenem pinken Lotus. In seinen Händen hielt er einen kleinen Ständer, wo sich einige Räucherstäbchen befanden. Dr Bengal näherte sich der Skulptur… langsam. Mit jedem Schritt machte er einen tiefen Atemzug. Der Duft war nicht von dieser Welt. Es hat eingeleuchtet… diese Räucherstäbchen enthielten sowohl die „komischen“ Blätter als auch die dunkelroten Harze! Die ganze Komposition wurde von den exotischen Blumen umhüllt. Der Duft war nicht penetrant, dennoch stark. Die holzigen Facetten gaben ihm eine rötliche Färbung. Dann kamen die Gewürze umrahmt von Blumen, die gar nicht so blumig wirkten, oder so empfand es Dr Bengal. Er wusste nun, was er machen muss. Er muss die Rezeptur dieser Räucherstäbchen herausfinden… Aber dafür musste er sich länger in dem Tempel aufhalten. Wie hypnotisiert, setzte er sich auf den hölzernen Boden, holte sein Notizbuch und fing an, verschiedene Kombinationen von Ingredienzen aufzuschreiben. Zwischendurch würde er tief durchatmen… „Mmmm, jetzt kommen die dunklen Hölzer mit einem dunkleren Rauch…,“ dachte er. „Wie kann man so etwas komplexes erschaffen?“ Aber die Herausforderung nahm er gerne an.

Viele Tage später…
Zurück in seinem Labor in Bangalore fing Dr Bengal an, seine Rezepturen vorzubereiten. Nach vielen Tagen und Nächten von „trial and error“ war sein Kunstwerk vollständig. Es waren aber keine Räucherstäbchen, denn die Verarbeitung vom Harz war fast unmöglich. Daher musste Dr Bengal sich für eine Flüssigkeit entscheiden. In seiner Hand hielt er ein Gefäß mit einer dunkelroten Flüssigkeit. Der Duft war unverwechselbar… das war er! Jetzt musste sein neues Medikament benannt werden. Durch die schönen Erinnerungen an seine Reise kam er zu einer Lösung…„Dr Bengal's Rajapurna Treasures“? Nein, er wollte den Namen des Ortes nicht verraten. So entschied er sich für „Dr Bengal’s Spiced Temple Essence“. War der Name zu lang? Nein, er war genau richtig. Die Menge dieser „Essence“ war recht gering. Daher entschied sich Dr Bengal, diese nur in sehr besonderen Fällen zu verschreiben. Es war für einen sehr engen Kreis seiner Kunden, die sein Werk zu schätzen wussten…

Vielen Dank an NOAM für diese Rarität! Ein wahres Meisterwerk!
9 Antworten
PallasCC vor 2 Jahren 14 7
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Sillage
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Haltbarkeit
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Duft
State of nature und wilde Kreativität
Sonne. Ein ruhiger, verlassener Strand. Das leise Rauschen der Wellen. Es wehte eine scharfe, zitrische Brise. Aus der Ferne konnte man das Grüne des nahgelegenen Waldes spüren. Dem sandigen Ufer nähert sich ein altes Schiff. Den Namen konnte man kaum noch lesen, aber denn die Buchstaben waren schon längst durch lange Seereisen und Unwetter abgerieben... "Penyelamat" vielleicht? An dem Mast hing eine abgetragene, ausgebrannte Totenkopfflagge. Tatsächlich war es ein Piratenschiff, das mit sich die Gerüche der erbeuteten Kostbarkeiten trug. Besonders auffällig war der Geruch der Kretek – der Nelkenzigarre – der so intensiv war, dass er sich mühelos durch die Symphonie von Melasse, Anis-Rum und alten Hölzern durchdringen konnte.

Die würzige Nelke war von trockenen Tabakblättern umgeben. Neben dieser Luxusware hatten die Piraten auch Gewürz aus der Ferne: Bayrum. Der einzigartige Geruch von West Indies war nicht zu verwechseln. Auch Bayrum sorgte für zusätzliche Wärme, umgeben vom kühlem, grünen Vetiver und Eichenmoos. Es war ein Spiel der Gegensätze, was sich über mehrere lange Minuten streckte, denn das Schiff kam immer näher. Jetzt konnte man sogar das alte, vom salzigen Wasser aufgeweichte Holz riechen. Um der Gefahr zu entkommen, ohne von der Piratencrew gesehen zu werden, musste man den Strand zügig verlassen. Jetzt war der Strand schon mehrere Hunderte von Metern weg, und man befand sich am Eingang in den Dschungel. Feuchte Erde und Laub unter den Füßen. Die hohen Bäume und Gebüsch waren ideal, um sich von unerwünschten Gästen zu verstecken. Das Geruch der Hölzer und Blätter und Feuchtigkeit war irgendwie beruhigend während man hier seine Zeit verbrachte. Jedoch musste man aufpassen, denn der Dschungel war ebenfalls voller wilder Tieren, dessen Präsenz nicht zu übersehen/"überriechen" war. Die leichte Animalik schwebte in der Luft und verschmolz mit den dunklen Hölzern...

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Kayu Kretek ist eine wunderschöne Kreation, die ich nach dem Testen in meiner Sammlung haben musste. Die Qualität der Ingredienzen und die Kunst des "Mischens" dieser ist hier sehr gut widerspiegelt. Marken wie NOAM geben Hoffnung, dass die Kunst und die Kreativität der Erstellung einzigartiger Düfte noch nicht verloren gegangen sind. Hier gibt es keine Normen...keine Vorschriften, denen man folgen musste. Danke für diese tolle Kreation!
7 Antworten
PallasCC vor 2 Jahren 10 6
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Flakon
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8
Haltbarkeit
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Duft
Rauch des Urwalds
Coke? Thai Kaffee? Früchte? Nein! Hier hat man kein typisches Thai-Oud, was für seine Gourmand-Facetten bekannt ist und leicht erkennbar sein sollte. So in Theorie. Aber was wir hier haben ist ein Oud vom anderen Kaliber von uns allen bekannten Ensar, der sein Handwerk gut beherrscht (zumindest weiß er, wie er sein Oud destilliert haben will).

Und nun zum Duft… zur schwarzen öligen Flüssigkeit, die sich hinter dem dünnen Glas ihres Behälters verbirgt…

Eine Rauchwolke, die den Raum füllt, aber anstatt zu überwältigten, hypnotisiert sie mit den dunklen Tönen ihrer Rauchfäden, die kokelndes Holz hinter sich verbergen. Der Rauch ist recht heftig, aber filigraner als der von "Aroha Kyaku | Ensar Oud / Oriscent" und seinem größeren Bruder Aroha Extreme (ebenfalls aus dem Hause Ensar, aber nur bei OudBar verfügbar). Die verschiedenen Noten des Rauches werden erst im Laufe merkbar. Grüner somalischer Weihrauch, Eichenmoos, Hummus und Animalik drehen sich im Kreise. In der Mitte befinden sich geröstete Teeblätter von der fernen Insel, einmal Ceylon genannt. Unter den Blättern sich trockene Kräuter, die man so in einem kleinen Chinesischen Medizinladen findet. Diese sind normalerweise in runden Glasdosen aufbewahrt und stehen in einem alten Holzregal hinter der Theke. Nach mehreren Stunden lässt dieser Rauch nach und es bleibt nur das leise kokelnde Holz. Das Kaminfeuer vom Vorabend ist jetzt nur eine angenehme Erinnerung.

An dieser Stelle möchte ich einen besonderen Dank an Caligari aussprechen, der mir diesen Duft (ohne Absprache) geschenkt hat. Es ist wirklich etwas ganz Besonderes und hat meinen Geschmack zu 100% getroffen.
6 Antworten
PallasCC vor 3 Jahren 17 9
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Wild and free!
Der Duft hier wurde interessanterweise nach einem Indischen Yogi benannt. Irgendwie hat sein Schöpfer gedacht, dass er etwas Spirituelles, vielleicht sogar Sakrales, in sich tragen würde. Dies unterscheidet sich jedoch von meiner eigenen Empfindung von dem Duft. Anstatt von Ruhe und Gleichgewicht stellt der Yogananda etwas Wildes dar. Es ist ein unzähmbares Tier, was in dem Flakon lebt. Nach wenigen Sprays wird das Tier, was ruhend darauf gewartet hat, aus seinem "Käfig" herausgelassen zu werden. Sobald die Schranke aufging, kannte es keine Zurückhaltung mehr. Der erste Moment nach dem Aufsprühen erinnert mich an eine Szene aus dem Film "Highlander", als Mel Gibson auf seinem Pferd "Freedom!" schreit.

Nun zur technischeren Beschreibung:
Obwohl Blumen in der Zusammensetzung von Yogananda verwendet wurden, könnte man diese einzeln nicht erkennen. Stattdessen kommt in der Kopfnote die derbe Animalik zur Geltung. Ab und zu wird diese von Benzoe etwas abgerundet. Vermutlich handelt es sich hier um ein hochwertiges Indisches Oud, was für diesen Effekt sorgt. Die Zeder verleiht dem feurigen Tier eine scharfe Kante, dennoch ist das Ganze sehr ausgeglichen. Der Tanz des wilden Tieres ist die Hauptthematik von diesem Duft, wobei er in der Basis etwas zahmer wird. Man könnte sagen, das Tier legt sich auf einen moosigen Waldboden, umgeben von alten Bäumen, deren Blätter schon lange nicht mehr grün sind. Hier riecht man die Feuchtigkeit der Luft, die Harze und das Holz der Bäume mit einer animalischen Süße, die jedoch nicht süßlich daherkommt (vermutlich die Zibetkatze). Diese Phase ist etwas ruhiger und nicht so dynamisch wie der Anfang; hier erreicht der Duft sein Equilibrium im olfaktorischen Sinne.

Wie bei vielen MGOs handelt es sich hier um ein Einzelstück... um ein Erlebnis. Man muss jedoch etwas Geduld haben, damit man von dem Duft nicht überwältigt wird. Für abenteuerlustige Nasen wird es sicherlich eine aufregende Achterbahnfahrt sein. Wer jedoch nach etwas Ruhigerem sucht, sollte eher zu "Tranquilla | Duftanker MGO Duftmanufaktur" greifen.
9 Antworten
PallasCC vor 3 Jahren 17 6
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Klassischer als das Pantheon
Prolog: In den letzten Monaten habe ich ausschließlich reine Oud-Öle getragen, aber es wurde mal Zeit für etwas Abwechslung. Es ist schwer, etwas Passendes zu finden, wenn man sich eine lange Zeit mit natürlichen Stoffen beschäftig hat. Aus diesem Grund sollte man synthetische Düfte (erstmal) vermeiden. So habe ich in meine MGO-Ecke gegriffen und – nach Zufall – einen kleinen Flakon vom "Pour Homme | Duftanker MGO Duftmanufaktur" herausgenommen.

Pour Homme ist für mich ein Wohlfühlduft, der mich an etwas an "Pinaud | Clubman / Edouard Pinaud" Serie erinnert. Natürlich ist er viel komplexer und raffinierten, aber er vermittelt eine gewisse "Barbershop"-Aura. Einerseits ist er krautig und moosig mit Basilikum, Lavendel und Oregano und einer schönen Vetiver-Patchouli-Heu Kombination. Das ist die grüne, kalte Seite von dem Duft, die an die alten Zeiten erinnert.

Auf der anderen Seite ist der Duft schön würzig mit viel Piment, Nelke und Zimt. Dieser warme Faden erinnert mich an Weihnachten und Spekulatius. Man wird von einem würzigen und leicht cremigen Weihrauch (durch Tonka und Sandelholz abgerundet) eingehüllt. Das ist genau die Komponente, die für eine gewisse Geborgenheit sorgt.

Die gut gelungene Kombination von Fougère-Noten und "old-school" Aftershave à la Bay Rum wurde zu einem zeitlosen Klassiker.

Der Duft ist sicherlich komplex, jedoch überfordert er nicht. Er ist stark, aber nicht penetrant. Zwei Sprüher haben mich den ganzen Tag lang begleitet. Die Entwicklung findet sich in den ersten 2 Stunden statt. Danach bleibt der Duft eher monoton, was nicht heißen soll, dass er langweilig wird. Ganz im Gegenteil.

Wer diesen Duft wegen seines nicht so einfallsreichen Namens übersehen hat, sollte ihn unbedingt probieren.
6 Antworten
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