PallasCC

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6 - 10 von 14
PallasCC vor 3 Jahren 21 11
8
Flakon
10
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
The ethereal oud
Vorgeschichte:
Von Agar Aura habe ich schon seit einigen Jahren gewusst und viel gelesen, dennoch habe ich mich nie getraut, seine Öle zu probieren. Der Weg, der mich zu seinen Ölen geführt hat, waren seine Parfüms. Im Februar 2021 habe ich mich entschieden, die 3. neuen Releases ("Java | Agar Aura", "Al-Arabiya | Agar Aura" und "Khmer Kinam | Agar Aura") zu kaufen. Der Blindkauf war's wert, aber dazu in einem anderen Post. Wegen diesem Kauf habe ich Kontakt mit Taha aufgenommen und ihn nach seiner Empfehlung gefragt, was den beste Einstieg in seine Öle. Nach einigen Email habe ich mich doch für Blue Malay entschieden, obwohl ich damals nach etwas "ledrigem", "dunklen" und "dickflüssigen" gesucht habe.

Nun zum Blue Malay:
Oud-Öle aus der Region habe ich schon mehrmals gerochen und wusste ungefähr, was mich erwartet. Nach "Tigerwood Royale | Ensar Oud / Oriscent" und "Tigerwood 1990 | Ensar Oud / Oriscent" hatte ich eine ziemlich gute Vorstellung, wie Malaysian Oud riecht: dschungel-artig, dunkelgrün, tief, leicht rauchig, moosig mit Facetten vom alten Holz und Metal. Aber ich habe mich sehr getäuscht, was mein eigenes "Wissen" anging. Als ich Blue Malay zum ersten Mal gerochen habe, konnte ich erstmal keine Worte finden. Dennoch wusste ich in diesem Moment, dass BM nichts mit den o.g. Kandidaten zu tun hat. Und da 123lole321 den "brain freeze" so schön beschrieben hat, möchte ich an der Stelle ansetzen und etwas über den Duft sprechen.

Blue Malay ist ein kaltes Öl, was einem das Gefühl gibt, aus einer warmen Waldhütte herauszukommen und die frische Luft bei -20C einzuatmen. So kalt kommt er mir vor. Es scheint zwar die Sonne, aber die Kälte ist nicht zu unterschätzen. Auf dem Schnee sieht man die Reflexion der Sonnenstrahlen, die durch die überhängenden Baumäste durchkommen. Diese Kälte begleitet den Duft als er braun-holzig wird, mit süßen Harzen im Hintergrund. Es ist so als hätte man einen Baum verschmolzen und in das kleine Fläschchen hineingegossen. Die Harze werden zum dickflüssigen Honig, dessen Süße man fast schmecken kann. Nun kommt die Erde, dunkle Erde, aber man kann sie sehr klar herausriechen. Dabei kann man sich das Bild genau vorstellen, in hoher Auflösung. Nach einer Weile verlässt man diese Tiefe durch die Blaubeeren, die etwas herb wirken. Auf den Blaubeeren bildet sich langsam eine Schicht von goldenem Bernstein, der wie ein Prisma wirkt. Jetzt werden die Strahlen der anderen Noten gebrochen und der Duft wird turbulenter. In einem Augenblick riecht man alles oben beschriebene nochmal, aber mich 10-facher Geschwindigkeit. Die Erfahrung ist einfach nicht mit Worten zu wiedergeben. Nach ca. 9-10 Stunden auf der Haut wird der Duft ruhiger, mit einer angenehmen "Holzigkeit" und zerstampften Veilchenblüten.

Es war zwar nicht das, was ich erwartet habe, aber ich habe mich in den Duft verliebt. Das Studieren ist immer noch nicht vorbei, aber ich habe ihn während eines Monats jeden Tag getragen und jeden Tag hat er mich neu überraschen können! Es war der Blue Malay, der zu weitern Ölen von Taha geführt hat. Jedoch ist dieser für mich einmalig!
11 Antworten
PallasCC vor 3 Jahren 15 7
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Not your regular barnyard oud
Oud aus Laos hat, zumindest im Westen, keinen guten Ruf. Oft wird es mit Kuhstahl und unangenehmer Animalik assoziiert. Sogar, Ensar selbst schrieb mal, dass er laotisches Oud weder in der Öffentlichkeit noch privat tragen würde.

Laos ist auch die Region, woher viele Nischen-Produzenten ihr Oud importieren. Xerjoff wäre ein typisches Beispiel. Viele kennen seine Oud-Stars und vielen beschreiben einige davon als 'untragbar'. Hier jedoch geht es um ein feines Öl, welches aus einem Holz viel höherer Qualität destilliert wurde. Ohne den Namen zu lesen, würde keiner drauf kommen, dass es sich hier um Oud aus Laos handelt.

Lao Gold ist ein "heißes" Öl, welches alle Töne von gelb bis dunkelbraun in seiner Lebensdauer abdeckt. Am Anfang startet es leicht animalisch und sehr würzig. Es kribbelt richtig beim Einatmen. Ist es schwarzer Pfeffer mit einem Hauch Muskatnuss und Habanero-Chili?! Es ist einfach feurig, aber ohne Rauch. Nach dieser ersten Begegnung, die sicherlich Aufmerksamkeit erweckt, schwingt der Duft in eine andere Richtung: er wird mittelbraun, holzig. Es ist kein Baum, sondern ein verarbeitetes Holz, was dennoch sehr angenehm riecht. Es könnte ein Tisch in einer Waldhütte mit Holzwänden und altem Ledermöbeln sein. Auf diesem Tisch steht ein Honigtopf, der dem Duft eine dunkle Süße verleiht. Das alte Leder kommt noch dazu und hilft dem Duft alle seine braunen Facetten zu entfalten. Bevor man aber komplett von dieser Farbe umgeben wird, erkennt man einen leichten, dunkelgrünen Rauch vom Salbei. Er ist nicht zu penetrant, aber stark genug, um einen Ausgleich zu erschaffen. Geräucherter Tee und Rosmarin sind ebenfalls deutlich spürbar. Und so schwingt der Duft zwischen dem Braunen und dem Dunkelgrünen und dem Braunen. Im Ausklang (nach ca. 12 Stunden) verwandelt sich der Duft in getrocknete Kakaobohnen mit leichtem Gewürz.

Für seine Preisklasse ist es ein ausgezeichnetes Öl, welches deutlich zeigt, dass nicht jedes Oud aus Laos unangenehm und untragbar sein muss.
7 Antworten
PallasCC vor 3 Jahren 18 10
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Smoke for the soul
Ertugrul Gazi ist kein gewöhnliches Oud, was man schon an seinem Listenpreis erkennen kann. Im Gegensatz zu den Oud-Ölen in seiner Preisklasse, war es seine Geschichte, die mich vom Anfang an fasziniert hat. Eigentlich sollte das Holz nie zur Destillation verwendet werden (zumindest laut Ensar). Aber dennoch war die Versuchung zu gross. Und somit hat uns Ensar mit diesem wundervollen Öl beglückt.

Nach dem Auftragen merkt man schon, dass dieses Öl in seiner eigenen Liga spielt. Es ist sehr kräftig, naturnahe und evokativ. Man wird sofort in den Dschungel versetzt. Schwarze Erde, dunkle, feuchte Tabakblätter, Baumrinde, Pinienkerne und viel Grünes. Den Himmel kann man überhaupt nicht erkennen, denn auf den Baumkronen liegt ein schwerer Nebel. Jedoch ist dieser nicht weiß, sondern grün. Der Duft an sich schwingt zwischen dunkelgrün bis dunkelbraun. Man wandert durch den Urwald, wo noch kein Mensch seinen Fuß gesetzt hatte. Das wuchernde Strauchwerk macht es einem schwierig, seinen Weg zu folgen. Man wird ab und zu in diesem grünen Nebel gefangen. Dieser wird dann in der nächsten Phase zum braunen, groben Leder und dunklem Holz. Und dann ist man wieder im Dschungel, aber noch tiefer als in den Anfangsphasen des Duftes. Diese Duftreise dreht sich im Kreis. Es vergehen Stunden und man findet keinen Weg aus dem grünen Labyrinth. Der grüne Rauch/Nebel begleitet einen die ganze Zeit; mal mehr, mal weniger, aber immer präsent. Und trotzt dieser Einsamkeit in der Wildnis findet man seine innere Ruhe.

Wer auf Ouds aus Papua steht, wird das Öl zu schätzen wissen. Die Performance ist kaum zu übertreffen. Das würde man auch für so einen Preis erwarten.
10 Antworten
PallasCC vor 3 Jahren 18 8
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Oud for the soul
Hier haben wir noch ein Exemplar von einem Oud-Öl, welches nicht mit der "konventionellen" Vorstellung von dem, wie Oud generell riechen sollte, übereinstimmt. Hier könnte man meinen, dass es sich eher um ein Attar (vereinfacht gesagt, eine Mischung aus Ölen inklusive Oud-Öle und Sandelholz).

Das Oud kommt aus Yunnan, eine Provinz in China, die an der südlichen Spitze Chinas liegt (nahe an Vietnam, Laos und Myanmar). Wie schon im Kommentar zum "Hailam Kilam" geschrieben, das Oud dieser Herkunft hat ziemlich einzigartige Eigenschaften, was die Duftentwicklung anbetrifft (zum Beispiel im Gegensatz zum Oud aus Laos oder Indien).

Blue Yunnan hat eine ziemliche raffinierte Entwicklung, die keine scharfen Kanten kann. Hier geht es eher um ein Öl, das schön abgerundet ist und sich seidig anfühlt, als wäre es ein dünner Schleier (nicht die Performance gemeint). Obwohl das Öl in seinem Namen das Wort 'blau' enthält, erscheint es für mich eher lila. Nach dem Auftragen spürt man eine harzig-dunkle Süße, die man mit dunklem Honig assoziieren könnte (eine Facette, die auch "Hailam Kilam" hat). So stark ist der Eindruck, dass man beim Riechen diese Süße fast schmecken kann.

Dennoch geht es nicht nur um den Honig, denn der Duft schwingt zwischen der Süße und einer fruchtigen Note, die einen an eine frische Orangenschale erinnert (etwas, was auch bei Borneo-Ouds, vor allem, aus Malinau, zu erkennen ist). Nach diesem Zusammenspiel von süß und fruchtig-frisch kommt die dunklere Phase, in der sich Trockenfrüchte (man könnte sogar sagen, eine Marmelade aus Blaubeeren und Kirschen), geröstete Tabakblätter und schwarze Vanilleschote erkennbar machen. Diese werden von einem sanften Weihrauch (nicht im Sinne vom Kirchenweihrauch) umhüllt und von einem Blumenbukett, der sich weit im Hintergrund befindet, ergänzt.

Nur in den späteren Phasen geht der Blue Yunnan in die holzige Richtung, wobei das Holz eher hell und trocken ist. Er bleibt aber kaleidoskopisch, wobei die fruchtigen Elemente immer wieder zum Vorschein kommen. Bis der Duft die Haut verlässt, beweget er sich immer zwischen Licht und Schatten, wobei alle Blautöne mit violetten Nuancen und feinen goldenen Reflexen zur Geltung kommen.

Es ist ein komplexes Öl, welches seine Zeit braucht, um alle seine Facetten zu zeigen. Hier sind nur die Hauptphasen beschrieben. Es sollte, vor allem, die ansprechen, die weder Leder noch Animalik vertragen können.


8 Antworten
PallasCC vor 3 Jahren 15 6
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Not your usual oud
Hier hat Ensar mal wieder etwas ganz feines herausgebracht. Nicht umsonst hat das Hailam Kilam Öl ihren Platz im Oriscent Bereich gefunden, denn es unterscheidet sich sehr deutlich vom normalen Sortiment, obwohl es einige Parallelen zum "Blue Yunnan" gibt (dazu im anderen Kommentar).

Wie riecht das Chinesische Oud? Wie Caligari schon richtig vermerkt hat, hat es sehr wenig mit unserer Vorstellung von dem, was Oud sein sollte, zu tun. Kann man denn überhaupt sagen, dass Oud nach etwas bestimmten riechen soll? Nachdem ich viele wilden Ouds studiert hatte, muss ich sagen, dass wenn man vom Oud spricht, geht es um eine sehr weite Bandbreite. Die Region, das Alter vom Holz, das Einweichen, die Destillationstechnik usw. werden einen Einfluß auf das Endergebnis haben. Somit unterscheidet sich Hailam Kilam sehr stark von Ölen wie Aroha Kyaku (organisch), Oud Yusuf (organisch) und anderen populären Kandidaten, die Ensar Oud in der Community so bekannt gemacht haben.

Hailam Kilam started ziemlich medizinisch, als würde man sich in einem alten Chinesischen Medizinshop befinden. Die trockenen Kräuter hängen an den Wänden. Die alte Holztheke hat eine Unzahl von Gläsern mit verschiedenen Zubereitungen. In der Ecke kocht man einen Lapsang Souchong Tee. So realistisch riecht es, als würde man tatsächlich die Textur des Tees deutlich vor Augen haben. Ein leichter Rauch (nicht schwarz, sondern dunkelgrün) füllt den Raum. Aber das war nur der Anfang.

Nach einiger Zeit (ca. 1 Stunde) wird der Duft vollmundiger, runder und süßer. Er erinnerte mich nun an dunklen Honig und verschmolzenen Harze. Nicht süßlich, aber süß. Angenehm. Als die Süße ihren Höhepunkt erreichte, konnte man tatsächlich Karamell mit einer heftigen Dosis von Creme riechen. Als hätte man die Werther's Original Bonbons auf eine heiße Pfanne gelegt und sie dort verschmolzen hätte. Dieser Vorgang war sehr langsam, als hätte man ihn in Zeitlupe erlebt. Die Phase hat ungefähr 30 Minuten gedauert, bis wieder eine Wandlung kam. Diesmal ging es nicht um den o.g. Lapsang Souchong Tee, sondern um einen Rotbusch mit Vanille. Im Hintergrund konnte man helle bis mittelbraune Hölzer wahrnehmen. Der leichte Rauch war auch präsent, aber diesmal hatte er rot-braune Farbtöne.

In den späteren Phase (nach Stunden) wurde man in einen Wald versetzt, wo man von einem warmen Waldboden begrüßt wurde. Da gab es alles: Moos, Grünes, Bäume und Baumrinde mit einem sehr feinen, minzigen Schleier, der mit den Waldgerüchen verflochten war. Und das war nur die erste Begegnung mit diesem einzigartigem Öl.

P.S.: Natürlich kann man hier leider nicht die ganzen 12 Stunden beschreiben, aber hoffentlich hilft diese Zusammenfassung, die Hauptfacetten von dem Öl darzustellen.





6 Antworten
6 - 10 von 14