Die erste Charta für Parfümeure
Die Geschichte der Parfümeure ist lang, trotzdem gab es bislang weder einen rechtlichen Rahmen noch einen Ethikkodex für diesen Beruf. Die Société Internationale Des Parfumeurs-Créateurs (SIPC), das ist die Internationale Gesellschaft für Parfümeure, hat jetzt eine erste Charta veröffentlicht. Als Grundlage dienten etliche Interviews von Parfümeuren aus New York, Dubai, Sao Paulo, London, Grasse und Paris.
Ludwig XIV entwickelte im Jahre 1651 ein Meisterzertifikat für Parfümeure, das jedoch während der Revolution aufgelöst wurde. Seither gab es nichts Offizielles, keine schriftliche Vereinbarung oder Regeln, nach denen die Parfümeure arbeiten konnten. Einige mündliche Verpflichtungen, die Angehörige des Berufes auf Initiative von M. Aimé Guerlain während der Weltausstellung 1889 einten – das war alles. Laut Calice Becker, Parfümeurin bei Givaudan, handelte es sich dabei nur um einige informelle Richtlinien, die bis zuletzt den gesamten Beruf regelten. Diese Fachleute galten als "Compunders of Raw Materials", also als solche, die Rohstoffe zusammenmixen. Mit den neueren Entwicklungen und dem Verständnis in der Chemie Mitte des 19. Jahrhunderts nahmen auch die Fähigkeiten und Kenntnisse der Parfümeure zu. Der Beruf wurde immer technischer und anspruchsvoller. Das tiefgreifende Wissen war auch eine wunderbare Gelegenheit, sich künstlerisch damit auseinanderzusetzen.
Die Definition des Berufes – die Basis seiner Existenz
Die SIPC schätzt die Zahl der Parfümeure weltweit auf 1.000 bis 1.500. Wie kann sie ein Parfümeur in der modernen Welt präsentieren, ohne sich selbst definieren und erklären zu müssen? Welche gemeinsamen Werte teilt der Berufsstand und welcher technische und ethische Rahmen gilt für die Parfümeure auf der ganzen Welt?
Hinter dem Charterprojekt steh die SIPC, die neu gegründete Internationale Gesellschaft der Parfümeure, unter dem Vorsitz von Calice Becker. Die Wahl der Berufsbezeichnung "Perfumer-Creator", die auch beim französischen Marken- und Patentamt (INPI) eingereicht wurde, macht die Absichten des SIPC deutlich: "Parfümeure sind tatsächlich Schöpfer, auch wenn einige ihnen den künstlerischen Status absprechen würden", erklärt die unabhängige Parfümeurin Sylvie Jourdet. Die Charta wird in wenigen Monaten veröffentlicht. Sie ist der erste Schritt, der zu einer breiteren Anerkennung des Berufs führen kann. Es wird den Parfüm-Schöpfern und –Schöpferinnen helfen, dass ihr Beruf in der Öffentlichkeit wahrgenommen und seine Vielfältigkeit respektiert wird. "Wir hoffen auch, dass der Duft über den Code für geistiges Eigentum, wie er in der Filmindustrie, in der Choreografie und in der Fotografie zu sehen ist, anerkannt – als 'Werk des Geistes' gesehen wird", fügt der Parfümeur Serge Odenbourg hinzu.
Vielleicht werden die Schöpfer der Düfte l'Air du Temps von Nina Ricci oder Nr. 5 von Chanel bald so viel Bekanntheit erreichen wie der Schöpfer der Mona Lisa. Die Charta gibt Parfümeuren einen Namen und einen Status, der bislang von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wurde.
Website der Société Internationale des Parfumeurs-Créateurs
https://www.perfumer-creators.com/en/
Bei der Erwähnung des geistigen Eigentums fällt mir spontan die Vermarktung von Lizenzgebühren und der Umgang mit Patentrechten ein. Copyrightrechte an einem Parfümrezept sind durchaus denkbar und vor allem für die Hersteller und großen Modehäuser von Bedeutung. Einem Parfümeur oder einer Parfümeurin wird eher interessieren, dass der Duft einen großen Anklang in der Gesellschaft findet. Düfte sind definitiv Kunstwerke!
Heißt in Kurzform: Für deutsche Parfümeure lohnt sich der Beitritt zu dieser Charta nicht, weil es in Deutschland nie einen Urheberrechtsschutz für Düfte geben wird.