PennyPearl

Eine sehr verspätete Rezension; ein Statement hatte ich mal verfasst, konnte da jedoch nicht so recht einschätzen, was ich von der Angelique halten sollte.
Die Abfüllung besitze ich seit fast einem Jahr und na ja, vom Hocker gehauen hatte sie mich damals nicht unbedingt;
etwas krautig aromatisch, subtil süß-elegant, im Auftakt erinnerte der Duft mich sehr an "Casamorati - Dama Bianca (Eau de Parfum) | XerJoff" (den ich persönlich nicht so toll finde).
Ich trug ihn dann letztes Jahr zum Geburtstag, als wir im Düsseldorfer Rheinturm Asiatisch essen gingen, ich fühlte mich elegant mit ihm, aber das ganz große Wow war's nicht.

Rein intuitiv probierte ich die Abfüllung, noch zur Hälfte voll, nach längerer Zeit wieder aus und ich dachte, ich hätte einen anderen Duft aufgesprüht:
viel intensiver als damals, fruchtig-aromatisch und direkt vanillepudrig im Hintergrund, frühlingshaft-edel, Brunch im sonnigen Garten,
"Frühstück bei Tiffany", lebensbejahend freundlich, sinnlich und Dinner im Kerzenschein zugleich.
Ich war positiv geschockt!
Die zart-aromatischen Noten, die vage an "Casamorati - Dama Bianca (Eau de Parfum) | XerJoff" oder "Eau Duelle (Eau de Parfum) | Diptyque" erinnern, rieche ich nach wie vor und sie machen den Duft besonders, zusammen mit der nicht brachialen Würze, jedoch kommt er mir ausbalancierter vor als noch vor einem Jahr, die feine Vanille ist viel besser wahrzunehmen.
Er wird nicht zu schwer, sondern behält etwas Luftiges bei, wie ein Wundstoß durch gepflegtes Haar.

Es ist ein Duft, den ich mir an meiner Mutter genauso gut vorstellen könnte wie an mir selbst, er scheint beinahe alterslos, und ich verstehe, wenn man Geborgenheit mit ihm assoziiert; eine Hommage an starke, kluge und feinfühlige Frauen jeden Alters.
Ich denke an Frauen im Vorstand eines großen Unternehmens, an eine Künstlerin, eine Dichterin, eine Innenarchitektin, eine Ärztin, eine Mutter mit ihrem Kleinkind im Park.
Eine Frau in einer Ausstellung, bei einem Date, in einer Buchhandlung, beim Bummeln durch Mailand, durch London oder Amsterdam, beim Teetrinken im Garten.
Er verkörpert irgendwie etwas Universelles und sehr Feminines, ist dabei jedoch frei von jener Koketterie, mit der Frauen Männern gefallen wollen, er riecht stattdessen ehrlich, authentisch, warmherzig und selbstbewusst.
Er riecht nach einer Frau, die nichts beweisen will.
Ein Duft wie eine herzliche Umarmung, ein Kussmundabdruck in Nude unter einem Brief.
Die Haltbarkeit empfinde ich als nicht überragend, aber in Ordnung, ein paar Stunden lang kann ich ihn gut wahrnehmen; ich bin ohnehin kein Fan von zu erschlagenden Parfumbomben.

Ein sonniger Mittag in L.A.:
gut situierte Damen ab 30 bummeln an den Designerläden des Rodeo Drives entlang.

Teure Sonnenbrille, Frühlingsbluse und Bleistiftrock, am Handgelenk baumeln Tüten, pervers teure Karren am Straßenrand, die Gehwege wie geleckt. Allgemein habe ich den Rodeo Drive abgehobener in Erinnerung als die 5th Avenue in New York.

Ob die Damen reich geheiratet haben, reich geboren wurden, erfolgreiche Influencerinnen sind oder doch eigenständig auf seriösem Weg erfolgreich arbeiten und viel Geld verdienen; wer weiß, es gibt sie alle.
In der Hand einen Iced Coffee mit zuckerfreiem Vanillesirup oder einen Grünkohlsaft, ab zum Lunch, um mit Freundinnen Salate, Buddha Bowls oder eine leichte Pasta zu essen; die Gespräche bestehen jedoch nicht nur aus oberflächlichem Smalltalk, die Frauen kommunizieren untereinander offen über Kinderwünsche oder Erziehungsprobleme, Panik vor dem Alter, über die Angst, vom Mann betrogen zu werden oder die Sehnsucht nach einer Liebelei mit einem anderen Mann, über die öde Durchschaubarkeit des Alltags. Sex-and-the-City-Konstellationen in ernster und etwas tiefgründiger.

Er spiegelt für mich nicht die "Lala-Land-Lana-Del-Rey-Romantik" wieder, keine Venice-Beach-Fantasien, sondern eben seriös-sexy Beverly-Hills-Rodeo-Drive-Assoziationen:
teurer Schmuck, classy-mondäne aber sexy Outfits mit Haaren frisch vom Friseur (nur um die Haare waschen und fönen zu lassen), einsame Shoppingtouren, mit Luxuskarren durch L.A. fahren, Dinner im Chateau Marmont.

Er beginnt direkt mit süßen O-Blüten und Jasmin ohne Marshmallow-Bubblegum-Vibe wie bei "№ 3 Intense | Asabi" oder "Love Don't Be Shy (Perfume) | Kilian". Begleitet werden die O-Blüten vom würzig-krautigen, nicht zu süßem Honig und etwas sanft Wildledrigem.
Der Honig verstärkt sich im weiteren Verlauf mit dem Weihrauch und wird tiefer, ohne stark süß zu sein.
Die Kombination aus süßer O-Blüte/ Jasmin mit würzig-süßem Honig und Weihrauch finde ich allgemein doch recht spannend.

Er erinnert mich trotzdem an einen Duft, komme aber leider nicht drauf.
Er wirkt auf mich, wie erwähnt, sehr erwachsen und vielleicht erinnert mich eine Duftnote an die Parfums meiner Mutter, die sehr gerne florale Düfte trägt, trotzdem hat er nichts altackenes, sondern einen sehr mondänen & modernen, schicken Touch an sich.

Ging es bei "Love Don't Be Shy (Perfume) | Kilian" noch ums Flirten, schwärmen, daten und verlieben, erinnert dieser eher daran, an der Beziehung festzuhalten mit allen Höhen und Tiefen, was es heißt, einander wirklich zu kennen und Unannehmlichkeiten für schöne Anekdoten in Kauf zu nehmen. Ein Duft für einen Jahrestag im eleganten Restaurant bei Kerzenschein statt fürs erste Date.

Nachtrag: Die Duftreste Stunden später/ am nächsten Morgen: "Baccarat Rouge 540 (Eau de Parfum) | Maison Francis Kurkdjian" ...

Vorweg:
aktuell ist meine Stimmung, meine Laune nicht die beste; mieses Wetter, kein Frühling in Sicht, Personalmangel auf der Arbeit, hohe Krankenstände, viel Frust, Wut und Erschöpfung. Kennen bestimmt auch einige andere Menschen gerade.
Aufrecht halten mich gerade nur meine 3 Wochen Urlaub ab Ende April, obwohl es immer etwas erbärmlich ist, sich nur von Wochenende zu Wochenende, von Urlaub zu Urlaub zu hangeln, aber das ist ein anderes Thema.
Auf jeden Fall erschien mir der fröhliche Vibe dieses Dufts aktuell etwas deplatziert und überdreht für mich persönlich...

Ich testete nach dem "6 | Six | Valjues" also auch den Nine aus dem Discoveryset. So wie Six das deprimierende Winterwetter im März zu beschwichtigen versucht, gaukelt der Nine mir einen Fake-Frühling vor.

Meine spontanen Eindrücke waren:
Rotkandierter Kirmesapfel;
Bonbonstände & Fruchtpuder;
die Welt glitzert bunt, Emily Erdbeer & Petronella Apfelmus gehen auf eine Gartenparty mit viel klebrigem Kuchen. Vielleicht kommen noch Bibi & Tina vorbei.
Tatsächlich sehe ich viele bunte hochgedrehte Farben, eine Kinder-Cartoon-Welt mit viel Funkelglitzer drüber.
Kennt noch jemand die "Cherry merry Muffin" Werbung aus den 90ern? Die kleinen Püppchen, die in einem bunten Törtchenhaus im bunten Wäldchen wohnen? An den Werbespot musste ich denken.
Besonders der Auftakt riecht so, wie ich mir den "Eden Juicy Apple | 01 | Kayali" vorstelle (ich kenne ihn aber nicht), eben eher künstlich süß apfelig (mischt da noch die Zwetschge mit?)
Die Basis hat das mentholig-myrrhe-süße von "Vanitas | Profumum Roma" in etwas weniger seriös und erwachsen.

Eigentlich kein generell schlechter Duft, für mich allerdings etwas zu girly-fruity.

Nächster Test: "Vanitas | Profumum Roma" (Diese medizinisch-süß-aromatische "Heu-Vanille", aber nicht so anstrengend wie der "Vanitas | Profumum Roma" ) mit Apfelfruchtpuder. Allgemein ist er ähnlich zur großen Schwester "6 | Six | Valjues" , nur ohne Oud und Holzigkeit und stattdessen fruchtiger und süßer.

Endlich kam das Discoveryset von Valjues bei mir an (7 Werktage vom Tag der Bestellung bis zur Ankunft, da wird die Neugier schon sehr auf die Probe gestellt ) und diesen sprühte ich als erstes auf; sanftes holziges Oud, Zuckerwatte & Vanille, das klang vielversprechend.

Das Wetter ist nach wir deprimierend winterlich, kalt und nass, ich saß nach Feierabend müde auf dem Sofa und hörte, nachdem ich mich durch Fotos und Videos einer Kollegin klickte, die aktuell Urlaub in Thailand bei 30 Grad genießt, "Snow on the beach" von Lana Del Rey und Taylor Swift im Hintergrund an; Schnee(matsch) passte beim Blick aus dem Fenster, und auf den kalifornischen Beach freue ich mich Ende April/ Mai. Dazu sprühte ich eben diesen Duft auf:

im ersten Moment strömte mir das metallisch holzige von "Trade Routes Collection - Babylon | Penhaligon's" entgegen, was mich beim Babylon immer etwas abstieß, doch er wird dann schnell samtiger wie "Portraits - The Bewitching Yasmine | Penhaligon's" und dann immer rauchig-süßer wie "Le Vestiaire - Babycat | Yves Saint Laurent" (jedoch nie stark süß), den ich sehr liebe. Tatsächlich ähneln sie sich im weiteren Verlauf SEHR, wobei ich meinen "Le Vestiaire - Babycat | Yves Saint Laurent" bevorzuge, da ich den doch als femininer und facettenreicher empfinde.
Beim Six rieche ich zwischendurch etwas (für mich) eher Maskulines wie das Innere eines Leder-Portemonnaies, was ihn für mich etwas anstrengend macht.

Allgemein ein wirklich gut gemachter Duft, der sich an einigen beliebten, süß-rauchig-holzig-orientalischen Düften orientiert.

Die Marleys und ich, das war nie ne unkomplizierte Kiste, geschweige denn Liebe. Nie hat mir einer gefallen, dass es einen Kaufimpuls auslöste, bis dann die "Delina La Rosée | Parfums de Marly" auf den Markt kam, die ich unerwartet super fand und mit der ich stets positiv auffalle. Also dachte ich, ich wage mal eine Abfüllung von Valaya, obwohl mich die sterilen Labornoten abschreckten...

Der Auftakt erinnert sofort an aufgeschnittene, spritzig süß-saure Limetten, tatsächlich etwas scharf wie schon häufig beschrieben, ein Schwung Nagellackgeruch ist auch dabei, klar, die Duftpyramide mutet ja auch an wie ein Chemie-Labor.
Putzmittel wurde erwähnt, und ja, kann ich nachvollziehen und bestätigen.
Doch dann legt sich schnell eine angeraute Moschusdecke darüber, flaumig wie Watte, aber von der Riechkonsistenz pelzig-trocken, wie wenn sich die Zunge oder der Gaumen trocken anfühlen. Die Schärfe verliert sich, die Säure bleibt jedoch.
Ein bisschen wie Haut, die mit einem Sport-Deospray eingesprüht ist, bis die Orangenblüten stärker werden und für mehr Süße sorgen (ein Stadium, das ich ganz angenehm finde), doch diese Limetten-Zitrik bleibt, weshalb ich, was "schöne Hautdüfte" angeht (Düfte, die nach schöner Haut riechen), eher zum "Painting It Sweet | Emil Élise" , "La Peau Nue | Celine" (aber ohne Fruchtigkeit oder Süße) oder zu "Musk Therapy | Initio" greifen würde, den ich viel cremiger und weicher finde.

Besonders, wenn es allmählich auf die Basis zugeht, ist er sehr metallisch, roboter-kühl, laborchemisch, Science-fiction für die Nase, dystopisch beinahe, als würde er von einer unberechenbaren Zukunft erzählen, in der Menschen in Schutzanzügen versuchen, noch irgendwas zu retten.
Klingt sehr drastisch-dramatisch, ich weiß, doch ich finde, er entwickelt sich zunehmend extremer in diese sterile Richtung...

Ihm fehlt meiner Meinung nach komplett die Sinnlichkeit eines Haut- oder Cremedufts, stattdessen wirkt er "aggressiv" auf mich. Vielleicht eignet er sich gut als Sportduft; ich denke bei dem Duft an Marathonläufer*innen, Jogger*innen im Central Park unter grauem Himmel, an den Film "Million Dollar Baby" mit Hilary Swank.
Für mich leider kein gelungener Marley, kein schöner gepflegter "Hautduft".