Pflanze

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Rezensionen
Pflanze vor 2 Jahren 56 11
Ausatmen wird überbewertet
Zuneigung auf den ersten Riecher. Und es wurde mehr daraus:
Nachdem ich ihn in einer Parfümerie erstmals aufgesprüht, dann auf den Preis geschielt habe und anschließend verwirrt aus dem Geschäft getaumelt bin, war die Sache für mich eigentlich erledigt. Doch während des anschließenden Stadtbummels wurde ich immer unkonzentrierter. Fast hätte ich andere Passanten umgerannt, da ich meine Nase fest auf die mit Absolute Aphrodisiac besprühte Stelle meines Armes drückte und auch gar nicht mehr nach vorne schauen konnte. Die anderen Menschen wurden zu verschwommen Gestalten, das hektische Gewusel interessierte mich nicht mehr.
Es kam wie es kommen musste: der Flakon kam ins Haus.

Für mich ist dies ein Duft, der mit dem Tragen immer schöner und schöner wird. Der Start ist schon toll, aber es wird noch besser. Obwohl die enthaltene Vanille bestimmt nicht zu leugnen ist, ist Absolute Aphrodisiac für mich kein weiterer typischer Vanilleduft. Ich persönlich mag es an mir am liebsten, wenn die Vanille sich dezent einfügt und den anderen Noten auch noch Platz lässt.
Es beginnt holzig süß und bekommt für mich mit der Zeit eine marmeladige Note, ohne klebrig zu werden. Minimal rauchige Nuancen blitzen hervor. Der Duft schillert, changiert. Und das liebe ich. Etwas derartiges habe ich bisher nur bei eher frischen, leichten Düften empfunden.
Ich nehme hier überhaupt nichts animalisches wahr und auch die weißen Blüten entziehen sich vollkommen meinem Wahrnehmungsbereich. Aber wie dem auch sei, habe ich etwas so harmonisches und wunderschönes schon sehr lange nicht mehr gerochen.

Mein Fazit: Den Duft tief einatmen: ja. Ausatmen mit Absolute Aphrodisiac in der Nase: nee, da muss es doch noch eine anderen Möglichkeit geben...
11 Antworten
Pflanze vor 2 Jahren 17 4
9
Flakon
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Mach dir keine Sorgen
Reichhaltig oder völlig überladen? Klassisch oder altmodisch? Warmwürzig und erwachsen oder schwülstig und animalisch? Und passt der Duft überhaupt zu mir?
So viele Fragen, die sich mir gestellt haben.

Doch Jubilation kam, nahm mich fest in ihre Arme und flüsterte: "Mach dir keine Sorgen um unwichtiges. Ich bin hier und halte dich." Und noch bevor ich erwidern konnte, dass ich eigentlich ein Saubär bin und leichte Immergeher- Düfte mir viel mehr liegen, war es um mich geschehen. Ich bin im Gewürzhimmel gelandet. Es ist warm, körperlich, aber überhaupt nicht schwülstig. Eine Rose glüht in der Ferne. Kräuter, Gewürze, Balsame und dunkles Holz hüllen mich ein. Jubilation strahlt Harmonie und Wärme aus. Sie ist eine komplexe Schönheit. Jenseits aller Trends, zeitlos, reichhaltig und chic.

Ich habe keine weiteren Fragen. Ich mache mir keine Sorgen mehr um unwichtiges.
4 Antworten
Pflanze vor 2 Jahren 27 9
Elektrisiert

Kein süßer Vanilleduft... nein. Auch kein wildwürziger Lederduft...nö. Keine liebreizende Delina, auch keine dunkle Patchoulirose oder warmer Amberduft... etc. pp... no no no!
DIESEN Duft finde ich sexy.
Um genau zu sein ist der fette Elektriker für mich der sexieste Duft in meiner Sammlung. Und ich finde, der Name passt auf eine besondere Art perfekt zum Duft. Denn der (oder heißt es das?) Vetiver duftet geradezu elektrisierend. Es schillert in hellen Grüntönen und lässt Freude aufkommen. Dann rieche ich, wie viele Vorschreiber auch, etwas Gummi. Das klingt erstmal vielleicht merkwürdig, aber es duftet für mich zusammen mit den grünen, prickelnden Noten, so besonders und (bitte entschuldigt, dass ich das Wort so strapaziere) sexy.
Vetiver ist hier klar dominant, aber die Kombination mit dem "Gummi" und den harzigen, "fetten" Noten löst bei mir etwas aus, wirkt so verführerisch und habe ich so noch nicht woanders gerochen.
Wie gerne würde ich Fat Electrician mal an einem anderen Menschen riechen. Für mein Empfinden ist der Duft total unisex und ich plädiere dafür, dass mehr Menschen ihn tragen.
9 Antworten
Pflanze vor 3 Jahren 34 9
9.5
Duft
Rossy Rose
Es ist 2016. Ich arbeite als Krankenschwester in einer Psychiatrischen Klinik. "Meine" Station befindet sich in einem alten Haus, ein paar hundert Meter vom Hauptgebäude entfernt. Es hat schon seinen eigenen Charme und wenig Krankenhauscharakter, was die meisten, Mitarbeiter*innen wie Patienten, sehr angenehm finden. Allerdings zieht es stark durch die Fenster und Türen, was im Winter bei dem einen oder der anderen für kalte Füße oder schlimmeres sorgt.
Ich gehe den Flur entlang und denke "Puh, da hat es Frau XY aber etwas zu gut gemeint mit dem Eindieseln". Sie zieht einen Duftschweif hinter sich her, der nicht von schlechten Eltern ist. Der Duft wirkt distanziert, grünlich-würzig-frisch. Ich kann gar nicht wirklich sagen, ob ich ihn mag oder nicht. Auf jeden Fall ist er markant. Jedoch stört mich hier die Überdosierung und ich empfinde es ein klein wenig als Belästigung. Mein Kollege offensichtlich nicht, denn er spricht mich an, ob ich dieses wahnsinnig tolle Parfum von Frau XY vernommen habe (wie hätte ich das überriechen können?). Ich antworte "Klar, der ganz Flur riecht danach." Er erzählt mir stolz, dass er sie nach dem Namen des Parfums gefragt habe und sie habe ihm verraten, dass es "Rossy di Parma" heißt. Mein Kollege wiederholt den Namen des Duftes immer wieder und berichtet, dass er überlegt, ihn seiner zukünftigen Partnerin zu kaufen. Aktuell gibt es da niemanden, was ihm schwer zu schaffen macht. Aber das ist eine andere Geschichte.

Einige Jahre später entdecke ich meine Vorliebe für Etat Libre d'Orange und teste und kaufe einige Düfte dieser Marke. Beim Stöbern auf Parfumo kommt mir der Name "Rossy di Parma" wieder in den Sinn und ich gebe ihn in die Parfumo-Suchleiste ein, was aber natürlich keinen Treffer ergibt. Ich weiß nicht, warum ich mir das so lange gemerkt habe, aber dieses Gespräch mit dem Kollegen blieb mir irgendwie im Gedächtnis.
Mit "Rossy" alleine eingegeben werde ich fündig und mir wird "Rossy de Palma" angezeigt. "Das muss er sein", denke ich. Rezensionen und Statements gelesen, Pyramide studiert, Preise verglichen und bestellt. Ist das ein Blindkauf? Irgendwie nicht. Höchstens ein bisschen.

Gesprüht und ganz anders empfunden als im Flur meines damaligen Arbeitsplatzes. Trotzdem erkenne ich den Duft sofort wieder. Ich bin entflammt. Spüre den Reiz des Neuen und gleichzeitig eine Vertrautheit.
Zu Beginn umweht es mich leicht zitrisch und rosig, mit einer etwas säuerlichen Note, die grün wirkt. Ein bisschen wie Pflanzenstengel, wenn man sie aufbricht. Nach fünf Minuten verschwindet der säuerliche Eindruck. Die Rose blüht auf und wird dunkler. Eine gewisse Kühle schwingt mit. Patchouli ist auch deutlich zu erkennen, wie ich finde. Nach und nach tauchen balsamisch-erdig-würzige und minimal süßlich-pudrige Sprenkel auf und werden immer intensiver. Der Duft wird wärmer und liebevoller. Die Rose lässt sich nicht unterkriegen und bleibt die Königin und sehr gut wahrnehmbar.

Vom ersten Sprüher an habe ich das Gefühl, dass der Duft zu mir gehört. Seine Entwicklung fühlt sich harmonisch und richtig an: erst kühl, sogar etwas distanziert. Wenn man sich aber besser kennt und vertraut, wärmt und umarmt er einen, gibt Sicherheit und Zuneigung. Ein bisschen so, als wenn man einen Menschen kennenlernt, mit dem sich nach anfänglicher Distanz eine vertrauensvolle Beziehung entwickelt.

Die Blutassoziationen kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.
Aber Eau de Protection ist wahrscheinlich nicht everybody's darling und das ist schon gut so. Obwohl ich persönlich ihn unwiderstehlich und wunderschön finde.
9 Antworten
Pflanze vor 3 Jahren 21 7
10
Duft
Words don't come easy
Ich suche seit einer Weile die richtigen Worte, um meiner Zuneigung zu diesem Duft Ausdruck zu verleihen. Aber irgendwie reichten die Worte in meiner Vorstellung bisher nicht aus. Doch jetzt will ich es versuchen.

Es fing mit einem Pröbchen an, was mir zu einer Parfumbestellung beigelegt wurde. Der Name Royal Oud sprach mich erstmal nicht besonders an, denn ich bin wirklich kein großer Fan vom Adlerholz. Aber testen wollte ich es natürlich trotzdem. Gesagt, getan und es war um mich geschehen...
Im ersten Moment jagt ein kleines bittergrünes Monster in meine Nase und zeigt sich ziemlich schroff. Nichts liebliches oder sanftes hat es im Gepäck.
(Trotzdem fand ich den Geruch vom ersten Moment an interessant und war neugierig auf mehr)
Zitrische und holzige Noten besänftigen das kleine grüne Monster aber schnell und es wird elegant. Wirklich wirklich unglaublich elegant.
Das Holz fängt mit der Zeit an, dezent zu rauchen, ohne dass ich den Duft als 'rauchig' bezeichnen würde. Da ist aber diese unwiderstehliche zart rauchige Ahnung, die sich mit den holzigen, zitrischen, würzigen Komponenten verbindet und, gerade aus leichter Entfernung geschnuppert, unfassbar harmonisch mit ihnen verschmilzt. Der Duft strahlt eine behagliche Wärme aus, ohne süß oder zu weich zu werden, er bleibt markant.
Diese Melange ist so erhaben, schön, lässig, anziehend und fabelhaft, dass ich fast vergesse, dass es überhaupt noch andere Parfums gibt.
Wenn man im Duden das Wort 'fabelhaft' nachschlägt, sollte daneben ein Foto des Flakons von Royal Oud zu sehen sein. ;-)
Für mich ein absoluter Unisex Duft. Ich würde jedem Menschen empfehlen, eine Nase davon zu probieren. Wenn man ausschließlich süße und/oder sehr blumige Düfte liebt, wird man vielleicht mit Royal Oud nicht ganz warm werden, oder aber es wird die erste Annäherung an eine andere Duftrichtung... wer weiß.
Oud kann ich hier übrigens an keiner Stelle wahrnehmen.

7 Antworten