Poesiefanny

Mein neuer Favorit. Zeitgemäß UND klassisch. Wenn man gerade keine große Südstaatengarderobe in petto hat oder mit einer Krinoline zu viel Aufsehen erregen würde, sich aber trotzdem superelegant fühlen möchte - dann kann man tragen, was man möchte und dennoch seine Umgebung olfaktorisch mit einem großen Auftritt irritieren. Ich hege eine große Vorliebe für eine gepflegte Lady-Atmosphäre mit dezentem Kostüm in Pastelltönen, Seidenbluse, flatterndem Schal, Wagenradhut und passenden Handschuhen - alles seidenweich und fließend. Anschmiegsam und etwas blumig, süß aber nicht zu süß und ein wenig verwischt - eine Daguerreotypie mit verblassten Farben und das Haar vom Winde verweht. Irgendein Kontrapunkt muss sein. Dieses jasmingestützte Lieblingsparfum hat solch eine Grandezza, da die zitrische Frische der Mandarinenblüte den eleganten Jasmin davon abhält, dumpfigsumpfig ins Bayou abzuwandern. Und zudem eine Eröffnung darstellt für die madamige Magnolie - das meine ich nun nicht abwertend, sondern ganz im Gegenteil. Cremig und skinny butterweich wird es im Verlauf, wenn die Hesperidennote sich zurückzieht. Dann geht auch die Sillage zurück. Haltbarkeit gut. Der hochwertige Flakon ist eine Zierde für jedes Kosmetiktischchen oder für jeden Badezimmersims. - Kann man ganz für sich genießen, aber auch andere damit erfreuen. Eher für Damen ab 30 geeignet - wer es nämlich einen Tick fruchtigfrecher mag und ähnlich verspielte Zutaten goutiert, dem empfehle ich den gleichfalls neuen entzückenden Flanker von My Way Floral. Der gefällt mir auch und kommt mir vor wie Floras jüngere Cousine ;-)

VEP statt VIP, d.h. very empfehlenswert: Black ist dieser Duft nicht. Er umschmeichelt die Trägerin ein wenig rauchig und ummantelt die Samtpflaume in der Mitte mit zärtlicher Myrrhe, gewürzt mit Tonka und einem gut integrierten somit kaum vernehmlichen Frischekick durch Eisenkraut. Hex-Hex! Ein schweres Parfum wie ein Schutzmantel nach außenhin - für etwas kühlere Temperaturen, aber auch Sommerregen -, der pointiert leuchtende Hesperidenlichter in die magentahaft dunklere und komplexere Basis schießt. Im Herzen angenehm schmeichelnde Süße, aber keine Übersüßtheit.
Mit einem Wort: sexy! ;-)

Immer suchte ich einen Duft, der wirklich zu mir passt. In dem ich mich zuhause fühle, wohlig eingehüllt, geborgen und ein wenig keck. Aber auch dezent elegant...nicht ZU aufdringlich, doch auch wieder wahrnehmbar. Er sollte cremig anschmiegsam sein, und doch ein bisschen Kühle ausstrahlen -so daß man den gebotenen Abstand einhalten kann. Weiblich, doch auch lässig - aber nicht maskulin oder nur unisex. Mit Nelke und Labdanum in Parfum hatte ich bisher öfter mal Probleme - hier sind sie perfekt eingebettet und dominieren nicht. Orientalisch mag ich, wenn nicht ZU viel Wärme in der Würzigkeit liegt. Hier ist die Aura würzigholzig und dadurch ein wenig kühler als bei vielen anderen Wummsern. Veilchen gehört zu meinen Lieblingsblumen in Duft&Seife, hier strahlt es auf einem chyprigen Eichenmoosbett ... ich bin entzückt. Bergamott und Vetiver dienen dem Rahmen, einer leichten Spritzigkeit, die eine Eleganz abrundet, welche ihresgleichen sucht ... bonjour amour! Du bedarfst einer gewissen Reife, Damen unter dreißig würde ich dieses Parfum nicht empfehlen. Dennoch versprüht es lebenslustigen Charme ... man kann damit in Würde altern, und dennoch jungbleiben - jeden Spaß mitmachen und sich dann damit dezent zurückziehen, wenn man mag. Die Duftspur, die man hinterlässt, wird nicht unangenehm sein ...

Durch Parfumo zu einer eingefleischten Duftconnaisseurin geworden, konnte ich auf keinen Fall ohne eine Handvoll Pröbchen - davon zwei Lichtblaue - im Kosmetikbeutel zu einem mehrtägigen Krankenhausaufenthalt aufbrechen, bei dem - dankenswerterweise ohne meine geistige Anwesenheit dabei - mehrfach an mir herumgeschnippelt wurde. Urgs. Der Eingriff verlief komplikationsfrei. Ich hatte eine sehr nette Zimmergenossin, die am selben Tag operiert wurde und daher die gleichen Ruhe- und Gesprächs- und Essensphasen durchlief, weshalb wir es sehr gut mteinander aushalten konnten. Und was half uns beiden, grämliche Phasen zu beleben, uns erfrischt zu fühlen und sogleich fröhlicher zu werden?
Der hesperidische Urlaubsfeelingduft Forever, der einen gemäß seinem Namen Light Blue innerlich sofort an Strände mit hellblauem Wasser und sonnigem Himmel versetzt, dabei in einen knackigsaftigen Apfel beißend. Ein fruchtigzitrischer Duft, harmonisiert von einer runden ladyliken Orangenblüte. Mit wenig - zum Glück so gut wie gar nicht auffällig ! - versüßender Weißblüherromantik versetzt und im Ausklang cremig abgefedert von elegantem Zedernholzaroma.
Mjam. Da wir zu zweit einer Meinung waren, konnten wir uns im Patientenzimmer am zweiten Tag einnebeln, so viel wir wollten - da es ja keinen weiter störte. Hihi. Für die Visite dürfte es höchstens eine angenehme Abwechslung zum ewigen Desinfektionsmittelaroma in den Gängen gewesen sein ...

Bei mir entzündete sich hinterher leider alles wegen Allergie auf die Fäden - welche aber aufgrund der Schnittgröße drinbleiben mußten: Ich sollte zuhause noch mit Antibiotikum und Jodtinkturen herumhantieren und durfte überdies erstmal nicht duschen. Als "Stinkmorchel" wurde mir daraufhin Lightblue als Ergänzung altmodischer Waschungen dann umso lieber ;-) Halleluja !! Ein dreifach Hoch auf Dolce & Gabbana :-)

Gleich der erste Arbeitstag 2022 hat eine Entdeckung und eine Verliebtheit gebracht: Nachdem mir der Originaltresor zu wuchtig und erdrückend erschien und Midnight Rose viel zu raumgreifend und unfein - so habe ich nie wieder großes Interesse an den Tresordüften gezeigt. Doch gestern kam ich auf dem Heimweg beim großen Bahnhofs-M vorbei und sah einen letzten Flakon In Love auf dem Aktionstisch stehen... die Farbe zog mich an, da ich schon lange einen passenden Pfirsichduft suche. Und ich sprühte ... sofort umhüllte mich eine erfrischende und einladende, leuchtendhelle Fruchtigkeit! Den letzten Flakon nahm ich spontan mit und verzichtete dafür auf etwas anderes, wegen dem ich eigentlich gekommen war. Nun teste ich ihn gerade zeitversetzt auf den beiden Handrücken:

Der Auftakt erinnert, wie Schnuffi treffend schildert, im ersten Moment in der Tat an einen Obstler - Alkohol mit Birne. Die im obigen Duftbild angegebene Nektarine rieche nicht extra heraus, doch ich denke, sie macht die Birne wesentlich saftiger und nimmt der aufziehende Bergamotte ihre Schärfe.
Die Nektarine ist zur versüßenden Abrundung da, kein Zweifel.

Das Stechende legt sich sehr rasch durch das Aufziehen frischer Bergamotte mit etwas sanft Blumigen dahinter- alleine hätte ich es undifferenziert Blumig genannt, doch das Lesen der Pyramide ermöglicht es, das lieblich Wattierende dem Jasmin zuzuordnen und dazwischen eine hie und da aufblitzende Veilchennote wahrzunehmen. Nun würde sich für meinen Geschmack zu viel Süße entfalten, wenn nicht eine freche Rose mit Stiel und Blättern erscheinen und die Aura mit ihrem stolzen Habitus abkühlen würde. Hier kommt zum ersten Mal ganz leise etwas stützend Holziges hinzu.

Das ist wirklich gut abgefangen und bildet einen harmonischen Rahmen für die Note, welche ich seit Jahren als Mittelpunkt eines guten Duftes suche: den hier subtil angepfefferten Pfirsich mit seinem samtigen verführerischen Schmelz.

Er thront in der Mitte dieses Duftgebildes: mild und reif und cremig - la peche dominiert, flankiert vom Veilchen, das bescheiden darum herumspiralisiert, und entfaltet diesen weiblichen Duft zu etwas sehr Verführerischem, das die Trägerin weich umhüllt und dennoch ein gelassenes Selbstbewußtsein ausstrahlt. So bleibt das dann 7 bis 8 Stunden und wird nach 4 bis 5 Stunden allmählich weniger, zieht sich in eine hautnahe Cremigkeit zurück.

Mit diesem Parfum kann man sich beleben, in sich ruhend den ganzen Tag verführerisch und wohl fühlen und ein weibliches Statement setzen, das in keiner Weise aufdringlich wird. Das Gegenteil von schrill und dennoch fruchtig-frisch. Niveauvoller Immergeher, keinesfalls beliebig.

Ich überlege, ob das mein Signaturduft für Frühling und Sommer werden könnte, denn The Only One ist mit seiner Kaffee-Veilchen-Note eindeutig für die kühlere Jahreszeit geschaffen.

In Love kann man aber nicht nur im Frühling und Sommer, sondern auch gut im Herbst und Winter sein.
Also jederzeit ;-)

Und wer will schon vergrätzt in seiner Kemenate sitzen und das Leben bar jeder Fruchtigkeit und Süße und etwas verspielter Raffinesse an sich vorbeiziehen lassen ?