Pollita
Hühnergegacker
vor 4 Jahren - 26.09.2020
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​ Le Male oder ein Blogbeitrag über vier wunderbare Menschen und einen Duft


Le Male ist seit den Neunzigern eines der bekanntesten Parfums unseres Landes. Vermutlich nicht nur das, aber im gesamten Bundesgebiet gilt das Eau de Toilette seit seiner Lancierung als Kassenschlager. Zurecht, finde ich. Denn auch wenn der Duft etwas laut ist, ist er prinzipiell sehr angenehm und für Männer und Frauen jedes Alters prima tragbar. Der Erfolg zeigt sich auch anhand vieler hochpreisiger Düfte, die in der Duftrichtung eben an diesen Le Male angelehnt sind.

Warum schreibe ich über Le Male? Nun, mit Düften wie diesem wird stets ein bestimmtes Klientel assoziiert. Das mag teilweise auch stimmen, aber ich verbinde diesen Duft mit ganz verschiedenen Personen in meinem Leben, denen ich diesen Blogbeitrag hier gerne widmen möchte.

Ihr könnt es glauben oder auch nicht. Der erste Mensch in meinem Leben, den ich mit Le Male in Verbindung bringe, ist meine Mutter. Kaum war er lanciert, kaufte sie ihn. Für sich zunächst, mein Vater trug ihn erst viele Jahre später. Sie pflegte am „schmotzigen Doschdig“ zur Weiberfastnacht zu gehen. Maskiert versteht sich. Dort tanzte sie mit einem Herrn, der ihr unentwegt Komplimente für ihren schönen Duft machte. Sie grinste nur und antworte in breitestem Schwäbisch: „Des isch a Männerparfum“. Wie ich schon in meinem Kommentar zu Le Male schrieb. Dieser Duft ist selbst im Schwabenland wohlbekannt :)

Während meines Studiums, das war auch die Zeit, in der ich der Gothic-Szene zugetan war, traf ich erneut auf Le Male. Ähnlich, wie wir es auch hier tun, hatten wir damals (jaja, Anfang der 2000er gab es das auch schon) ein Forum. Das Ziel war dasselbe wie auch bei Parfumo: Menschen mit ähnlichen Hobbies und Interessen sollten sich auf diese Weise kennen lernen. In diesem Forum traf ich auf einen netten Menschen im selben Alter, den ich erst nach vielen Chats im WWW, meist über ICQ, dann endlich persönlich bei einer Veranstaltung traf. Er schien in Le Male zu baden. Das störte mich aber überhaupt nicht, denn selbst in hoher Dosis verliert der Duft seinen Sympathiefaktor nicht. Und in einem Club darf gerne etwas mehr aufgetragen werden, selbst bei den Schwarzkitteln. Immer, wenn ich ihn traf, trug er Le Male. Mich würde es nicht wundern, wenn er den Duft heute noch trägt. Ein grundsympathischer Mensch, bei dem es mir fast ein wenig leid tut, dass ich ihn aus den Augen verloren habe.

Doch auch außerhalb meiner schwäbischen Heimat genoss Le Male große Beliebtheit. Und witzigerweise war es wieder mal eine Frau, die diesen Duft trug und der ihr auch hervorragend gut stand. Ich wohnte eine Weile mit ihr zusammen. Auch wir waren ungefähr im selben Alter. Dann trennten sich unsere Wege und ich zog in die benachbarte Stadt. Da wir uns gern hatten, trafen wir uns privat hin und wieder nach der Arbeit. Sie stand kurz vor einer beruflichen Veränderung und hatte – tadaa – mal wieder einen neuen Duft gewählt. Und es war kein geringerer als Le Male.

Jahre später, ich hatte mich mit meinem ersten Pferdchen in einem Reitstall im Schwäbischen niedergelassen, wehte mir im Stall eines Tages eine „Le Male“-Fahne entgegen. Die gehörte zu einem guten Freund, den ich dort kennen lernte. Er war damals schon 70 Jahre alt und bewies, dass der Duft nicht nur für junge Menschen gemacht ist. Nach zahlreichen gemeinsamen Ausritten und diversen Besuchen mit den Pferden bei Dorffesten hatte sich eine wunderbare Freundschaft entwickelt. Bis heute noch ruft er mich jedes Jahr an meinem Geburtstag an. Ob er heute noch Le Male trägt? Ob sie heute alle hin und wieder noch Le Male tragen? Witzigerweise passt keiner von denen in das typische Klientel, das mit Le Male assoziiert wird. Und genau das finde ich richtig gut!

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