Primel

Charlie umwehte einen allgegenwärtig in den 70ern und war nicht wegzudenken, ebenso wenig wie Schwedenclogs oder den unsäglichen Rundhaarschnitt, den man allen Kindern verpasst hat (von welchem ich aufgrund meiner starken Naturkrause glücklicherweise verschont geblieben bin, naja ich hatte andere Probleme....). Alle und jeder umhüllten sich mit diesem Duft: die Schwester, die Tante, sämtliche Kusinen, sogar meine Handarbeitslehrerin (die heutige Duftvielfalt lag noch in weiter Ferne). Ausser natürlich meine Ma, sie benutzte schon damals ein wenig exklusivere Düfte.....

Charlie gab es damals sogar als Creme-Parfum! In einem silbernen Apfel versteckt an einer silbernen Kette hängend konnte man seinen Lieblingsduft stets bei sich tragen, das war der Hit :) Meine ältere Schwester überliess mir grosszügig das kostbare Schmuckstück mit einem Restchen Parfum, das ich wie meinen Augapfel hütete. Leider ist es mir dann doch im Laufe der Jahre abhanden gekommen (wie so vieles...).

Vor kurzem habe ich mir wieder einen Flakon gekauft, die heutige Version ist wohl zahmer, aber das 70er-Feeling stellte sich sofort wieder ein. Charlie ist natürlich ein Chypre, deswegen mag ich ihn so gern. Gänzlich unsüss, ein wenig kratzbürstig und mit hohem Wiedererkennungswert, allerdings heutzutage ein Exot. Die einzelnen Duftbestandteile vermag ich beim besten Willen nicht aufzudröseln, für mich duftet Charlie einfach nach Apfel! Nicht nach giftig-grünen Granny Smith, deren stechendes Odeur sich zur Beduftung von Shampoo und Waschmitteln in den 80er-Jahren grosser Beliebtheit erfreute (auch sämtliche Insektenarten wurden von dem damaligen Hype erfasst!). Nein, Charlie duftet wie eine alte Apfelsorte: Jonathan, Berner Rosenapfel, Lederapfel, Sorten die man heutzutage nur noch auf gewissen Märkten findet. Meine Grosseltern hatten diese Apfelbäume noch im Garten stehen und die Äpfel wurden im Keller gelagert, das duftete wunderbar und genau daran erinnert mich Charlie.

Statt Kiwi, Mango, Papaya und Co. werde ich doch einfach pro Tag wieder einen Apfel zu mir nehmen.

.....keeps the doctor away :)

Vielen herzlichen Dank für‘s Lesen!

Es ist natürlich die “Curiosity”, welche die Katze in Schwierigkeiten gebracht hat, eine Redensart, die vor zu grosser Neugierde warnt (und Name einer Band aus den 80er Jahren).

Den Duft habe ich dann auch 1989 zum ersten Mal an einer steinreichen und wunderschönen Südamerikanerin erschnuppert, während eines Sprachaufenthaltes in Worthing/England. Margherita, wie sie hiess, verriet mir strahlend: „Obsesssssion!“ Ich war begeistert und von da an regelrecht besessen von diesem Duft, mit dem Extrait hätte man übrigens eine ganze Turnhalle beduften können!

Obsession ist zwar ein orientalischer Duft, aber trotzdem für mich nicht „gewürzlastig“ oder gar dunkel, sondern eher „golden“, fruchtig-blumig-würzig und sehr sinnlich, für beide Geschlechter gleichermassen tragbar und absolut zeitlos. Und was am Schönsten ist: Keine explodierende Zibet-Stinkbombe, sondern die Lunte glüht sanft und verlöscht allmählich....

Jung und ungebunden wie ich damals war reiste ich anschliessend nach Südfrankreich, um mir auch noch ein wenig Französisch anzueignen. Leider wurde mir dort „Obsession“ ein wenig verleidet. Der riesige, schwarze (und etwas bedrohlich wirkende) Kater der Gastfamilie spielte regelrecht verrückt und suchte mich des nachts sogar im Schlafzimmer auf :D Nachdem ich mir das Geheul und Gejaule eine Weile angehört hatte, vermeinte ich sogar, dass das Tier meinen Namen aussprach!! Drehte ich durch? Es war einfach nur gruselig :O ........Oh Obsession!

Dass dieser Duft eine ziemlich starke Wirkung auf Katzen hat, habe ich mal irgendwo gelesen (vielleicht hier?). Auf jeden Fall habe ich diesen Duft dann fortan nicht mehr getragen.

Nach reiflicher Überlegung bin ich zum Schluss gekommen, dass ich mir diese ganze Chose nur eingebildet hatte.



Nachtrag: Der kleine Neffe von Madame, Edouard, berichtete am Frühstückstisch strahlend von der « lustigen sprechenden Katze », welche ihn des nachts in seinem Zimmer besucht hatte......

:(

Die Idee ist simpel: Man isoliere ein Pheromon (ich bin nicht Chemiker) et voilà.....schon ist man derart attraktiv und unwiderstehlich, dass alle einen begatten wollen. Im schlimmsten Fall wird man eingekreist von einer hungrigen Meute, wie es Jean-Baptiste Grenouille ergangen ist (nun ja er war ein Mörder). Daher sollte dieser Duft mit Bedacht eingesetzt werden, schliesslich möchte man/frau nicht von den « falschen » Personen angebaggert werden. Dass dieser überaus frisch-holzig-ledrig-natürliche Duft nicht von allen gleichermassen wahrgenommen wird, liegt lediglich daran, dass er mit zu vielen anderen Duftstoffen konkurrieren muss: Parfums, Seifen, Bodylotion, Haarspray, Gesichtscreme, Rasierwasser, Mundwasser, Zahnpasta, Deo....gegen diese geballte Duftgewalt hat er leider kaum eine Chance.

Vor einiger Zeit setzte sich ein von Kopf bis Fuss tätowierter Mann mit fettigen, langen Haaren im Bus neben mich. In Erwartung der typischen Duftwolke (kalter Aschenbecher, Marihuana, Medikamentencocktail, Verwahrlosung) hielt ich den Atem an....machte einen zaghaften Schnaufer...
(Ich muss vielleicht anmerken, dass ich beruflich jahrelang mit Suchtkranken zu tun hatte und viele halt so riechen, wenn auch längst nicht alle).

Aber, dieser Mann duftete einfach wundervoll! Nicht nach Parfum, nicht nach Seife, sondern wie ein Tannenwald in den Bergen! Ich konnte es kaum fassen. Leider musste ich irgendwann aussteigen, er machte mir Platz, da ich am Fenster gesessen hatte. Er schenkte mir ein derart hinreissendes Lächeln, dass mir ganz schwindlig wurde.....ungern habe ich den Bus verlassen. Zum Glück für mich, denn diesen Typen hätte ich sofort geheiratet, ihm mein ganzes Hab und Gut geschenkt und mich zum Affen gemacht :D

Beim Testen und Tragen oben genannten Duftes hatte ich diese Szenerie wieder vor Augen. Ich bin zu 99 Prozent überzeugt davon, dass dieser Mann Molecule 01 getragen hat!

Ich glaube, dass dieser Duft Chancen für Menschen birgt, welche von der Allgemeinheit als unattraktiv wahrgenommen, oder überhaupt nicht wahrgenommen werden. Wenn der Mann im Bus mies gerochen hätte, hätte ich ihn niemals angeguckt und dann wäre mir auch sein wunderschönes Lächeln entgangen :)

Selbstverständlich sind alle Parfumos/Parfumas attraktiv und haben so einen Duft nicht nötig. ;)

Trotzdem, schmeisst Eure Düfte über Bord, es kann nur einen geben!

.....okay, okay war ja nur ein Vorschlag....

Weshalb dieser Duft so heisst, ist mir ein Rätsel. Wahrscheinlich hätte ich ihn in der Parfümerie gar nicht erst probiert, wer will sich schon mit Eitelkeit und leerem Schein beduften? Nein, ich habe ihn auf der Damentoilette eines Restaurants entdeckt. Was für eine nette Geste! Zunächst zögerte ich natürlich, wenn ihn nun jemand versehentlich vergessen hatte? Ach egal, ich nahm zwei Sprüher.

Eine wohltuende, frische Welle spülte über mich hinweg! Mein etwas vom Rotwein benebelte Verstand klärte sich augenblicklich. Als ich im Restaurant wieder Platz nahm, wurde der Duft von meinen Tischnachbarn sehr wohlwollend kommentiert (Leute die ich sehr gut kenne und die schonungslos ehrlich sind ;). Der Duft hat auch den ganzen Nachmittag gehalten, sogar am nächsten Tag konnte ich ihn noch wahrnehmen, wie frisch geduscht. Vanitas macht allerdings keine Entwicklung durch, sondern bleibt immer gleich. Sehr gut, denn ich mag keine Überraschungen :)

Wenn ich mir die Duftpyramide so anschaue (die übrigens recht simpel ist), sehe ich keine Komponenten, die jetzt ausserordentlich frisch wären, keine Zitrone, Minze oder dergleichen. Der Duft ist ja eigentlich nur blumig-teeig mit ein wenig Zeder. Trotzdem ist er frisch!

Das Geheimnis von Vanitas: man macht sich auf einen opulenten, schweren Blütenduft gefasst und erhält stattdessen einen frischen Sauberduft. Eine angenehme Überraschung, von „Vergeblichkeit“ keine Spur :)

Unglaublich, dass noch niemand etwas zu diesem Parfum geschrieben hat! White Diamonds Lustre schert aus der „White Diamonds-Reihe“ völlig aus, welche doch in etwa alle das gleiche elegant-blumige Grundgerüst haben. Dieser ist komplett anders, die „White Diamonds-DNA“ fehlt gänzlich. Hier handelt es sich um einen vollkommen eigenständigen Duft: ein riesiger Korb, gefüllt mit frischen und knackigen Früchten, garniert mit Blüten. Ein frisch-säuerlich-fruchtiger und gleichzeitig runder Duft. Hier ist nichts klebrig, nichts sperrig, nichts schwülstig, einfach pure Lebensfreude! Moment mal, den kenne ich doch von irgendwoher? Nach einigem Überlegen wird mir klar, dass ich es mit einem eineiigen Duftzwilling von Byblos (meinem Lieblingsduft der 90er) zu tun habe! Das hätte ich nun gar nicht erwartet!
Den Duft habe ich übrigens ersteigert, beim Abholen wünschte mir die Vorbesitzerin viel Freude damit, sie selber möge ihn nicht. Litt die Gute an Geschmacksverirrung?

Glücklicherweise ist der Duft mittlerweile wieder in einigen Online-Shops erhältlich.

White Diamonds Lustre ist klar ein Sommerduft, die Haltbarkeit ist nun nicht gerade überwältigend. Er ist zudem auch als Bodyspray erhältlich, dann kann man sogar duschen damit :) Wer einen wirklich erfrischenden Duft für den Sommer sucht, aber die ewig zitrischen Duftnoten leid ist, sollte ihn mal probieren!