Prokion

Prokion

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11 - 15 von 96
Prokion vor 8 Jahren 7 1
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Morgens beim Herrenausstatter
Neben meinem wachsenden Interesse an Düften, habe ich noch eine andere liebgewonnene Marotte. Schuhe. Ich bummle also in aller Ruhe so meine Anlaufstellen ab. Ich stehe vor einem Tisch. Darauf in Zweierreihen Schuhpaare. Eine Augenweide. Crocket&Jones, Alden, Santoni, Alt-Wien. In der Mitte des Raumes steht eine kleine Glasvitrine mit einer Auswahl an Herrenduft-Klassikern. Aus dem Augenwinkel erblicke ich einen einzelnen Flakon in der untersten Regalebene. Glas mit ovalem Metallemblem. Was meinen Blick haften lässt, ist der satt-goldene Inhalt. Einer der Verkäufer sagt leise: "Patchouli, Nobile 1942, was für den Herbst". Möchten sie mal probieren ?

Ja, möchte ich.

Auf der Haut:
Eine sehr weiche, dunkle, harzig-zitrische Note. Das Ganze deutlich auf der floralen Seite. Für einen Moment wird es etwas, ich sage mal muffig. ( Passt schön zu der Duftkulisse im Geschäft ). Stoffballen, Lederschuhe, alte Möbel, Parkett, Schuhpflege von A bis Z ect. Nach und nach schiebt sich eine ganz dezent säuerliche, helle, Sperrholznote in den Vordergrund. Nach ca. 30 Minuten öffnet sich das Duftbild, und ich empfinde eine frische minzartige Note. Dann etwas beinahe medizinisches, was ich nicht genau zuordnen kann. Der Duft wird dunkler, erdiger. Im Hintergrund flimmern leichte malzige, fermentierte Teenoten, Anklänge von Tannenhonig und immer wieder zeigen sich florale Spitzen. Zum Ausklang gesellen sich etwas angeräucherte dunkle Holztöne zusammen mit Honig und einer für mich beinahe mokkaartigen Spitze, zu einem sehr körpernahen und beruhigenden Gesamtbild.
Vielleicht durch die Schuhe inspiriert, assoziiere ich mit diesem Duftbild eine ganz bestimmte Farbe. Das rötliche Braun von frisch aus der Schale hervorgeplatzten Kastanien.

Für mich ein Herbst-/ Winterduft. Am Ende sehr weich. Haltbarkeit bei mir 6 bis 7 Stunden. Eindeutig eher für die "fortgeschrittenen Semester" geeignet. Ich möchte jetzt nicht das Wort Nischenduft verwenden, aber dieser Patchouli ist eher was für Liebhaber. Er hat schon so seine Eigenheiten. Durchaus edel. Dagegen wirkt der Patchouly von Etro beinahe krawallig.
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Prokion vor 8 Jahren 3
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Banaler Aufbau mit erstaunlicher Wirkung.
Da stand ich heute vor dem Shanghai Tang -Sortiment und sprühte mir, eher nebenbei, L´Orient auf.

Dufteindruck:
Der bekannte "Jardin-Style"-Floral-Akkord von Hermes. Das Ganze dann etwas eingenebelt durch eine leicht silbrig-seidige Harznote. Im weiteren Verlauf, dezente Anklänge von Hölzern.

Habe danach andere "gehaltvolle" Düfte probiert. ( d´Osmanthe, Perris Monte Carlo. Apsu, Ulrich Lang. Und irgendwas von Morph. Patchouly, Etro ). Jeder für sich, auf seine Weise markant.

Warum habe ich immer wieder an der Stelle mit L´Orient gerochen ? Je stärker und komplexer die anderen Test-Düfte wurden, desto besser gefiel er mir. So einfach aufgebaut, sauber und vertraut er auch am Anfang wirkte, er hat sie alle links liegen lassen. Natürlich ist das individuell und stets subjektiv, aber auch irgendwie erstaunlich.

Ich meine Carlos Benaim hat hier wieder bekannte und vertraute Duftsequenzen behutsam neu interpretiert, in dem er sie dezent überlagert hat. Er hat auf Spannungsbögen verzichtet, alles dominante und in den Vordergrund drängende weggelassen. Nach meinem Empfinden hat er mit L´Orient einen verständlichen und lesbaren Duft kreiert. Im Prinzip ein einfacher Duft. Aber auch das muß man "können".
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Prokion vor 8 Jahren 20 1
8
Flakon
5
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
...also, ich rieche manchmal so Sachen....
Am Anfang rieche ich eine wunderbar weiche, dunkle und leicht liebliche Weihrauchnote. Und dann ist da ganz hinten versteckt, eine nicht direkt süße, sondern eher fruchtig-fleischige Beerennote. Was habe ich mir den Kopf zermartert um diese Note zuzuordnen. Die aufgeführten Aromenbestandteile halfen nicht weiter. Ich rieche da etwas raus, was mich an meine Kindheit und Oma´s Obst-und Gemüsegarten erinnert. Das Einkochen von Gelee aus roten und schwarzen Johannisbeeren.

Ile Pourpre hat im Hintergrund eine unglaublich tolle Note von "Rotem Genever". Traumhaft.

Was Haltbarkeit und Sillage angeht. Vielleicht neigen wir machmal dazu das Eine mit dem Anderen zu sehr in Beziehung zu bringen. Was die Sillage angeht, so dimmt der Duft bei mir nach ca. 2 Stunden auf der Haut deutlich runter. Seine Reichweite nimmt ab, er wird körpernaher. weicher, dunkler, stiller.
Was er aber über mehr als 10 Stunden beibehält ist seine empfundene stille Präsenz. Ile Pourpre empfinde ich als ausgesprochen subtil. Ich möchte es mal so umschreiben. Dieser Duft schafft ,einen sehr beruhigenden dufttechnischen Grundzustand am Körper zu erzeugen. Andere werden ihn in der späteren Entwicklung kaum wahrnehmen. Daran ist die "Durchschnittsnase" nicht gewöhnt.

Traumhafter und "stiller" Duft.
1 Antwort
Prokion vor 8 Jahren 7
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Wie aus tausend und einem Hauch.
Ich bin ganz verzaubert von den vielen kleinen Zwischentönen in der Duftentwicklung.

Spontane Eindrücke und Bilder im Kopf.

Ein Hauch schwarzer Tee, hoch fermentiert, malzig.
Ein Hauch Mandelbuttercreme aus einer Praline.
Ein Hauch säuerliche Hustensaftnote ( paßt da wunderbar rein ).
Ein Hauch,...... salzig-mineralisch.
Ein Hauch Trockenobst.

Am Ende mündet alles in eine Note....
Die helle Schaumfüllung in den kleinen Zartbitter-Mohrenköpfen von Läderach.

Wenn die Abende kühler werden und die letzten Sonnenstrahlen wärmen.
Wenn die ersten leichten Nebelschwaden wabernd übers Wasser gleiten.
Dann möchte ich, mit einem Glaserl Spätburgunder- schwenkend in der Hand-
auf die Alster blicken.

Auf leicht schwitziger Haut, dreht der Duft bei mir etwas zu sehr auf die säuerliche Seite.
Darum noch etwas warten. Für mich einer "der" Herbstdüfte.
Nie aufdringlich, aber voller Ausstrahlung.

Gefällt mir ausgesprochen gut.
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Prokion vor 8 Jahren 7 3
9
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ohhhhh jaaaa, sehr fein.
Am Anfang, auf der Haut, eine fast ätherische Frische. Hat beinahe etwas minzartiges. Etwas was Nase und Atemwege erweitert. Trübt sich danach etwas ein, wird erdiger, dunkler und weicher. Nach ca. 3 Stunden entsteht ein sehr edles Duftbild. Eine sehr feine und natürliche Säurenote, rauchig-harzige Spuren und eine sehr homogen eingebundene Bitternote. Nun bemerke ich, daß im Hintergrund ein Hauch leicht bitterer Mandarinenschale mitschwingt. Keines der Bestandteile dominiert, alles ist homogen miteinander verwoben. Ab der sechsten Stunde bietet sich mir eine Duftbasis, über die ich nicht nachdenken brauche. Es zeigen sich in dieser Phase einige Parallelen zu Helmut Lang "Cuiron", ist aber durch seine dezent rauchige Weihrauchnote eher auf der "orientalischen" Seite angesiedelt.
Vom Duftbild her liegt er zwischen "Cuiron" auf der einen und "Antaeus" auf der anderen Seite. Es ist diese tolle Entwicklung aus Tangerine, Patchouli, Amber und Weihrauch. Trotz seiner durchaus vorhandenen Komplexität hat er nichts fordendes, dominantes oder in den Vordergrund drängendes. Er eckt nicht an, er umschmeichelt aber auch nicht. Er signalisiert Präsenz auf eine souveräne, aber ruhige und doch einprägsame Art und Weise. Es beruhigt irgendwie.

Ein sehr edles Parfum.

Besten Dank an Parfumerie Harald Lubner / HH.
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