Rebirth2014

Rebirth2014

Rezensionen
Filtern & sortieren
16 - 20 von 25
Rebirth2014 vor 8 Jahren 23 5
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Wirst du mich lieben?
Luftschlösser. Ein zarter Traum, nach dem wir streben dürfen. Fragiles Glück.

Gatsby glaubt an das grüne Licht, fühlt sich mit seiner großen Liebe verbunden. Als er ihr endlich wieder begegnet - in jenem Sommer auf Long Island - und ihm die Inszenierung seiner selbst gelingt, beginnt eine zarte Romanze zu erblühen. Floral wird die Luft von einem opulenten Blumenmeer geschwängert. Zitrische Noten entspringen der maritimen Leichtigkeit und umgarnen die Sinne der Verliebten. Lichtdurchflutet, fast unwirklich, verwandelt sich die Umgebung in einen Platz an der Sonne.

Doch Erwartungen und Realität prallen ungebremst aufeinander. In diesem Spannungsgeflecht sind pfeffrige Würze und vanillige Wärme vereint. Säuerlich, frisch, angespannt und um Haltung bemüht, verliert sich die anfängliche Nervosität zunehmend in einem zart schmelzenden, subtilen Gebilde. Ein Luftschloss oder doch die Perfektion eines scheinbar unerreichbaren Moments, wenn zwei Herzen gemeinsam im gleichen Takt zu schlagen beginnen?

„Wirst du mich noch lieben, wenn ich nicht mehr jung und schön bin? Wirst du mich noch lieben, wenn ich nichts mehr habe, außer meiner schmerzenden Seele?“ (Lana Del Rey – Young and beautiful) In dieser Intimität drängen sich diese Fragen zunehmend in den Vordergrund, zerstören die eigentliche Kostbarkeit, die vollkommen und unverdorben nur in diesem Augenblick bestehen kann. Die Zukunft wirft ihren Schatten bereits ernüchternd auf die Liebenden. Das Glück kommt scheinbar nicht ohne die Melancholie des Verlustes aus.

Kurkdjian trifft mit seinem „Aqua Vitae Forte“ genau diesen Nerv. Dieser Tiefgang formt diesen Duft sowohl für Frauen, als auch für Männer, zu einer Metapher der Liebe:

Luftschlösser. Ein zarter Traum, nach dem wir streben dürfen. Fragiles Glück.
5 Antworten
Rebirth2014 vor 8 Jahren 21 4
10
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Anitras Tanz
Um es vorweg zu nehmen: Apom pour femme ist pure Synergie!

Kaum rieche ich an diesem Duft, zieht es mich (wie schon bei Apom pour homme) in die künstlerische Gedankenwelt des Impressionismus.

Eine Ballerina, wunderschön wie die Skulpturen und Gemälde Degas, tanzt vor meinem geistigen Auge. Die etwas obszön geratene Orangenblüte, dem Can-Can gleich, strömt anrüchig in meine Nase, stößt mich ab und weiß doch zu faszinieren. Vielleicht ein wenig zu gewagt, der Prolog?

Die anmutige Tänzerin streckt ihre Hand nach mir aus. Noch bevor ich sie fassen kann zieht sie diese zurück. Die Musik setzt ein: Edward Grieg – Anitras Tanz. In Staccato wendet sich die schöne Ballerina mir geschmeidig zu und wieder ab; in einem ständigen Wechsel.

Eine Wolke aus Ylang-Ylang steigt auf, nimmt mich mit und betört meine Sinne. Verführerisch umgarnt, mit einem zarten, pudrigen Schmelz, bin ich dem Zauber verfallen. Sehnsucht, Glück, Wärme, Intimität – ein emotionaler Potpourri beflügelt mich, lässt mich erneut den sinnlichen Duft einatmen und hebt mich weiter empor.

Wo ist die rettende Erdigkeit von „Apom pour homme“? Nein, diese gibt es nicht. Aufsteigen, wie einst Ikarus, in die Sphären der Göttlichkeit. Und damit der Sonne zu nahe? Drohe ich in diesem hellen Vielklang, dem Akkord der Glückseligkeit, zu verbrennen oder mich selbst in einem Ideal zu verlieren?

Kurz vor meiner völligen Erschöpfung zieht sich die florale Dominanz langsam und behutsam zurück. Die nun deutlich sanfter wirkende Orangenblüte bremst Anitras letzte Pirouette ab, lässt den Kontrabass den Schlussakkord spielen und ihren Körper in der knienden Position erstarren. So bleibt der Duft noch lange auf der Haut und erinnert an eine weiche Decke auf einer Blumenwiese im Frühling.
4 Antworten
Rebirth2014 vor 8 Jahren 14 3
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die Männerrose
Jetzt zur Jahreswechsel Stille , melancholisch, schwacher Wille,
gefangen in der finstren Robe -
wie mein Herze wilde schlägt, absurd die Neugier kaum erträgt.
In der Hand, die edle Probe -
sie allein – nichts weiter mehr.

Von der Ferne hör ich Klänge, die sich wandeln in Gesänge:
„Öffne mich, du sturer Mann!“ -
nun, wie könnt ich widerstehen, will ich doch den Inhalt sehen,
Sinnlichkeit, Geruch, was dann? -
Flüchtigkeit und sonst nichts mehr?

Rose, die bekannte Art, umschmeichelt meine Nase zart,
raubt ein wenig mir die Sinne -
wuchtig fügt sich Holz mit ein, lässt die Rose nicht allein,
doch bleibt sie oben, auf der Zinne.
Dornenspitzen - sonst nichts mehr?

Nebelschwaden quellen auf, formen rau den Lebenslauf,
hauchen Cognac in die Luft -
tief in meine Nüstern ein. Oh düstrer Engel, lass es sein!
Ich bin verfallen deinem Duft -
rieche dich und sonst nichts mehr.

Vieles dacht ich über Rosen, lies mich nie davon liebkosen,
wehrte eisern Blumen ab -
Blüten sind nur was für Damen, unterstützen deren Dramen.
Einst vielleicht auf meinem Grab -
welke Rosen und sonst nichts mehr.

Nun sticht metallisch streng hervor und steigt säuerlich empor,
Hab ich die Rose gar verletzt? -
Nein, sie will mich nur verwarnen, lässt sich festlich dann umgarnen
mit Weihrauch scheint sie zart benetzt -
herrscht Friede jetzt - und sonst nichts mehr?

Geh weg! Ich will mich jetzt besinnen, einen neuen Kampf beginnen!
Die Rose darf mir nicht gefallen -
mein Seelenheil muss ich erretten, ich darf mich nie in Rosen betten.
Gefährlich stets die Fäuste ballen -
erliegen will ich nimmermehr!

Ach, wie kläglich, mein Versuch, endet hart in diesem Bruch.
Geliebte Zeder, warum du? -
Wo Zeder ist, will ich stets sein, drum lass die Rose, Rose sein!
Bitte stimme mir jetzt zu -
sage stets das Nimmermehr!

Schwarze Rose, Seelenpein! Quäle mich nicht so gemein!
Komm, verstecke dich nicht mehr -
im Rücken meiner Freunde treu - oder bist du etwa scheu?
Fürchtest du mich gar so sehr?
Ach Rose, dufte nimmermehr!

Du bist und wirkst als Geist der Geister, strebst am Ende doch zum Meister,
kommst mit aller Kraft zurück -
schwarze Blüte, dunkle Macht, ich erlieg' dir nicht heut' Nacht!
Du besudelst nicht mein Glück!
Verzweifeln will ich nimmermehr!

Süßer, als ein Elfentraum, entwickelt sich der Träume Schaum,
mit weiblicher Verführungskraft -
zärtlich, sanft umschmeichelnd, behutsam meine Sinne streichelnd,
so steht die Rose voll im Saft -
Gegenwehr? Wohl nimmermehr.

Ich liege sanft in meinen Kissen, nein, ich sollt es besser wissen!
Mit einem Lächeln auf den Lippen -
Rosenduft, versteck dich nicht! Bringst mir Sonne, bringst mir Licht!
Meine Stimmung muss jetzt Kippen.
Will dich missen - nimmermehr.

Lange bleibst du in meiner Kluft, bindest Portwein und Zedernduft.
Wir sind nun eine nette Runde -
dumm war es, dich einst abzulehnen, bald muss ich mich wohl nach dir sehnen,
denn schnell vergeht die letzte Stunde.
Vergeht und kommt wohl nimmermehr.

Das neue Jahr pocht an mein Tor, ich öffne, trete stolz hervor.
Überwunden ist mein Rosenhass.
Nun lieb ich, was ich als Mann verachtet, ja, du hast mich sanft entmachtet
Ich stoße an und sag' mit Maß:
Rosen veracht ich nimmermehr!
3 Antworten
Rebirth2014 vor 9 Jahren 6 5
5
Flakon
5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
7
Duft
Lebendige Geschichte
Räuchern stellt wahrscheinlich eine der ältesten Varianten dar, Duftstoffe zu „vernebeln“. Vermutlich bemerkten unsere Vorfahren, dass bestimmte Harze, die im Lagerfeuer verbrannten, hervorragend dufteten und eine spirituelle Stimmung entfachten.

Ebenfalls dürfte bereits den Menschen der Steinzeit aufgefallen sein, dass Kräuter beim Zerkauen aromatische Öle freigaben, die neben medizinischen Effekten auch eine wohltuende und positive Ausstrahlung besaßen. Eine erste Kaltpressung durch das Verreiben von Kräutern, könnte bereits in diesem frühen Stadium der Menschheitsgeschichte den Weg zur Gewinnung erster ätherischer Öle geebnet haben.

In der Antike war der Mensch dann bereits in der Lage, Duftstoffe mit Hilfe der Destillation zu lösen. Als reines Öl in Duftlampen verdampft oder bereits als komplexere Mischungen auf dem Körper aufgetragen, war nun das Parfum geboren.

Heute werden moderne Parfums fast ausschließlich synthetisch hergestellt. Die Haltbarkeit verlängert sich durch die künstliche molekulare Zusammensetzung und den „Designern“ stehen unzählige neue Möglichkeiten offen, Duftbausteine kreativ zu gestalten. Unsere Nasen werden jedoch bereits im Alltag durch Wasch- und Pflegemittel derart mit künstlichen Duftstoffen beschäftigt, dass ein modernes Eau de Toilette mit Durchsetzungskraft, Ausdauer und einer fast schreienden Sillage daherkommen muss, um bestehen zu können.

Doch wie rochen wohl die Menschen in der Antike, im Mittelalter, in der Renaissance oder im Barock; in jenen Zeiten, in denen nur natürliche Duftstoffe benutzt wurden?

Einen guten Eindruck vermitteln die sogenannten „Naturparfums“ die es immer wieder in der Bioecke im Drogeriemarkt, im Reformhaus oder in alternativen Parfümerien zu entdecken gibt. Hier herrschen geradlinige Konzepte vor, die durch ihre transparente Leichtigkeit überzeugen. Zugegeben, aus der Sicht der modernen Parfümeriekunst wirken diese Düfte oft zu leicht, mit einer simplen Textur, geringer Tiefe und Haltbarkeit, sowie des öfteren harten Übergängen zwischen den einzelnen Akkorden.

Melvita „Jasmin-Bergamote“ dient hier als gutes Beispiel. In der Kopfnote dominiert natürlich das bitter-frische Bergamotten-Öl. Durch die etwas unharmonische Abstufung zur Herznote, steht die Bergamotte zu stark im Kontrast zur Rose. Das verstärkt leider nicht die Frische, sondern eher die Säure. Jasmin und Basilikum harmonieren auch nicht ideal und wirken ebenfalls etwas kratzig. Hölzer bzw. eine aromatische Tiefe gibt es bei diesem Duft nicht. So ist die Haltbarkeit gering und nach wenigen Stunden ist der Duft kaum noch wahrnehmbar. Der Verlauf ist sehr linear und es gibt keine große Entwicklung.

„Weshalb gibt er dann 70 % in der Wertung,?“, werden sich nun sicherlich einige Leser/innen fragen. Dies liegt daran, dass ich den Duft nicht als modernes Eau de Toilette werte, sondern als Eau Fraiche aus vergangenen Tagen. Ich stelle mir vor, wie am Hofe von König Ludwig XIV, dem Sonnenkönig, die Damen in barocken Kostümen, hell gepudert und mit weißer Perücke, in den Gärten von Versailles flanieren. Die strenge, aber dennoch fruchtige Säure der Bergamotte und der leicht stechende Geruch von Jasmin überlagern zuverlässig den Körpergeruch der mangelnden Hygiene. Die gepuderte Gesichtshaut und Perücke werden durch die Rose verstärkt und gewinnen an Dominanz. Die krautige, schwere Süße des Basilikums rundet das dralle, opulente Erscheinungsbild der adligen Damen ab. Herb-süß, sanft und organisch; abstoßend und anziehend zugleich.

Als Geschichtsfan sind solche Düfte für mich eine Bereicherung und bei den erschwinglichen Preisen auch leicht (als Ausflug in die Vergangenheit) zu finanzieren. Doch als „Alltagsduft“ möchte ich damit wiederum nicht konfrontiert werden. Da sind mir die modernen, synthetischen, durchgestylten Duftwässerchen lieber. Diese bestechen durch Tiefgang, Strahlkraft und Harmonie. Aber schön, dass es heute noch Firmen gibt (neben Melvita auch Farfalla und Florascent), die in der ursprünglichen Historie der Duftgewinnung verwurzelt sind und uns in längst vergangene Epochen entführen und ein Stück lebendige Geschichte vermitteln; fast schon experimentelle Archäologie.
5 Antworten
Rebirth2014 vor 9 Jahren 27 13
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Tee mit Monet
Wieder einmal regnet es an einem Sonntag. Wer kann das schon gebrauchen? Draußen fallen dicke Wassertropfen auf den durstigen Boden. Die Natur kann sich daran erfreuen, doch bei mir schleicht sich die Langeweile ein.

Mit meinem neunjährigen Sohn baue ich nun schon seit einigen Stunden Häuser und Fahrzeuge aus Legosteinen. Vielleicht möchte ich diesem trüben Tag einfach nur entkommen und fliehe deshalb in meinen Gedanken in die Sommersonne. Ein Sprüher Apom pour homme soll dabei helfen, meine Stimmung etwas aufzuhellen und meine Kreativität zu beflügeln.

Schon ertappe ich mich dabei, wie ich mit den Legosteinen ein kleines Modell der Zeitmaschine von H. G. Wells baue. Wie einst im Film könnte ich nun vielleicht tatsächlich in eine andere Zeit reisen. Doch wohin oder besser gefragt: Wann hin? Erwartungsvoll drehe ich das Miniaturrad und schließe meine Augen.

Ein krautiger See taucht vor mir auf. Seerosenblätter bedecken einen großen Teil der Wasseroberfläche und im Hintergrund formen Trauerweiden eine bizarre Kulisse. Die Sonne glitzert silbrig und zwingt mich in eine andere Richtung zu sehen.

Auf der Wiese entdecke ich ein weißes Kaninchen. Es hoppelt an mir vorbei, richtet sich auf und schaut zu einer eleganten Brücke, als ob es mich dazu auffordert, genau dort hin zu gehen.

Neugierig folge ich dem Nagetier, bis ich auf einen alten Mann treffe, der hinter einer Staffelei sitzt. Konzentriert führt er den Pinsel über seine Palette. Dann stoppt er plötzlich und atmet tief ein: „Kommt dieser Duft von Ihnen? Unglaublich, dieses Flirren und diese Transparenz.“ Während er den Pinsel und die Palette auf einem Beistelltisch ablegt, sieht er mir tief in die Augen und sagt: „Gestatten, mein Name ist Monet, Claude Monet.“

Der graubärtige Maler gibt mir freundlich die Hand und nutzt diese Annäherung, um körpernah an mir riechen zu können. Er lächelt sanft, geht zu seinem Beistelltisch zurück und schenkt in zwei kleine Gläser etwas Tee ein. „Sie schlagen mir doch hoffentlich nicht aus, ein Gläschen Tee mir mir zu trinken?“, fordert er mich auf und deutet mit einer Geste zum See. „Sehen Sie die Sonne zwischen den Bäumen und wie sie sich auf der Wasseroberfläche spiegelt? All die Farben, die dabei entstehen, das ist ein Pracht. Aber den ersten Eindruck auf eine Leinwand zu bannen, das ist schwierig und gestaltet sich zu meinem Lebenswerk.“

Monet gibt mir ein Glas Tee in die Hand und nutzt erneut die Gelegenheit, mein Eau de Toilette tief zu inhalieren: „Ihr Duft ist eine Impression, mein Herr. Ich kann ihn ebenso erfassen, wie die Lichtreflexe auf meiner Leinwand.“ Er schüttelt grinsend seinen Kopf und fährt fort: „Zuerst blumig, ganz zart. Lavendel und Orangenblüten, würde ich meinen. In der Basis stehen aber Sie selbst, leicht umschmeichelt von etwas Zedernöl.“ Sich seiner Worte bewusst runzelt er die Stirn und ergänzt: „Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich nehme einen angenehmen Körpergeruch wahr, so wie ich den frischen Wasserdunst am See riechen kann. Wunderbar, ganz wunderbar! Dabei flirrt alles. Atme ich leicht neben ihnen ein, so fordert mich ihr Parfum mit seinem zarten Blütenduft auf, kräftiger zu inhalieren. Dann stehen plötzlich Sie selbst im Vordergrund. Bei dem Versuch noch mehr daran zu entdecken, werde ich sofort wieder auf den ersten Eindruck zurück geführt. Dies ist nach meinem bescheidenen Ermessen wirklich ein Geniestreich, der sich mit meinen Werken messen kann.“

Etwas ungläubig schaue ich ihn an und sofort zeigt er mir eines seiner Gemälde: „Sehen Sie, wie schwer es ist, wirklich nur den ersten Eindruck und das Wesen einer Sache zu erfassen? Hätte ihr Parfum Moschus oder Hölzer in der Basisnote, so würde es in bestehende Klischees abgleiten. Mein Freund Degas malt in so einem Stil. Er nutzt die Technik der Impressionisten, verwischt aber oft den ersten Eindruck durch das Verstärken der gewohnten Konturen.“

Nachdenklich zwirbelt Monet in seinem Bart und verteilt unabsichtlich etwas grüne Farbe darin. „Kennen Sie Van Gogh?“, fragt er mich, ohne eine Antwort zu erwarten. „Bei ihm flirrt es nur noch bunt auf der Leinwand herum. Alles ist mit Energie überladen. Ich muss trotzdem gestehen, dass mir sein Stil gefällt. Aber es entspricht nicht der Natur einer Sache, sondern allein seiner Vorstellung davon. Hätte ihr Parfum mehr Frucht oder Frische in der Kopfnote, dann würde es künstlich ein anderes Bild von Ihnen erzeugen und eine ungetrübte Sicht auf Ihre Persönlichkeit verhindern.“

Innerlich muss ich schmunzeln und daran denken, wie geschmeichelt sich Francis Kurkdjian dabei fühlen würde, wenn er diese Komplimente von Claude Monet selbst hören könnte. Immerhin trage ich nur das Eau de Toilette und habe zu der künstlerischen Entwicklung nicht den geringsten Beitrag geleistet.

Einen Moment schaue ich noch auf Monet, sein Gemälde und den lieblichen Seerosenteich, schließe dann meine Augen und nehme nur noch die weiche, liebliche Duftkomposition wahr.

An meinem Hemdärmel zerrt jemand ungeduldig. Bevor ich wieder die Augen öffnen kann höre ich bereits die fragende Stimme meines Sohns: „Mensch Papa, bist du eingeschlafen?“

„Vielleicht.“, entgegne ich meinem Sohn: „Aber nur, wenn Zeitreisen nicht möglich sind.“
13 Antworten
16 - 20 von 25