Rikitikitawi

kommt nicht zusammen, kann mann nicht binden, sind nicht verwandt, in Funken versunken stehe ich im Flammen und bin im Wasser verbrannt"

Aquatische Düfte haben es schwer. Sie rutschen schnell ins Billige. Seifig-cremig ist die neue Frische.
White Fire ist in erster Linie frisch, nicht nur sauber. Hauptprotagonist Jasmin brennt im Wasser und verdreht mir den Kopf.

Wunderbare florale Frische, die trotzdem Charakter hat. Eine Frische, die zugleich weich bleibt. Ein angenehmer schöner Duft, der die Liga der Aquaten spürbar aufwertet.

Feuer und Wasser sind doch zusammengekommen, lieber Till. Es entsteht ein samtweiches helles Feuer.

„Boyhood“ wurde 12 Jahre gedreht. Genau genommen waren es nur etwa 40 Tage, die auf 12 Jahre verteilt wurden. So konnte das Erwachsenwerden besonders realitätsnah dargestellt werden. Ohne Effekte, ohne Maskenbildner, nur das pure nackte Leben.

Kubrick musste über zwei Jahrzehnte warten, bis seine Visionen von A.I. technisch umgesetzt werden konnten. Spielberg hat nach seinem Tod das Werk alleine vollendet.

Warum hat es denn bei „L’Eau Serge Lutens“ so lange gedauert? Musste der Schöpfer auf seine Muse warten? Musste der Duft solange reifen? Konnte ein Duftstoff erst jetzt isoliert werden? Musste man auf irgendeine Genehmigung, z.B. für Ozon, wie der auch immer duften mag, warten? Rätselhaft.

L’Eau riecht wie versprochen nach Wasser. Und zwar in allen drei Aggregatszuständen. Frische Reinheit für das Wasser, pudrige Weichheit für den Dampf und beißende mentholige Kühle für das Eis. Man gehe in eine Sauna, schüttele ein Eimer Wasser übern Kopf und reibe sich mit mentholigem Crasheis ein. So in etwa fühlt sich L’Eau an. Aber nur kurz. Sehr kurz. Zu kurz. Nach einem langen angeblich 16Jährigen Vorspiel habe ich etwas mehr erwartet. Ich bin enttäuscht und unbefriedigt. 110% für die Idee und minus 80% für meine Frust.

Mehr hautnah geht es kaum. Von Sillage merke ich auch nichts. Gut, es sollte auch an Nichts riechen, aber ich will ein Feuerwerk von Nichts. Anderenfalls kann ich einen Duft nicht genießen.

P.S. Ich hatte einen flüchtigen Gedanken, es sei ein Experiment im Sinne von „des Königs neue Kleider“. Ist aber nur ein Gedanke :)

Außerirdische sind mir viel lieber als Engel. Die Alieninvasion hat nachgelassen und langsam traue ich mich an die Kreaturen ran. Besonders vertraut kommt mir dieses goldgelbe Exemplar vor. Es ist laut und es ist gut so. Laut können wir uns besser verstehen. Es muss von einem Stern namens Sonne stammen und so wie es scheint, glaube ich es ihm gerne.

An so einem tristen Sommertag wie heute brauche ich wirklich ein paar Sonnenstrahlen. Sunessence ist saftig, betörend, so lichtdurchflutet. Die typische Aliennote wurde durch die Sonne gefiltert – sie ist heller und strahlender, bleibt aber gewohnt sinnlich.

Ich brauchte heute Sonne, ich habe sie bekommen. Einen ganzen Tag lang.

Ich musste Frangipani googlen. Es müsste doch diese geheime Zutat in Beige sein, die mich so umhaut. Jetzt will jeden Duft haben, wo diese Zauberpflanze mitwirkt. Am besten süß untermalt und je essbarer desto besser – Honig, Vanille, Schokolade, Karamell.

Die Düfte von Zeromolecole geizen mit der Vielfalt an Zutaten. In der Regel kann man sie an einer Hand abzählen. Sie wirken kantig und gar nicht parfümig. Das ist gewöhnungsbedürftig. Ich mag das.

Dudu ist frischgebackener Kuchen, Vanillecupcake, Sahnepudding und Eröffnung der Weihnachtsbäckerei in benachbarter Großkonditorei. Das sind die Eindrücke meiner Umgebung.

Und ich? Ich sitze, schweige und genieße. Süße, gar nicht schwülstige oder künstliche Wolke, die mich umhüllt, streichelt, kitzelt, verwöhnt. Ich brauche gar nicht am Handgelenk zu schnuppern, die Wolke ist zauberhafterweise viel natürlicher und leckerer.

Dudu ist extrem gourmandig, er müsste mit dem Hinweis „bitte nicht trinken“ versehen werden und mit Sicherheit nicht Jedermanssache. Dafür ist er aber auch extrem haltbar und mit außergewöhnlichem Sillage. Extrem Vanille extrem laut.

Es gibt Düfte, die mir gefallen. Es gibt Düfte, die ich liebe. Es gibt Düfte, die ich vergöttere. Dudu hat es geschafft, meine Laune anzuheben und konstant aufrecht zu erhalten. Diese Kategorie ist mir die allerliebste

Was wäre denn ein typisch deutsches Parfüm? Was wäre denn ein typisch russisches? Um KM kreisen sich viele Legenden und nur eines haben die gemeinsam - die Wurzeln liegen in Frankreich. Dieser Duft, ein Kind seiner Zeit, wurde schlicht und einfach aufgezwungen. Die Urgroßmütter trugen aus Patriotismus, die Großmütter aus Gewohnheit und die Mütter, die bereits den Zwang dahinter entdeckt haben - hassen den Duft. Es war für sie weitaus schicker "By? Mo?e" oder "Pani Walewska" zu tragen. Heute erlebt dieses Parfüm ein Revival. Die Töchter schwelgen in Nostalgie - ein aus den Kindheitstagen so bekannter Duft, er riecht nach Wärme, nach Oma. Junge Russinen tauschen sich in Foren aus, wie man die KM-Vanille mit Insolence-Iris "aufpimpen" oder mit "Black Orchids"-Schokolade betonen kann, welche Lotion sie optimal unterstreicht, und, und, und...Rouge Moscow ist endlich angekommen.

KM startet thermonuklear. Impulsiv, kantig, eckig, rot. Neroli präsentiert sich mit verdammt viel Charakter, würzt sich mit Nelke und pudert sich, da es sich so gehört, mit Vanille. Im Background macht sich ein abgewandelter Lippenstiftakkord bemerkbar. Der Duft ist nicht nur warm, er glüht.

Auszug aus "Moskau" ©2004 Rammstein

"...Diese Stadt ist eine Dirne
Hat rote Flecken auf der Stirn
Ihre Zähne sind aus Gold
Sie ist fett und doch so hold
Ihr Mund fällt mir zu Tale
wenn ich sie dafür bezahle
Sie zieht sich aus doch nur für Geld
Die Stadt die mich in Atem hält...

...Sie ist alt und trotzdem schön
Ich kann ihr nicht widerstehen
Pudert sich die alte Haut
Hat sich die Brüste neu gebaut
Sie macht mich geil ich leide Qualen
Sie tanzt für mich ich muss bezahlen
Sie schläft mit mir doch nur für Geld
Ist doch die schönste Stadt der Welt..."

Dem ist fast nichts mehr hinzuzufügen