25.10.2014 - 15:09 Uhr
Meggi
1019 Rezensionen
Meggi
Top Rezension
22
Weihnachts-Vorlesung
Obwohl die Papierform mich skeptisch gestimmt hatte, musste eine Probe des weißen Feuers ran - an den Haken genommen war ich von Angellieses feinem Kommentar. Entsprechend indifferent die Erwartungen vor dem ersten Test.
Direkt nach dem Auftragen umbläst mich ein vermutlich aldehyd-erzeugtes Stechen, das meinetwegen dem einer ordentlichen Portion eiskalter, frischer Luft nachempfunden sein mag. Alpen- oder Dolomiten-Luft oder von mir aus Eis geht auch Ordnung, siehe Marketing-Geschwaller. Ich glaube aber kaum, dass meine Nase beim Einatmen kalter Luft nun dezidiert und vor allen anderen Atmosphären-Bestandteilen gerade den Sauerstoff spürt, am besten noch präzise die spezielle Aggressivität dieses ebenso lebensnotwendigen wie lebensfeindlichen Zellgiftes protokolliert. Trotzdem eine lustige und offenbar eher seltene Pyramiden-Idee. Der Kopf schnuppert ja bekanntlich an vorderster Stelle mit.
Das mit dem Sauerstoff und dem Eis erinnert mich an einen Höhepunkt des universitären Lebens in Kiel: die alljährliche Weihnachts-Vorlesung der Chemiker; ein Brauch, der in vergleichbarer Form an anderen Hochschulen gleichermaßen gepflegt wird. Dazu fanden sich stets Schaulustige aller Fachbereiche scharenweise ein. Eines dieser Spektakel hatte „Flüssige Luft“ zum Thema, und die Dozenten trieben allerhand Späße zum Beispiel mit Regenschirmen, die unter einem Flüssig-Sauerstoff-Regen durchbrachen oder flüssig-kohlenstoffdioxid-tiefgefrorene Gummistiefel, die auf einen Klopfer mit dem Hammer hin zersplitterten.
Besonders nachhaltigen Eindruck in mancher Hinsicht hinterließ gefrorenes und versehentlich zersprungenes Quecksilber, das auf dem Boden herumliegend wieder auftaute und zum Teil ungestört verdunstete, weil – sicherlich ohne Absicht – nicht alle der verstreuten Tropfen durch Überschütten mit Schwefel gebunden worden waren. Das Zeug verdunstet wie Wasser, habe ich an dem Tag gelernt. Wahrscheinlich haben die Vorführenden sowie die Zuschauer in den vorderen Reihen sämtlich ihre Portion mitbekommen. Nachhaltig eben. Entspannte Leute, die Chemiker. In meinen Rechnungswesen-Vorlesung passierte sowas Gefährlich-Spannendes nie; Langeweile verursacht halt üblicherweise keine unmittelbaren Gesundheits-Beeinträchtigungen.
Der Glauben-wir-also-es-sei-Sauerstoff-Eindruck ist allerdings rasch verflogen. Jasmin betritt die Bühne. Er ist nur ganz leicht seifig und fern jener betörenden Fülle, die ich bei Jasmin de Nuit mag. Gläsern, klar und rein ist er in der Tat und wird so dem Namen und dem Konzept gerecht, wenngleich nicht meinen Vorlieben.
Im Laufe der dritten Stunden zeigt sich eine m. E. unverkennbar synthetische Note (Hedion?), die vom Jasmin nicht völlig verborgen werden kann. Doch alsbald (noch während der dritten Stunde) wird sie vom Moschus untergecremt. Ab der vierten Stunde ist der dann zentraler Bestandteil, natürlich passenderweise seinerseits weiß gehalten. Ergänzt sich zwar gut mit dem Jasmin, ist bloß leider abermals weniger mein Fall. Könnte eine Testempfehlung für unsere Moschus-Damen sein!
Innerhalb der siebenten Stunde zieht sich der Duft komplett auf die Haut zurück – üppig war die Sillage ohnehin nie – und hält dort weitere etwa zwei, drei Stunden als leicht blymeranter Moschus-Hautduft durch.
Auch bei weiteren Tests vermochte ich nach dem zugegebenermaßen recht furiosen Auftakt kaum mehr zu erkennen als eine dezent-edle Jasmin-Moschus Melange in den ersten drei und eine edel-dezente Moschus-Jasmin-Melange in den letzten drei Stunden. Schade. Den Kommi fand ich besser.
Direkt nach dem Auftragen umbläst mich ein vermutlich aldehyd-erzeugtes Stechen, das meinetwegen dem einer ordentlichen Portion eiskalter, frischer Luft nachempfunden sein mag. Alpen- oder Dolomiten-Luft oder von mir aus Eis geht auch Ordnung, siehe Marketing-Geschwaller. Ich glaube aber kaum, dass meine Nase beim Einatmen kalter Luft nun dezidiert und vor allen anderen Atmosphären-Bestandteilen gerade den Sauerstoff spürt, am besten noch präzise die spezielle Aggressivität dieses ebenso lebensnotwendigen wie lebensfeindlichen Zellgiftes protokolliert. Trotzdem eine lustige und offenbar eher seltene Pyramiden-Idee. Der Kopf schnuppert ja bekanntlich an vorderster Stelle mit.
Das mit dem Sauerstoff und dem Eis erinnert mich an einen Höhepunkt des universitären Lebens in Kiel: die alljährliche Weihnachts-Vorlesung der Chemiker; ein Brauch, der in vergleichbarer Form an anderen Hochschulen gleichermaßen gepflegt wird. Dazu fanden sich stets Schaulustige aller Fachbereiche scharenweise ein. Eines dieser Spektakel hatte „Flüssige Luft“ zum Thema, und die Dozenten trieben allerhand Späße zum Beispiel mit Regenschirmen, die unter einem Flüssig-Sauerstoff-Regen durchbrachen oder flüssig-kohlenstoffdioxid-tiefgefrorene Gummistiefel, die auf einen Klopfer mit dem Hammer hin zersplitterten.
Besonders nachhaltigen Eindruck in mancher Hinsicht hinterließ gefrorenes und versehentlich zersprungenes Quecksilber, das auf dem Boden herumliegend wieder auftaute und zum Teil ungestört verdunstete, weil – sicherlich ohne Absicht – nicht alle der verstreuten Tropfen durch Überschütten mit Schwefel gebunden worden waren. Das Zeug verdunstet wie Wasser, habe ich an dem Tag gelernt. Wahrscheinlich haben die Vorführenden sowie die Zuschauer in den vorderen Reihen sämtlich ihre Portion mitbekommen. Nachhaltig eben. Entspannte Leute, die Chemiker. In meinen Rechnungswesen-Vorlesung passierte sowas Gefährlich-Spannendes nie; Langeweile verursacht halt üblicherweise keine unmittelbaren Gesundheits-Beeinträchtigungen.
Der Glauben-wir-also-es-sei-Sauerstoff-Eindruck ist allerdings rasch verflogen. Jasmin betritt die Bühne. Er ist nur ganz leicht seifig und fern jener betörenden Fülle, die ich bei Jasmin de Nuit mag. Gläsern, klar und rein ist er in der Tat und wird so dem Namen und dem Konzept gerecht, wenngleich nicht meinen Vorlieben.
Im Laufe der dritten Stunden zeigt sich eine m. E. unverkennbar synthetische Note (Hedion?), die vom Jasmin nicht völlig verborgen werden kann. Doch alsbald (noch während der dritten Stunde) wird sie vom Moschus untergecremt. Ab der vierten Stunde ist der dann zentraler Bestandteil, natürlich passenderweise seinerseits weiß gehalten. Ergänzt sich zwar gut mit dem Jasmin, ist bloß leider abermals weniger mein Fall. Könnte eine Testempfehlung für unsere Moschus-Damen sein!
Innerhalb der siebenten Stunde zieht sich der Duft komplett auf die Haut zurück – üppig war die Sillage ohnehin nie – und hält dort weitere etwa zwei, drei Stunden als leicht blymeranter Moschus-Hautduft durch.
Auch bei weiteren Tests vermochte ich nach dem zugegebenermaßen recht furiosen Auftakt kaum mehr zu erkennen als eine dezent-edle Jasmin-Moschus Melange in den ersten drei und eine edel-dezente Moschus-Jasmin-Melange in den letzten drei Stunden. Schade. Den Kommi fand ich besser.
17 Antworten