Rivegauche

Wer mehr über diesen Duft erfahren möchte, dem empfehle ich zunächst das Lesen der Kommentare zum rive gauche Eau de Toilette. Das klassische EdT findet man hier - kurz gesagt - verdünnt vor.

Es startet in der Kopfnote zunächst bergamottig frisch, die bekannte kräftige Aldehydnote wurde zugunsten der gewünschten sommerlichen Atmosphäre hier zunächst verbannt. Ab der Herznote wurde hier das Hauptaugenmerk auf die weich floralen Noten von Freesie, Jasmin und Rose gesetzt. Man hat gelungen versucht, die stechenderen Elemente des Jasmins und der Rose zu verbergen. Diese schlagen dann durch den Einsatz eines Hauchs luftiger Aldehyde einen leichteren und unbekümmerten Ton an. Das Vetiver kommt reduzierter daher und geht mit einer Spur Galbanum eine grün holzige Verbindung ein, die nie schwer erdig oder gar rauchig wird. Auch das Eichenmoos wurde reduziert und kommt mir in Verbindung mit dem hautigen Moschusakkord ein bißchen trockener und wenig bitter vor, das unterstreicht eine leicht sommerliche Stimmung. Der Duft ist im Gegensatz zum EdT insgesamt einfach leichter, frischer, heiterer und dadurch bei höheren Temperaturen einfacher zu tragen. Das normale EdT empfehle ich aufgrund der Komplexität des Duftes nicht für die sommerliche Hitze.

Das 'Light' wird die klassische 'rive gauche' Kundin entweder sofort nicht mögen und als "crétin" verbannen wollen: "Mein Gott, nach der Reformulierung noch leichter, nur noch ein Schatten seiner selbst." Oder sie wird ihn sofort ins Herz schließen, weil sie ihr 'rive gauche' ungeniert im Sommer versprühen kann...endlich einer für Saint-Tropez bei 28 grad, wo sie am Abend ein ersten Drink im "Sénéquier" mit Freunden nimmt, bevor sie danach mit ihrer Entourage in ein kleines & schickes Resturant im Hinterland verschwindet: "Na da wo sindh kein Touristen, n'est pas."

Für mich ist der Duft gelungen, weil er eine schöne und wirklich neue Spielart darstellt. So klar, heiter, lässig und vor allem modern war 'rive gauche' vorher nie gewesen. Man erkennt trotzdem die klassiche 'rive gauche' Aura wieder, und damit auch das eigentliche Entstehungsdatum dieses Duftes. Wer also Düfte im "retro" Stil mag, kann diesen gerne testen, sofern man diese Edition noch irgendwo finden sollte. Die Haltbarkeit und Silage sind gut.

Das 'Light' kam leider als limitierter Sommerduft mit dem 'rive gauche pour homme light' auf den Markt und war nur im Sommer 2004 erhältlich. Die 100 ml Flasche kostete damals nur 39 Euro...ein schönes Angebot. Es gab sogar eine eine kleine Werbekampagne, auf dem beide 'Light' Versionen zusammen mit diversen Accesoires wie Sonnenbrillen und Schlüsselanhänger etc. auf einer Jeans liegen. Der 'Light' Flacon zeigte sich hier bis auf die Ringe nackt und unlackiert (ein Bikini ?!), man sieht das pure Aluminium. Nur ein Klarlack wurde zum versiegeln verwendet...mon dieu.

Wer mehr zu diesem Duft wissen möchte, dem empfehle ich zuerst das Lesen der Kommentare zum rive gauche Eau de Toilette. Als rive gauche in 2003 reformuliert wurde, kam auch diese Eau de Toilette Intense Variante auf den Markt. Nach Information von meiner Lieblingsverkäuferin am YSL Counter wollte man mit dem Intense die klassische "rive gauche" (rg) Kundin ansprechen, die die Intensivität des alten vorreformulierten Eau de Toilette so schätzt.

Und wenn man diese Variante riecht, denkt man auch sofort an das alte rg, es erfüllt aber nicht alle Voraussetzungen daran. Das Intense ist sofort mit allen bekannten Duftimpressionen präsent. Die Aldehyde sind intensiviert, das Eichenmoos brummt...ein wenig mehr chyprelastig, die Rose ist dunkler und das Vetiver kommt ein wenig holziger daher als im normalen EdT. In der Basisnote macht sich dann die Myrrhe breit, von der im EdT eine kleine Spur enthalten ist, aber lange nicht so viel Charakter entwickeln darf wie in diesem Intense. Dadurch bekommt der Duft etwas rundes und warmes, eine Spur Weichheit und Süße sogar, die anfänglichen Ähnlichkeiten zum alten vorreformulierten "harten" rg verschwinden dadurch. Im Verhältnis zum EdT wirkt das Intense dunkler, massiver und reichhaliger, denn alle Inhaltsstoffe sind maximiert worden um einen höheren Genuß zu erreichen. In dieser Version kann man eindeutig mehr "baden." Er hat mehr Glamour und Noblesse bekommen und strahlt eine gewisse Feierlichkeit aus. "So, jetzt noch schnell die Nerzjacke übergeworfen und dann los," denn trotz allem ist rg ja der Duft für Fauen "auf der Überholspur." Was aber im Vergleich zur alten vorreformulierten Version weiterhin fehlt ist der eindeutige "Vintagetouch," es fehlen die kühlen, metallischen und grünen Noten, auch die Strenge der Aldehyde...obwohl sie hier enthalten sind. Liebhaber-innen der alten vorreformulierten Version werden das mit ziemlicher Sicherheit vermissen. Wer das alte rg bevorzugt, kann mit dem Intense aufgrund der höheren Intensität evtl. glücklicher werden als mit dem neuen EdT.

Die Haltbarkeit des Intense ist sensationell...aber nicht wirklich so viel besser als die des EdT, und eine Entscheidung welche Version mir besser gefällt, ist ein wenig schwierig. Ich entscheide mich mit einem Vorsprung für das EdT. Es ist schlichtweg ausreichend, und wenn Alltagstauglichkeit als Entscheidungsfaktor eine Rolle spielt, würde ich auch dem EdT den Vorrang geben.

Das Intense war in einem nachfüllbaren Zerstäuber in nur einer Größe von 60 ml erhältlich. Der Flakon ist aus hochglänzendem und massivem Plastik gefertigt. Das sieht sehr luxuriös aus und lässt die laszive Zeit der rauschenden Disconächte der siebziger Jahre wieder auferstehen. Die Nachfüllung aus blau gefärbten Glas ist leicht auszutauschbar. Trotzdem finde ich die simple Blechdose besser. Die Produktion des Intense wurde leider in 2008 eingestellt, quel dommage.

"Der Harmatan ist ein Landwind Afrikas, der als Nordostpassat zwischen 0° und etwa 20° nördlicher Breite weht. Er tritt hauptsächlich in der Trockenzeit und im Winter (Dezember bis etwa März) auf und wird vom Südwestmonsun abgelöst. Wenn er sich über der Sahara bemerkbar macht, wird viel Sand auf den Atlantik hinausgetragen." Das kann man lesen, wenn man bei Wikipedia unter "Harmattan" nachschlägt.

Und tatsächlich erinnert der Duft an Nordafrika, die Sahara, den Maghreb...ein Besuch im Souk von Essaouira am Atlantik, wo einem gerade frisch aufgebrühter Minztee vor dem Kauf eines Kelims gereicht wird. In der Ferne hört man die Wellen rauschen und man kann das Salz des Atlantiks riechen, der Sommer ist bereits gegangen. Im Nachbargeschäft sortiert eine marokkanische Schönheit getrocknete Blüten und lächelt herüber.

Der Duft ist modern. Ich rieche einen klaren, kühlen, dunklen, trockenen und rauchigen Duft, der ein bißchen an einige Comme des Garcons erinnert. Der Duftverlauf wird nie "warm" im Sinne des Orients, eher die Impression der trockenen, klaren und etwas salzigen Luft am Strand des Atlantiks...vielleicht auch der schmutzige Geruch von Sand.

Aber die zusätzliche Raffinesse erhält der Duft durch die Zugabe von dem eben frisch aufgebrühten Minzteeblättern in einer marokkanischen silbernen Metallkanne...ja, vielleicht ist der Duft auch etwas metallisch. Marokkaner trinken Ihren Minztee mit viel Zucker, der hier aber nicht vorhanden ist. Der Duft hat eher eine salzige Note, die bis zum Ende bleibt.

Das ganze wird abgerundet durch den Duft getrockneter Blüten, die etwas Weichheit schenken. Der Duft bekommt dadurch etwas "parfümiertes." Wer mal schwarzen Tee mit getrockneten Blüten getrunken hat, weiß was ich meine. Der gesamte Duftverlauf ändert sich nicht sehr, fast das ganze Repertoire dieses Duftes ist von Anfang an wahrzunehmen. Der Duft hat vieles was ich mag, Klarheit und Frische mit einer gewissen "Richesse," wie die Franzosen sagen.

Ich empfinde die Haltbarkeit diese Duftes gut, aber nicht überragend. Von einer sehr schlechten Haltbarkeit habe ich auch schon gelesen, dem kann ich aber nicht beipflichten.

Der Duft wird wie alle Düfte von Parfumerie Generale in einer schlichten Karglasflasche verkauft, die mir sehr gefällt. Leider ist der schwarze Blechdeckel ohne Plastik "gefüttert" und wirkt daurch sehr billig. Er zerkratzt schlichtweg den Zerstäuber. Aufwendig hingegen ist die sehr schöne schwarze und gelbe Packung. Der Duft liegt in schwarzes Samt gebettet in seiner Box aus leinengeprägtem Papier.

Wenn man seinem Profil dem Namen "rive gauche" gibt, sollte man den ersten Beitrag auch diesem Duft widmen.

Als "rive gauche" (rg) 1971 lanciert wurde, wurde er mit einer jungen Frau in einem grauen Hosenanzug aus Wollflanell an einem blauen Telefon beworben, mit dem Slogan "Le parfum des femmes imprévisible." Der Duft für "unberechenbare Frauen," im Saint Laurent'schen Universum also der Duft für starke, unabhängige Frauen, die Ihren eigenen Weg gehen. Unterstützt wurde das durch die simple Blechdose mit den Ringen, in der rg bis heute verkauft wird. In Blech, bzw. Aluminium ist Parfum sehr gut haltbar.

So überrascht es nicht, dass es mein Vater war, der Ende der Siebziger Jahre einige Jahre lang sich bei unseren sommerlichen Reisen in den Süden im Flugzeug sein "riff gautsch" kaufte…leider spricht er bis heute kein französisch ;-) Im übrigen benutzt meine Mutter bis heute "Paco Rabanne pour homme," so viel zu Geschlechterrollen.

Danach hatte ich den Duft lange vergessen, bis ich das Haus YSL vor gut zehn Jahren in 2000 wiederentdeckte.

Tom Ford, der damalige Kreativdirektor (wenn es um Mode geht, bevorzuge ich die Arbeit des derzeitigen Kreativdirektors Stefano Pilati wesentlich mehr) machte sich 2003 auf, rg verjüngen zu wollen, den seine Mutter selbst so liebte. Zeitgleich wurde der Herrenduft "rive gauche pour homme" lanciert, man war ich nervös. Meine Verkäuferin des Vertrauens am YSL Counter in Berlin reichte mir kurz vor der Einführung eine Hochglanzklappkarte und einen schwarzen Hochglanzbriefumschlag in "rive gauche Optik," in dem von beiden Düften Proben enthalten waren...das war echt ultrachic und habe ich immernoch.

Der Duft wird heute beworben mit dem Slogan "mehr als ein Duft, eine Geisteshaltung, ein Lebensstil, die Unverschämtheit des Pariser Chic." Und genau das ist es, was mich als frankophilen Menschen so begeistert. Mit "rive gauche" ist das linke Seineufer in Paris gemeint, das Viertel um Saint Germain. Für mich heißt das: verrauchte Cafés, laisser-faire, fünfziger bis siebziger Jahre, Studenten in schwarzen Rollkragenpullovern, die junge Catherine Deneuve trifft Francois Truffaut, Juliette Gréco und Miles Davis spielen in dunklen Jazzclubs, Sartre und Beauvoir, sexuelle Befreiung, Francoise Hardy, Ente fahren mit Louis Vuitton Gepäck auf dem Rücksitz, Hochwasser - oder Schlaghosen, Trenchcoats, rote Lippen, Godard und Belmondo, schwarze unfrisierte Locken, eine geerbte Uhr von Patek-Philippe am Handgelenk...bla bla bla.

Aber wie riecht rg ? Andere Mitglieder haben es schon erläutert. Die alte rg Version vor 2003 startet zitrisch, grün und sehr aldehydig, gleitet über in eine strengere Rosennote, fast teerig, begleitet von Jasmin. Die harsche Aldehydnote bleibt bis zum Ende erhalten und verleiht dieser Version eindeutig den alten Charme. Ein Freund von mir meint, mit rg rieche man wie eine alte Lehrerin, tja... Der Duft endet mit dem etwas bitteren von Eichenmoos (eine kräftige Ahnung Chypre), mit Vetiver und Holznoten. Ein wenig Myrrhe nicht vergessen, was etwas Weichheit schenkt. Die Rose ist noch da und auch die grüne Note, aber das grüne kann ich nicht genau einordnen. Der Duft ist sehr präsent und hat eine gute Silage. Insgesamt ist die alte Version herber, vielleicht sogar metallisch und männlicher durch den Anteil von Eichenmoos und der Strenge der Aldehyde.

Bei der reformulierten Version ab 2003 ist die Duftaura von rg grundsätzlich erhalten geblieben. Der Duft aber ist heller, klarer und blumiger durch Freesie und Ylang Ylang. Das Eichenmoos ist nicht mehr so präsent und die strenge Aldehydnote wurde ganz klar vermindert...Aldehyde sind im Moment nicht Trend... durch eine weichere Rosennote und Moschus. Im Fond bleiben die Vetiver und Holznoten mit der grünen Rose und etwas Eichenmoos erhalten. Ein chypreartiger Charakter ist geblieben. Trotz der Reformulierung ist der Duft ganz klar nicht als neuer und moderner Duft erkennbar. Wer retro mag, kann rg testen.

Für mich ist er noch immer das YSL Parfum schlechthin. Ich finde ihn wunderbar.

Die Haltbarkeit des Duftes ist hervorragend und kann am Abend...oder am Morgen danach... noch wunderbar wahrgenommen werden.

Leider sind heute (2011) nur noch das Eau de Toilette und das "eau libre" Deodorant Spray erhältlich. Man muss rg, wie jeden alten Duft, immer mit der Zeit seiner Entstehung in Verbindung bringen, um diese Düfte zu verstehen.

Rg war viele Jahre unglaublich erfolgreich, (für die damalige Zeit war der Duft sehr modern) was auch über die lange Zeit erhältliche große Bade - und Duftlinie erklärt. Es gab über Dusch - und Badegel und Körpercreme hinaus Seifen, ein Extrait in verschiedenen Glasflaschen, rg fraicheur in einer Mattglasflasche, ein Parfum de Toilette, ein Eau de Parfum (nicht verwechseln mit dem Intense), Körperpuder, Deosticks und Körperölspray etc...im übrigen waren die damaligen Zerstäuber im "Atomiseur" mit Gas. Das erklärt auch einen alten Werbeslogan für rg "mit einem Pscht..." da man mit nur einen Druck auf den Zerstäuber quasi unendlich lang sprühen konnte. Die Schüttflaschen hingegen waren nicht aus Blech, sondern aus Klarglas, auf dem die Farbringe aufgebracht waren.

Es ist überliefert, dass die Mitarbeiterinnen den Duft rund um die Straßen und aus den Fenstern des YSL-Stammhauses auf Anordnung von Monsieur Saint Laurent versprühen mussten, voilà.