SMKB

Beim ersten schnuppern zu platt, zu eindimensional, zu drogerieduschgelmäßig. Und von Stunde zu Stunde gefiel mir der Duft besser und besser, ich habe inner wieder an meinem Handgelenk geschnuppert und mehrmals nachgesprüht, weil ich mich nicht mehr satt riechen konnte.
Für mich ein Duft wie ein sonniger, angenehm warmer, eindeutig nicht brütend heißer Sommertag, viel viel Grün, saftiges Obst, ganz viel Frische, Klarheit, evtl ein paar harmlose Schäfchenwolken am blauen Himmel, eine leichte, sanfte Brise.
Nichts brütendes, schwüles, für mich auch definitiv nicht zu süß oder gar pudrig, cremig, klebrig. Ich rieche weder moschus noch Sandelholz direkt heraus, aber glaube, genau diese Noten sind es, die ihn in Verbindung mit den fruchtigen Noten nach zwei, drei Stunden tragezeit, anfänglicher Skepsis und erst nach der Wahrnehmung aller Noten in Kombination so faszinierend für mich machten. Ein Traum für die helle, warme Jahreszeit, aber ich werde ihn vermutlich auch im Winter weiter tragen.

Mutiny war vor einigen Monaten meine erste Begegnung mit Nischendüften und ich glaube, ich wollte ihn unbedingt wollen. Habe mich viel zu kurz an einer Probe versucht, fand die Marke, das Konzept, die Idee dahinter (Meuterei, Rebellion...) und den Flakon toll - Gehirn aus, Kreditkarte durchgezogen.
Zwei, drei Tage habe ich mir noch eingeredet, das würde was mit uns. Und dann der Wahrheit ins Gesicht geblickt.
An mutiny ist abgesehen vom Flakon für mich nichts "gegen den Strom", nichts rebellisch, neu oder anders.
Für mich ein 0815 süßer, klebriger, sehr "anhaftender" Duft und so oder so ähnlich schon oft gerochener Duft, den ich nicht mal klar in seine Bestandteile zerlegen könnte. Vanille definitiv und der rest assoziativ wie klebriger kuchenteig, zähflüssig, zuckrig, ich denke an Zuviel Schmuck, Golfdamen mit Alkoholproblem und fremdgehenden, gutverdienenden Ehemännern im sportiv eleganten countrystyle (die Damen, und evtl auch deren Ehemänner :), Zickenkrieg auf cocktailpartys, stets ein paar upper und downer in der Clutch. Ich denke i n und ganz und gar nicht - wie eigentlich mit dem Duft transportiert - g e g e n Klischees. Hier ist für mich nichts subversiv, gegen den Strich gebürstet oder innovativ. Sondern die duftgewordene desparate housewife jeannyinabottlelike in einen Flakon gezwängt worden. Stinken tut das nicht. Aber wollen will ich das auch nicht.

Das erste Aufsprühen war wirklich "äh bäh". Ich war kurz davor, mir die Handgelenke zu schrubben. Viel zu herb, viel zu maskulin und dazu irgendwie Erinnerungen an irgendjemand oder irgendetwas, das oder der tendenziell eher unangenehm ist, ich aber nicht richtig zuordnen konnte. Dann die Entscheidung, Salina zumindest eine Entwicklungschance bis zum Abend zu geben. Und das war durchaus eine gute Entscheidung. Der Duft wurde in meiner Wahrnehmung im Verlauf der Stunden sehr viel weicher, gefälliger, irgendwie "leichter", ohne dabei süß, pudrig oder cremig zu werden. Vielleicht ist das die Vanille, die sich dann so peu a peu durchsetzt. Wirklich als einzelnes heraus riechen kann ich sie definitiv nicht. Auch nach dieser Entwicklung ist er immer noch nicht das, was ich eigentlich erwartet hatte. Das ging mehr so in Richtung lichtes blau, kleine Schaumkronen auf sanften Wellen, weiße Holzhäuser, Sonnenschein, die Hamptons. Dazu ist es auch jetzt nach einigen Stunden nicht geworden. Da tendiere ich dann doch eher in die Richtung, die hier in 1, 2 Kommentaren auch schon anklingt: etwas leicht algiges, Gischt, stürmische See. So richtig zueinander gefunden haben wir auch jetzt, nach vielen Stunden nicht. Ich glaube aber auch, dass die Tragepremiere für diesen Duft im Dezember kein optimaler Zeitpunkt ist. Ich trage zurzeit primär "lost Cherry" von Tom Ford, der mich einhüllt wie ein warmer Mantel, der etwas Liköriges, Marzipaniges hat und für mich perfekt in diese Jahreszeit des Glitzerns und Funkelns, Cocoonings und der Heimeligkeit passt. Der Unterschied zu "Salina "könnte kaum größer sein. Und das ganz unabhängig davon, ob man Salina eher mit einem sonnendurchfluteten Frühsommer Tag in den Hamptons oder einem stürmisch grauen Strandspaziergang auf einer Nordseeinsel oder dem Darss assoziiert. In jedem Fall geht es hier um Frische, etwas klares, um "draußen", und all das braucht mich jetzt im Dezember gerade nicht zu umwehen. Ich glaube, die Chancen stehen besser in der helleren Jahreszeit und dann werde ich uns bestimmt noch mal einen Versuch gönnen. Er hat was, aber für mich auch wirklich etwas, das passen muss. Zur Stimmung, zur Umgebung, zur Jahreszeit... Whatever. See you next year✌

Der erste Hauch und ich bin zurück in 1986, sechs oder sieben Jahre alt. Im Zimmer der fast zehn Jahre älteren Tochter von Freunden meiner Eltern, die mir in großschwesterlicher Gnade ein wenig ihrer Zeit gönnt - und ich bin im Paradies darf in ihren bravos schmökern und mich an ihren Schminktisch austoben. Und irgendeines der pflege- oder Kosmetikprodukte muss genauso gerochen (und wahrscheinlich ein Bruchteil eines tom ford Flakons gekostet) haben. Schließe ich die Augen und schnuooere an meinem Handgelenk, bin ich wieder genau dort und genau dann.
Ich rieche satte, saftige, dunkelrote Kirsche, sehe über das Kinn tropfenden Saft, Hülle, Fülle, Überfluss. Und erstmal nicht viel anderes. Er ist mir vielleicht fast ein wenig zu platt und eindimensional, aber meinem 80erkopfkino kann ich mich trotzdem nicht entziehen. Und irgendwie passt auch das: das wenig subtile der 80er, das eher überdeutliche, "zu dick" aufgetragene, ein bisschen Zuviel Haarspray und ein bisschen Zuviel Lidschatten, das war definitiv nicht das Jahrzehnts des understatements und/oder der subtil-verklausierten Botschaften zwischen den Zeilen. So ist auch das hier kein Hauch von Kirsche, den man erahnen und herausfiltern muss, nein, das ist eine Andy Warhol kirsche, überreif, tiefrot, pop-art par excellence. Diese kirsche könnte lasziv zwischen Madonnas oder cindy laupers Lippen hängen, im Video zu "get into the Groove" oder "girls just wanna have fun".
Erst peu a peu kommen Mandel und Marzipan hinzu, die Kirsche bleibt in meiner Wahrnehmung dominant. Und genauso liebe ich diesen Duft und das, was er in mir auslöst. Augen zu und "when will i be famous", "Papa don't preach" oder "i wanna dance with somebody" summen.... und für die nach 1985 geborenen.... gibts alles bei YouTube:)

Ich liebe liebe liebe den Duft nach Sonnencreme und wenn ich einen Hauch davon an unerwarteter Stelle zwischen Oktober und April erschnuppere, springen bei mir sofort alle entsprechenden Synapsen an, Flashback an den Strand mitten in Januar mit Schneematschigen Stiefeln an der Supermarktkasse (oder wo auch immer).
Habe mir auch bewusst schon Seife und Duschgel mit Sonnencremeduft für den hauch sommer im Winter gekauft.
Von daher die Aussicht auf einen dauerhaften hauch Sonnencreme und Sommer an jeder Stelle, zu jeder Zeit - was für ein Traum! Dazu der wunderschöne Flakon (ich habe jedoch zunächst nur eine Miniatur im dreierset sailing day -lazy sunday -beach Walk erstanden).
Der erste Sprüher eine Offenbarung, oh ja, er ist mein, der konservierte Sommer, endlich! Kein suchen mehr. Ein Hauch von Strand, Meer, Leichtigkeit, satter sonnenmüdigkeit, glückseligem Nichtstun... wunderbar.
Und mit jedem nachsprühen und jeder Stunde mehr wurde ich satter bis übersättigt.
Das leichte wich, etwas schweres, pudriges, cremiges, nahm mehr und mehr überhand und wurde gefühlt immer drückender.
An einem schmuddeligen novembertag mit dickem Rollkragenpullover fühlte ich mich mit bzw unter diesem Duft dann geradezu unterdrückt.
Und zum ersten mal in meinem Leben mochte ich sonnencreme nicht mehr riechen.
Er ist mir auf Dauer zu mächtig und zu einseitig, mir fehlt eine leichte Vielschichtigkeit und Variation im Duft, nach ein paar Stunden fühle ich mich wie mit der Nase in die sonnencremetube gedrückt.
Ich brauche eine Weile Abstand und es kann sehr gut sein, dass ich uns noch einen Versuch schenke, irgendwann im Frühjahr vielleicht. Aber die ganz große liebe wird es trotz anfangs riesiger Erwartungen und Euphorie vermutlich nicht mehr.