Scentjunkie

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6 - 10 von 11
Scentjunkie vor 1 Jahr 8 2
Fabelwesen-Paradies-Ufo
Intensiver Start, fruchtig- nicht identifizierbar. So riechen also Khaki & Granatapfel, die zwei paradiesischen Früchte? Hochinteressant!
Ich bekomme dazu einen leicht "muffig- metallischen Touch in schön" und bin sehr fasziniert. Diesen olfaktorischen Eindruck kann man gar nicht richtig beschreiben, es wirkt seifig aber gleichzeitig verrucht.
Dann wirds etwas frischer und Just blumiger. Wow, Euphoria, wer bist du und wohin entführst du mich? So etwas hätte ich ja niemals bei Calvin Klein erwartet.
Der Lotus im Mittelpart mutet wässrig und kühl an, die Orchideen sind dominant und geben dem Ganzem Ernsthaftigkeit. Später ist eine bittere Note dabei, die wiederum irgendwie aufregend ist.
Was sehe ich vor meinem inneren Auge, wenn ich schnuppere und die Lieder schließe?
Eine junge Frau mit knochenbleicher makellose Haut, kastanienbraunen glänzenden langen Locken und hellbraunen schimmernden und melancholischen Augen.
Eine liebliche Vampira, die in einem Purpur-violetten Orchideengarten inmitten einer Pfütze ausgeschütteten altmodischen Seifenwasser steht.
Man spürt, das irgendetwas nicht stimmt und doch ist das ganze sehr anziehend. Der Duft ist kein bisschen verspielt, er wirkt ernst, süß und im Verlauf immer weniger süß.
Fazit: Die Komposition wirkt auf mich ein bisschen Off, besonders und nicht von dieser Welt. vlt. sieht der Flakon deshalb aus wie ein kleines Raumschiff.
Schlecht ist er nicht, aber ich werde wohl ganz selten in der Stimmung sein ihn zu tragen und entsprechend zu würdigen.
2 Antworten
Scentjunkie vor 1 Jahr 12 4
6
Flakon
5
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Meine Marrakesch-Rose...
Noch nie bin ich so lange um einen Duft herumgeschlichen. Will ich dich, oder will ich dich nicht? Wäre Musc Noir Rose eine Person, sie hätte sicher schon entnervt eine einstweilige Verfügung gegen mich erwirkt.
Derweil war das ursprüngliche Ziel für meinen Urlaub in Marrakesch einen stilechten Orientalen zu erfeilschen. Doch es kam schon vor der Ankunft in Nordafrika zur olfaktorischen Wende.
Ein Zwischenstopp in Madrid erlaubte mir einem lieb gewordenen Ritual zu frönen, nämlich mein völlig übermüdetes Näschen an all die herrlich arrangierten DutyFree Wässerchen zu halten. Ich teste mich im Halbschlaf etwas ziellos durch die gläsernen Flakons, bis mich mein ermattetes Gehirn vor eine schmucke Neuheit im Narciso Rodriguez Regal steuerte.
Musc Noir ist ein von mir vielgetragenes Valentinstagsgeschenk und auch wenn ich Rose in einigen Kombinationen als spießig-gespreizte -pardon- Verderbnis empfinde, war ich neugierig.
Also erster Sprüher gleich todesmutig aufs Handgelenk. Hmmm ..stark blumig, leider etwas zuviel für meinen Geschmack. Meine Duft-Assoziation erschafft ein kitschig-sommerliches Blumen-Labyrinth voller Hochzeitsgäste, die an Pflaumenchampagner nippen. Der Pfeffer mit Bergamotte haben auf meiner Haut neben dem spritzigen auch etwas leicht müffelnd bitteres an sich, irgendetwas stört mich. Danach schiebt sich prominent die Rose ins Bild, ganz so wie ich sie kenne und ablehne. Eine Grazie, gleich einer eleganten und überirdisch schönen Frau im Arm eines ebenso stilvollen Mannes, aber beide sind so uninspirierend und einen Ticken zu seifig. Sie beginnen vor meinem inneren Auge gelangweilt über ihre Aktienkurse zu reden und ich beende enttäuscht meine Duftpirsch.
Um den noch mehrstündigen Aufenthalt zu überbrücken, versuche ich mit abgelegten Kopf auf einer harten Tischplatte zu schlafen. Das grelle Neonlicht sticht durch meine geschlossenen Augendeckel, Reisende wuseln um mich herum, Rollkoffer rollen, übermüdete Kinder greinen und deren aufgeregte Eltern schnattern vor sich hin. Ich erwarte eine mehrstündige Tortur des Wachseins ....und werde überraschend erlöst.
Mein Handgelenk liegt direkt unter meiner Nase...in dieselbe steigt unerwartet wohltuend eine geradezu magische Melange.
Zur eleganten Rose hat sich einträchtig die liebliche Pflaume und Tuberrose gesellt. Sie liegen sich sanft auf einem leuchtenden goldenen Bett aus zarter Moschus-Vanille in den Armen.
Beruhigt und zutiefst zufrieden schlafe ich sofort ein.
Danach war ich wider Erwarten verliebt und der Duft ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte. Vielleicht hatte ich mir die selige Szenerie ja nur eingebildet, ich war schließlich komplett übermüdet! Und selbst wenn nicht, brauche ich wirklich einen "Einschlafduft" für 60 Euro? Die Frage wurde schließlich zahlreiche Vergewisserungsriecher später in einem anderen Urlaub mit JA beantwortet.
Jetzt nenne ich dieses schöne Kleinod mein Eigen und weiß gar nicht, wie ich je an uns zweifeln konnte!
4 Antworten
Scentjunkie vor 1 Jahr 3 3
7
Flakon
5
Sillage
4
Haltbarkeit
7
Duft
Distanzierte Schöne..
Eine unterkühlt wirkende elegante Dame sitzt neben mir in einer Daytime Rooftop-Bar auf einem silbernen Hocker. Mit gekreuzten Beinen und auf den Tresen gestützten Armen lässt sie ihren gelangweilten Blick durch die Ferne schweifen. Das Ambiente ist edel, durchgestylt und teuer, aber Sie kennt diesen Luxus in- und auswendig, er hat ihr nichts mehr zu bieten. Ihr Camel-Mantel über dem rosa Miu-Miu Kleid ist gebügelt, das Make-Up makellos und sie verströmt den zarten Duft zerbrechlicher Noblesse. Die Lilie hier ist so perfektionistisch, süß und unbeteiligt. Ich kann Sie mir gut an femininen Frauen mittleren Altes im legeren Business-Kontext vorstellen.
Ich weiß nicht, ob mir die Frau sympathisch ist, schön wirkt Sie auf jeden Fall.
Ihren Typ fand ich eher kurz verweilend und schnell verflogen. Von mädchenhafter, frischer Fröhlichkeit merke ich auf meiner Haut nichts.
3 Antworten
Scentjunkie vor 1 Jahr 7 2
Salz gibt keinen Geruch ab...
Obwohl mein Gehirn den nicht austreibbaren Fehler besitzt, "Zitrusfrüchte" zu lesen und an "Fruchtigkeit" zu denken, hat sich dieser Duft seinen Platz in meiner überschaubaren Sammlung erkämpft.
Zitrische Hesperidienarten riechen eben meist nicht danach, was ich unter "fruchtig" verstehe. Der Begriff ist bei mir mit etwas Süßen, Saftigen und Köstlichem felsenfest abgespeichert.
Ich denke an lustvolle tiefviolette Bacchustrauben, an goldene Füllhorner mit vor Überreife tropfenden eleganten Obsttürmen und geschmacklich erregende pralle Signalfarben in Rot, Gelb, Blau und Grün.
Von daher beim ersten Test in der Parfümerie ein unverdienter Schock. Zu meiner Schande hatte ich keinerlei Vorstellung von Pomelo und rechnete mit etwas Orangensaftigem. Was ich bekam waren säuerliche, bitter-erfrischende und grünliche Noten, statt spanische Sinnlichkeit.
Zum Glück ließ ich diesen Duft trotzdem an mein Handgelenk und siehe da, es entfaltete sich eine ganz andere faszinierende Szenerie.

Die Pomelo erinnert mich an ein dichtes grünes Blätterdach von niedrig wachsenden exotischen Bäumen. Ja, da ist noch eine andere Note, ein Unterton von balsamischen aromatischem.. Holz? Vor meinem inneren Auge erscheint ein lichtes Wäldchen, das sich bis an ein weißes Strandufer erstreckt.
Eine sanfte Brise weht, sie trägt mit sich diesen salzigen Schweif von Meeresgischt, die sich an flachen dunklen Felsen bricht.
Die Sonne schwebt als heller grauer Ball von Wolken verdeckt im leicht diesigen Himmel und die Wellen glucksen bewegt vor sich hin.
Welche geografische Lage könnte es sein?
Wo wachsen Pomelos ?

So gesehen bekomme ich auch leichte Vibes der Anfangsszene von Fluch der Karibik 1 in der Captain Jack Sparrow mit seinem untergehenden Bruchbuden-Boot in Port Royal einläuft.
Er wirkt etwas rau der Duft, er ist frisch, exotisch ....und nach einiger Zeit leicht seifig. Als hätte man die schöne Szenerie mit einem Pullover in ein schaumiges Waschbecken gedrückt und aufquellen lassen. Oder an einem der streng uniformierten Royal Navy Soldaten geschnuppert. Wenn man diesen sauber-stechenden leicht maskulinen Flair nicht mag, könnte es ein Minuspunkt sein.
Trotzdem war er definitiv mein liebster Bürobegleiter im Sommer 2022, mit ihm auf meiner Haut fühlte sich keiner auf den Schlips getreten.
Außerdem konnte ich jedes Mal die Überraschung genießen, von einem so unsüßen Duft derartiges Kopfkino zu bekommen.
Das hat so eigentlich nur der völlig überteuerte Wood, Sage & Sea Salt geschafft, also Hut ab!
2 Antworten
Scentjunkie vor 1 Jahr 4
10
Flakon
8
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Der Goldstandart...
Eine griechische Szenerie. Auf einem etwas abgelegenen Hügel thront ein bernsteinfarbener klassischer Tempel. Die Sonne lässt ihre goldenen Strahlen auf die eleganten Säulen scheinen, ein leichter warmer Wind weht und die sieben Musen tänzeln mit gelocktem dunklen Haar und fließenden Seidentuniken vergnügt um die Architektur. Unter blauem wolkenlosen Himmel flechten sie lachend Kränze aus Vanille-Orchideen. Eine von Ihnen spielt im Tempel nicht weit von den anderen auf einer goldenen Harfe, im Hintergrund verbrennen unaufdringlich Harze und Gewürze. Ihr potenter Rauch schlängelt sich sanft zu Boden, wabert über die Steinstufen und durchzieht schließlich vollends die bewegte vanillegeschwängerte Luft...

Durch die dominante Vanillenote klassisch angenehm vertraut und durch das untermahlende Harz gleichzeitig ungefällig, innovativ und aufregend. Der Duft war irgendwie alles gleichzeitig für mich: inspirierend anders, belebend und parallel ausgewogen gourmandig. Im Sommer habe ich ihn genauso gerne getragen wie im Winter.

Schade, dass er für immer passé ist. Wer einen adäquaten Duftzwillinge hat, bitte bei mir melden :)
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