Schmörkes

Nur ein Kommentar zu Classic?
Kaum zu glauben ob dieser geballten Macht&Meute an Duftjägern hier...
Liegt's am Lagerpatz? Der ist in der Regel bodennah.
Liegt's an der Präsentation? Findet nicht statt.

Also eigentlich ideale Voraussetzungen für ein Schmörkesreview- lets go....

Böses ahnend, du erinnerst dich noch an den gestrigen, zwar erfrischenden, aber doch recht stringenten Schlag in die Fresse von deinem geliebten Pitralon, schlurfst du verkatert ins Bad.
Problem1: Du möchtechst heute morgen gar keinen in die Fresse.
Problem2: Du findest dein Pitralon nicht.
Aber Mutti hatte dir doch damals diese Pulle Billichaftershave verklappt, suchend tasten sich die Finger durch die Untiefen des Alliberts.
Die grasgrüne Flüssigkeit beglotzend, zögernd zwar, schraubst du den Verschluss von der dickglasigen Flasche, etwas von ihrem Inhalt auf den Handflächen verteilend.
Ein beherzter Schwung ins Gesicht, das Böse erwartend, aber der Punch bleibt aus.
Alkoholisches Grün legt sich auf die verratzten Morgenlieder, ein behütender Schleier angenehmer Frische.
Das Einzige, was dir zu diesem Supermarktduft einfällt in diesem Moment, ist ein frisch gestärktes Hemd, weiss, blütenweiss, latür, General Motors sucht ja auch gerade jemanden für das Europageschäft, und mit dem Duft wäre das durchaus hinzubekommen, ne Schippe Charme im Gepäck...
Grün sucht Puder, so kann man die etwas verhaltene Laufzeit beschreiben, billig aber nie.

Da wird für 3,95 was angeboten, was die üblichen Hugos und Synthies abkacken lässt, vorausgesetzt ihr kommt damit klar das die Laufzeit beschränkt ist. Aber was kostet denn nachlegen? - Richtig, fast nix.
Wer Barbershop mag, nimmt mich demnächst bei Rewe oder so mit.
Dann klappt's auch mit der Karriere...

Zegnas Erster macht es mir nicht leicht, trage ich mich ja schon lange mit dem Gedanken an einen Kommentar und fasse diesen auch ins Auge, jedenfalls wenn ich am geschlossenen Mini die Duftfortsätze ehemaliger Öffnungen desselben nasal werte.
Ist er dann auf der Haut, verwerfe ich den Gedanken daran recht schnell wieder.
Vielleicht können die drei Besitzer hier ja auch mal was dazu schreiben, vielleicht bin ich ja der Einzige, bei dem sich das Gefühl einer echten Bromance mit Zegna nicht einstellen möchte.
Denn immer nur an der Flasche zu schnüffeln ist ja auch blöde, uneingeweihte öffnen vorschnell das Poppersuserschublädchen was zwar auch absolut 90er ist, aber hier unpassend.
Also muss er auf die Haut. (Jetzt schreit eine Stimme aus dem Off theatralisch: "Auf die Haut!")
Nur macht er auf der Haut, jedenfalls der Schmörkeshaut, keine gute Figur.
Zegna bricht schnell nach dem Auftragen in sich zusammen, da gibt es einen sekundenlangen frischen Start, danach wird es dumpf- würzig, das ist eine trockene Würze ohne Feinheiten, da fehlt Frische zur Abrundung, etwas Süsse hätte vielleicht auch geholfen...
Ein olfaktorischer Bauchklatscher, leicht adpös.
Zegna riecht irgendwie 'natürlich schlecht', und nein, der Mini ist nicht gekippt oder gepanscht, der ist einfach langweilig, dumpf, überflüssig.
Vielleicht erklärt das auch einfach, warum er sich scheinbar nicht verkauft hat?
Keine Bromance, das reicht gerade für nen Facepalm, ihn retten nur die natürlichen Duftanteile, wenigstens riecht er nicht billig.
Mehr wie 50% ist da nicht drin, leider....

Als besonderer Leserservice hier eine Zusammenfassung des Kommentares:
Der Duft ist gut, die Pulle dämlich.

Ich fand die dargebotenen Packungsgrößen und -materialien immer schon irritierend bis fragwürdig, zumindest hielt mich der Auftritt im Fenster unserer Drogerie, eingerahmt von verschiedenen Flaschen Admi-Wein und dem nonchalanten 4711 Aufsteller immer vom Kauf ab.
Aber damals war ich ehrlicherweise auch viel zu jung, diesen Klassiker angemessen würdigen und auch (ver)tragen zu können.
So gruselte ich mich entweder über Gallonenabfüllungen von Brut33, oder grinste beim Anblick dieses Tom Selleck Gedächtniskettchen, welches die edleren Pullen ziert.
Aber es muss ja etwas dran sein, immerhin wird das Produkt ja unbeirrt so verkauft, also kann es ja nur am Inhalt liegen, und der ist mal objektiv olfaktorisch ordentlich.
Brut begleitet nicht nur durch den Morgen, nein, er ermöglicht dir mit einem frischwürzigen Start, nicht alkoholisch überladen, beim Bäcker minzig-mentholisch duftend Mürbchen zu mümmeln, folgend den sanftwürzigen Abtritt von der Hautbühne stattfinden zu lassen und später, durchaus noch vor dem Mittag, zur Freude aller zB mit One Man Show angemessen nachzulegen.

Ein feiner Kerl, der zurecht angeboten und auch gekauft wird, unbestritten.

Ein Sarg.
Ein Sarg aus Holz, fünfmeterdreissig breit und bestimmt vier Tonnen schwer, getränkt mit Schweiss und Blut der Möbelmonteure von "Wohnkultur Fröhlich".
Das war ihre letzte Erinnerung an den Weihnachtsabend 1978, danach wurde zwar hin und wieder die Tür ihres trockenholzigen Verlieses geöffnet, scheinbar irgendein Feiertagsritus, und ein paar Gläser, das abgegriffene Kartenspiel, oder ihre besten Kumpels, Weinbrandbohnen von Sprengel "ohne Kruste" herausgeholt. Die Meisten kehrten irgendwann zurück, geringe Verluste waren ausserhalb ihrer Schrankwelt scheinbar zu verzeichnen und hinzunehmen.
Bis auf den einen denkwürdigen Tag, da bahnte sich was an, das grelle Sonnenlicht blendete, schnelles Abwischen des Kartons, ein begutachtender Blick ins Innere desselben.
" Tun wir nach Ebay."
Das war alles. Dann waren sie genau so schnell wieder im Schrank, der Ruhepuls kam langsam wieder unter 200.
"Tun wir nach Ebay."
War das ein Mantra? Eines das für eine glorreiche Zukunft stehen sollte?
Wertschätzung am Ende gar?
Oder verbarg sich hinter den 4 Heilsversprechenden Buchstaben nur
ein anderes Verlies, moderig und ohne Beschwipste Bohnen?
Oder ging es etwa wieder nach Hause, heim in die Glockengasse?
Mit verklärtem Blick gingen unsere beiden Protagonisten in sich, ja damals, damals hatten sie sich glatt verliebt, verliebt in die flinken, gefühlvollen Finger der Dame bei 4711, ihrem Geburtsort.
Dort wurden sie behutsam in ein Bett aus sorsam gefalteten, braunglänzendem Stoff gelegt, jeder für sich, und sorgsam wurde der Karton geschlossen, nicht ohne vorher den korrekten Sitz der Beiden, Aftershave und Herrenseife, auf ihrem filigran gearbeiteten Bett zu überprüfen und zu korrigieren. Jeder hatte sein eigenes, ansprechend gemachtes Bett, braunglänzend und feudal.
Sie genossen das .
Sie genossen auch in der Auslage einer gutbeleumdeten Inhabergeführten (sic!) Drogerie in bester Lauflage einer mittelmässig großen, mittelmässigen Stadt im mittleren Zonenrandgebiet auf ihre Kundschaft zu warten. Interessierte können jetzt mit der Suchmaschine ihres geringsten Misstrauens nach "Bebraismus" suchen, dann wird das Ganze klarer...

Es näherte sich die vorletzte Dezemberwoche 1978:
Kundschaft kam, silberner Maurerporsche*, beide um die 40, anständige, ehrliche Leute.
Die beiden Schachtelbewohner waren so aufgeregt! Sie wollten doch nur gutes tun, die Menschen erfreuen, und legten sich ins Zeug, wurden auch ihren Betten enthoben und begutachtet:
"Schön würzig!"
"Aber nicht so, wie dein Marbert, den würde ich mich nie trauen zu schenken, Testosteron auf Flaschen gezogen ist das."
"Stimmt wohl. Der Zeder hier, alle Achtung, immer fein, etwas zurückhaltend, kann ich auch auf Christas Hochzeit tragen."
"Ja, könntest du. Aber jetzt geht es um Weihnachten und Albert."
"Ich finde den fein, und schau mal, wenn du ein wenig wartest, riecht der wie eine ältere Ledertasche innen. Aber trocken und leicht."
"Stimmt auch. Und die Herrenseife ist eh' ein Traum." Irgendwie samtig...."

Natürlich wurden die Beiden gekauft, fein in Geschenkpapier eingeschlagen, und Weihnachten nicht ohne Stolz überreicht, wegen der eigenen Überzeugung anderen was gutes zu tun.
Es war ein schönes Weihnachstfest im verschneiten Bebra, Eternitbeschützte Glückseligkeit.

Mittlerweile, knapp 40 Jahre später ist uns klar: Albert hatte keine Ahnung und die beiden in sein Eichenverlies verfrachtet und dort schmoren lassen, ach was, noch schlimmer, mit Missachtung gestraft.
Oder sollten wir ihm eventuell nicht sogar dankbar sein? Gut möglich...
Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, das noch tausende dieser Geschenksets das selbe Schicksal teilen.
Rettet sie!
Es kostet weniger, als ihr denkt...

* Ford Capri

Schwierig dürfte es sein, einen bekannten Duft mit über 80% auszustatten, wenn man selber quasi noch im Tal der Ahnungslosen herumdümpelt.
Aber zagt Euch nicht, wir bekommen das hin.
Die Welt der Halstons ist groß, wir schnappen uns nur einen ganz kleinen davon, quasi ein wenig Glas, getönt, etwas Pappe(in Kartonform) kein "Grüner Punkt" geschätztes Alter etwa 1990, wir haben auch nicht die aktuell gängige Größe von 4,2 fl. Oz. vor uns, sondern begnügen uns mit 4.0 fl.Oz.(Alle Älteren haben scheinbar gerade Größen)
Soweit, so selten, wir bekommen hier eine Würzige Bleistiftparade at its Best vorgeführt, Blümerant auch latür, knochentrockene Vorführung ohne abrundendes Beiwerk.
Bei mir reiht er sich wunderbar ein in die Phalanx restsüsser 70er/80er Pretiosen, welche einfach mal aufgetragen werden wollen.
So wie gute, des Alterns werte Moselweine. Restsüss. Mit Zuckerschwänzchen und Petrolnote....