Seguiriya

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1 - 5 von 11
Seguiriya vor 2 Jahren 9 5
Grau - gelb - blau - melba
Dieser Duft ist der größte Verwandlungskünstler den ich bisher unter der Nase hatte. Er nimmt mehrere überraschende Duftwendungen in immer wieder anderes Terrain.

Der Anfang: der Anfang riecht nach Belle Epoque in Iris. Eine fantastische butterige Irisnote die unterstützt durch Lavendel, Salbei und Minze betört. Dabei ist keine der 3 krautugen Noten wirklich herauszuriechen. Nichts ist dabei staubtrocken sondern eher etwas seriös und vor allem groß. Wer Iris liebt ist hier mehr als bedient. Der Pfirsich gibt dem ganzen eine gewisse Weichheit. Aus meiner Sicht ein Duftereignis. Allerdings eines von nur kurzer Dauer.

Die Mitte: als nächstes blitzt der Pfirsich auf und verbindet sich zusammen mit der Narzisse und dem Kissen aus Rose und Jasmin zu einem sehr blumig süßen Bouquet. Es riecht gelb. Eindeutig gelb. (um eine Richtung zu beschreiben: mir war spontan Joy von Patou eingefallen, aber lieblicher und ruhiger). Während einer ganzen Weile unterliegt die Komposition dieser Ruhe.
Was der Duft nun macht ist mir unerklärlich, ich weiß nicht was ihn plötzlich zu L'Heure Bleue werden lässt. Veilchen? Woher kommst Du so plötzlich? Ein erstes Stelldichein der Nelke. Stellt euch L'Heure Bleue vor ohne die würzige Basis, aber mit Pfirsich lieblich und besonnen. Der Duft strahlt nicht. Es ist eher ein glimmen in den uns so vertrauten Tönen, ruhig und beständig, und plötzlich wirkt alles wieder so als wäre es schon immer so gewesen.

Das Ende: fortan bewegt sich die Komposition in Richtung Akazie und Vanille. Auf meiner Haut ist die Nelke zusammen mit der Veilchennote jetzt nicht mehr wahrzunehmen. Eine nur leichte pudrigkeit begleitet noch die eher süße Eleganz. Am Ende bleibt Vanille und eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten und Blüten.

Die Haltbarkeit könnte besser sein und die Sillage ist gemäß einem Extrait nicht groß sondern eher moderat.
5 Antworten
Seguiriya vor 3 Jahren 4 1
Neu alt?
In der Drogerie in der ich die ach so erschwingliche Miniatur erworben habe (das ist Spanien), versicherte mir die Verkäuferin dass es sich um einen Duft handele der schon ziemlich lange existiere. Und ganz ehrlich, als ich ihn probierte habe ich keinen Moment daran gezweifelt.
Wenn ich richtig informiert bin war Giovanna ursprünglich ein Parfum von Parera. (Eines der klassischen, spanischen Häuser, man denke "Varon Dandi. Hier auf Parfumo werden dafür jedenfalls sehr andere Noten angegeben)
Ich weiß leider nicht ob De Ruy sich an die originalformulierung gehalten hat.)
Der Duft riecht nach Vintage. Er ist leicht pudrig mit starken etwas altmodisch anmutenden Blumennoten (vor allem Gardenie und Jasmin) und viel Patchouly in der Basis, der durch den Honig etwas gemildert wird. In den Kopfnoten ist die Orange am deutlichsten.
Ein interessanter sehr erschwinglicher "vintage" Duft, für die, die das mögen. Und nur für freunde von Patchouly. Die qualität liegt ein bisschen über dem günstigen Preis, würde ich sagen.
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Seguiriya vor 3 Jahren 2 1
Orangenblütencreme
Victorio y Lucchino können ausser Mode auch Parfum. Meiner Meinung nach allerdings ausschließlich Orangenblütendüfte. (der Azahar zB) . Alles Andere was ich an Parfum des Hauses getestet habe sagte mir persönlich nicht zu, weil sehr symthetisch riechend. Was will man allerdings auch erwarten bei Parfum das für ca 10€/100ml verkauft wird.
In Spanien sind diese Parfums für den Alltag offensichtlich sehr begehrt, sind sie doch in allen Drogerien, ja sogar in einigen Supermärkten zu bekommen.
Ich bin seit Langem auf der suche nach einem guten Orangenblütenduft, für den ich auch beteit bin entsprechend Geld zu bezahlen wenn er mir dann unterkommt. Neulich in der Drogerie also sah ich diese, ansprechend verpackte limitierte Ausgabe von V&L, und testete obgleich ich mir nichts erwartete.
Zunächst gab es einen Eindruck von zitrischer Frische (wer hätte es auch gedacht...) und dann meine Überraschung. Da war eine ziemlich realistisch riechende Orangenblüte. Wie machen die das? Das ist Chemie pur hier. Ausser der Orangenblüte würde ich im Hintergrund eine Spur Jasmin vermuten, der die Blumigkeit unterstreicht. Eine Basis aus cremigem hellem Musk begleitet die Blüten
Ich also zurück ins Geschäft und mir die Alltagserfrischung geholt. Und nein, es ist selbstverständlich nicht meine Lieblingsorangenblüte, aber bis die auftaucht hab ich einen zartcremig frischen Ersatz.
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Seguiriya vor 3 Jahren 13 4
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Après l'Ondée, die Irdische
Der Drydown liegt noch zart auf meinem Handgelenk, habe ich diesen Traum doch heute testen dürfen.
Der Auftakt erinnert tatsächlich sehr an Après l'Ondée. Anis, Veilchen, Heliotrop, Iris. Zart, pudrig und unschuldig. Als nächstes stellt sich sehr forsch ein Lederakkord vor. So als wollte er einem die Hand reichen, und stellt dabei kurz alle anderen Beteiligten in den Schatten. Mais il est Guerlain, monsieur!, und mit einer eleganten Verbeugung tritt er dezent zurück, um zartem Grün, Moosen und Erdtönen die Hand zu reichen. Und da ist wieder eines dieser Pastellbilder wie sie nur Jacques Guerlain zu schaffen vermag. Diesmal in zart blauviolett auf blass moosgrünem Boden. Nebelschwaden ziehen durch die Landschaft und verweben Himmel und Erde. Die Erdtöne haben eine sehr dezente Süße, durch die Vanille. Und ich hätte geschworen dass hier der feinste Patchouli so perfekt kombiniert ist, dass sogar ich als Patchoulimuffel restlos von seiner Gegenwart überzeugt bin. Vielleicht bin ich aber auch deshalb überzeugt weil es eben in diesem Fall kein Patchouly ist..... Nach Erde und zartem Grün riecht es jedenfalls. Und gleichzeitig vollkommen elegant und blumig pudrig. Die Noten sind so gekonnt vereint dass für meine Nase weder Rose noch Jasmin deutlich als soche wahrzunehmen sind. Als Teil des Ganzen aber dennoch.
Interressanterweise ist der Lederaspekt relativ bald verschwunden. Die feucht-grüne Erde blieb hingegen lange. Und zu meinem persönlichen Entzücken sind Iris und Veilchen während des gesamten Duftverlaufs die Hauptdarsteller. Der Duft ist auch gegen Ende hin, und entgegen meiner Erwartung, nicht etwa in Vanille und Lederkomponenten (hier rieche ich zB deutlich Nelken) ausgeklungen. Nein, dieses herrliche Pastellbild ist in seiner Gesamtheit langsam verblasst und hat sich zusammen mit den Irisnebelschwaden aufgelöst.
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Seguiriya vor 3 Jahren 13 3
Cabaret
So duftet ein Cabaret.
Üppig aufgetragener, kirschroter Lippenstift, das Gesicht schnell noch mal nachgepudert bevor es raus geht auf die alten Bretter, die die Welt bedeuten.
Der Laden liegt nicht in der Vonehmsten Gegend von Paris, aber hier zelebriert sich ein ganz eigener Adel jede Nacht: beinharte Profis sind das, die wissen wer sie sind und dass das Leben letztlich endlich ist und viel schöner Schein, der hier mit harter Arbeit und Leidenschaft bedient wird, und davon nicht zu knapp. Im staubigen Scheinwerferlicht fordern sie die Bedeutungslosigkeit des Alltags heraus, Nacht für Nacht. Schauspieler, Tänzerinnen, Sänger, Akrobaten feiern das Lebendig-Sein. Und das Publikum feiert mit.
Und wenn der alte Pförtner, der Josephine Baker noch persönlich kannte, morgens um 5 die Türe abschließt, erinnert er sich nur manchmal an die vielen Kollegen, und den einen oder anderen Besucher, die hier schon ein-, und aus gegangen sind. Das waren Zeiten! Zum Glück sind sie noch nicht ganz vorbei!

Ein super, klassisch konzipierter blumig würziger Chypre. Kirsch-fruchtige, blumige Noten, dabei etwas puderstaubig und tief holzig, moosig in der Basis. Der Anlass muß stimmen, dann ist dieser aussagestarke Duft umwerfend.
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