Seguiriya

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Rezensionen
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6 - 10 von 11
Seguiriya vor 3 Jahren 7 4
Ginstergeist
Heute ist wahrscheinlich keine Ginstertinktur mehr im Floridawater enthalten. Sie war allerdings ursprünglich das Herzstück dieses EDC, ja gab ihm sogar seinen Namen (von Genista Florida, dem spanischen Ginster).
Der heute vermarktete Duft ist leicht zitrisch, mild, nach Spearmint und Gewürzen duftend. Im hintergrund nur leicht blumig, ob Ginster oder Jasmin, wer weiß?
Und ja, er macht sich gut als Haarwasser. Er wirkt sogar etwas pflegend und glättend. Als Mundwasser würde ich ihn zur Not auch hernehmen, alle anderen Verwendungen die man ihm nachsagt möchte ich dann doch nicht ausprobieren. Der Knüller schlechthin ist übrigens der Aufkleber hinten auf der Flasche. Da steht: flüssige Duftzubereitung für religiöse Zeremonien, das Parfumieren von Kerzen und zur Durchführung von Ritualen. Nicht einnehmen, Kontakt zu Augen und Haut vermeiden. Für Kinder unzugänglich aufbewahren.
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Seguiriya vor 3 Jahren 6 1
Portrait of a lady in disgrace
Dieses Parfum ist ein Bild. Ein feines Portrait in Gouache gemalt, gesehen durch die Augen eines Liebenden. Es hält sich detailgenau an die bekannte Romanvorlage. Jardins d'écrivains Düfte sind im allgemeinen mit großer Kenntnis der entsprechenden Romanfigur bzw. des entsprechenden Autors kreiert. So auch die Kameliendame. Ihre Komposition ist nicht kompliziert, so wie Marguerite im Roman ein Mädchen vom Lande ist. Besonders schön finde ich dass Wildpflanzen die in Frankreich beheimatet sind Teil der Kompositionsind und ihr eine Natürlichkeit verleihen die Marguerite zueigen ist. Die jugendliche Frische drückt sich im Eisenkraut und der Orangenblüte aus. Dem Wacholder kommt noch eine andere wichtige Rolle zu, wie wir noch sehen werden.
Veilchen und Rose sind Blumen die im 19. Jh. Als Söliflore von den Damen getragen wurden und die Kamelie war Marguerites Erkennungszeichen, sie trug stets eine an Ihrem Gewand. Wer sich nun fragt warum eine Kurtisane nicht eine “verruchtere“ Komposition zugestanden wird, der hat den Roman nicht gelesen. Armand, der Mann der sie liebt, beschreibt sie von betörender äußerer und innerer Schönheit, was mit tugendhaft beschrieben würde wäre sie nicht durch widrige Umstände in das Leben geraten das sie lebte. Der Herzakkord ist somit auch glatt und harmonisch. Keine der drei Blumen tut sich besonders hervor. Es ist auch dieses Herz das dem Duft seine besondere Schönheit verleiht.
Anstatt hier nun eine klassische Rose-Patchouly Komposition zu liefern, greift der Parfumeur zu der bitteren, wilden Wacholdernote. Ein Kunstgriff, wie ich finde, der die Tragik, das Bittere, im Leben dieser Frau, die schließlich, wie ihre Romanvorlage Marie Duplessis, sehr jung an Tuberkulose versterben wird, beschreibt. Der Wacholder ist die ganze Zeit im Duftverlauf präsent und ich könnte mir vorstellen dass es genau das ist was einige Leute an dem Duft stört. Es ist eine Gratwanderung, die in dem Duft riskiert wird, so wie im Leben das Bittere stört, und manche Menschen es eher ertragen als andere. Schließlich stört es den hingerissenen Armand Duval im Roman auch nicht so sehr dass er sich nicht heftig in die Schönheit verliebt.
Musk und Sandelholz bereiten schließlich eine geschmeidige Basis die an den natürlichen Duft von Haut erinnern, und ein schönes sinnliches Element beisteuern. Kardamom und Sandelholz erinnern an die damalige Faszination mit dem Orient. Es ist davon auszugehen dass Marguerite Kashmirschals trug die damals groß in Mode waren. Ort und Zeit sind hier im Duft genau beschrieben.
Man söllte den Duft eher nicht blind kaufen. Er ist eigen und sehr schön.
1 Antwort
Seguiriya vor 3 Jahren 8 2
Noch mal von Anfang,
Ich hatte diese Rezension versehentlich unter dem “Parfum“ eingestellt, besitze aber das “Cologne“ ( in der gleichen schönen Flasche die bei dem Parfum abgebildet ist) für die, die sich wundern dass ich die Rezension gelöscht habe. Außerdem habe ich eine Anmerkung von einem Parfumo bekommen, die mich in dem Zusammenhang dazu bringt den Text etwas zu verändern.
Abgesehen von seinem hohen AIter interressierte mich an Rève d'Or die Ähnlichkeit zu Chanel Nr.5 die ihm nachgesagt wird. Ein Parfumkritiker nennt ihn einen Vorläufer von Chanel Nr.5 und in vielen Rezensionen auf anderen Parfum Foren wird er als ähnlich beschrieben. Ich persönlich kann das nicht finden. Was ich allerdings wahrnehme ist eine stark aldehydische Kopfnote , die, wie mir von dem Parfumo “Otherwise“ dargelegt wurde (danke!) eigentlich gar nicht da sein kann, da es zur Zeit der Kreation des Duftes noch keine Verwendung von Aldehyden in der Parfümerie gab. Ich könnte mir vorstellen, dass es die Orangenblüte in Zusammenhang mit der Geranie ist, die diesen Effekt bewirkt (oder die Formulierung ist irgendwann geändert worden). Die Orangenblüte als solche vermisse ich in dem Duft, da wäre also eventuell eine Erklärung dafür.
Alle anderen Noten sind dann auch direkt wahrnehmbar. Die Blüten zusammen mit der Pudrigkeit des Heliotrop und dem Grün des Vetiver kreieren eine Nelkenillusion, die im besten Sinne vintage riecht. Für mich ist der Duft genau das: ein Nelkenparfum im alten Stil. Es hat eine Herbheit, die heutzutage Damenparfums im Allgemeinen nicht zugetraut wird. Wenn man bedenkt dass Jicky und Reve d'Or aus dem gleichen Jahr stammen bekommt man einen schönen ersten Eindruck von der Parfumerie Ende des 19. Jahrhunderts.
Im weiteren Verlauf passieren nun zwei Dinge: erstens die aldehydartigen Noten werden schwächer und damit verringert sich eine anfängliche Schärfe. Zweitens kommt das Sandelholz der Basis immer mehr zur Geltung. Dabei verschwindet aber keine Note vollkommen. Die Gewichtung verlagert sich. Der Duft wird im Verlauf immer ruhiger und runder.
Obwohl ich Nelkenduft sehr mag trage ich Reve d'Or nicht. Er ist mir persönlich zu herb. Ich mag den Duft an sich trotzdem sehr.

Noch ein Nachtrag: bei weiteren Recherchen habe ich auf "Cleopatras Boudoir" gelesen dass der Duft 1905 leicht reformuliert worden ist und die Kopfnoten um die Note Methylaldehyd erweitert worden ist. Das Rätsel um die Kopfnoten ist gelöst!
2 Antworten
Seguiriya vor 3 Jahren 7
5
Flakon
10
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Jetzt aber schnell!
Wer Lutece noch in einer ursprünglichen Variante kennen lernen oder besitzen möchte sollte sich die Version von Prism holen solange sie noch zu haben ist. Der neue Lutece von Five Star ist ein völlig anderer Duft. Der Ursprüngliche ist Aldehyd-Floral und sehr pudrig Rosenholz, Iris und Hölzer machen neben den Blüten das Herz aus. In der Basis teilen sich Musk und Vanille den Vorrang. Beide sind reichlich vorhanden was zusammen mit den Gewürzen einen weich einhüllenden Ton hat. Alles in allem riecht er klassisch, stark und nach Vintage. Ich mag ihn.
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Seguiriya vor 3 Jahren 1
6
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Auf der Suche nach Flieder?
Flieder ist eine seltene Note finde ich. Hier ist ein fast reiner Fliederduft! Die Mimose hält sich sehr im Hintergrund. Es ist eine nicht sehr Komplexe Komposition, die sich linear verhält. Auf Dauer war der Duft mir zu synthetisch, aber für 13€ kann ich nicht wirklich viel Natur erwarten. Und Trotzdem, wer Flieder sucht wird ihn hier finden!
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