Serenissima

Serenissima

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11 - 15 von 1057
Serenissima vor 2 Monaten 15 13
6
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Winterausklang
Jahrelang durchstreifte ich unseren Botanischen Garten in Dahlem zu jeder Jahreszeit und lernte so nicht nur die unterschiedlichsten Pflanzen kennen, sondern auch den Kreislauf der Natur.
So weiß ich natürlich auch, wo ich welche Bäume, Büsche und Blumen finde, wo die Magnolien am frühesten und am schönsten blühen, die zartfarbenen, filigranen und gefüllten Obstbaumblüten sich im Laufe der Zeit zu prallen, reifen Früchten verwandeln und dass gerade jetzt, wo die Tage endlich wieder länger werden, in einem der großen Glashäuser die traumhafte farbige Pracht der Azaleen und Kamelien lockt.
Auch im Freiland trieb ich mich herum, wohl wissend, dass mich der anschließende Aufenthalt in den Gewächshäusern schnell wieder wärmen würde und freute mich jedes Jahr zum Winterausklang über die blühende Zaubernuss/Hamamelis, von denen mehrere Büsche am Ende der Buchenallee am Eingang Königin-Luise-Platz stehen.
Blühende Zaubernuss, selbst noch bei hohem Schnee, bedeutet: „Der Frühling ist auf dem Weg; der Winter kann so langsam seine Koffer packen: Also los, Gevatter!“

Dieses Gefühl des nahenden, so ersehnten Frühlings, des bald endenden Winters vermittelt „Dust of Snow“, einer der sowohl interessanten als auch zwischendurch immer wieder einmal tragbaren Düfte der Marke Alkemia.
Diese Duftkompositionen sind keine täglichen Begleiter; für mich sind sie Impressionen, Duft gewordene Einschlüsse eines Augenblickes, der als solcher genossen werden sollte.

Kühl und erfrischend ist „Dust of Snow“, allein schon durch die darin enthaltenen ätherischen Öle: Zitrisch angehauchte Ingwerschärfe sorgt für kühle, belebende Augenblicke, die durch balsamische Tannen- und leichte Harzrauch-Akzente und etwas meiner Nase Fremdes reicher und wärmer zu werden scheinen und die Helle und schüchterne Wärme der Wintersonne vermitteln:
Willkommene Wintersonnenwärme auf dem Rücken und tanzende Lichtfacetten auf dem Schnee, während ich mit alljährlicher Freude und voller Dankbarkeit die Vielzahl der fragilen gelben und eher rostig-roten Zaubernussblüten an noch nacktem Gehölz begrüße.
Unvorstellbar, dass hieraus die heilenden, entzündungshemmenden Salben und Tinkturen hergestellt werden: Die Natur und ihre Schätze!

Gelingt es mir die erste, Duft eröffnende Ingwerschärfe („nipping at my nose“) von „Dust of Snow“ ohne Niesen und tränende Augen zu überstehen, richte ich mich gemütlich in der balsamischen Ruhe dieses Duftwesens ein, fühle mich warm umarmt, als trüge ich einen dicken kuscheligen Woll-Pullover (vielleicht doch mit etwas Ingwer-Kratzen?).

„Dust of Snow“ ist für mich ein duftendes Sinnbild aus Winterausklang und Frühlingserwachen; hier liegt beides ganz dicht beieinander.
Wie erwähnt: Kein Duft für den Alltag, aber ein die Sinne schmeichelnder Ausflug, eine angenehme Flucht aus diesem.
Sillage und Haltbarkeit liegen im normalen Durchschnitt.
Alles in allem ein angenehmer Begleiter für einen Spaziergang durch erwartungsträchtige Stille und Kälte, das Gesicht dem ersten Streicheln der noch blassen Sonnen zugewandt.
13 Antworten
Serenissima vor 2 Monaten 17 12
6
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Hexenkraut? - Duft-Magie, aber keine Zauberei
Alkemias „Green Witch“ ist herrlich grün, herrlich würzig und erstaunlicherweise (bis auf den Scheinhasel) kein Heuschnupfen-/Allergiekandidat!
Hier entwächst mit zunehmender Zeit des Tragens ein entspannender, duftintensiver Spaziergang durch einen aromatischen, später eher balsamisch lichten Wald, in dem man problemlos eine Kräuterfrau mit ihrer Kiepe auf dem Rücken treffen könnte: „The Green Witch“!

Trotz der kräftigen dunklen Würze spielen scheinbar Sonnenstrahlen durch das Grün. Lichthungrige Bodendecker, wie Zitronenverbenen, könnten sonst gar nicht gedeihen: Und sie verdeutlichen in dieser Duftkomposition Licht und Sonne – das warme Helle im Dunkel!

Eine Aromen-Vielfalt aus unterschiedlichen Hölzern, schon lang gelagerten und frisch geschlagenen, leicht bitterer Ebereschenrinde (lang ist’s her, dass ich aus den Früchten der Bäume Mus kochte!), und dem würzigen Saft schnittfrischem Salbeis trifft sich mit dem des „Großen Hexenkrauts“:
Nicht nur äußerlich und innerlich heilend; der ihm innewohnende Pflanzengeist soll die Seele des Trägers mit der „Anderswelt“ verbinden – so geht die Sage.
Hexenkram? Altweibergeschwätz? Wer weiß!
Eher eine reiche würzige Duftmischung, in deren Schatten noch einige seltene Waldorchideen (auch die „Frauenschuh“ genannten, so schön anzusehenden) ihre Heimat finden, uns leise sinnlich duftend verführen und die Sinne streicheln, und deren Charme sogar das immer etwas mürrisch gestimmten Eichenmoos freundlich grüßt.

Ist diese Duft-Komposition nun wirklich schon Parfum oder ist es noch Aromatherapie?
Ich weiß es nicht; vielleicht „sowohl – als auch“!
Für mich ist "Green Witch" einfach Wohlbehagen: Eine würzige, entspannende Auszeit im Grünen – aus dem Moment (dem Öffnen des Flacons und Sprühen) geboren und ohne große Fahrten oder Wanderungen schnell erreichbar.

„Alkemia“-Duftkompositionen sind nicht alltäglich; sie alle folgen ihrem Weg und geben uns wohl auch gern Rätsel auf.
Aber ist das falsch?
Ein Moment des Nachdenkens, des Grübelns, des In-sich-Gehens in einen aufgesprühten Duftschleier gehüllt – warum nicht?

„Green Witch“ berührt mit einer besonders würzigen Magie, auch ohne den Glauben an Hexenwerk und dunkle Mythen.
Diese noch jugendfrische „grüne Hexe“ begleitet einige Zeit auf angenehme Art und Weise; es lohnt sich ihrem Charisma nachzuspüren und schon allein dadurch Entspannung zu fühlen.
12 Antworten
Serenissima vor 2 Monaten 14 12
6
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
was ist das denn?
„Forest Patchouli“ ist kein goldbrauner, sondern ein grünbrauner Patchouliduft!
Toll!

Statt goldenen Adern und Einflüsse, finde ich Kiefer- und Tannennadeln und interessante Gewürze im schweren dunklen Boden und somit einen ganz spezielles Dufterlebnis:
Aromatisch, würzig und balsamisch zugleich.

Ob es nun genau diese erwähnten Düfte von Sibirischen Zirbelkiefern und Balsamtannen handelt, weiß ich nicht: Ich rieche nur einen herrlich schweren Patchouli-Duft, der so ganz anders als bekannt und geliebt ist.
Pfeffer und geriebene Muskatnuss, gut dosiert, auch einige Nelken würde ich vermuten.

Auch dieser zweite Duft der Marke „Alkemia“, den ich testen durfte (der erste war „Book of Shadows“), hat mich sofort in seinen Bann gezogen.
Nicht nur, weil ich Patchouli in all seinen Facetten im Laufe der Jahre lieben gelernt habe, auch weil er sich so ganz anders, so mystisch-dunkel und intensiv die Sinne berührend, auf meiner doch sehr kühlen, hellen Haut entwickelt.
Ein tiefes Waldesdunkel, in das die ätherischen Öle der Nadelhölzer tanzende Lichter zaubern:
Duftende Irrlichter über schwerem, feuchten Patchouligrund – außergewöhnlich und wunderschön!

Ich glaube, es ist ganz gut, dass hier Sillage und Haltbarkeit nicht unendlich sind.
„Alkemia“ steht für mich nach den bisherigen Erlebnissen für „Momentaufnahmen im Duft“.
Mysterien, die stundenlang umherschweben, verlieren ihren Zauber:

Also ist es besser so: Alles passt und meine Neugier auf die bisher noch verschlossenen Geheimnisse der noch bei mir liegenden Abfüllungen ist sehr groß!
Ich liebe Mysterien im Duft!
12 Antworten
Serenissima vor 2 Monaten 16 8
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
... but not for me!
Allein schon meine Wahl der Überschrift (ein Song aus dem Musical „Girl Crazy“/1930 von George und Ira Bernstein) zeigt:
Hier sind leider unvereinbare Persönlichkeiten aufeinandergetroffen.

Es kommt immer wieder vor, dass Düfte nicht unserer Vorstellung entsprechen, unsere Haut nicht mögen, oder wie in diesem Fall, einfach zu pudrig für die schon durch die Frühblüherpollen angegriffenen Atemwege sind.
Das sollte aber kein Anlass sein, diese schlecht zu bewerten oder mit hässlichen Aussagen zu belegen: So etwas ist ist durch und durch unfair; darüber sind wir uns ja einig!
Jeder Parfümeur legt seine Handwerkskunst und häufig auch ein Stückchen von sich selbst in seine Kompositionen; beidem gebührt Respekt!
Auch wenn uns persönlich das Ergebnis nicht gefällt: Dann pflege sogar ich die Klappe zu halten!

Aber nun zu „Night Song“:
Meiner Meinung nach wohlvertraut mit den wunderbaren und meist recht opulenten, naturbelassenen Schöpfungen von Teone Reinthal, freute ich mich sehr über die Duftprobe, die ElAttarine mir abgefüllte (herzlichen Dank dafür) und sprühte großzügig:
Ich hustete; hustete eine lange Zeit bis zur beginnenden Heiserkeit!
Sollte man nicht unbekannte Gelände und Ufer achtsam und vorsichtig betreten?
So hatte man es mich als Kind gelehrt, bei „Night Song“ vergaß ich das völlig in meiner wieder so lebhaften Neugier, aber bekanntlich ist man ja immer klüger, wenn man vom Rathaus kommt. (Jedenfalls war das früher so!)
Ich dosiere künftig zum Kennenlernen sparsamer - versprochen!

Plötzlich befinde ich mich in einem Trocken-Schuppen, einer luftigen Scheune, wo die Blätter der Tabakpflanzen bündelweise von der Decke hängen und Unmengen von aromatischen Staubkörnchen, durch eine leichte Brise bewegt, im gedimmten Licht tanzen.
Eine großartige Melange aus duftvollen Harzen umschwebt verspielt und großzügig die dort kopfüber aufgehängten Tabakblättern, wohl um ihnen die Aromen von Myrrhe, Labdanum und einer schönen Dosis hellen Weihrauchs mitzugeben.
Die warme, mit weichem Oud und leicht animalischem Sandelholz parfümierte Vanille wartet zusammen mit diesen bereits erwähnten Duftnoten auf den Auftritt der „Edlen von Champaka“, um sich liebevoll und sinnberührend mit ihr zu vermählen.
Die wertvollen Blüten des sog. „Joy-Baumes“, aus denen Jean Patou damals sein traumhaftes gleichnamiges Parfum schuf, erscheinen als Höhepunkt, begleitet von „Pinkem Lotus“ (wieder einmal: Teona Reinthal liebt diesen Duftstoff) auf der für sie sorgsam vorbereitete Duftbühne.
Diese dort hängende Tabak-Ernte entwickelt sich nach einer gewissen Zeit außergewöhnlich schön und reichhaltig auf der Haut und wird so eine ganz persönliche Duftgeschichte schreiben.
„Night Song“ tut das schon, als eine ganz spezielle, überaus interessante und trotzdem tragbare Kreation mit reicher Sillage und wohlbekannter Haltbarkeit.
Wirklich schade, dass wir beide nicht miteinander harmonieren!
„Night Song“ darf weiterreisen und an einem anderen Ort, auf einer anderen Haut im Sinne dieser Komposition erklingen.

Und, nein:
Ich habe „Night Song“ nicht falsch bewertet: Es ist ein wunderschöner, reichhaltiger Duft, genau nach der Philosophie des Unternehmens Teone Reinthal Natural Perfume, der meine Bewertung voll und ganz verdient.
Aber „Night Song“ erklingt eben leider nicht für mich!
8 Antworten
Serenissima vor 2 Monaten 12 9
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Imprévu - nicht ganz unerwartet
Gänzlich unerwartet kam es damals allerdings, das Duftpäckchen von Can777, gefüllt mit drei Vintage-Düften von Coty: „Emeraude“, „Archange“ und „Imprévu“ bereicherten plötzlich meine Sammlung; alle drei Schönheiten aus einer anderen Zeit, aus einer anderen Welt.
Welch großartige Duftkompositionen öffneten ihre geheimen Duftkammern für mich.

Inzwischen durften sie weiterreisen, bekamen eine andere „Herrschaft“, die sie schmücken und erfreuen dürfen: Meine Sammlung musste (und muss) verschlankt werden und wenn sich ein besonderer Duftmensch meldet, dem ich sie gern anvertraue, gehen auch jetzt immer noch Flacons auf die Reise.

Mir bleiben, außer dem Vergnügen ihre Bekanntschaft gemacht und einige Zeit mit ihnen gelebt zu haben, hier aufgeschriebene Eindrücke, Erinnerungen oder Geschichten, oder aber wie bei „Emeraude“ und „Imprévu“ Notizen, die auf irgendwelchen Zetteln irgendwo herumliegen und mir ab und zu wieder in die Finger kommen und so Aufmerksamkeit erregen:
Farbige Duftnoten entsteigen dann rasch hingeschriebenen Worten und verknüpfen sich plötzlich wieder zu einem Kunstwerk aus unterschiedlichen Aromen, die ein harmonisches Ganzes bilden.
So auch bei „Imprévu“: Diese Komposition klingt, wohltönend und gekonnt arrangiert.
Wie könnte es bei dem Opus eines Parfümeurs namens Bernard Chant auch anders sein.

Wir treffen, wie bei jedem Kind seiner Zeit (Ausgang der sechziger Jahre erschienen), auch bei „Imprévu“ schon im Eau de Cologne einen Reichtum an wohlduftenden, gekonnt ausgewählten Bestandteilen in voller Pracht, von denen einige inzwischen leider kaum noch oder nur noch kupiert und so ihrer Ursprünglichkeit beraubt, verwendet werden.
Dazu gehören u. a. die seit Coco Chanels „N°. 5“ so lebendig übersprudelnden Aldehyde, die auch hier für den sonnendurchfluteten Charme der Zitrusnoten im frisch-würzigen, mit freundlichem Veilchenblau gesäumten Auftakt sorgen.
Die fruchtige Frische von Bergamotten und Pomeranzen erhält so ein besonderes Leuchten und entzündet zur Eröffnung kleine Aromafeuerwerke auf der Haut.
Die Sinne so geweckt, feiern sie überbordende weiße und intensiv duftende Jasmin-Akkorde und Ylang-Ylangs Strahlen, bevor sich eine klassische Basis der sechziger Jahre mit einer guten Portion Eichenmoos kratzig-würzig meldet und zu einem ausgewogenen Ausklang beiträgt.
Aromatisch harzig-rauchig und Vetiver begleitet erlangt diese Schönheit ihren Höhepunkt, wo sie durch eine Haube aus warmer Vanille und Moschus, mit leicht animalischer Note, herrlich und rund abgeschlossen, geschliffen und so zum Glänzen gebracht wird.

Unerwartet ist an „Imprévu“ nichts; wer sich ein wenig mit der Duftwelt zu dieser opulenten, vielfältigen und später auch farbenfrohen Zeit beschäftigt hat oder diese, wie ich, noch aus persönlichem, zeitnahem Erleben kennt, weiß, dass dem Haus Coty hier ein feines Duftschmuckstück (gleich in unterschiedlicher Intensität) gelungen ist; tragbar und schmückend, dabei aber auch mit einer eigenen charismatischen Persönlichkeit ausgestattet.

Dieses Eau de Cologne verfügt weder über eine außergewöhnliche Sillage noch über eine extrem lange Haltbarkeit, entspricht so aber dem, was man bei seiner Herkunft erwarten darf.
Ich fand einen angenehmen, schmückenden Begleiter durch den Tag, stilvoll mit französischer Eleganz.

Fein, dass diese herrlichen Düfte in vielen Sammlungen immer noch überlebt haben und uns auch heute noch erfreuen können, indem sie durch einfaches Sprühen unsere Träume reisen lassen.
9 Antworten
11 - 15 von 1057