Shamis

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1 - 5 von 47
Shamis vor 2 Jahren 22 11
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Das Pfefferkuchenmännchen
Kürzlich durfte ich an einer Führung durch den Bremer Ratskeller teilnehmen und erfuhr bei dieser Gelegenheit eher zufällig die eigentliche Bedeutung des Begriffs "Angels` Share": als "Engelsanteil " oder auch "Schluck der Engel" bezeichnet man den Alkoholanteil, der während der Lagerung von Wein oder (vorwiegend) Whisky in Holzfässern verdunstet und so unwiederbringlich verloren geht. Als wir zum krönenden Abschluss der Führung noch für eine sehr begrenzte Zeit Einlass in den den Rosenkeller erhielten, kam ich selbst in den Genuss dieses "Engelsanteils". Riesige Fässer mit Jahrhunderte alten Weinen werden dort gelagert und erfüllen die Luft mit ihrem umwerfenden Duft. Lange darf sich dort wie gesagt niemand aufhalten; den Weinen tut es nicht gut und den Menschen noch viel weniger: man wird betrunken, wenn man zu lange die alkoholgeschwängerte Luft einatmet. Ein Erlebnis war es allemal.

Heute nun beschloss ich, endlich meine Probe "Angels' Share | Kilian" zu testen und mit dem Angels' Share aus dem Rosenkeller zu vergleichen. Die Duftnoten Cognac und Eichenholz lassen ja schon ein wenig hoffen, dass der Duft diesen Ausdünstungen nachempfunden ist. Doch um es kurz zu machen: ich konnte keine Ähnlichkeit feststellen. Schade. Für mich riecht Kilians Engelsanteil vor allem gepfeffert, wenn auch im Sinne von Pfefferkuchen/ Pfefferkuchengewürz und nicht etwa von Pfeffersalami. Das finde ich an sich recht angenehm: tatsächlich habe ich eine kleine Schwäche für würzig süße Parfums. Andererseits befinden sich aus diesem Grund eben auch schon mehrere würzig süße Parfums in meiner Sammlung und ich habe schon so manches in der Richtung gerochen. Als neu oder gar speziell empfinde ich Kilians Engelchen nicht.

Am besten gefällt mir der Start, der mich sofort an ein Pfefferkuchenmännchen denken lässt. Das Würzige steht noch im Vordergrund, wird aber zunehmend durch Süße überlagert. Etwas weniger Praline und Vanille hätte mir hier besser gefallen. Oder ist es einfach noch zu warm für solche süßen Kracher? Im Herbst und Winter ist er sicher recht schön zu tragen. Allerdings habe ich bei dem klangvollen Namen und dem gepfefferten Preis nicht damit gerechnet, dass dem wunderschönen Flakon ein grinsendes Lebkuchenmännchen entsteigt.
11 Antworten
Shamis vor 3 Jahren 18 15
9
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
בײַ מיר ביסטו שיין
Ich übersetze mal eben: bei mir bist du schön. Und mag damit auch gemeint sein, man findet jemanden schön - ich finde den Ausdruck manchmal wunderbar treffend. Ich muss dabei immer an Menschen (und Tiere) denken, die sich erst in der für sie richtigen Gesellschaft voll entfalten, ja regelrecht aufblühen können. Und es trifft auch absolut auf "1902 - Lavande" zu: bei mir ist er schön!

Ich muss nun mal eine Lanze brechen für diesen verschmusten kleinen Lavendelduft, über den ich vor Erhalt schon neugierig alles gelesen habe. So richtig für sich einnehemen konnte er offenbar niemanden (und erstaunlicherweise kann ich so einige Dufteindrücke davon durchaus bestätigen). Er beginnt mit einer harsch krautigen Lavendeldröhnung Richtung "Uralt Lavendel", die bei mir aber recht schnell verfliegt. Danach zeigt er mir sein verträumtes weiches Herz aus Vanille und etwas Pudrigem. Ganz sanft und beruhigend. Ganz lieb und schmusig. Ein bißchen erinnert er mich ab jetzt an "Eau de Lingerie" (ja, auch der Lavande ist durchaus als Wäscheduft geeignet) und "Muse Poudree"; "Muse Poudree" ist aber stärker und süßer. Mir gefällt diese pudrig weiche Duftrichtung generell sehr gut.

Passieren tut nun eigentlich nichts mehr; der Duft bleibt nach dem ersten Lavendelüberschwang tatsächlich unspektakulär. Aber sowas brauche ich manchmal auch: einfach entspannen und sich vom Duft ein wenig umgarnen lassen. Wie schön, dass er seinen Weg zu mir gefunden hat und nochmal ein großes Dankeschön an den Spender). Ich finde, wir passen zusammen: bei mir riechst du schön!
15 Antworten
Shamis vor 4 Jahren 26 16
4
Sillage
8
Duft
Vom kleinen Glück am Wegesrand
1983 gab es im Münchener Stadtmuseum die Fotoausstellung "Grün kaputt". In dem dazugehörigen Begleitbuch wurde unter dem Titel "Koniferenland" in Worten, die unter die Haut gehen, eindringlich beschrieben, was wir unseren Gärten antun: auf der einen Seite des Zauns mit viel Zeit und Geld vergiftete Wüste - auf der anderen Seite blüht es bunt am Straßenrand...

Genau dieses Bild vom blühenden Wegesrand, von Kräutern und Wildblumen und viel zu hohem Gras weckt das Parfum "Salvia" in mir. Allerdings nicht von Anfang an: beim Aufsprühen muss ich immer abwechselnd an Alpenwiesen und Sieben-Kräuter-Shampoo denken - was mir gefällt, aber nicht lange als Dufteindruck bleibt. Was folgt ist die Erinnerung an sommerliche Spaziergänge, vorbei an Wiesen und Feldern, am Fluss entlang. Links und rechts neben mir blüht und grünt es, ein leichter Wind kommt auf, weht mir einen Dufthauch in die Nase.
Bei diesem Hauch von Duft bleibt es auch. Und das ist gleichzeitig unglaublich passend und doch das aus meiner Sicht größte Manko. Ein ähnlich fragiles Duftwesen befindet sich bereits in meiner Sammlung: "Hermessence Osmanthe Yunnan". Ein wunderschöner Duft, den ich leider nur kurz beim Aufsprühen wahrnehme... Ich finde das schade. Ein wenig länger kann ich "Salvia" zwar an mir erschnuppern, aber auch nur direkt auf der Haut.

Den namensgebenden Salbei kann ich in meinem kleinen Dufthauch nicht herausriechen. Es erscheint mir eher wie ein Potpourri aus verschiedenen Kräutern und Wiesenblumen. Das ist auch gut so, denn Salbei ist nicht unbedingt meine liebste Duftnote: seit ich vor einigen Jahren einmal eine ganze Menge davon im Garten geerntet und in der Küche zum Trocknen aufgehängt habe, finde ich ihn eher ein wenig unangenehm und schwitzig, zumindest ab einer bestimmten Duftintensivität. Da sich bei "Salvia"auch einige andere Duftnoten dem Salbei dazugesellen, fasse ich den Namen hier eher als richtungsweisend (im Sinne von einem Heilkräuterduft) auf.

Und trotzdem: sollte mich der Weg einmal wieder (optimalerweise im Sommer) nach Köln und womöglich sogar in eine ganz bestimmte Parfümerie führen - ich würde mich gerne von Kopf bis Fuß mit "Salvia" einsprühen. Ich würde die Parfümerie verlassen, etwas Gutes in einem der schönen Brauhäuser essen, ein kühles Kölsch trinken und den Duft auf mich wirken lassen. Ich würde vielleicht doch noch schwach werden... Immerhin ist er mein absoluter Liebling aus der kleinen Reihe.
Nicht jeder mag Naturgärten. Nicht jeder mag "Salvia". Ich schon - beide.
16 Antworten
Shamis vor 4 Jahren 26 15
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ich bin eine Linde!
Vor einigen Jahren durfte ich an einem Wochenendseminar der Firma Weleda teilnehmen: es ging kreuz und quer durch ihr gesamtes anthroposophisches Arzneimittelsortiment und unsere Gehirne begannen vor lauter Input bald zu glühen. Um uns Teilnehmer vor der totalen Reizüberflutung zu bewahren wurden jedoch einige Entspannungsmomente eingebaut - eine gegenseitige Handmassage, mit den Füßen stampfen und gleichzeitig in völlig anderem Takt in die Hände klatschen und auch eine - so vermute ich mal - geführte Meditaton bei der wir die Augen schließen und uns vorstellen sollten, wir wären ein Baum.

An diese Meditationsübung habe ich seitdem nicht mehr gedacht, bis - ja bis ich Tilia aufsprühte. War ich seinerzeit noch in Gedanken eine Birke, so stand beim Duft von Tilia schnell fest:
ICH BIN EINE LINDE!
Und zwar ganz und gar... Der Start ist allerdings (genau wie bei der Meditation) noch etwas unrund. Ein wenig dumpf, das mag am Koriander liegen, und so als müssten sich die einzelnen (Duft)Bausteine erst noch finden. Dann allerdings wird es sehr "echt". Ich rieche nicht nur Linde, nein ich fühle mich regelrecht wie eine Linde. Oder sind es eher Impressionen einer Linde? Erst wird es süß wie Lindenblüten, Lindenblütenhonig, Lindenblütentee. Dann wird es frischer und luftiger; vor meinem geistigen Auge sehe ich frische grüne Lindenblätter, sie wiegen sich im Frühlingswind. Zwischendurch gesellt sich noch eine Heunote dazu, so als wären die Blüten und Blätter in der Hochsommersonne ein wenig vertrocknet...

Für mich ist "Tilia" ein äußerst facettenreicher Lindenduft, der sich nicht auf die typische Lindenblüte beschränkt, nein er bezieht den ganzen Baum mit ein. Doch so gelungen ich die Wiedergabe einer Linde hier auch finde - in meine Sammlung einziehen wird er nicht. Grund: zum einen haben sich, wie auch immer, bereits drei (!) Lindenblütendüfte in meine Sammlung geschlichen, und das obwohl ich kein ausgesprochener Fan dieser Duftnote bin. Vor allem aber ist mein ganz klarer Favourit der kleinen Serie "Salvia", den ich mit seiner Alpenkräuternote einfach herrlich finde.
15 Antworten
Shamis vor 4 Jahren 23 17
4
Flakon
2
Sillage
3
Haltbarkeit
3
Duft
Curiosity Killed the Cat
Das kommt eben dabei heraus, wenn man aus Neugier seine Nase überall reinstecken muss: zuerst in Taurus' Verlosungs-Thread (und es sage niemand, er hätte uns Teilnehmer nicht gewarnt!). Dann, nachdem mir das Losglück hold war und der Flakon auffällig schnell den Weg zu mir fand, in den Duft... "Curiosity Killed the Cat" war promt das Erste, was mir beim Schnuppern durch den Kopf schoß. Doch keine Angst, liebe Katzen- und Parfumfreunde: zumindest in der englischen Variante gibt es zu diesem Spruch einen zweiten Teil, der dem Ganzen eine ausgesprochen positive Wendung verleiht und der am Ende noch von mir genannt wird ;-)

Das Positive zuerst: an diesem Testkandidaten muss sich niemand lange aufhalten - man kann ihn quasi aufsprühen und sich dann direkt dem nächstbesseren Testduft zuwenden! Die Wahrscheinlichkeit, dass er es auf die Wunschliste schafft, ist eher gering und selbst wenn: teuer ist er nicht. Insofern kann man also gefahrlos lostesten. Kreativ finde ich vor allem die Dufnoten. Es sind immerhin drei (das schafft auch nicht jeder) und alle sind mehr oder weniger frei erfunden. Das lässt hoffen, dass auch der Name des Duftes einen allenfalls losen Bezug zur Realität hat. Genau weiß ich es nicht, denn russische Wälder habe ich noch nicht besucht beziehungsweise beschnuppert.

Zum Duft selbst: er hat mich auf Anhieb an ein billiges, vage süßliches Haarwasser erinnert, das meiner Erinnerung nach ganz gut in die Siebziger gepasst hätte. Vorstellen könnte ich mir auch ein Duschgel aus dem Niedrigpreissegment, bei dem man sich nicht darüber einigen konnte ob der Duft nun "männlich markant", "aufregend aquatisch" oder doch besser "sinnlich süß" werden soll. Dann eben einfach mal von allem etwas und soll der geneigte Kunde doch selbst entscheiden, was er daraus macht... Ist ja eigentlich auch egal, da die Haltbarkeit - wir halten unsere Versprechen! - colognemässig mässig ausfällt. Bei 1,99 Euro für 85ml kann man andererseits natürlich oft und großzügig nachlegen:)

Fazit: ein fast schon außergewöhnlich gewöhnlicher Duft, der aber immerhin dank seiner kurzen Haltbarkeit nicht nervt, bei mir keine Übelkeit auslöst und nicht überteuert ist. Die Duftrichtung "synthetisch-grün" kann man mit viel gutem Willen durchgehen lassen, wobei die Betonung natürlich auf "synthetisch" liegen muss. Auf die Frage aller Fragen "Ist das Parfum oder kann das weg?" würde ich antworten:
1. keine Ahnung
2. ja, das kann weg!
Also schnell noch eine Probe für einen mutigen Forumsfreund abgefüllt und dann darf der Flakon weiterwandern zu einer lieben Forumsfreundin - die genau wie ich bei der Verlosung ganz laut "HIER!" gerufen hat.

Trotz allem - es hat Spaß gemacht! Die Verlosung, das Warten auf den Überraschungsflakon, das Kommentieren und nicht zuletzt das blitzschnelle Weiterreichen des schwarzen Peters. Und in diesem Sinne beende ich meinen Kommentar mit Teil zwei des Sprichworts:
"Curiosity Killed the Cat,
but satisfaction brought it back."
17 Antworten
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