Siouxsie

Kennt ihr diese No Name - Schokokirschen á la Mon Cherry? Meine Oma hatte diese stapelweise in ihrer Schrankwand gelagert... und ja: Ich habe sie in meiner Jugend auch nicht gerade den anderen Ferrero-Produkten vorgezogen. Wenn es allerdings einmal nichts anderes gab, dann habe ich auch diese verputzt... , denn Schokolade ist in jeder Form besser als keine Schokolade!
Zurück zu den Stapeln: Da die Schoko-Kirschen dann doch den ein oder anderen Sommer dort verharrten, trockneten die Pralinen etwas aus und entwickelten diesen leicht weißlichen Schleier auf der Schokoladen-Oberfläche...
Lange Rede, kurzer Sinn: Genau diesen Dufteindruck von dunkler, trockener Schokolade mit alkoholischem Einschlag erhasche ich beim initialen Schnuppern. Die Alkoholnote zieht sich nach ein paar Minuten zurück, bleibt aber noch für einige Zeit präsent und gibt der dunklen, fast schon schwarzen Schokolade einen interessanten Twist. Über Stunden hält der Duft so an und wird dann minimal süßer und runder durch die Vanille und die Tonka.
Es handelt sich also um eine Veganer- und Diabetiker-freundliche Schokolade, ohne jegliche milchigen oder sehr süßen Duftnoten.
Ich bin mir nicht sicher, ob "Wicked Good | Gallagher Fragrances" mir als Duft zu eindimensional wäre, zum Layern ist er aber bestimmt ein perfekter Kandidat... denn alles ist besser mit Schokolade :)!

at your desire."
Das kann ich nun leider nicht behaupten... Diese Geburt der Venus entspricht so gar nicht meinem Wunsch und wird der göttlichen Namensgeberin in keiner Weise gerecht. Vielleicht hätte ich die Messlatte nach diesem Lied und dem gleichnamigen Rasierer auch nicht allzu hoch legen sollen. Letzterer wird immerhin dem Preis-Leistung-Verhältnis allemal gerecht - der Duft allerdings meiner Meinung nach nicht.
Er startet sehr süß, einzelne Noten sind schwerlich auszumachen, am ehesten wohl noch die Himbeere. Die Zielgruppe, die ich mir hier vorstellen könnte, wären Teenagerinnen, denn der Duft wirkt sehr mädchenhaft und macht eher den Eindruck eines recht beliebigen Designer-Duftes. Mit der Göttin der Liebe hat er wenig zu tun. Es ist vielleicht eher eine kindliche Geste, ein verschmitzter Augenaufschlag, ein leises Gekicher unter Mädchen, wenn ein attraktiver Junge vorbeiläuft.
Ebenso kurzweilig wie dieser Moment scheint auch die Haltbarkeit des Duftes zu sein. Er zieht sich schnell zurück und wird nach wenigen Stunden hautnah...
Und in diesem Moment wird er für mich persönlich fast unerträglich. Er erinnert mich an einen einschlägigen Raumduft. Mit diesem Spray habe ich vor Jahren den Geruch überdeckt, der übrigblieb, wenn mein Hund einmal in die Wohnung gemacht hatte und alles Reinigen nicht ausreichte, um den Fäkalgeruch loszuwerden.
Jetzt wird nicht jeder solche eine abstoßende Assoziation zu diesem Geruch haben, aber schon allein die Ähnlichkeit zu diesem Lufterfrischer reicht meiner Meinung nach aus, um dem Duft den Vergleich zur Geburt der Venus abzusprechen.

Endlich sind wieder Sommerferien und zwei der sechs Wochen kann ich bei meinen geliebten Großeltern verbringen! Wie freue ich mich jedes Jahr auf diese Zeit: Oma backt Eierkuchen und kocht Vanillepudding, es gibt Eis mit Schlagsahne, Eierlikör und Kaffeepulver. Mein Opa bringt mir das Zeichnen bei oder wie die Flaggen der unterschiedlichsten Länder aussehen und erzählt von seiner Kindheit, dem Krieg und vielen anderen Dingen, die in der Geschichte stattgefunden haben. Nachmittags gehen wir auf den Spielplatz zum Schaukeln und am Abend wird dreimal Nachrichten geschaut, es gibt Toast Hawaii. Danach wird Rommé gespielt oder irgendeine Schlagerparade geschaut.

Was hat das nun alles mit Pikovaya Dama zu tun?
Ich habe den Duft aufgesprüht und gar nicht darüber nachgedacht, ob ich ihn tragen wollte oder nicht. Vielmehr versetzte er mich sofort in die Vergangenheit Ich rieche die Seife, die bei meinen Großeltern im Bad hing (Ja, es war solch eine magnetische Halterung, an der die Seife hing, da eine Art Flaschendeckel am Seifenblock befestigt war.) und dieser mir so vertraute Geruch lässt meine Großeltern für einen Moment wieder lebendig werden und macht mich glücklich und traurig zugleich.

Natürlich wird die Seife im Bad meiner Großeltern nicht so ausgesprochen hochwertig gerochen haben wie Pikovaya Dama, denn meine Großeltern waren "ganz normale Leute" und lebten in einer Plattenbauwohnung und nicht in einem Schloss. Aber genauso wie dieser Duft das Ideal einer Seife verkörpert, sehe ich vor meinem geistigen Auge das Ideal meiner Kindheit und das Ideal meiner Großeltern.

"When I am laid in earth
When I am laid, am laid in earth,
May my wrongs create
No trouble, no trouble in thy breast.
Remember me, remember me, but ah! forget my fate.
Remember me, but ah! forget my fate."

(Henry Purcell: Dido and Aeneas)

Der Duft symbolisiert meiner Meinung nach weniger die Oper im Allgemeinen als die Arie:
Die Arie einer starken und charismatischen Königin (Der Duft strahlt in seiner Sillage und wirkt souverän und opulent zugleich.), die gleichzeitig verletzlich und zerbrechlich ist. Aeneas verließ sie und ihre Liebe ist nun nur noch ein grauer Schleier der Vergangenheit (erkennbar an dem antik anmutenden Duft von Hölzern). Dido ist mehr des Todes als des Lebens. Sie selbst singt von der Erde, in der ihr Grab gebettet sein wird (Patchouli gibt dem Duft einen feucht-erdigen Unterton.)
Doch obschon sie leidet, bleibt sie stolz und souverän. Sie möchte, dass ihr Geliebter sie in ihrer Schönheit und Zartheit (symbolisiert durch die Blüten, die Süße und Pudrigkeit des Duftes) nicht vergisst, er solle jedoch ihr Schicksal, welches er herbeigeführt hat, vergessen (Dieser Stolz zeigt sich in den kühlen Anklängen des Duftes.).
Die Schönheit der Melancholie, die Theatralik des menschlichen Daseins - gefangen im Leid und im Verlust... das Memento Mori, das mit dem Leben einhergeht - genau das gelingt Opera zum Ausdruck zu bringen. Ein wahrliches Meisterwerk.
Wie Dido akzeptiert, ja zelebriert dieser Duft die Vergänglichkeit.

Auf der Suche nach dem perfekten Vanilleduft stieß ich auf Vanilla 28 und recherchierte hierzu ausführlich, wie es wahrscheinlich viele von euch tun. Das Ergebnis war kurz zusammengefasst Folgendes: Vanilla 28 sei einer der Düfte, die man als bekennender Vanille-Liebhaber einfach ausprobiert haben muss. Die Vanille sei der Hauptakteur und zum Layern eigne sich das Parfum hervorragend. Das hörte sich vielversprechend an und ich entschied mich für meinen ersten (und bisher einzigen) Blindkauf.
Der erste Sniff war etwas ernüchternd, muss ich zugeben: etwas beschwipst kam diese Vanille daher und ich mag Alkoholnoten in Düften nicht so sehr. Danach entfaltet sich allerdings eine sehr prominente Vanillenote gestützt von braunem Zucker, der als solcher auch herauszuriechen ist. Ein wenig rieche ich auch Blüten, allerdings halten sich diese sehr zurück. Der Duft ist vom ersten Moment an präsent und bleibt es auch für Stunden, wobei für mein Empfinden dann nur noch die Vanille und der braune Zucker wahrzunehmen sind. Die Konsistenz des Duftes wirkt glatt, wie Kunststoff und dadurch etwas kühl und in sich abgeschlossen. Ich habe nicht das Gefühl, wie bei anderen Düften, dass dieser mit meiner Haut verschmilzt. Dadurch entsteht für mich ein leichter Widerspruch zum tendenziell warmen, schon etwas klebrig-süßem Geruch. Der Duft ist für mich über Stunden gut wahrnehmbar und die Sillage ist ebenfalls gut.
Obwohl ich andere Düfte in meiner Sammlung hinsichtlich des Dufterlebnisses als interessanter und attraktiver empfinde, greife ich doch recht häufig zu Vanilla 28. Ich nutze ihn allerdings ausschließlich zu Hause oder in Kombination mit anderen Düften, indem ich ihn auf die Unterwäsche sprühe und an Hals und Handgelenken das eigentliche Parfum nutze, das ich für den Anlass ausgewählt habe. Bei jüngeren Frauen kann ich mir Vanilla 28 allerdings auch gut als Parfum im eigentlichen Sinne vorstellen.