Smeller

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Rezensionen
Smeller vor 6 Jahren 31 6
Türe in eine andere Welt....
Tjah, so war das damals vor vier Jahren tatsächlich.
Gelangweilt von den immer gleichen Wässerchen aus dem Mainstream, war ich auf der Suche nach neuen, überraschenden Entdeckungen in einer kleinen Züricher Nischenparfumerie gelandet.
Interessant war, dass dort die Flakons nicht nach Marke, sondern nach Duftfamilie ausgestellt wurden.
Auf mein Anliegen angesprochen, antwortete ich, wie wahrscheinlich schon dutzende gestrandete Duftneulinge vor mir, dass ich etwas "besonderes" suchen würde.....
Der Verkäufer bedachte mich mit einem leichten Schmunzeln, wohlwissend, dass das dauern könnte.
Und ja, es dauerte.
Ich realisierte relativ rasch, dass ich von der weiten Welt der Düfte keinen blassen Schimmer hatte; all die Fachbegriffe von Duftfamilien, Aldehyden, Kopf und sonstigen Noten und was sich da noch alles an Beschreibungen tummelte, waren für mich wie eine Fremdsprache!
Auf jeden Fall ackerte ich mich mutig durch das Sortiment des Ladens und landete schlussendlich bei einem wunderschönen Flakon aus dem Hause Lubin: Akkad.
Schon beim ersten aufsprühen tat sich für meine Nase eine Türe in eine andere Welt auf. Damals für mich nicht in Worte fassbar, weiss ich heute, dass es die raffinesse der Komposition war, die mich fesselte.
Der Auftakt mit würzigem Muskatsellersalbei, gepaart mit Vanille (obwohl Vanille erst in der Basis Note erwähnt wird), dann das langsame Aufwallen des Weihrauchs und des Harzes und zum Ende ein genüssliches Auslaufen mit Amber und etwas Patchouli.
Ich war begeistert!
Und mit diesem, meinem ersten sogenannten Nischenduft, zog ich glücklich von dannen und wusste, von nun an würde die Welt der Düfte eine andere sein.

Heute, wenn ich Akkad auftrage, kann ich die einzelnen Inhaltsstoffe dieses Duftakkordes schon viel genauer unterscheiden und es ist interessant, wie anders ich ihn dadurch empfinde.

Und so geht die Duftreise immer weiter und weiter, neue Freundschaften kommen hinzu. Was bleibt, ist die Faszination, einen neuen Duft zu riechen, fast so wie damals, vor vier Jahren in einer Züricher Nischenparfumerie.

6 Antworten
Smeller vor 6 Jahren 13
6
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Gelungener Spagat
Einer der bekanntesten Chypre-Düfte dürfte wohl Mitsouko von Guerlain sein. Das Original werde ich mit ziemlicher Sicherheit nie unter die Nase kriegen.
Was ich aber vor nicht allzu langer Zeit in einer von mir gern besuchten Zürcher Nischenparfumerie unter die Nase bekam, war die aktuelle (wahrscheinlich um 2011) Version dieses Klassikers von Guerlain.
Ich war sofort fasziniert vom sogenannten Dreiklang dieses Duftes; Zitrus-Süss-Bitter. Einen deratigen Spagat zwischen diesen unterschiedlichen Charakteren kannte ich bis anhin noch nicht.
Doch auf meiner Haut war mir der süsse Anteil im Drydown von Mitsouko etwas zu dominant und ich machte mich sodann auf die Suche nach einem Chypre, bei dem sich die Süsse etwas mehr im Hintergund hält.
Dann bekam ich von einem befreundeten Duftliebhaber ein paar Chypre Proben, darunter "Pour Monsieur" von Chanel. Was mir bei diesem Duft auf Anhieb gefiel, war, dass ich zwar den Dreiklang wiedererkannte, jedoch ohne die oben erwähnte Süsse im Ausklang. Nach mehrmaligen Auftragen und beschnuppern war ich fasziniert von dem gekonnten Spagat zwischen den drei Säulen dieses Akkordes.
Den Anfang macht eine klare Zitrus Note mit einem Anteil Mandarine, doch es dauert nur einen kurzen Moment, bis sich eine leicht ambrige Süsse dazugesellt - sehr angenehm. Und dann, nach und nach, lässt sich das dritte Standbein erkennen, die raffiniert bittere Komponente des Eichenmooses. Mein Geruchsinn springt munter hin und her, zitrig - ambrig - bitter und zurück. Was an anderer Stelle meist verstörend wirkt, gibt sich bei "Pour Monssieur" schön harmonisch, so, dass ich immer und immer wieder dabei sein möchte, wenn sich der gewagte Spagat zwischen diesen drei Mitspielern auftut.

Fazit: Ein wahrhaft schöner Chypre-Duft mit dem ich mich sehr wohl fühle. Die Haltbarkeit empfinde ich auf meiner Haut als sehr befriedigend, auch nach einigen Stunden ist der gesamte Duftakkord noch wahrnehmbar. Die Sillage hat durchaus ihre Präsenz. Der Ausklang ist nicht mit zuviel Süssem behaftet, sondern gibt sich schön augewogen.
0 Antworten
Smeller vor 6 Jahren 4 1
10
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Inmitten von Holz und Harz
Beim Besuch einer Parfumerie in der Kleinstadt Zug, stellte mir die Verkäuferin den Duft Onekh aus der Serie "Le Gemme" von Bulgari vor. Sie liess mich an einer kleinen, glasigen Duftglocke riechen, eine schöne Abwechslung zu den sonst üblichen Teststreifen. Der Duft gefiel mir, holzig/harzig mit einer angenehmen Frische.
Ich bekam eine kleine Probe-Abfüllung mit auf den Weg und freute mich auf den ersten Sprüh-Test auf meiner Haut.
Während den ersten Minuten dominiert Weihrauch, vielleicht eine Spur zu kräftig, begleitet von holzigen Noten, die sich noch diskret im Hintergrund halten.
Nach einiger Zeit gesellt sich ein frischer harziger Geselle zum stärker auflaufenden Holz und in der Ferne lässt sich nach und nach das Oud erahnen.
Danach fliessen Weihrauch, Holz und Harz schön gemächlich mit dem Oud ineinander und münden in einen frischen, runden, leicht rauchigen Oud Duft, der über Stunden friedlich und ohne viel Firlefanz vor sich hin grummelt.
Der Duftverlauf empfinde ich als sehr harmonisch, vielleicht dürfte die Eingangs erwähnte Dominanz des Weihrauchs etwas zurückgenommen werden. Die Haltbarkeit beträgt mehrere Stunden, auch bei sparsamen Auftragen. Eine gelungene Komposition die ich gerne trage.
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