
Sniffsniff
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Da ich in letzter Zeit immer häufiger feststelle, dass man offensichtlich davon ausgeht, einen Duft mit 50 bis 60 Wörtern hinreichend beschreiben und würdigen zu können, werde ich die folgende Rezension in zwei Teile gliedern: Teil 1 sagt alles aus, was man über den Duft wissen muss, Teil 2 richtet sich an Menschen mit zu viel Tagesfreizeit.
Teil 1: Hammergeiler Juice, echt kuschelig und auch bissi sexy, ordentliche Performance, völlig underrated. Preis-Leistungskracher. Absoluter Must-Buy für Vanille- und Weihrauch-Fans.
Teil 2:
Wie ich an diesen Duft kam, ist schnell erzählt: Irgendwo auf dieser Seite "Pas de Velours" aufgeschnappt, Duftseite besucht, Pyramide und Statements gelesen, Abfüllung geordert.
Tja, und irgendwann kam die Abfüllung ins Haus geflattert, wurde auf den Handrücken gesprüht und für gut befunden. Nein, hier kokettiere ich mit nordischer Zurückhaltung. Seit ich "Pas de Velours" das erste Mal gerochen habe, bin ich diesem Duft regelrecht verfallen.
"Pas de Velours" ... hach, wat klingt dat fein. Très français! Aber was heißt das eigentlich? Mein Schulfranzösisch sagt mir sofort "kein Samt". Hallo? Kein Samt? Nö. Das kann ja wohl nicht ernst gemeint sein. Wie kann man einem so wunderbar warmen und wirklich samtweichen Duft denn bitte qua Namen jegliche Samtigkeit derart explizit absprechen? Muss also noch mehr dahinterstecken. Das Wort "Pas" ist nämlich ein ganz hinterhältiger Zeitgenosse; kann es doch nicht nur als Baustein für die französische Verneinung Verwendung finden, sondern auch als Vielzweck-Nomen, das unter anderem Schritt, Tanzschritt, Gang, Straße oder Sohlen bedeutet. Und "Pas de Velours" sind in Frankreich das, was der Deutsche landläufig als Samtpfoten bezeichnet. Katzenfüße. Aha. Ja, damit bin ich namenstechnisch complètement d'accord.
Schmiegt "Pas de Velours" sich doch so geschmeidig an seine/n Träger*in wie ein schnurrendes Katzentier auf Kuschelkurs. Wohlgemerkt ein krallenloses Katzentier. Denn der Weihrauch, der diesen Duft zweifellos dominiert, ist hier nicht kratzig und kühl verbaut, sondern wird von einer fluffig-leichten Vanillewolke umwoben, die ihn warm und einladend wirken lässt. Und zugegeben: Viel mehr passiert hier auch nicht. Die Pyramide erlaubt keine Zweifel, dass "Pas de Velours" in seiner Konzeption eher einfach gestrickt ist. Ylang-Ylang im Kopf, Weihrauch im Herzen, Vanille in der Basis. Es geht komplexer. Und auch die Kombination von tropischem Ylang-Ylang und Weihrauch klingt irgendwie grotesk. Ungefähr so harmonisch wie Karamellkuchenakkord an Zibetkatze und Bibergeil. Aber um es kurz zu machen: Dieses sonderbare Dreigestirn schafft es, dem Weihrauch seine sakralen Zähne zu ziehen und ihm eine zugewandt-optimistische Aura zu verleihen. So zeigt "Pas de Velours" gleich in der Kopfnote seine streichelzarte und helle Seite, die von einer angenehmen, an Puderzucker erinnernden Süße flankiert wird. Der weitere Duftverlauf ist, wie die Pyramide bereits erahnen lässt, nicht besonders spektakulär. Aber das muss er auch nicht, denn dieser süßrauchigwarme Kokon des Wohlbefindes darf gerne genau so verweilen. Mit der Zeit setzt sich der Duft jedoch ein wenig, die Vanille tritt stärker in den Vordergrund und verweist Ylang auf die Ränge. Hier wird der Dufteindruck schließlich dunkler, intimer und ambrierter.
Ich liebe den Geruch von Weihrauch und war lange auf der Suche nach einem tragbaren Duft, der diese Note deutlich herausstellt, ohne dabei in eine angestrengt avantgardistische Richtung "olfaktorischer Performancekunst" abzudriften. Vieles habe ich gestestet, Vieles roch nach Weihrauch (und einiges davon wie Hulle), aber wirklich tragbar im Sinne meines antiquierten Dogmas "Parfum als schmeichelnder Wohlgeruch" war das wenigste.
Mit "Pas de Velours" habe ich nun einen wirklich feinen Weihrauchbegleiter an meiner Seite, der mich vollumfänglich begeistern kann. Es fasziniert mich, wie gekonnt die drei Hauptakteure hier zu einer zauberhaften Einheit verwoben wurden, die mich den ganzen Tag wie ein silbriggoldener Schleier umschmeichelt. Manchmal ist weniger mehr. Manchmal reicht es, wenn Parfumeur*innen einfach stricken.
Teil 1: Hammergeiler Juice, echt kuschelig und auch bissi sexy, ordentliche Performance, völlig underrated. Preis-Leistungskracher. Absoluter Must-Buy für Vanille- und Weihrauch-Fans.
Teil 2:
Wie ich an diesen Duft kam, ist schnell erzählt: Irgendwo auf dieser Seite "Pas de Velours" aufgeschnappt, Duftseite besucht, Pyramide und Statements gelesen, Abfüllung geordert.
Tja, und irgendwann kam die Abfüllung ins Haus geflattert, wurde auf den Handrücken gesprüht und für gut befunden. Nein, hier kokettiere ich mit nordischer Zurückhaltung. Seit ich "Pas de Velours" das erste Mal gerochen habe, bin ich diesem Duft regelrecht verfallen.
"Pas de Velours" ... hach, wat klingt dat fein. Très français! Aber was heißt das eigentlich? Mein Schulfranzösisch sagt mir sofort "kein Samt". Hallo? Kein Samt? Nö. Das kann ja wohl nicht ernst gemeint sein. Wie kann man einem so wunderbar warmen und wirklich samtweichen Duft denn bitte qua Namen jegliche Samtigkeit derart explizit absprechen? Muss also noch mehr dahinterstecken. Das Wort "Pas" ist nämlich ein ganz hinterhältiger Zeitgenosse; kann es doch nicht nur als Baustein für die französische Verneinung Verwendung finden, sondern auch als Vielzweck-Nomen, das unter anderem Schritt, Tanzschritt, Gang, Straße oder Sohlen bedeutet. Und "Pas de Velours" sind in Frankreich das, was der Deutsche landläufig als Samtpfoten bezeichnet. Katzenfüße. Aha. Ja, damit bin ich namenstechnisch complètement d'accord.
Schmiegt "Pas de Velours" sich doch so geschmeidig an seine/n Träger*in wie ein schnurrendes Katzentier auf Kuschelkurs. Wohlgemerkt ein krallenloses Katzentier. Denn der Weihrauch, der diesen Duft zweifellos dominiert, ist hier nicht kratzig und kühl verbaut, sondern wird von einer fluffig-leichten Vanillewolke umwoben, die ihn warm und einladend wirken lässt. Und zugegeben: Viel mehr passiert hier auch nicht. Die Pyramide erlaubt keine Zweifel, dass "Pas de Velours" in seiner Konzeption eher einfach gestrickt ist. Ylang-Ylang im Kopf, Weihrauch im Herzen, Vanille in der Basis. Es geht komplexer. Und auch die Kombination von tropischem Ylang-Ylang und Weihrauch klingt irgendwie grotesk. Ungefähr so harmonisch wie Karamellkuchenakkord an Zibetkatze und Bibergeil. Aber um es kurz zu machen: Dieses sonderbare Dreigestirn schafft es, dem Weihrauch seine sakralen Zähne zu ziehen und ihm eine zugewandt-optimistische Aura zu verleihen. So zeigt "Pas de Velours" gleich in der Kopfnote seine streichelzarte und helle Seite, die von einer angenehmen, an Puderzucker erinnernden Süße flankiert wird. Der weitere Duftverlauf ist, wie die Pyramide bereits erahnen lässt, nicht besonders spektakulär. Aber das muss er auch nicht, denn dieser süßrauchigwarme Kokon des Wohlbefindes darf gerne genau so verweilen. Mit der Zeit setzt sich der Duft jedoch ein wenig, die Vanille tritt stärker in den Vordergrund und verweist Ylang auf die Ränge. Hier wird der Dufteindruck schließlich dunkler, intimer und ambrierter.
Ich liebe den Geruch von Weihrauch und war lange auf der Suche nach einem tragbaren Duft, der diese Note deutlich herausstellt, ohne dabei in eine angestrengt avantgardistische Richtung "olfaktorischer Performancekunst" abzudriften. Vieles habe ich gestestet, Vieles roch nach Weihrauch (und einiges davon wie Hulle), aber wirklich tragbar im Sinne meines antiquierten Dogmas "Parfum als schmeichelnder Wohlgeruch" war das wenigste.
Mit "Pas de Velours" habe ich nun einen wirklich feinen Weihrauchbegleiter an meiner Seite, der mich vollumfänglich begeistern kann. Es fasziniert mich, wie gekonnt die drei Hauptakteure hier zu einer zauberhaften Einheit verwoben wurden, die mich den ganzen Tag wie ein silbriggoldener Schleier umschmeichelt. Manchmal ist weniger mehr. Manchmal reicht es, wenn Parfumeur*innen einfach stricken.
22 Antworten
Orient. Ambivalent.
Vor Kurzem stach mir auf der Parfumo-Startseite der Redaktionstext für die neue Carlo Colucci Signature-Reihe ins Auge. Zugegeben, das Flakon-Design sprach mich an, der Duftnotencheck ebenfalls. Carlo Colucci - irgendwo in meinem Hinterkopf kämpfen sich verschwommene Bilder aus den späten 90ern ans Tageslicht. Deutschunterricht, 10. Klasse. Herr R. bittet einzeln nach vorne, um die Klausurergebnisse zu verkünden. Er trägt gerne Wollpullover in gedeckten Erdtönen. Ich setze mich neben Herrn R. und entdecke ein kleines Label auf seiner Brust. Carlo Colucci. Mein pubertäres Bratzenhirn liest und macht sogleich aus Colucci "Polutschi". Während ich mich noch frage, ob Carlo Polutschi der außereheliche Bruder von Bruno Banani ist, bahnt sich ein Lachkrampf seinen Weg und will erst wieder enden, nachdem der sichtlich genervte Herr R. mir eine Dosis Frischluft vor der Tür verordnet hat.
Dieser Ausfall war mir in der Folgezeit sehr, sehr peinlich, denn Herr R. war ein ganz wunderbarer Mensch und Lehrer und es wäre mir niemals in den Sinn gekommen, seine Gutmütigkeit auszunutzen oder ihn in irgendeiner Form böswillig bloßzustellen.
Dass es die Marke noch gibt, hat mir beim Stöbern auf dieser Seite ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, denn ich denke heute gerne an meine Schulzeit und an Herrn R., der mich von der 7. Klasse bis in die mündliche Abiprüfung begleitete, zurück.
Und so wurde der Wunsch, den Duft zu testen, zu einer Herzensangelegenheit. Die guten alten Zeiten ...
Ich konnte also, trotz mangelndem Tester, nicht umhin, ihn zu erwerben, als er da plötzlich in seiner ganzen Pracht vor mir im dörflichen Rossi-Regal stand. Die Präsentation ist wirklich erste Sahne mit Kirsche. Da war dann auch das selbst auferlegte Blindkaufverbot schnell vergessen. Und immerhin konnte der Duft bereits auf 8.0 Parfumopunkte verweisen ... samt drei Statements, die sich nicht besonders abgeneigt zeigen. Wie Black Opium in orientalischer. Hey, warum nicht? Ich mag Black Opium, fand ihn aber immer etwas zu zahm.
Ich will gleich mit der Tür ins Haus fallen. Blumen, Black Opium? Hömma! Das ist ein 200-Dezibel-Gewürzkracher mit Oudrauschen! Zuckerwatte? Wo? Und wie riecht Zuckerwatte überhaupt? Ich rieche eine Wagenladung Zimt, mehrere Schaufeln anderer Gewürze, für deren Einordnung mir das Näschen fehlt, sehr viel Holz und die Sorte Moschus, die mich gemahnt, dass allzu intensive körperliche Betätigung im Polyesterleibchen olfaktorisch selten folgenlos bleibt. Also kein Saubermoschus, sondern eher die metallisch-animalische Variante. Auf meinem Pullover empfinde ich den Duft als spannend und sehr unerwartet. Gleichermaßen süß wie herb. Definitiv orientalisch. Und gaaanz weit weg vom aktuellen Damen-Mainstream. Viel mehr Wüste als Blumenmeer. Allenfalls die Rose kann ich mit viel gutem Willen und dem Wissen, dass sie in der Pyramide aufgeführt wird, erahnen. Früchte? Vielleicht ein homöopathischer Anklang. Gefällt mir gar nicht so schlecht. Irgendwie fällt er aus der Zeit, blind hätte ich ihn wohl eher um die Jahrtausendwende verortet. Allerdings ist da auch dieser Oud-Hauch, der ihn dann doch wieder ins Hier und Jetzt zurückholt. Wäre wohl grundsätzlich auch am Mann einen Versuch wert. Aber auf meiner Haut entwickelt sich der Duft leider absolut katastrophal. Künstliches Moschus-Schweiß-Holz. Klamotte hui, Haut pfui. Aber für meine Hautchemie kann ich Herrn Colucci ja keinen Vorwurf machen ...
Die Haltbarkeit ist beachtlich und Carlo silliert auch entsprechend potent umher.
Ob ich ihn behalten werde? Ich weiß es noch nicht, ich finde ihn wirklich ungewöhnlich und nicht reizlos - zumal ich ihn ja für 'ne schmale Mark in der Drogerie und nicht für teures Geld in meinem Lieblings-Nischenladen erworben habe. Sympathisch ist mir der Duft bereits durch die Tatsache, dass er sich durch seine Ecken und Kanten deutlich vom rundgelutschten Zeitgeist-Mainstream abhebt und einen klaren Wiedererkennungswert besitzt. Ich brauche wohl noch ein wenig Gewöhnungszeit, um zu wissen, in welche Richtung sich die derzeitige Ambivalenz entwickeln wird.
Dieser Ausfall war mir in der Folgezeit sehr, sehr peinlich, denn Herr R. war ein ganz wunderbarer Mensch und Lehrer und es wäre mir niemals in den Sinn gekommen, seine Gutmütigkeit auszunutzen oder ihn in irgendeiner Form böswillig bloßzustellen.
Dass es die Marke noch gibt, hat mir beim Stöbern auf dieser Seite ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, denn ich denke heute gerne an meine Schulzeit und an Herrn R., der mich von der 7. Klasse bis in die mündliche Abiprüfung begleitete, zurück.
Und so wurde der Wunsch, den Duft zu testen, zu einer Herzensangelegenheit. Die guten alten Zeiten ...
Ich konnte also, trotz mangelndem Tester, nicht umhin, ihn zu erwerben, als er da plötzlich in seiner ganzen Pracht vor mir im dörflichen Rossi-Regal stand. Die Präsentation ist wirklich erste Sahne mit Kirsche. Da war dann auch das selbst auferlegte Blindkaufverbot schnell vergessen. Und immerhin konnte der Duft bereits auf 8.0 Parfumopunkte verweisen ... samt drei Statements, die sich nicht besonders abgeneigt zeigen. Wie Black Opium in orientalischer. Hey, warum nicht? Ich mag Black Opium, fand ihn aber immer etwas zu zahm.
Ich will gleich mit der Tür ins Haus fallen. Blumen, Black Opium? Hömma! Das ist ein 200-Dezibel-Gewürzkracher mit Oudrauschen! Zuckerwatte? Wo? Und wie riecht Zuckerwatte überhaupt? Ich rieche eine Wagenladung Zimt, mehrere Schaufeln anderer Gewürze, für deren Einordnung mir das Näschen fehlt, sehr viel Holz und die Sorte Moschus, die mich gemahnt, dass allzu intensive körperliche Betätigung im Polyesterleibchen olfaktorisch selten folgenlos bleibt. Also kein Saubermoschus, sondern eher die metallisch-animalische Variante. Auf meinem Pullover empfinde ich den Duft als spannend und sehr unerwartet. Gleichermaßen süß wie herb. Definitiv orientalisch. Und gaaanz weit weg vom aktuellen Damen-Mainstream. Viel mehr Wüste als Blumenmeer. Allenfalls die Rose kann ich mit viel gutem Willen und dem Wissen, dass sie in der Pyramide aufgeführt wird, erahnen. Früchte? Vielleicht ein homöopathischer Anklang. Gefällt mir gar nicht so schlecht. Irgendwie fällt er aus der Zeit, blind hätte ich ihn wohl eher um die Jahrtausendwende verortet. Allerdings ist da auch dieser Oud-Hauch, der ihn dann doch wieder ins Hier und Jetzt zurückholt. Wäre wohl grundsätzlich auch am Mann einen Versuch wert. Aber auf meiner Haut entwickelt sich der Duft leider absolut katastrophal. Künstliches Moschus-Schweiß-Holz. Klamotte hui, Haut pfui. Aber für meine Hautchemie kann ich Herrn Colucci ja keinen Vorwurf machen ...
Die Haltbarkeit ist beachtlich und Carlo silliert auch entsprechend potent umher.
Ob ich ihn behalten werde? Ich weiß es noch nicht, ich finde ihn wirklich ungewöhnlich und nicht reizlos - zumal ich ihn ja für 'ne schmale Mark in der Drogerie und nicht für teures Geld in meinem Lieblings-Nischenladen erworben habe. Sympathisch ist mir der Duft bereits durch die Tatsache, dass er sich durch seine Ecken und Kanten deutlich vom rundgelutschten Zeitgeist-Mainstream abhebt und einen klaren Wiedererkennungswert besitzt. Ich brauche wohl noch ein wenig Gewöhnungszeit, um zu wissen, in welche Richtung sich die derzeitige Ambivalenz entwickeln wird.
4 Antworten
Orangenblüten-Obelix meets Ambrofix
Sind Sie Fan der berühmten Comic-Reihe des kongenialen Duos Uderzo und Goscinny?
Fein.
Und nun vergessen Sie bitte alles, was Sie über das römisch besetzte Gallien und seine wackeren Helden bislang wussten.
Denn der Zeitgeist verlangt auch hier nach einer Neuinterpretation.
Obelix, der leicht adipöse Gourmand mit ausgeprägter Vorliebe für deftige Wildgerichte, verdankt seine übermenschlichen Haudrauf-Qualitäten, so heißt es in der Urversion, einem frühkindlichen Bade im Zaubertrankkessel. Zaubertrank? Drogen womöglich? Nein, das ist heute nicht mehr kindgerecht, das passt nicht mehr in die Zeit des omnipräsenten Gesundheitskultes und der zwanghaften Selbstoptimierung.
Ergo schreit es doch förmlich nach einer entschärfenden Überarbeitung. Nehmen wir also stattdessen lieber einen hochpotenten Sud aus Orangenblüten und allerlei Aromachemikalien, um Obelix zu neuen Superkräften zu verhelfen. Denn seien wir mal ehrlich - diese rohe Gewalt, dieses ständige Aus-den-Sandalen-Kloppen ganzer Legionen, das ist anno 2023 wirklich keine adäquate Konfliktbewältigungsstrategie mehr. Das haben wir doch längst überwunden.
Der moderne Obelix setzt stattdessen lieber auf seinen Geruch. Denn die Orangenblüten des unfreiwilligen Bades im paradoxen Kupferkessel umwehen ihn dank großzügiger Beigabe chemischer Fixateure auch noch Jahrzehnte später.
Aber diese Orangenblüten sind nicht etwa zart duftende weiße Frühlingsboten, die eine schlafende Sehnsucht nach mediterranen Sonnenstrahlen wecken, sondern brutale Mutanten aus dem Chemielabor. Stechend-spitze Orangenblüten von zuckerklirrender Süße, die alle anderen Ingredienzen des modernen Zaubertranks überlagern und sich aggressiv in sämtliche Zellen des Riechzentrums fressen.
Kein Wunder also, dass die gallischen Wälder fortan nicht mehr nach feuchtem Moos und Misteln duften, denn Obelix projiziert gewaltig.
Man erzählt sich, dass die Bewohner des kleinen gallischen Dorfes mit der Zeit geruchsblind wurden und eine besondere Form der Immunität gegen Obelix' neue Geheimwaffe entwickelten. Näherte sich jedoch eine eroberungswütige römische Legion dem orangenblütigen Idyll, klagten die Legionäre alsbald über Unwohlsein, Kopfschmerzen und Ohnmachtsanfälle. Und so lebten Asterix, Obelix und ihr treuer vierbeiniger Gefährte Ambrofix immerfort sorgenfrei und unbeschwert ...
Heute erreichte mich die vor einiger Zeit georderte Herstellerprobe und ich habe aufgrund der doch eher durchwachsenen Bewertungen vorsichtshalber nur einen sehr zaghaften Spritzer auf meinen Handrücken aufgetragen.
Weise, überaus weise!
Denn dieser kleine Spritzer hat sich als äußerst gehaltvoll erwiesen und hängt nun im gesamten Haus.
Lüften zwecklos.
Ich nehme nichts anderes mehr wahr als diese himmelschreiend aufdringliche Orangenblütenkeule. Dieser „Duft“ frisst sich wirklich in jede Synapse und ist dabei so langweilig und monoton, dass es für gepflegtes Entsetzen meinerseits reicht.
Süß, schrill, schwer, kratzig, uninspiriert.
Der Gedanke dahinter ist vermutlich ein zauberhaft frisch-gepflegter, blumig-süßer Damenduft. Aber hier hat man das Thema komplett verfehlt. Paradoxe reiht sich lückenlos in den Gähn-Mainstream der letzten Jahre ein.
Wiedererkennungwert? Liegt eigentlich bei 0, da der Duft selbst so unglaublich belanglos ist - aber das gerade empfundene körperliche Unwohlsein und der unangenehme Schläfendruck werden wohl dafür sorgen, dass ich Paradoxe immer und überall - selbst in molekularer Konzentration - wiedererkennen werde.
Ich mag Prada. Wirklich. Aber hier spricht mir die pure Enttäuschung aus der Seele.
Für Hardcore-Orangenblüten-Liebhaber*innen ist Paradoxe sicher ein Must-Have, denn expliziter kann man des Thema nicht herausarbeiten. Wer jedoch bisher ein halbwegs glückliches Leben führen konnte, ohne sich einer ausgeprägten Zuneigung für Orangenblüten bewusst zu sein, der kann bei Paradoxe getrost eine Testrunde aussetzen.
Fein.
Und nun vergessen Sie bitte alles, was Sie über das römisch besetzte Gallien und seine wackeren Helden bislang wussten.
Denn der Zeitgeist verlangt auch hier nach einer Neuinterpretation.
Obelix, der leicht adipöse Gourmand mit ausgeprägter Vorliebe für deftige Wildgerichte, verdankt seine übermenschlichen Haudrauf-Qualitäten, so heißt es in der Urversion, einem frühkindlichen Bade im Zaubertrankkessel. Zaubertrank? Drogen womöglich? Nein, das ist heute nicht mehr kindgerecht, das passt nicht mehr in die Zeit des omnipräsenten Gesundheitskultes und der zwanghaften Selbstoptimierung.
Ergo schreit es doch förmlich nach einer entschärfenden Überarbeitung. Nehmen wir also stattdessen lieber einen hochpotenten Sud aus Orangenblüten und allerlei Aromachemikalien, um Obelix zu neuen Superkräften zu verhelfen. Denn seien wir mal ehrlich - diese rohe Gewalt, dieses ständige Aus-den-Sandalen-Kloppen ganzer Legionen, das ist anno 2023 wirklich keine adäquate Konfliktbewältigungsstrategie mehr. Das haben wir doch längst überwunden.
Der moderne Obelix setzt stattdessen lieber auf seinen Geruch. Denn die Orangenblüten des unfreiwilligen Bades im paradoxen Kupferkessel umwehen ihn dank großzügiger Beigabe chemischer Fixateure auch noch Jahrzehnte später.
Aber diese Orangenblüten sind nicht etwa zart duftende weiße Frühlingsboten, die eine schlafende Sehnsucht nach mediterranen Sonnenstrahlen wecken, sondern brutale Mutanten aus dem Chemielabor. Stechend-spitze Orangenblüten von zuckerklirrender Süße, die alle anderen Ingredienzen des modernen Zaubertranks überlagern und sich aggressiv in sämtliche Zellen des Riechzentrums fressen.
Kein Wunder also, dass die gallischen Wälder fortan nicht mehr nach feuchtem Moos und Misteln duften, denn Obelix projiziert gewaltig.
Man erzählt sich, dass die Bewohner des kleinen gallischen Dorfes mit der Zeit geruchsblind wurden und eine besondere Form der Immunität gegen Obelix' neue Geheimwaffe entwickelten. Näherte sich jedoch eine eroberungswütige römische Legion dem orangenblütigen Idyll, klagten die Legionäre alsbald über Unwohlsein, Kopfschmerzen und Ohnmachtsanfälle. Und so lebten Asterix, Obelix und ihr treuer vierbeiniger Gefährte Ambrofix immerfort sorgenfrei und unbeschwert ...
Heute erreichte mich die vor einiger Zeit georderte Herstellerprobe und ich habe aufgrund der doch eher durchwachsenen Bewertungen vorsichtshalber nur einen sehr zaghaften Spritzer auf meinen Handrücken aufgetragen.
Weise, überaus weise!
Denn dieser kleine Spritzer hat sich als äußerst gehaltvoll erwiesen und hängt nun im gesamten Haus.
Lüften zwecklos.
Ich nehme nichts anderes mehr wahr als diese himmelschreiend aufdringliche Orangenblütenkeule. Dieser „Duft“ frisst sich wirklich in jede Synapse und ist dabei so langweilig und monoton, dass es für gepflegtes Entsetzen meinerseits reicht.
Süß, schrill, schwer, kratzig, uninspiriert.
Der Gedanke dahinter ist vermutlich ein zauberhaft frisch-gepflegter, blumig-süßer Damenduft. Aber hier hat man das Thema komplett verfehlt. Paradoxe reiht sich lückenlos in den Gähn-Mainstream der letzten Jahre ein.
Wiedererkennungwert? Liegt eigentlich bei 0, da der Duft selbst so unglaublich belanglos ist - aber das gerade empfundene körperliche Unwohlsein und der unangenehme Schläfendruck werden wohl dafür sorgen, dass ich Paradoxe immer und überall - selbst in molekularer Konzentration - wiedererkennen werde.
Ich mag Prada. Wirklich. Aber hier spricht mir die pure Enttäuschung aus der Seele.
Für Hardcore-Orangenblüten-Liebhaber*innen ist Paradoxe sicher ein Must-Have, denn expliziter kann man des Thema nicht herausarbeiten. Wer jedoch bisher ein halbwegs glückliches Leben führen konnte, ohne sich einer ausgeprägten Zuneigung für Orangenblüten bewusst zu sein, der kann bei Paradoxe getrost eine Testrunde aussetzen.
8 Antworten
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.
Wie es der Zufall so wollte, kullerte mir beim Öffnen des heutigen Duftpostumschlages ein kleines Pröbchen aus dem Hause Lalique entgegen. Rêve d'Infini. Auhauehaueha. Wenn Nomen hier tatsächlich Omen est, soll sich also nichts Geringeres als der Traum vom Unendlichen auf meiner Nasenschleimhaut manifestieren, sobald ich den Duft aus seiner Kapsel befreie. Was ich von derart hochtrabenden Namenskonzepten halte, habe ich an anderer Stelle bereits ausführlich abgearbeitet. Deshalb hier nur fragmentarisch: Wer hoch pokert, kann tief fallen.
Und so isses dann leider auch. Es hat sich ausgeträumt. Und das Erwachen ist ziemlich böse. Wenn die Unendlichkeit so riecht wie die Lalique'sche Aurelia-Eleonore der Duftwelt auf meinem Unterarm, dann wünsche ich mir ein schnelles Ende herbei. Möglichst kurz und schmerzlos.
Es ist ja eigentlich nicht meine Art, Düfte zu rezensieren, die mir nicht gefallen. Und eigentlich lasse ich mir auch immer etwas Zeit, um aus dem ersten Kennenlernen zumindest ein zartes Vertrautsein gedeihen zu lassen. Aber heute fühle ich mich olfaktorisch derart mit dem Latthammer getroffen, dass ich mein Trauma schreibtherapeutisch kanalisieren muss.
Ich rieche künstlich-wässriges Melonenkaugummi. Calone? Eimerweise! Dazu ganz viel Moschus der fiesesten Sorte. Groschenmoschus. Billig und synthetisch. Und dieses fiese Duo wird flankiert von undefinierbaren Frucht- und Blumennoten und einer hirnbohrenden Süße, die an eine auf den Küchenfliesen zerborstene Natreen-Flasche erinnert. Ich kann mich nicht daran erinnern, seit dem Test des grauenvollen Glamfume-Fusels im schwarzen Flakon einen ähnlich unschönen Duft unter der Nase gehabt zu haben.
Rêve d'Infini präsentiert sich einfach nur flach, künstlich und unglaublich preiswert. Das erinnert schon sehr stark an die schwächeren Vertreter des Drogeriesegments. Und dann kommt noch erschwerend hinzu, dass er bei mir einen ganz empfindlichen Punkt triggert: Alles an diesem Duft wirkt aufgesetzt, unecht, gestellt. Krampfhaft gut gelaunt. Immer schön frisch und adrett. Hachje, was haben wir heute wieder gute Laune. Wir strahlen ja mit der Sonne um die Wette. Bis über beide Ohren. Diese sommerliche Leichtigkeit. Suuupi. Bussi. Noch ein bisschen Plastikobst? Oh, ja, toll, ich liiiiiebe Plastikobst. Das macht uns so unbeschwert ...
So, ich muss jetzt ein Waschbecken aufsuchen, um mich des Duftes zu entledigen. Dunkle Kopfschmerzwolken ziehen über meinen Schläfen auf. Und zum Thema Ewigkeit ist ja auch alles gesagt.
Und so isses dann leider auch. Es hat sich ausgeträumt. Und das Erwachen ist ziemlich böse. Wenn die Unendlichkeit so riecht wie die Lalique'sche Aurelia-Eleonore der Duftwelt auf meinem Unterarm, dann wünsche ich mir ein schnelles Ende herbei. Möglichst kurz und schmerzlos.
Es ist ja eigentlich nicht meine Art, Düfte zu rezensieren, die mir nicht gefallen. Und eigentlich lasse ich mir auch immer etwas Zeit, um aus dem ersten Kennenlernen zumindest ein zartes Vertrautsein gedeihen zu lassen. Aber heute fühle ich mich olfaktorisch derart mit dem Latthammer getroffen, dass ich mein Trauma schreibtherapeutisch kanalisieren muss.
Ich rieche künstlich-wässriges Melonenkaugummi. Calone? Eimerweise! Dazu ganz viel Moschus der fiesesten Sorte. Groschenmoschus. Billig und synthetisch. Und dieses fiese Duo wird flankiert von undefinierbaren Frucht- und Blumennoten und einer hirnbohrenden Süße, die an eine auf den Küchenfliesen zerborstene Natreen-Flasche erinnert. Ich kann mich nicht daran erinnern, seit dem Test des grauenvollen Glamfume-Fusels im schwarzen Flakon einen ähnlich unschönen Duft unter der Nase gehabt zu haben.
Rêve d'Infini präsentiert sich einfach nur flach, künstlich und unglaublich preiswert. Das erinnert schon sehr stark an die schwächeren Vertreter des Drogeriesegments. Und dann kommt noch erschwerend hinzu, dass er bei mir einen ganz empfindlichen Punkt triggert: Alles an diesem Duft wirkt aufgesetzt, unecht, gestellt. Krampfhaft gut gelaunt. Immer schön frisch und adrett. Hachje, was haben wir heute wieder gute Laune. Wir strahlen ja mit der Sonne um die Wette. Bis über beide Ohren. Diese sommerliche Leichtigkeit. Suuupi. Bussi. Noch ein bisschen Plastikobst? Oh, ja, toll, ich liiiiiebe Plastikobst. Das macht uns so unbeschwert ...
So, ich muss jetzt ein Waschbecken aufsuchen, um mich des Duftes zu entledigen. Dunkle Kopfschmerzwolken ziehen über meinen Schläfen auf. Und zum Thema Ewigkeit ist ja auch alles gesagt.
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Braunzone
Ich erinnere mich schemenhaft an den Kunstunterricht in der Grundschule. Vor Schuljahresbeginn bekamen unsere Eltern eine ellenlange Einkaufsliste, auf der unter anderem ein Pelikan-Tuschkasten zu finden war. Das kleine Modell mit zwölf Farben. Retrospektiv war dies eine sehr vernünftige Entscheidung, denn meinen weniger feinsinnigen Mitschüler*innen gelang es im Handumdrehen, die jungfräulichen Pigmentkreise in ein dreckiges Dutzend zu verwandeln. Schnell wurde mir klar, dass auch hier weniger mehr bedeutet. Rot und Blau ergibt Violett, Blau plus Gelb macht Grün. So weit, so gut. Und wenn wir uns jetzt wie eine Horde Berserker mit dem Borstenpinsel durch den ganzen Kladderadatsch wühlen, um die komplette Farbpalette mit ausschweifenden Kreisbewegungen und viel Druck übereinander zu Papier zu bringen als wären wir Jackson Pollock auf Speed, dann werden wir mit einem freundlichen Braunton belohnt, der selbst höchsten ästhetischen Ansprüchen genügt.
Naja, vielleicht ist es auch eher ein verschwommenes Braun - dreckig, dunkel, undefiniert. Eine stumpfe Mischfarbe, kraft- und glanzlos. Sie wirkt auf mich, als hätte man den leuchtenden Solospielern durch das Hinzufügen jedes weiteren Protagonisten ein Stück ihrer Strahlkraft genommen. Das frische Grün - kaum noch ein Schatten seiner selbst. Wo ist das intensive Rot geblieben? Alles hat sich zu einer tristen Melange vereint, die mich sofort von Matschpfützen im Spätherbst und anderen erquicklichen Sehnsuchtsorten träumen lässt.
Und nun genug der Tuscherei. Ich klappe den Kasten zu und frage mich, ob es in der Haute Parfumerie ein ähnliches Phänomen gibt? Da hat man bei Micallef in Grasse mit ganz wunderbaren Ingredienzien gearbeitet, aus denen meine innere Nase voller Vorfreude eine nicht minder wunderbare Dufterwartung zu stricken wusste. Nunja, wo viel Vorfreude herrscht, da siegt nicht selten die Ernüchterung.
EdenFalls ist für mich jedenFalls (Verzeihung, es juckte so!) die olfaktorische Analogie zum weiter oben bemühten Tuschkasten. Aus einem Strauß strahlender Einzelnoten entsteht hier ein dumpf-verschwommener Duft ohne Charakter und Präsenz. Das mag jetzt furchtbar drastisch klingen, aber ganz so schlimm ist es nicht. Ich gebe hier meine subjektive Empfindung wieder und die tendiert in die Richtung, dass ich EdenFalls nicht tragen würde. Für mich ist EdenFalls ein sehr durchschnittlicher, profilloser Duft ohne jeglichen Wiedererkennungswert. Und bei einer Skala von 0-10 heißt das 5. Einen halben Punkt ziehe ich ab, da er wirklich ein "Duft ohne Eigenschaften" ist.
Er ist zitrisch und moosig im Kopf, hier eindeutig auf der maskulinen Seite stehend, bleibt aber nicht zitrisch und moosig. Für einen Moment schwebt nun auch das Damoklesschwert der Duschgelfrische über dem Duft. Das Herz soll blumig sein. Angeblich. Der Duft ist es aber nicht. In der Basis haben wir es dann mit Vanille und Patchouli zu tun. Theoretisch edenFalls. Ganz am Ende gewinnt die Vanille die Oberhand, aber auch hier bekommt der Duft kein eigenständiges Profil mehr. Ich könnte zu keinem Zeitpunkt sagen, dass wir es hier mit einem blumigen, einem grünen, einem würzigen (Wo verstecken sich eigentlich die Gewürze?), einem fruchtigen oder einem vanillelastigen Duft zu tun haben. EdenFalls ist wie Teflon mit Schmierseife. Absolut aalglatt und nicht greifbar. Und das ist der Grund, weshalb ich mit ihm nicht warm werde. Ich bin einfach gestrickt. Ich brauche klare Ansagen und verständliche Botschaften. Ich mag es konturiert. Und Kontur fehlt hier gänzlich.
EdenFalls startet maskulin, wird dann im Verlauf diffuser und somit für mich deutlich tragbarer. In exakt diesem Stadium verharrt er äußerst lange auf meiner Haut - ohne weiteren Verlauf. Die Haltbarkeit ist ergo sehr ordentlich, die Projektion empfand ich hingegen als eher schwach - aber das ist vermutlich der Glätte des Duftes und dem fehlenden Spannungsbogen in Kombination mit meiner daraus resultierenden Duftblindheit geschuldet.
Fies ist EdenFalls dabei keinesfalls, auch nicht extrem synthetisch (mein wunder Punkt). Dies ist definitiv kein Verriss. Ich will auch nicht seine Wertigkeit infrage stellen. Er berührt mich einfach nicht. Er ist mir nicht süß genug. Wenn ich ihn trage, fühle ich mich weder beschwingter noch wohler oder in irgendeiner Weise attraktiver.
Und für verschwommene Schwammigkeit ist er mir dann doch ein Quentchen zu teuer.
Blurred lines.
Naja, vielleicht ist es auch eher ein verschwommenes Braun - dreckig, dunkel, undefiniert. Eine stumpfe Mischfarbe, kraft- und glanzlos. Sie wirkt auf mich, als hätte man den leuchtenden Solospielern durch das Hinzufügen jedes weiteren Protagonisten ein Stück ihrer Strahlkraft genommen. Das frische Grün - kaum noch ein Schatten seiner selbst. Wo ist das intensive Rot geblieben? Alles hat sich zu einer tristen Melange vereint, die mich sofort von Matschpfützen im Spätherbst und anderen erquicklichen Sehnsuchtsorten träumen lässt.
Und nun genug der Tuscherei. Ich klappe den Kasten zu und frage mich, ob es in der Haute Parfumerie ein ähnliches Phänomen gibt? Da hat man bei Micallef in Grasse mit ganz wunderbaren Ingredienzien gearbeitet, aus denen meine innere Nase voller Vorfreude eine nicht minder wunderbare Dufterwartung zu stricken wusste. Nunja, wo viel Vorfreude herrscht, da siegt nicht selten die Ernüchterung.
EdenFalls ist für mich jedenFalls (Verzeihung, es juckte so!) die olfaktorische Analogie zum weiter oben bemühten Tuschkasten. Aus einem Strauß strahlender Einzelnoten entsteht hier ein dumpf-verschwommener Duft ohne Charakter und Präsenz. Das mag jetzt furchtbar drastisch klingen, aber ganz so schlimm ist es nicht. Ich gebe hier meine subjektive Empfindung wieder und die tendiert in die Richtung, dass ich EdenFalls nicht tragen würde. Für mich ist EdenFalls ein sehr durchschnittlicher, profilloser Duft ohne jeglichen Wiedererkennungswert. Und bei einer Skala von 0-10 heißt das 5. Einen halben Punkt ziehe ich ab, da er wirklich ein "Duft ohne Eigenschaften" ist.
Er ist zitrisch und moosig im Kopf, hier eindeutig auf der maskulinen Seite stehend, bleibt aber nicht zitrisch und moosig. Für einen Moment schwebt nun auch das Damoklesschwert der Duschgelfrische über dem Duft. Das Herz soll blumig sein. Angeblich. Der Duft ist es aber nicht. In der Basis haben wir es dann mit Vanille und Patchouli zu tun. Theoretisch edenFalls. Ganz am Ende gewinnt die Vanille die Oberhand, aber auch hier bekommt der Duft kein eigenständiges Profil mehr. Ich könnte zu keinem Zeitpunkt sagen, dass wir es hier mit einem blumigen, einem grünen, einem würzigen (Wo verstecken sich eigentlich die Gewürze?), einem fruchtigen oder einem vanillelastigen Duft zu tun haben. EdenFalls ist wie Teflon mit Schmierseife. Absolut aalglatt und nicht greifbar. Und das ist der Grund, weshalb ich mit ihm nicht warm werde. Ich bin einfach gestrickt. Ich brauche klare Ansagen und verständliche Botschaften. Ich mag es konturiert. Und Kontur fehlt hier gänzlich.
EdenFalls startet maskulin, wird dann im Verlauf diffuser und somit für mich deutlich tragbarer. In exakt diesem Stadium verharrt er äußerst lange auf meiner Haut - ohne weiteren Verlauf. Die Haltbarkeit ist ergo sehr ordentlich, die Projektion empfand ich hingegen als eher schwach - aber das ist vermutlich der Glätte des Duftes und dem fehlenden Spannungsbogen in Kombination mit meiner daraus resultierenden Duftblindheit geschuldet.
Fies ist EdenFalls dabei keinesfalls, auch nicht extrem synthetisch (mein wunder Punkt). Dies ist definitiv kein Verriss. Ich will auch nicht seine Wertigkeit infrage stellen. Er berührt mich einfach nicht. Er ist mir nicht süß genug. Wenn ich ihn trage, fühle ich mich weder beschwingter noch wohler oder in irgendeiner Weise attraktiver.
Und für verschwommene Schwammigkeit ist er mir dann doch ein Quentchen zu teuer.
Blurred lines.
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