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vor 14 Tagen - 15.04.2024
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Wie man mir die Laune verhageln kann

Ich kann mir zwar vorstellen, dass nicht viele mit mir fühlen können oder es insgesamt interessiert. Aber mich beschäftigt es gerade und ich möchte meine Gefühle und Eindrücke auf diese Weise teilen.

Aber von vorne:
Ich war mal wieder und mit langer Planung in einer Parfümerie. Die naheliegenden Geschäfte habe ich bereits durch, also dauerte die Anfahrt etwa eineinhalb Stunden. Direkte Zugverbindung macht’s einfacher aber nicht unbedingt angenehmer.
Und wie die letzten Male, die ich dort war, bereitete ich auch dieses Mal wieder eine Liste vor, um am Ende nichts verpasst zu haben. Da mir bereits sehr klar war, dass die Neuerscheinungen, für die ich ursprünglich dorthin fahren wollte, noch nicht da sind, war die Liste mit interessanten Kompositionen und Stücken meiner Merkliste gefüllt.
Zwei Freunde im Schlepptau ging es los. Das Wetter frühlingshaft, für mich schon fast wieder zu viel aber das sollte das Problem nicht sein.


In den Laden; natürlich voll. Aber warten geht klar, wenn meine Duftwünsche erfüllt werden.
Ich werde von einer anderen Person als die letzten Male beraten. Das sollte sich zu einem großen Fehler entwickeln. Natürlich waren die Neuerscheinungen noch nicht da, also gingen wir die Liste weiter durch. Anfangs zumindest. Es stehen Flakons von Reine de Saba auf dem Tisch. Und schnell wird mir klar: zu dem Preis sind mir die viel zu schwach. Weiter die Liste entlang. Zwischendurch landen immer wieder fruchtige Kompositionen ohne verbale Kommunikation dabei. Meine Laune sinkt. Die Liste ist nicht mehr von Belang. Ich frage nach. Die Antwort: weil sie einen Kontrast zu meinem dunklen Kleidungsstil sind und ich gern lache. Außerdem tolle Sommerdüfte.
Dass ich das Konzept jahreszeitenbezogener Duftauswahl nicht gerne habe, hatte ich schon mal geschrieben, dass ich den Sommer grundsätzlich nicht mag, vorher im Verkaufsgespräch erwähnt. Und noch viel weniger mag ich Düfte mit Prädikat ‚Sommerduft‘.


Im Lauf dieses Gesprächs wurde es dann noch stark blumig und weitere Enttäuschungen kamen auf den Tisch. Meine Laune sank immer weiter, also erwähnte ich noch mal ausdrücklich, dass ich eigentlich dunkle, rauchige, holzige, ledrige Düfte suche. Gut, die scheinen hier nicht so nachgefragt zu werden, es werden dennoch einige aufgefahren aber überzeugen können auch die mich nicht mehr. Zu spät und zu wenig für mein Empfinden wurde auf mich eingegangen.


Bei der Recherche für meine Liste habe ich natürlich auch Preise gesehen, also fragte ich nach und bekam einen ganz anderen Preis genannt, fragte weiter nach, wie sich der Preis zum mehr oder weniger angeknüpften Onlineshop so stark unterscheiden kann, was damit beantwortet wurde, dass es derselbe Preis sei. Na was machte meine Laune wohl?
Gut. Ich entschied mich für einen Duft, der zwar auf meiner Liste war und mir sehr gefiel, bei dem Preis aber vermutlich kein Kaufkandidat gewesen wäre. Hab ihn dennoch mitgenommen, denn von der Auswahl auf dem Tisch war es tatsächlich noch der spannendste Duft.


Zufrieden und gleichzeitig sehr enttäuscht verließ ich den Laden. Doch in den nächsten Stunden wurde ich mehr und mehr unzufrieden mit was da passiert war. Reine de Saba verschwand von meiner Wunsch- und Merkliste, die Neuerscheinungen, die ich eigentlich probieren wollte, wurden blind bestellt und insgesamt wurde mein Bild dieses Besuchs sehr negativ und überschattet die drei vorherigen Besuche, die allesamt wunderbar waren, massiv.
Die Proben, die ich noch dazu bekommen habe, machen es nur schlimmer, auch wenn sie mit einem Lächeln und klarem Wissen, dass sie nicht zu mir passen, mitgegeben wurden. Das Gegenteil von gut ist eben gut gemeint. 
Bemerkenswert: auch einer der Freunde, die ich dabei hatte, wurde absolut an seinen Wünschen und Bedürfnissen vorbei beraten. 

Dieses Ergebnis hätte ich mit weniger Zeitaufwand auch zuhause hinbekommen. Enttäuschungen exklusive. Okay, der überragende Restaurantbesuch wäre weggefallen. Aber meine Laune wäre nicht total im Eimer gewesen. Und vielleicht wäre das auch gar nicht so schlimm, wenn mein autistisches Hirn negativen Erfahrungen nicht schon grundsätzlich mehr Gewicht geben würde.
Stimmung verhagelt und ich fühle mich bestätigt, dass Blindkäufe online eine tolle Sache sind. Vielleicht auch eine wichtige Erkenntnis.

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