Splitter
Splitters Blog
vor 3 Jahren - 08.11.2020
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Wie aus einer Handvoll Düften eine Leidenschaft wurde - und was ein Iglu damit zu tun hat

Es ist Spätsommer 2009 und ich laufe mit einem Freund (oder Date? Ich glaube da hatten wir andere Erwartungen) durch Frankfurt und fallen kurz vor Ladenschluss noch in den damals in der Zeilgalerie befindlichen Lush. Und auch wenn Parfum damals gar nicht in meinem Fokus stand, am Ende war es ein aussergewöhnlicher, eventuell aneckender und auf jeden Fall herber Duft, den ich mitnahm. In Form einer Körperseife.

Wie konnte ich da ahnen, dass ich etwas über zwei Jahre später wieder über diese Marke stolpern würde und mich so in ihr verfangen würde, dass ich dort zu arbeiten beginne. Aber auch zu diesem Zeitpunkt waren Parfums in flüssiger Form nicht wirklich wichtig für mich und ich fragte mich nicht selten, wieso man dafür so viel Geld hinlegen möchte. War ich naiv...


Aber wieso diese Ausführung? Unter den limitierten Winterprodukten 2011 - der Zeitpunkt, an dem ich quasi eine damals unsterbliche Leidenschaft für Lush entwickelte - befand sich ein Zuckerpeeling mit Namen Australian Igloo. Und neben richtig schöner Wirkung und Inhaltsstoffe hatte es noch etwas. Nämlich einen verdammt genialen Duft. Den es in keinem anderen Produkt jemals wieder geben sollte. Und so sicher sich meine Kolleg*innen waren, dass das Australian Igloo wiederkommen wird, es kam nicht. Als ich Lush als Mitarbeiter verliess, besass ich genau zwei Düfte. Die Flakons habe ich auch heute noch. Abseits dessen nichts dergleichen.

Dann kam der Sommer 2017 und irgendwas mit Fussball oder so sorgte für leere Innenstädte. Ich nutzte die Chance zu einer ausführlicheren Beratung und ging letztendlich mit dem sagenumwobenen Oud Wood heim. Dann passierte etwas, das wohl den Stein des Anstosses darstellt. Denn unterbewusst verband ich emotional diesen Duft mit dem ebenfalls sagenumwobenen Bioshock. Long story short: ich wollte mehr!


Und weil ich so einige Düfte von Lush, die es damals im Laden nicht gab, sondern nur online, zwar vom Hörensagen kannte, jedoch nie ausprobieren konnte, fing hier die Reise richtig an. Der phänomenale The Smell of Weather Turning schaffte es, sich für mich für immer mit Fallout 4 zu verbinden und Tom Ford es ein weiteres Mal in mein Herz.

Ja, Lush ist schon sehr speziell und vermutlich auch Nische, meine Sammlung derer Düfte wurde in den kommenden Monaten etwas grösser, aber da ist ja noch Luft nach oben. Fasching 2019 entschied sich mein iPhone zu einem vermutlich weltweit einmaligen Problem in Hinsicht auf das verbaute Bluetooth-Modul und so stand ich im Mai - ja, so lange dauerte es, bis alle anderen Möglichkeiten endgültig ausgeschlossen werden konnten - dann wieder in Frankfurt und hatte zuletzt ein brandneues Austauschgerät in der Hand. Nur wenn ich schon in Frankfurt bin, verschlug es mich dann auch noch zum örtlichen Whiskyhändler und danach in die MyZeil (an dieser Stelle eine Träne an die Zeilgalerie. Schäm dich, Kaufhof!).

Wo landete ich? Richtig! Und in meiner Tasche landete Rentless. Meine Kolleginnen - ja, nur weibliche - hassen mich für diesen Duft. Einen Stock nach oben ging es dann in eine weitere Parfumerie, denen ich früher stets fern blieb, so sehr wie ich Mainstreamdüfte verabscheue. Joa.

Hallo Orto Parisi!

Ich schwöre, es war keine Absicht, doch es war um mich geschehen. Ich hatte die Welt der Nischendüfte kennengelernt. Und ich will mir irgendwie gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn das schon früher der Fall gewesen wäre.

Seit Oud Wood auf jeden Fall bin ich mit einem Ziel unterwegs: Einen Duft zu finden, der Australian Igloo gleicht. Und auch wenn mir eben seit diesem Sommer immer wieder dieser Duft in die Nase steigt, ich finde den Ursprung nicht. Und wenn ich mir mal ganz sicher bin, wer Träger*in ist, liege ich doch falsch. Was habe ich schon Läden abgeklappert und diesen Duft gesucht. So eben an diesem Tag auch in Frankfurt und ich war wieder nicht erfolgreich. Jedoch kurz später glücklich, auch in Mainz, was näher bei mir ist, eine gut sortierte Parfumerie kennenzulernen (muss meine komplette Ausbildung lang blind gewesen sein...).

Hallo Stammparfumerie!

Und auch wenn die Suche nach dem Australian Igloo nicht unbedingt leichter wurde, immerhin lernte ich endlich richtig gute, schwere, holzige Düfte kennen, die nicht nach ein paar Stunden ins Süsse oder Synthetische abwandern. Auch wenn Devil‘s Nightcap in der Hinsicht weiterhin einen Platz in meinem Herzen hat. Hätte mir das nicht mal vorher jemand sagen können?

Sagen wir mal, ich war die nächsten Wochen und Monate häufiger da und selten ging ich mit leeren Taschen wieder raus. Manchmal wurde ich von Düften enttäuscht, manchmal gnadenlos überrascht und dann fanden sie einen Platz in meinem Regal. Auch bei Lush nutzte ich den Sale und ergatterte weitere Lieblinge. Entdeckte neue Marken auch in Wiesbaden, verschwieg vor meinen besten Freunden, wenn ich wieder einen oder mehr neue Düfte mitbrachte und...


...dann kam das Frühjahr 2020. Wir wissen alle, was da war.

Mittlerweile umfasste meine Sammlung nicht mehr eine Handvoll Flakons, sondern rund 40. Müssen wir nicht drüber reden, wir wissen doch fast alle, wieso die ‚empfohlene Menge‘ von drei Düften - einen für Frühling und Sommer, einen für Herbst und Winter und einen für besondere Anlässe - uns nicht reicht. Und irgendwie entdeckte ich dann auch noch neue Marken. Und als die Läden dann wieder öffnen durften, versuchte ich Rhinoceros zu bekommen und fand die Grenzen meiner geliebten Stammparfumerie. Egal, ich versuchte nämlich zeitgleich noch den Viride zu bekommen und das war machbar. Egal, Rhinoceros wurde mein erster Blindkauf abseits von Lush und ist eine grosse Liebe geworden.

Und auch wenn meine Sammlung viele kleine und grosse Schätze beinhaltet, die Suche nach dem Australian Igloo ist noch immer im Gange. Wenn jemand was weiss, ich würde mich freuen.

Bis dahin verknüpfe ich weiter Düfte mit Videospielen und geniesse die Ecken und Kanten der Nischendüfte.

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