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Splitters Blog
vor 2 Jahren - 10.07.2022
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Beaufort und ich. Und dann waren sie doch alle versammelt.

Es war einmal ein Sharing zu Cœur de NoirCœur de Noir , den ich sowieso schon eine Weile im Auge hatte aber nicht ausprobieren wollte, weil ich immer gleich alles von einer Marke wissen und kennen und haben mag, wenn mir ein oder zwei der Kompositionen zusagen.

Deswegen ist die Menge im Sharing für mich auch etwas größer ausgefallen, damit ich nicht so schnell in Versuchung komme. Doch dann wurde mein Interesse größer und ich schaute mich weiter bei der Marke um und schon kamen dann doch die ersten Flakons zu mir. Terror & MagnificenceTerror & Magnificence und noch im selben Monat Iron DukeIron Duke . Ich wollte langsam machen, weil ich gerade erst meine selbstgesteckte Grenze von 100 Flakons überstiegen habe und gerade sehr tief in der Entdeckung von Memo steckte. Dazu habe ich ja bereits einen ausführlichen Text verfasst, der die Hingezogenheit zur Marke plakatiert. Aber auch der ist heute nicht mehr aktuell, da seither noch einige weitere Düfte des Hauses zu mir kamen.

Terror & MagnificenceTerror & Magnificence auf jeden Fall, als dritter Teil der Revenants-Reihe und zugleich meines Erachtens leisester Duft des Hauses, traf mich mitten ins Herz und damit war sowieso alles vorbei. Er ist leicht, würzig-schmutzig, trägt sich selbst und schreit nach Weite, Freiheit und Grenzenlosigkeit. Er versteckt nicht einen gewissen zitrischen Charakter, der vom Vetiver und Tabak herrührt. Und was habe ich gemacht, der ja gerne Düfte und Videospiele verbindet? Ich habe The Last of Us Part II damit olfaktorisiert. Diese leere, zerstörte, pilzzombieverseuchte Einöde von einem Storygame.

Kurze Zeit später schnappte ich mir auf Ebay den ersten Teil besagter Reihe. Iron DukeIron Duke - Eine ganz andere Gangart. Denn er ist schwer, ledrig, oldschoolig animalisch, wie eine Zeitreise in die olfaktorischen Ausartungen der späten 80er. Ich erinnere mich, wie ich bei meinem Opa war und Pflegeprodukte und Parfums eine ähnlich schwere, ledrig-holzige Charakteristik an den Tag legten. Die Komposition ist zwar selbst für meine Verhältnisse schwer zu tragen aber stark. Stark komponiert. Stark im Ausdruck. Stark in der Haltbarkeit. Hier habe ich bisher kein Videospiel genommen und es mit dem Duft verknüpft. Stattdessen habe ich es zur Beerdigung meines Opas getragen und seither ist der Duke endgültig mit diesem Mann verbunden, der in meiner Kindheit und Jugend so viel für mich bedeutete und machte und wegen dem ich überhaupt nur so viele Konzerte besuchen konnte und dessen Krawatten, Mobiliar und Erinnerungen noch heute in meiner Wohnung zu finden sind.

Wieder war es Ebay, weswegen ich plötzlich Tonnerre / 1805Tonnerre besass. Neben dem schon als Abfüllung vorhandenen Cœur de NoirCœur de Noir einer der ersten des Hauses und Teil der Come Hell or High Water-Reihe. Und mit Come Hell or High Water verbinde ich immer noch ein herzzerreißendes Ereignis in der Geschichte von Days Gone, das musikalisch untermalt wurde von Billy Raffoul, den ich dieses Jahr auch endlich auf einem Konzert erleben durfte. Und natürlich spielte er diesen Titel.

Der Duft hier wiederum kommt meines Erachtens viel zu schlecht weg. Klar ist es keine einfache Komposition, spielt sie schliesslich auf Abscheulichkeiten der Menschheit an. Tonnerre ist lebendig im Unterbau. Holzig, würzig, leicht rauchig, leicht menschlich. Greifbar fast. Im Auftakt jedoch Irgendwo zwischen Cocktail und Sturm am Atlantik. Kalter Tag, kalter Rauch, kalter Charakter, kalte Schönheit.

Irgendwann kam dann noch eine Bestellung bei Essenza Nobile und mit ihr einige Proben aus dem Haus des Prodigy-Musikers. Klar war ich auch bei denen hin und weg, hielt mich aber zurück. Die sonstigen Flakons, die Beauforts, sowie Proben hatte ich ja doch zu genüge.

Immer wieder faszinierte mich die Aufmachung der Verpackung, der Holzverschluss der Flakons, die schönen Photographien oder Digitalkunst auf Kunstdruck-Niveau in der Innenseite der Verpackung, für Blicke von aussen geschützt, sodass niemand das Geheimnis erfahren kann, ohne die Verpackung zu öffnen. Und da die aktuelle Verpackung ähnlich einem Buch aufgebaut ist, lassen sich die Flakons auch wunderbar genau so aufbewahren und präsentieren, ohne die Flakons selbst zu präsentieren. Zuvor hatte die Marke eine zweiteilige Schachtel mit Hülle darum als Verpackung. Also umgekehrt dessen, was bei Zoologie passiert ist, die zuerst die buchähnliche Verpackung hatten und jetzt besagte Hülle mit Schachtel.

In einem Anflug von ‚Mir doch alles egal‘ kam ich dann doch nicht drum herum, die beiden Düfte zu ergattern, die ich noch gar nicht kannte. Nämlich Rake & RuinRake & Ruin und Vi Et Armis / East IndiaVi Et Armis. Ersterer als zweiter Teil der Revenant-Reihe und mit Inspiration des zweiten Geschäftszweiges der Marke, nämlich den Spirituosen, zweiter als Teil der ursprünglichen ersten Reihe an Veröffentlichungen. Rake & RuinRake & Ruin , von vielen als nicht tragbar oder viel zu konzeptionell, um getragen werden zu können, abgestempelt, hat erstaunlich viel Signaturpotenzial und auch wenn er vielleicht an eine durchzechte Nacht anmutet und alkoholische Vibes von Gin in Form von Wacholder, Lakritz und Costus mitbringt, so gleicht er das doch alles durch seine zarte Gemütlichkeit und Frische von Zitrik, Pfeffer und Gewürzen aus. Meiner Kollegin gefällt er.

In eine ganz andere Kerbe wiederum schlägt Vi Et Armis / East IndiaVi Et Armis, der mich erst etwas ehrfürchtig werden liess, ob all des Opiums im Raum. Aufgesprüht ist er allerdings zuerst ganz was anderes. Nämlich der genialste, rauchigste, barbecueeskeste Duft, den ich bis dahin kannte. Ein echtes Räucherherzfeuerwerk. Ein alles in allem perfektes Werk an allem, was Rauch in Düften ausmacht. Auf der Website als ‚Chaos in der Flasche‘ beschrieben, ist er vielleicht genau das. Aber genau das macht ihn aus.

Und dann, als ich gerade gedacht hatte, ich sei gerade gut ausgestattet und die nächste Besorgung kommt nach Plan - Memo hat mir per Mail verraten, wann sie ein Restock erwarten - da stehen plötzlich einige Flakons im Souk zur Verfügung. einige Wochen früher und ich hätte dem lieben Parfumo ALLE von ihm angebotenen abgekauft. So wurden es nur zwei. Kommen wir also endlich zum Cœur de NoirCœur de Noir, mit dem alles startete. Von Supersegi als Herzmassage betitelt und von irgendwem mir unverständlich mit DrakonDrakon verglichen, ein leider etwas kurzatmiger Duft, dennoch ein Glanzstück der Marke. Ich fordere dazu auf, diesen einsteigerfreundlichen Beaufort mal zu probieren. Etwas zu wenige Kanten und deshalb auch nicht so viele Punkte von mir, wie ich gern gegeben hätte.

Zeitgleich ergatterte ich also noch Lignum VitaeLignum Vitae, der Gourmand der Reihe. Und zwar ein ziemlich süsser, gleichzeitig holziger Gourmand, der ein bisschen nach Kuchen auf hoher See anmutet. Immerhin ist der Wellengang zart und der salzige Beigeschmack nicht merklich. Obgleich ihm das vielleicht sogar noch den letzten Schliff gegeben hätte.

Richtig gezählt, ich habe gerade von meinen ersten sieben Zugängen der Marke gesprochen. Acht gibt es. Und der achte Vertreter aus dem Haus ist der einzige, der ohne Bild in der Packung auskommt und als einziger das Prädikat ‚grün‘ verdient. Und vermutlich sogar den grünsten Duft in meiner kompletten Sammlung darstellt. Denn Fathom VFathom V ist Grün in Sprühform. Es ist der Moment, dass man den Dschungel betritt, den Wald betritt, den Blumenladen betritt, die Blätter in der Hand zerquetscht. Er ist all das und mehr. Er ist greifbar grün. Geradezu federleicht im Vergleich zu den anderen Düften des Hauses, aber immer noch mit klarer Signatur.

Und so schliesst sich der Kreis, vor dem ich Anfangs so Angst hatte, weil ich genau weiss, was passiert, wenn ich eine neue Marke entdecke. Und deshalb sagte ich auch einem Pineward-Sharing und auch noch einigen weiteren ab, weil ich nicht mit noch mehr Marken eskalieren wollte. Aber Beaufort war es mir am Ende dann doch wert. Und soweit ich weiss bin ich einer der sehr wenigen, die sie alle haben. Und das finde ich dann doch schon wieder irgendwie beeindruckend.

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