Stinki

auf einer Party an einem Typen gerochen und finde ihn noch bis heute hervorragend. Ein klares Statement bietet er, wie ich finde. Eine durchgehende leicht zitrische Gummiballnote (Styrax?), die dem Träger (persönliche Meinung) auch irgendetwas gerissenes und sehr aktives verleiht ohne duschgelig zu sein. Sehr langanhaltend und später hellblumig (Maiglöckchen), dezent pudrig funkelnd (kein altmodisches Puder) ohne diese originelle Haupt Gumminote zu verlieren. Alles sehr gut und natürlich gemacht. Er begleitet einen, gerade an Sommerabenden, fantastisch. Jungmacher - hat das Zeug zum signature scent !

jeder kennt das. Die exotische Kokosnussnote, gerade abends im Sommer ist Extraklasse.
Wenn da nicht jedesmal etwas wäre, was mir fast schon die Lungenflügel ätzt (ordentlich Muskat + Aldehyde ?) und auf Dauer sehr anstrengend ist. Bestimmt Geschmackssache - trotzdem echt guter Duft.

ich möchte diese ganzen Vampir, Friedhof, Church, Gruft scent, aus einer anderen Welt blabla Dinge nicht kommentieren, denn ich bin drauf reingefallen und hab ihn blind bestellt. Für mich ein absolut nichtssagendes Labberwässerchen, welches nicht ansatzweise den Namen Noire verdient. Und wenn das Tinte sein soll, so ist es wohl Geheimtinte, die mit der man gewisse Verträge unterschreibt. Ne Leute, für mich das Paradebeispiel für ein Duft der ausschliesslich auf ein spezielles jüngeres Publikum (Hipster) zugeschnitten ist, die keine echten Referenzdüfte kennen und dem Zeitgeist, kaum nach etwas riechen zu wollen, ausser vielleicht nach, ich glaube es heisst Iso E Super. Für mich grottenlangweilig.

wo der Typ im Vorstellungsgespräch gefragt wird, wo er wohl seine Schwäche sieht und er antwortet, dass er an Überperfektionismus leidet. Ich mag die Geo F. Trumper Düfte, allerdings wirken sie gg. No.89 etwas harsch oder fast schon ein bischen plump und nicht ausgereift, bzw. fein genug - sie haben definitiv ne Menge Charakter aber nicht diese Extra Klasse. Es muss ja auch nicht immer ganz grosses Kino sein, an manchen Tagen/Morgen find ich die robuste Einfachheit von z.B. Pino Silvestre einfach nur perfekt. Jeden Tag Beef Wellington ist ja auch der Horror.

Aber objektiv im Ganzen gesehen: wenn No. 89 einen Makel hat, dann kann es nur Überperfektionismus sein. Dass ein gutes Parfum Ecken und Kanten haben muss, widerlegt dieser grossartige Duft. Starke Assoziationen von Englischen Filmen die in den 20-40ern spielen (Gosford Park, Was vom Tage übrig blieb, etc.) und ländlichen britischen Idyllen treten auf. Ebenson elegante Ballroom Partys, private Herrenclubs, sowie gediegene afternoon teas. Diese unglaubliche Cremigkeit, flankiert von einer schneidigen zitischen Frische, ohne dass das jemals nervig oder strapaziös oder gar langweilig werden könnte und jetzt kommt das Allerschärfste; man kann ihn sogar m. E. bestens als Clubscent verwenden - das ist glaube ich dem Mysore Sandalwood geschuldet, welches als einziges Sandalwood auf mich einen mysteriösen und tief mystischen Eindruck macht. Es muss hier ganz allgemein mit den absoluten Top Ingredienzien gearbeitet worden sein, die Formel allein kann es nicht sein.

Dazu der sympathische, nostalgisch oder meinetwegen auch altmodisch, nebelig und leicht grüne, trocken/staubig moosige aber auch frische - mehr orange/neroli als zitronige - Cologne Aspekt verbunden mit einer leicht fleischigen rosa Rose und warmen Muskat (perfekt ausgewogen) und etwas Seifigkeit, der dem ganzen den orientalischen Charakter nimmt und zu dem vereint, was für mich wirklich hervorragende britische Düfte ausmachen. Eine hintergründige sublime Steifigkeit (Eichenmoos), die das Rückgrat stärkt und das Understatement, ohne diesen immer leicht herausfordernden Pariser Duftton, verbunden mit einem gewissen unterschwellig mysteriösen Charakter orientalischer/ fernöstlicher oder westindischer Kolonien und das Ganze gefälligst mit Luxusseife gewaschen. Ein Tonicum das relaxt und begeistert. Ein drydown wie das Golden Sandal Rose Räucherstäbchen im Nachtgemach des Maharadschas von Jaipur. Dies alles ist hier in einer absoluten Einzigartigkeit und Perfektion geschehen, die seinesgleichen sucht und niemals langweilig werden kann. Ich bin tief beeindruckt und hocherfreut. Ich kommentiere hier übrigens eine ältere Version mit Evernia Prunastri.
Pro: oben
Con: ich möchte ihn nur selten tragen - ich will seine Spezialität nicht "verwässern".