04.08.2013 - 12:57 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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31
Bed & Breakfast
Wählt man bei einer Englandreise „Bed & Breakfast“ als Unterkunft, dann kann man auf einige außergewöhnliche Begegnungen hoffen. Diese mit deutschen Pensionen verwandte Unterkunftsart zeichnet sich vor allem durch die sehr persönliche, z.T. durch Familienanschluss geprägte Gastlichkeit aus. Während unserer vor wenigen Tagen zu Ende gegangenen Reise durch England trafen wir dabei auf die unterschiedlichsten Gastgeber (im ersten Stock eines stilechten Pubs in York, im liebevoll umgebauten Privathäuschen in Warwick, in einer Stadtvilla in London). Keine der Unterkünfte war aber so eindrucksvoll wie jene am Ufer des River Severn in der Nähe der walisischen Grenze.
Schon auf dem etwas unscharfen Foto machte das Anwesen einen verheißungsvollen Eindruck. Als wir aber nach einer langen Irrfahrt über auf keiner Karte verzeichnete Nebenstraßen schließlich vor unserer Unterkunft für diese Nacht standen, verschlug es uns die Sprache: ein Schloss aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit großem Park, angeschlossenem Nutzgarten, frei laufenden Pfauen und Hunden, einer privaten Kapelle vor dem Seitenflügel, einer Auffahrt zum Haus und einer überaus freundlichen Gastgeberin, der wir nach einem netten Gespräch im Kaminzimmer des Schlosses entlocken konnten, dass sie ein Nachkomme einer Familie von Lords und Barons ist, die seit dem 16. Jahrhundert auf diesem Anwesen (einem ehemals wesentlich größeren Vorgängerbau, der dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen war) lebt und in der englischen Politik eine nicht ungewichtige Rolle spielte. Warum die Lady in ihrem riesigen Haus einige Zimmer als B & B anbietet blieb ihr Geheimnis. Mag sein, dass es die Freude am Empfang unterschiedlicher Reisender aus unterschiedlichen Ländern ist.
Zur Ausstattung von Bed & Breakfast-Unterkünften gehört es auch, dass das Bad mit allerlei liebevoll ausgewählten Badkosmetika und Duftproben ausgestattet ist, aus denen der Gast frei wählen darf. Was liegt nun im großzügigen Bad eines solchen Herrenhauses? Natürlich kein Mainstreamduft, natürlich kein Duft vom Kontinent, sondern englische Kosmetik: in diesem Fall eine Probe von Dunhill for Men, vielleicht schon älteren Datums, denn der Duft wird m.E. nicht mehr produziert.
Da ich Dunhill for Men bereits länger auf meiner Agenda zu besprechender Düfte habe, ihn seit vielen Jahren besitze und schätze, entschloss ich mich sofort, einen Kommentar zu diesem Klassiker zu verfassen.
Duhill for Men ist für mich der Inbegriff eines klassischen Herrenduftes (Baujahr 1934), dabei nicht besonders englisch im Charakter (kein Blenheim Bouquet, kein Wild Fern, kein West Indian Limes, kein Lavender Water: s. die Kommentare zu diesen Düften), eher weich und warm trotz des frischen Auftakts.
Dieser Auftakt wird bestimmt durch dezenten Lavendelduft (ein Muss bei englischen Kompositionen für Herren), durch Zitrusnoten (hier: Zitrone und Petitgrain laut Duftpyramide) und durch krautige Komponenten.
Sehr schnell entwickeln sich auch florale Töne, die lange mitschwingen und den Duft bis in die Basisnote begleiten. So wenig ich starke Rosendüfte (für Frauen) mag, so sehr mag ich einen dezenten Rosenduft in Herrendüften (Il Profvmo Touaregh, Caraceni 1913, Paco Rabanne pour Homme: bei Letzterem ist es übrigens das sog. Rosenholz, das frisch aufgeschnitten einen rosenähnlichen Duft verströmt). Dieser dezente, elegant-verspielte Rosenduft schwingt auch in Dunhill for Men mit, einem Duft, den man angesichts des gediegenen Charakters bei einem britischen Gentleman erwartet, dem man solch floral-feminine, fast dandyhafte Töne nicht zubilligen mag - und doch fügt sich der Rosenduft (sowie weitere Blütendüfte) ganz wunderbar in das Gesamtbild dieses weichen und eleganten Herrenduftes ein.
Besonders interessant macht diesen Duft jedoch seine außergewöhnliche Basis mit Ledernote, die möglicherweise von Zibet oder einem verwandten animalischen Akzent herrührt und die durch Zedernholz, ein von mir besonders geschätzter Duft, abgerundet wird.
So scheint mir, lag dieser Duft nicht ganz zufällig im Bad des englischen Schlösschens am River Severn. Vielleicht trug der bereits verstorbene Hausherr, den man auf einem Bild im Salon bewundern konnte, diesen Duft besonders gerne? Vielleicht passt er auch einfach nur besonders gut zur Vorstellung eines englischen Lords, der im Ledersessel vor seinem riesigen Kamin sitzt, die Times liest und der seit Jahren auf den selben Duft schwört: Dunhill for Men.
P.S.: Bei dem verstorbenen Hausherrn handelt es sich nicht um Lord Wisebottom. Dies nur, um Missverständnissen vorzubeugen.
Schon auf dem etwas unscharfen Foto machte das Anwesen einen verheißungsvollen Eindruck. Als wir aber nach einer langen Irrfahrt über auf keiner Karte verzeichnete Nebenstraßen schließlich vor unserer Unterkunft für diese Nacht standen, verschlug es uns die Sprache: ein Schloss aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit großem Park, angeschlossenem Nutzgarten, frei laufenden Pfauen und Hunden, einer privaten Kapelle vor dem Seitenflügel, einer Auffahrt zum Haus und einer überaus freundlichen Gastgeberin, der wir nach einem netten Gespräch im Kaminzimmer des Schlosses entlocken konnten, dass sie ein Nachkomme einer Familie von Lords und Barons ist, die seit dem 16. Jahrhundert auf diesem Anwesen (einem ehemals wesentlich größeren Vorgängerbau, der dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen war) lebt und in der englischen Politik eine nicht ungewichtige Rolle spielte. Warum die Lady in ihrem riesigen Haus einige Zimmer als B & B anbietet blieb ihr Geheimnis. Mag sein, dass es die Freude am Empfang unterschiedlicher Reisender aus unterschiedlichen Ländern ist.
Zur Ausstattung von Bed & Breakfast-Unterkünften gehört es auch, dass das Bad mit allerlei liebevoll ausgewählten Badkosmetika und Duftproben ausgestattet ist, aus denen der Gast frei wählen darf. Was liegt nun im großzügigen Bad eines solchen Herrenhauses? Natürlich kein Mainstreamduft, natürlich kein Duft vom Kontinent, sondern englische Kosmetik: in diesem Fall eine Probe von Dunhill for Men, vielleicht schon älteren Datums, denn der Duft wird m.E. nicht mehr produziert.
Da ich Dunhill for Men bereits länger auf meiner Agenda zu besprechender Düfte habe, ihn seit vielen Jahren besitze und schätze, entschloss ich mich sofort, einen Kommentar zu diesem Klassiker zu verfassen.
Duhill for Men ist für mich der Inbegriff eines klassischen Herrenduftes (Baujahr 1934), dabei nicht besonders englisch im Charakter (kein Blenheim Bouquet, kein Wild Fern, kein West Indian Limes, kein Lavender Water: s. die Kommentare zu diesen Düften), eher weich und warm trotz des frischen Auftakts.
Dieser Auftakt wird bestimmt durch dezenten Lavendelduft (ein Muss bei englischen Kompositionen für Herren), durch Zitrusnoten (hier: Zitrone und Petitgrain laut Duftpyramide) und durch krautige Komponenten.
Sehr schnell entwickeln sich auch florale Töne, die lange mitschwingen und den Duft bis in die Basisnote begleiten. So wenig ich starke Rosendüfte (für Frauen) mag, so sehr mag ich einen dezenten Rosenduft in Herrendüften (Il Profvmo Touaregh, Caraceni 1913, Paco Rabanne pour Homme: bei Letzterem ist es übrigens das sog. Rosenholz, das frisch aufgeschnitten einen rosenähnlichen Duft verströmt). Dieser dezente, elegant-verspielte Rosenduft schwingt auch in Dunhill for Men mit, einem Duft, den man angesichts des gediegenen Charakters bei einem britischen Gentleman erwartet, dem man solch floral-feminine, fast dandyhafte Töne nicht zubilligen mag - und doch fügt sich der Rosenduft (sowie weitere Blütendüfte) ganz wunderbar in das Gesamtbild dieses weichen und eleganten Herrenduftes ein.
Besonders interessant macht diesen Duft jedoch seine außergewöhnliche Basis mit Ledernote, die möglicherweise von Zibet oder einem verwandten animalischen Akzent herrührt und die durch Zedernholz, ein von mir besonders geschätzter Duft, abgerundet wird.
So scheint mir, lag dieser Duft nicht ganz zufällig im Bad des englischen Schlösschens am River Severn. Vielleicht trug der bereits verstorbene Hausherr, den man auf einem Bild im Salon bewundern konnte, diesen Duft besonders gerne? Vielleicht passt er auch einfach nur besonders gut zur Vorstellung eines englischen Lords, der im Ledersessel vor seinem riesigen Kamin sitzt, die Times liest und der seit Jahren auf den selben Duft schwört: Dunhill for Men.
P.S.: Bei dem verstorbenen Hausherrn handelt es sich nicht um Lord Wisebottom. Dies nur, um Missverständnissen vorzubeugen.
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