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Heute habe ich frei. Ich wollte einen Gammeltag einlegen und das Haus nicht verlassen. Vielleicht ein bisschen aufräumen und putzen, wenn mir spontan danach ist. Zu solchen „Anlässen“ trage in normalerweise kein Parfum. Nur leider machte mir die Zara-Retoure, die ich in meinem Flur gefunden hatte einen Strich durch die Rechnung - ich musste also doch noch fix zur nächsten Postfiliale.
Eine Hose zum Überziehen fand ich recht schnell, für den passenden „Ich gehe mal eben ein Paket wegbringen“-Duft brauchte ich etwas. Unentschlossen stand ich vor meinem Parfum-Schrank, bis ich ganz hinten im letzten Eck L’Impératrice entdeckte. Es ist Jahre her, dass ich den das letzte Mal bewusst getragen hatte, obwohl ich ihn 2009/2010, als er erschienen ist, abgöttisch liebte. Aber da war ich auch noch um Einiges jünger und hatte einen anderen Geschmack. Ich denke man kann sagen, dass meine Duftvorlieben heute ganz anders sind, als damals.
Jetzt bin ich schon eine ganze Weile wieder daheim und habe die Hose wieder ausgezogen, nur der Duft klebt immer noch an mir. Und ich verfluche mich selber, dass ich L’Impératrice nicht öfter getragen habe, ja, dass der Duft gar in Vergessenheit geraten ist. Denn er ist unfassbar schön!
Mit fruchtigen Noten kann ich eigentlich nichts anfangen. Doch L’Impératrice schafft es, den Rhabarber, die Wassermelone und die Kiwi auf eine so wundervolle cremig-süße Art zusammenzubringen, dass ich hellauf begeistert bin. Das ist ein grandioser Sommer-Wohlfühlduft!
Tja, alte Liebe rostet eben nicht. Oder zumindest nicht immer.

Meine Oma hat mir eine Menge Weisheiten mit auf den Weg gegeben. „Zieh dir ein Unterhemd an!“, „Geh nicht mit nassen Haaren raus!“, „Halte deine Erwartungen niedrig, sonst wirst du enttäuscht.“ Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass Omas immer Recht haben, man wäre also gut damit beraten, auf diese Ratschläge zu hören. Wenn nun aber Chanel eine Intense-Version von Coco Mademoiselle mit einer ordentlichen Menge Patchouli ankündigt, dann habe ich - verzeih mir Oma - verdammt hohe Erwartungen. Und dann nehme ich auch die Enttäuschung in Kauf.
Also bestellte ich Coco Mademoiselle Intense blind. Das Eau de Parfum und ich sind nie gute Freunde geworden, da mir der Auftakt immer zu stechend zitrisch war. Das erinnert mich an Nagellackentferner und ist somit untragbar.
In der Intense-Version kann ich nichts von diesen stechenden Noten erkennen - im Gegenteil: Den Auftakt macht eine sehr zarte und cremige Orange, die mich in fruchtige Wärme hüllt. Diese Wärme hält den ganzen Duftverlauf über an. Die Orange wird noch cremiger und mit einem Hauch Vanille versehen, was dem Ganzen noch eine sehr angenehme Süße gibt.
Die Mademoiselle-DNA ist deutlich wahrnehmbar. Doch Intense ist für mich die weiterentwickelte, femininere und erwachsenere Variante. Es ist die große Schwester des Eau de Parfum.
Für mich hat Chanel ordentlich abgeliefert, besser hätte man es nicht machen können. Statt enttäuscht zu werden, wurden meine Erwartungen eher noch übertroffen!

Ich muss ehrlich zugeben, dass es mit meiner Parfum-Leidenschaft nun schon so weit gekommen ist, dass ich Düfte nur aufgrund ihres Namens kaufe. So geschehen mit Messy Sexy Just Rolled Out Of Bed. Ich habe ihn zufällig auf Parfumo entdeckt, als ich mal wieder irgendwo falsch abgebogen bin (ihr kennt das) und war sofort verliebt. Nur eben nicht in die Duftnoten, denn die waren im ersten Moment nicht überaus spannend für mich, sondern in den Namen. Denn in gewisser Weise ist Messy Sexy Just Rolled Out Of Bed mein Motto. Ich sehe gerne - bitte entschuldigt den Anglizismus, aber so passt es besser - effortless aus. Zwar stand ich heute morgen wieder recht lange im Badezimmer, um zu Überschminken, dass ich nur 5 Stunden geschlafen hatte, aber es muss ja nicht jeder sehen, wie viel Zeit es mich gekostet hat, so auszusehen.
Nun also zum Duft. Das Szenario, welches der Name vorgibt, fängt das Parfum tatsächlich perfekt ein. Im Auftakt rieche ich sehr zarte Vanille, umgeben von Sandelholz und Heliotrop. Das weicht dann aber sehr schnell der betörenden Tonkabohne und einer zarten Rose. Diese Kombi bleibt bis zum Schluss und legt sich später in ein Bett aus Amber und Moschus nieder.
Messy Sexy Just Rolled Out Of Bed ist sicherlich nichts bahnbrechendes Neues, aber dennoch ein wahnsinnig schöner und zeitloser Duft. Er hüllt mich in Licht und Wärme und gibt mir Geborgenheit.
Für mich das perfekte Parfum, wenn der Morgen mal wieder viel zu hektisch war und man seinem Bett sehr nachtrauert.

Ich bin mir sicher, dass jeder von uns Duftverrückten hier ein Parfum hat, mit dem Alles angefangen hat. Ein Parfum das die Leidenschaft entfacht hat. Bei mir war es By the Fireplace.
Ich habe schon immer gern Parfum getragen und hatte auch schon immer mehrere Düfte, die ich im Wechsel getragen habe. Das habe ich von meiner Mama. Sie hat Flakons grundsätzlich nur in 30ml gekauft, weil „man riecht das ja selber dann eh nicht mehr“.
Vor etwas über vier Jahren schlenderte ich auf der Suche nach einem neuen Winterduft durch den Oberpollinger. Die Replica-Reihe von Maison Margiela sprach mich aufgrund der Flakons an, also sprühte ich mir spontan By the Fireplace auf. Der Name war spannend und ich mochte die Farbe des Parfums. Bestimmt sind mir in dem Moment, als ich an meinem Handgelenk gerochen habe ein bisschen die Gesichtszüge entgleist. Es roch so authentisch nach Lagerfeuer und trotzdem ist der Duft sehr tragbar (vielleicht durch die Nelke?), ich war hin und weg. Also nahm ich ihn mit. An der Stelle möchte ich noch kurz anmerken, dass das ein äußerst revolutionärer Moment für mich war. Die Replica-Düfte gibt es nur in 90ml, ich verstieß also gegen die eiserne „30ml-Flakon“-Regel meiner Mutter. Aber das gehört zum Erwachsenwerden dazu.
Die Faszination für den Duft hielt an. Ich interessierte mich viel tiergehender für Parfums, als ich es bisher getan hatte. Und während meiner Recherche nach neuen Duftwelten stieß ich irgendwann auch auf Parfumo.
Allein deswegen wird By the Fireplace immer ein ganz besonderes Parfum in meiner Sammlung sein. Ich trage ihn bis heute gern, er ist mittlerweile mein absolut liebster Seelenschmeichler. Er löst in mir Wohlbefinden aus und gibt mir dieses „Alles wird gut“-Gefühl, was eben jeder ab und zu mal braucht.

*Ja, Heimeligkeit ist ein Wort, ich habe es extra nochmal im Duden nachgeschlagen. Sollte man übrigens viel öfter benutzen!

Ich mag die Idee der Replica-Düfte, Momente an verschiedenen Orten in verschiedenen Zeiten als Duft zu reproduzieren, wahnsinnig gern. Die Geschichte hinter den einzelnen Parfums ist spannend und es riecht immer sehr authentisch (Oder zumindest denke ich das. Natürlich war ich 1992 nicht beim Barber in Madrid, aber ich kann es mir vorstellen.).
Wenn ich an einen Jazzclub denke, dann denke ich an: eine entspannte, lockere Atmosphäre, elegant gekleidete Leute die Pfeife oder Zigarre rauchen, irgendwo dudelt ein Saxophon. Das alles und noch mehr fängt das Parfum auch wirklich gut ein. Allerdings frage ich mich, warum auf dem Etikett des Flakons als Zeitangabe 2013 steht. Das ist jetzt zugegeben eine Kleinigkeit, an der ich mich aufhänge und ich bin auch kein Geschichtsexperte, aber ich bin mir sehr sicher, dass die Hochzeit des Jazz deutlich früher war. In meinem Kopfkino findet das Szenario also irgendwann in den 30er-Jahren statt - mir doch egal, was auf dem Flakon steht.
Also, zurück zum Duft. Jazz Club ist durch die holzigen und balsamischen Noten ein wahnsinnig eleganter Duft. Rum und Tabak machen ihn zu einem grandiosen Abendbegleiter. Ich trage ihn am liebsten zum Weggehen.