Susispinne

Im Auftakt habe ich hier eine sehr starke aber für mich angenehme Gewürznelke, die von einem Hauch Tabak begleitet wird. Von den getrockneten Früchten nehme ich im ersten Moment nichts wahr. Sehr schnell gesellt sich der Kakao dazu. Auch er ist für meine Nase sehr präsent.
Wow, entwickelt sich dieser Duft schön! Die Vanille harmoniert wunderbar mit dem Honig und den Gewürzen, und Benzoe und Labdanum geben dem Ganzen ein orientalisches Flair. Gewürznelke nehme ich sehr lange wahr, aber sie wird im Lauf der Stunden weicher. Für mich ist das ein richtiger Wohlfühlduft, heimelig, kuschelig und warm, als würde ich weich eingemummelt mit einer Tasse Gewürztee in meinem Lieblingssessel sitzen. I love it️

Für meine Nase startet der Duft sehr unspektakulär. Frisch aufgesprüht rieche ich nur Alkohol, doch sehr schnell macht sich Wacholder breit. Am Anfang ist Gypsy Water sehr herb, aber schon wenige Minuten später gehe ich auf einen wunderbaren Gedanken-Spaziergang, der mich in einen Nadelwald in der Dämmerung führt. Die Iris nehme ich nur am Rande wahr, und wenn ich ausgefroren von meinem Waldspaziergang zurückkomme und im warmen Zimmer sitze, zünde ich mein Stövchen an und lege etwas Räucherwerk auf das Gitter. Der Abend klingt mit harzig-holzigen Wohlgerüchen aus, und so entwickelt sich auch dieser Duft. Er gewinnt schnell an Tiefe, und vor allem den Weihrauch nehme ich noch Stunden später wahr, wenn auch sehr hautnah. Hintergründig kann ich auch einen Hauch Sandelholz erschnuppern. Für mich entwickelt sich Gypsy Water sehr überraschend aber auch sehr schön.

Hamsah hat eine starke Ähnlichkeit mit "Le Parfum" von Elie Saab, bei beiden dominiert der Jasmin, nur kommt für meine Nase der Honig hier intensiver durch. Die zarte Untermalung durch Patchouli mildert die Süße wieder etwas ab, und zusammen mit der Orangenblüte ergibt sich eine dezent seifige Note. Ich mag sie beide, Hamsah fast noch ein wenig mehr, und gerade jetzt, wo wir so schönes Herbstwetter und nochmal hohe Temperaturen haben, ich aber die Freshies vom Sommer langsam nicht mehr mag, kommt mir diese süße kleine Jasminbombe gerade recht.

Gleich nach dem Auftragen lässt mir die spritzige Säure des Rhabarbers das Wasser im Mund zusammenlaufen. Tatsächlich nehme ich auf meiner Haut während der ersten Stunde des Tragens hauptsächlich den Rhabarber wahr, gewürzt mit einem Hauch der schwarzen Johannisbeere. In dieser ersten Tragephase überwiegt eindeutig das Saure, Herbe. Ich denke beim Schnuppern weniger an Rhabarberkuchen oder Rhabarberkompott, sondern eher an eine erfrischende Rhabarberschorle. Ich liebe Rhabarber, und sowohl seinen Geruch als auch den Geschmack verbinde ich mit dem Frühling.
Ganz langsam und zurückhaltend kommt dann nach und nach ein Hauch von Pfingstrose dazu, der sich im Lauf der nächsten Stunden verstärkt und bald durchsetzt. Nun hat der Duft nichts Saures mehr, sondern er wirkt sauber, frisch, zart blumig und irgendwie samtig, was mich an das Gefühl erinnert, das ich habe, wenn ich über die Blütenblätter einer Pfingstrose streiche. Die Sillage ist, nach dem ersten sauren und recht intensiven Frischekick, eher schwach, so dass dies ein Duft ist, den ich nach ca. einer Stunde ganz für mich habe. Auf meiner Haut ist er jedoch sehr haltbar und begleitet mich viele Stunden. Für mich ist er der Inbegriff des Frühlings.

Als ich Mandarine und Cardamom gelesen habe, dachte ich sofort, das wäre ein schöner Sommerduft für mich. Aber schon beim ersten Aufsprühen war ich enttäuscht. Inzwischen habe ich mehrere Anläufe gemacht, aber meine Nase kommt mit diesem Duft überhaupt nicht klar. Egal ob ich ihn frisch aufsprühe, egal ob auf einen Teststreifen oder meine Haut, ich rieche nur sehr aufdringlichen Alkohol (?). Da es ein Eau de Cologne ist, dachte ich mir, das würde sich im Lauf der Zeit ändern und schnupperte immer mal wieder an meinem Handgelenk. Diese stechende Note blieb, auch nach Stunden hatte ich sie ständig in der Nase. Den gleichen Effekt habe ich übrigens auch bei "Light Blue" von D&G, obwohl da völlig andere Duftkomponenten enthalten sind. Zurück zu diesem Duft: Mandarine rieche ich nicht, auch keinen Kardamom, sondern nur diese aufdringliche, stechende bzw. stickige Note, von der ich nun vermute, dass es der Alkohol ist, wobei mich daran eben die Tatsache zweifeln lässt, dass sich dieser Geruch sehr lange auf der Haut hält, denn Alkohol würde ja mit der Zeit verdunsten. Ich habe noch andere Düfte aus der 4711-Reihe "Acqua Colonia", und die gefallen mir gut, denn bei denen habe ich dieses Phänomen nicht. Das gibt mir Rätsel auf. Schade, aber das ist so gar nichts für mich.