Susispinne

Es ist ein Tag im Mai, früh am Morgen. Die Luft ist noch klar und kühl. Ich setze mich frisch geduscht und eingecremt an meinen Schreibtisch, spitze erst einmal meine Bleistifte und genieße den Duft von frisch angespitztem Zedernholz. Genau diese Atmosphäre spiegelt für mich "Beauty" wieder. Das macht ihn zum idealen "Büroduft". Er ist frisch, klar und sachlich. Dabei wirkt er sehr dezent auf mein Umfeld. Meine Mitmenschen nehmen den Duft wahr, ohne ihn aufdringlich zu finden. Auf meiner Haut hält er sich viele Stunden. Inzwischen ist es früher Nachmittag, und der Bleistiftduft ist immer noch da, zart aber doch präsent. Mit ihm bleibt die Erinnerung an den klaren, frischen Morgen, auch wenn sich die Luft inzwischen erwärmt hat.

Ich hatte diesen Duft vor Jahren schon einmal und habe ihn in guter Erinnerung behalten. Nun hat mich die Sehnsucht gepackt, und er durfte erneut bei mir einziehen. Ursprünglich war er anscheinend für Babys gedacht, wobei ich es als bedenklich ansehe, wenn man kleine Wesen mit ihren empfindlichen und noch nicht ausgeprägten Sinnen schon mit Düften einnebelt. Aber für mich mag ich ihn sehr gerne. Es ist ein weicher, warmer Duft, der sich auf meiner Haut sehr subtil entwickelt. Er ist süß aber nicht klebrig und schon gar nicht aufdringlich, sondern ich habe den Eindruck, er verschmilzt mit dem Eigenduft meiner Haut und hüllt mich ein. Es ist für mich ein Wohlfühlduft, den ich am liebsten an gemütlichen Nachmittagen oder Abenden daheim trage, einfach nur zu meiner eigenen Freude. Die Sillage ist sehr fein und hautnah. Was nach Stunden bleibt, erinnert mich unterschwellig ein klein wenig an Räucherstäbchen aber eben immer nur als zarter Hauch.

Frisch aufgetragen ist der Duft sehr spritzig und fruchtig, wobei die Wassermelone absolut dominiert. Erst nach und nach gesellen sich die Aromen anderer Früchte hinzu, und es prägt sich eine süße Fruchtkomponente aus.
Auch die exotische Lotusblüte kommt nach einiger Zeit zum Vorschein. Nun erinnert mich der Duft an eine exotische Körpercreme, die ich einmal hatte und sehr mochte.
Amber, Moschus und Zeder, die das Fundament des Dufts bilden, schnuppere ich nicht explizit heraus, aber sie geben den Früchten und Blüten Zusammenhalt. Vor meinen Augen erscheint eine hölzerne Obstschale, üppig bestückt mit süßen Früchten und ein paar Blüten.
Momentan, wenn es draußen frostig ist, kann ich mich noch nicht so ganz auf den Duft einlassen, aber er wird mir ganz sicher den kommenden Sommer versüßen.

Laut diversen Beschreibungen soll dieser Duft einen teuren „Zwilling“ haben. Ich kann nur vermuten, dass der hochpreisige Designer-Duft gemeint ist, der ebenfalls „adore“ im Namen trägt. Zumindest habe ich hierzu schon Vergleiche gefunden.
Ich habe heute mal die beiden Düfte verglichen und muss gestehen, ich finde keine Ähnlichkeit. Schon die Zutatenliste ist eine völlig andere.
Dieser Duft von Sangado entwickelt sich auf meiner Haut jedenfalls ganz anders, und ich finde ihn sogar besser als sein angebliches Vorbild.

Frisch aufgesprüht nehme ich zuerst ein leicht fruchtiges Aroma wahr, aus dem ich Melone und Birne heraus rieche. Auch ein zart-blumiger Hauch ist schon wahrnehmbar. Die Herznote eröffnet im ersten Moment den süß-fruchtigen Geruch vollreifer Pflaumen, der jedoch sehr schnell verfliegt und einem frischen, blumigen Duft Platz macht. Die Rose macht sich für meine Nase nicht bemerkbar, aber ich erkenne die klaren Noten von Jasmin und Orchidee, die einerseits opulent und lang anhaltend sind, dabei aber ganz und gar nicht schwer daher kommen. Es ist ein eher sauberer Duft, bei dem ich weiße Blüten vor mir sehe und der alles andere als schwül wirkt.
Was von dem Duft bleibt und auch Stunden nach dem Auftragen noch auf meiner Haut zu erschnuppern ist, sind ganz dezent grün-holzige Noten, eingebettet in einen leicht cremig-seifigen Hauch, der mir gut gefällt. Den enthaltenen Moschus kann ich nicht erschnuppern, aber ihm ist wohl die gute Haltbarkeit zu verdanken.
Für mich ist dieser Duft eine angenehme Überraschung, denn er wirkt fein und ausgewogen, mit einer gewissen Eleganz. Die zurückhaltenden Blüten-Noten und die leichte, holzige Basis machen ihn für mich zu einem alltagstauglichen Duft, den ich rund um die Uhr tragen kann, da er nie aufdringlich wirkt.

Ich liebe den Duft von Bergamotte, sowohl im Tee als auch im Parfum. Er passt für mich zum Sommer, macht gute Laute und erfrischt. In diesem Duft ist all das eingefangen, was ich mir beim Namen erwartet habe. Schließe ich die Augen, dann kommen Bilder von Sommer, Sonne und Strand, aber auch von schattigen Olvienhainen und von lauschigen Abenden mit kühlem Weißwein auf einer Terrasse über den Dächern von Florenz.
Den besonderen Kick gibt es, wenn sich die Frische der Bergamotte in der Herznote mit einer leichten Schärfe von Ingwer vereint, sanft unterlegt mit einem Hauch von Zeder. Benzoe rieche ich nicht heraus, und der Moschus hält sich dezent zurück. Dass die beiden in dieser Komposition mitspielen, merke ich daran, dass ich die Bilder Italiens auch Stunden nach dem Auftragen noch hervorrufen kann; ich brauche nur die Augen zu schließen und zu schnuppern.